Beck’sches NR-Baudenkmal: Ein „ru. trojan. Pferd“?

Manchmal wird plötzlich klar, was man vorher nicht verstanden hat. „Ochs vor’m Berge, eins, zwei drei!“ - Der Kindervers trifft zumindest auch auf mich manchmal zu. - Darum muss ich mich heute – sicherlich ungewöhnlich – für den folgenden Vorspann bei „Greenpeace“ bedanken. Dort las ich – nicht gerade zufällig: „Russland ist Weltmeister im Export von Atomkraftwerken – das staatseigene Unternehmen Rosatom hat bislang 18 Nuklearreaktoren nach Europa verkauft; sie stehen in Finnland, Ungarn, Bulgarien, in der Slowakei und in Tschechien. Doch Russland liefert nicht nur Technik, sondern auch den Brennstoff. Für Putin ist Atomkraft ein Wachstumsmarkt: Russland besitzt 43 Prozent der weltweiten Kapazitäten zur Urananreicherung, und produziert rund ein Drittel des weltweiten Bestandes an Uranhexafluorid, einem Stoff, der zur Anreicherung benötigt wird. Diese Atomkraftwerke sind abhängig von russischen Lieferungen – und sollen es nach Putins Wunsch auch bleiben.“ - Außerdem habe ich mich informiert, wer denn eigentlich in Europa – und wenn, wie stark? - auf Atomkraft setzt. - Mich hat überrascht festzustellen, das Frankreich nach den USA, die zweitstärkste Nation in der Welt ist (!), die z.B. auf Atomstrom setzt. - Aber nun mal wieder zurück zum provinziellen Titel:

Beck’sches NR-Baudenkmal: Ein „ru. trojan. Pferd“?

Dieses „NR“ im Titel steht natürlich für „Nürburgring.Mit diesen Zeichen beginnt auch der Namen einer besonderen GmbH, die bisher in der Öffentlichkeit – obwohl sie sehr am Schicksal der „Grünen Hölle“ Anteil nimmt – nicht zur Kenntnis genommen wurde. Die „NR Umwelt GmbH“ ist halt bisher in der Mischung von Verwaltungs GmbH’s und GmbH & Co. KG’s ein wenig untergegangen. Dabei kommt ihr eigentlich eine größere – vielleicht auch große - Bedeutung zu.

Diese GmbH hat aktuell nicht nur zwei Geschäftsführer, sondern auch zwei Teilhaber, die man bereits von ihrer Arbeit am Nürburgring kennt. Sie arbeiten im Hintergrund der Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG, besstimmen deren Geschicke klar:

  • Viktor Martin, ein gebürtige Russe, hält 80 Prozent der Anteile an der NR Umwelt GmbH, Martin Lemler, ein Deutscher, 20 Prozent. Beide sind dort auch Geschäftsführer. Diese Firma beschäftigt sich nicht nur mit der Beseitigung von Haushaltsmüll, wie man einer russischen Internetseite entnehmen kann, deren Firmierung mit „NR“ auch an den Nürburgring und die deutsche NR Umwelt GmbH erinnert:

Was auf dem heute gemachten Screenshot in russischer Sprache zu sehen ist, liest sich in deutscher Sprache so:

„Fortschrittliche europäische Technologien im Bereich Hausmüll und Entsorgung gefährlicher Abfälle“

Jeder weiß, dass auch die Entsorgung von Hausmüll gut organisiert sein will und es da auch Firmen geben muss, die eine solche Entsorgung profimäßig vornehmen. Aber was ist unter „Entsorgung gefährlicher Abfälle“ zu verstehen, wenn man diesen Anteil als so wichtig empfindet, dass man ihn selbst auf einer Internetseite im informativen Titel erwähnen muss?

Und was hat der Nürburgring damit zu tun? - Sicher genauso wenig, wie eine Achterbahn am Nürburgring, die auch nicht genutzt – und nicht gebraucht - wird! - Kurt Beck, der damalige Landesfürst von Rheinland-Pfalz war da sicher anderer Meinung. Sonst hätte man doch nicht so um 12 – 14 Millionen Euro „in den Sand gesetzt“! - Jedenfalls hat er mit seinen Entscheidungen ein Baudenkmal geschaffen, dass ihn – zumindest für mich – unvergesslich macht!

