BMW & Hubert Hahne: Bis dass der Tod sie scheidet.

Natürlich könnte ich aus eigenem Erleben die Situation von BMW nach dem Krieg beschreiben, aber ich habe es als richtig empfunden, nachstehend dafür Wikipedia-Zitate zu verwenden. Beim Suchen nach passenden, kurzen Zitaten ist mir aber auch nicht entgangen, dass Wikipedia so eine Art Bibel ist: Man muss daran glauben.

Aber es stimmt, wenn dort zur Nachkriegssituation von BMW zu lesen ist:

„In München waren bis dato nie Automobile produziert worden, zusätzlich war das Stammwerk zerbombt und von Demontagen betroffen. Zunächst hielt sich das Unternehmen mit der Fabrikation von Motorrädern, Kochtöpfen und Fahrzeugbremsen über Wasser.“

Dann muss man einen Zusammenhang zwischen zwei Wikipedia-Informationen herstellen:

„1961 stellte das Unternehmen den völlig neu entwickelten BMW 1500 der „Neuen Klasse“ vor. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten wurde der Typ durch die Modelle BMW 1600, 1800 und 2000 ergänzt und zu einem großen Erfolg, der durch seine Siege bei Tourenwagenrennen verstärkt wurde.“

Und:

„1961: Der legendäre Paul G. Hahnemann („Nischen-Paule“) wird Vertriebsvorstand.“

Dabei muss ich mich an ein Gespräch erinnern, das ich mit Paul G. Hahnemann nach seinem Ausscheiden bei BMW hatte. Ab 1970 hatte Eduard von Kuenheim den Vorstandsvorsitz bei BMW übernommen und „Nischen-Paule“ hatte von der Zukunft von BMW andere Vorstellungen als Eberhard von Kuenheim. Eberhard von Kuenheim setzte sich durch. - Paul G. Hahnemann erzählte mir danach, warum BMW – d.h. also eigentlich er – den Motorsport in Verbindung mit der „neuen Klasse“ favorisiert hatte:

„Wir hatten nicht genug Geld für eine aufwendige Werbung, da kam Hubert Hahne im richtigen Moment zu uns, um durch Motorsporterfolge die ‚Neue Klasse‘ mit Rennsiegen und Titeln zu promoten. - Es gab zu dieser Zeit keine bessere und billigere Werbung.“

Das kann man verstehen, wenn man weiß, was ein Hubert Hahne verdiente und in Wikipedia liest:

„In den Sechziger- und Siebzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts war die wirklich große Zeit der Tourenwagenrennen. Dies entstand wegen der Konkurrenzsituation Alfa-Romeo (GTA, GTAm) zu BMW (1800 TI/SA, 1602, 2002) und Ford (Lotus Cortina, Escort Twin Cam) bei den Wagen bis zwei Liter Hubraum und BMW (CSL) zu Ford (Capri RS) bei den hubraumstärkeren Fahrzeugen. Es gab eine heiß umkämpfte und sehr populäre „Tourenwagen-Europameisterschaft“, deren spektakulärstes Rennen die 6 Stunden für Tourenwagen auf der Nürburgring-Nordschleife war. Hubert Hahne gelang es am 6. August 1966 im Rahmenprogramm des Großen Preises von Deutschland als ersten Fahrer, auf seinem Werks-BMW 2000 TI die Nordschleife im Rennen mit einem Tourenwagen unter 10 Minuten (09:58,5 Minuten) zu umrunden.“

Ich habe die großen Tourenwagen-Rennschlachten dieser Zeit z.T. als Zuschauer erlebt, weiß auch, dass BMW immer noch von den sportlichen Erfolgen dieser Zeit profitiert. Die Zeit hat sich gewandelt. Mein Bruder Hubert wurde Zeit seines Lebens von der Öffentlichkeit als BMW-Mann empfunden. Heute sind Werksfahrer von ihrer Einstellung her eher „Fremdenlegionäre“.

Wenn es heute noch jemanden mit einer Einstellung wie Jörg Müller – ähnlich der meines Bruders -  gibt, so muss der nach 25 Jahren als Werksfahrer für BMW eine Festanstellung einzuklagen versuchen - Er hat den Prozess verloren. - BMW das Gesicht. - Meine Meinung.

Mein Bruder Hubert wurde inzwischen am 17. Mai 2019 (fast) anonym in Adenau – „ein Stück Nürburgring“ – in einem Urnengrab beigesetzt.

Eine stille Trennung!

MK/Wilhelm Hahne

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