Todesanzeigen: Mehr Aufmerksamkeit durch Größe?

Als ich am Samstagmorgen, kurz nach 8 Uhr,  durch die Fußgängerzone von Mayen ging, wurde ich schon von Bekannten – denen ich zufällig begegnete - angesprochen, was ich denn so früh in einer Stadt machen würde, in der die meisten Geschäfte erst um 10 Uhr öffnen. - Abgesehen von Bäckern und dem Zeitungsladen.

Ich war so früh unterwegs, um mir eine Ausgabe des „Kölner Stadtanzeiger“ zu kaufen. Ich vermutete, dass an diesem Tag die Todesanzeigen zum Tod vom Otto Flimm dort erscheinen würden. - So habe ich auf die Nachfragen auch geantwortet:

„Ich kaufe mir so früh eine Zeitung.“

Es war eigentlich das erste Mal, dass ich mir eine Zeitung nur wegen der Todesanzeigen – genau genommen: Wegen einer Todesanzeige – gekauft habe. Mich interessierte, wann das Begräbnis stattfinden würde, da ich eine Einladung mit genauem Termin kaum erwarten konnte. - Von wem auch?

Ich war dann nach dem Aufschlagen der Zeitung doch über mich selbst erstaunt, weil ich – wie wahrscheinlich viele Leser – aus der Größe der Anzeige auf die Bedeutung geschlossen habe, die der Verstorbene für die hatte, die mit einer Anzeige die Öffentlichkeit vom Tod einer besonderen Persönlichkeit informieren wollten.

Den Text der „Belegschaftsanzeige“ habe ich z.B. als passend empfunden, die Größe der Anzeige des ADAC-Gesamtklubs dagegen – gerade wenn man wie in diesem Fall vergleichen kann – war doch überraschend. - Immerhin war Otto Flimm einige Jahre Präsident des ADAC-Gesamtklubs.

Man muss sich da schon die Frage stellen:

  • Wird die Größe einer Persönlichkeit von der Größe seiner Todesanzeige bestimmt?

Sicher nicht! - Aber man kann – vielleicht – aus der Größe schließen, wie wichtig jemand von Jemandem genommen wurde. - Was dann aber auch bedeuten würde, dass man durch die Größe einer Todesanzeige etwas heucheln kann, was gar nicht vorhanden ist.

Bisher habe ich eine Todesanzeige als eine geradezu sachliche Information der Öffentlichkeit empfunden, mit der einem Toten nahe stehende Menschen aber auch versuchen, ihre Beziehung zum Verstorbenen deutlich zu machen.

Was ist dann da wichtig:

  • Wenig Text in einer großen Anzeige?
  • Viel Text in einer kleinen Anzeige?

Eigentlich habe ich bisher solche Anzeigen, wenn es Anzeigen von Familien waren, immer ziemlich wertfrei gelesen. - Plötzlich mache ich mir Gedanken!

Weil in diesem Fall verschiedene „Nachrufe“ vergleichbar zusammen standen. (Wie das Foto zeigt.)

Und die Gedanken sind frei!

MK/Wilhelm Hahne

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