Aber die jetzigen Besitzer des  Nürburgrings – wer immer das auch ist – sind wohl der Meinung, dass zu einer NR Holding AG auch eine NR Umwelt GmbH gehören muss. Gerade in Zeiten, wo das Thema „Umwelt“ in der Öffentlichkeit großes Interesse findet. - Nur deshalb?

Unverständlicher Weise wurde als Standort dieser Nürburgring-Umweltfirma, der dem Nürburgring nicht gerade nahe gelegene Ort Erlensee zugewiesen. Man findet die „NR“-Firma  – überraschend? - im Handelsregister beim Amtsgericht Düsseldorf unter HRB 85345. - Das ist nicht überraschend, wenn man weiß, dass die eigentliche Besitzfirma des Nürburgrings, die NR Holding AG, zwar auch ihren Sitz in Erlensee hat, aber der handelsgerichtliche Eintrag auch beim Amtsgericht in Düsseldorf unter HRB 73509 zu finden ist.

Wenn meine Leser sich für Details interessieren, können sie unter www.northdata.de nachschlagen. Allerdings ist im Fall der NR Umwelt GmbH unter „Einfache Suche“ wenig zu finden. Da müsste man schon die „Power Suche“ bemühen, die natürlich nicht kostenlos ist.

Der Standort Erlensee für die Nürburgring-Besitzfirma ist sicherlich denen erklärlich, die schon meine „alte“ MK_Geschichte vom 27. April 2022, „Durchgeblickt: Von Rädchen & Rädern am Nürburgring!“ gelesen hatten. (Mit einem Klick HIER sind Sie da!) Aber da hat sich inzwischen natürlich schon etwas – z.B. in der Geschäftsführung der Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG – geändert. - Auch das war hier in Motor-KRITIK zu lesen.

Nicht zu lesen war: Es bestand auch bis 2010 eine Geschäftsführer-Verbindung von Viktor Martin – den man auch vom Nürburgring kennt – zu einer Firma GMB Handel GmbH, „damals“ Industriestraße 9a, 63954 Hasselroth, heute Herrenstraße 4, 67251 Freinsheim. Aktuelle Geschäftsführer sind dort die Herren Klaus Fischer, Freinsheim und Vladilav Gryaznov, Moskau. Der Letztere hält auch 50 Prozent der Besitzanteile an dieser Firma, deren andere Hälfte von einem Vladimir Belyakov, Moskau gehalten werden.

Bei der NR Umwelt GmbH muss auch noch etwas anderes auffallen: Der erste 20 Prozent-Teilhaber an dieser Firma war eigentlich – wie Viktor Martin = 80%-Teilhaber – auch ein Russe: Anton Russkikh. Michael Lemler scheint erst in letzter Zeit hier als Mitbesitzer eingestiegen zu sein.

Wie man dem Screenshot oben entnehmen kann, ist die russische NR Holding eine Abfallentsorgungsfirma, kann Müll, aber auch solchen der Gefahrenstufe 1-2 entsorgen. Dazu arbeitet sie u.a. mit dem russischen Staatskonzern „Rosatom“ zusammen, der sich nicht nur mit der Waffenproduktion beschäftigt, sondern sich auch in Sachen Atom sehr gut auskennt und dort auf allen Gebieten tätig ist.

Der SPIEGEL informierte mit einem Artikel am 16. April 2021:

„Unweit der Stadt Lingen mit ihren malerischen Treppengiebeln und Fachwerkhäusern steht ein sogenanntes Brennelementewerk: eine Fabrik, die sozusagen den Treibstoff für Atomkraftwerke herstellt. Und das wohl noch ziemlich lange: Der Betreiber Advanced Nuclear Fuels (ANF), eine Deutschlandtochter  des französischen Staatskonzerns Framatome, hat nach eigenen Angaben Verträge bis ins Jahr 2032 . Stand heute.“

„Framatom“ und „Rosatom“ sind also zwei Staatskonzerne, die ein gemeinsames Interesse eint. Darum muss ich jetzt noch einmal „Greenpeace“ zitieren, wo man lesen kann:

„Rosatom ist mit etlichen europäischen Atomkraftdienstleistern verstrickt: Das in Deutschland ansässige Unternehmen NUKEM, das europaweit Atomkraftwerke stilllegt und Atommüll beseitigt, ist ein hundertprozentiges Rosatom-Tochterunternehmen. Die Firma Urenco in Gronau lieferte über 25 Jahre insgesamt 45.000 Tonnen abgereichertes Uran nach Russland – offiziell zur Wiederanreicherung, de facto aber zur Endlagerung. Die französische Atomindustrie, die bei weitem die größte aller EU-Länder ist, arbeitet auf allen Ebenen der Produktionskette eng mit Rosatom zusammen, von der Urangewinnung und der Abfallbehandlung bis hin zum Bau und Betrieb von Kraftwerken.“

Und was die aktuelle Produktion von Brennstäben für den Einsatz in Atomkraftwerken betrifft, so musste sich der SPIEGEL schon 2021 vom Bundeswirtschaftsministerium sagen lassen:

„Der Atomausstieg bezieht sich auf die gewerbliche Stromerzeugung in Kernkraftwerken, nicht auf die Produktion von Brennelementen.“

Die ist übrigens lt. Aussage der deutschen (?) Firma bei Lingen (in französischem Besitz) noch bis 2032 vertraglich gesichert. Darum war auch die russische Rosatom am Kauf dieser Firma von der Framatom interessiert. - Aber das hat dann wohl nicht geklappt.

Es ist vielleicht so auch nicht eigenartig, dass sich nun eine Firma, die eigentlich auch mal ein wenig russisch geprägt war, nun mit aktueller deutscher Beteiligung, für „Müll“ interessiert. - Auch den der Gefahrenklasse 1-2? - In Deutschland! - In Russland!

  • Ist Deutschland evtl. ein Transitland für Atommüll?

Es ist wohl eine Tatsache, dass die NR Umwelt GmbH mal eine 100-Prozent-Tochter der NR Holding in Moskau war. Jedenfalls war sie in russischem Besitz. Bis jetzt durch Michael Lemler dort ein Stück deutsches Besitztum dargestellt wird.

Und die russische NR Umwelt Holding ist wieder eine 100-Prozent-Tochter einer 000 „Kapital Grupp“ 61044, Kirov Oblast, Kirov, ul., Luganskaia, 53a. Der Direktor dieser Firma ist Alektsandr Georgievich Beloborodov, der auch gleichzeitig Direktor der NR Umwelt Holding in Moskau ist.

Viktor Martin, in Aschaffenburg wohnend, ist der Statthalter der deutschen NR Umwelt GmbH in Erlensse. Über die A3 sind es bis Erlensee für ihn um 30 Minuten Autofahrt.

Je Länger man sich mit diesen Zusammenhängen beschäftigt, desto „märchenhafter“ werden die möglichen Zusammenhänge. Es wäre sicherlich zwecklos, deutsche Politiker um Auskunft zu diesem Thema zu bitten. - Es ist jetzt Sommerpause!

Man würde in diesem Zusammenhang wohl auch nur die gebetsmühlenartig immer wieder wiederholte Aussage hören, dass man den Nürburgring schon lange verkauft habe und zu dem Thema nicht mehr zu sagen habe.

Oder aber man erhält, wenn man sich an die rheinland-pfälzische Landesregierung wendet, um von dort zu erfahren, was denn nun mit dem russischen Eigentum in der Eifel, dem Nürburgring – oder seinem russischen Besitzer – geschieht, die Antwort: Man möge sich doch bitte an Berlin oder Brüssel wenden.

Kann ja auch sein, dass jetzt die in den großen Verlagen aktuell wieder neu gebildeten Investigativ-Redaktionen mit der Arbeit beginnen. - Meine Geschichte könnte eine Anregung sein!

Das würde ich mir wünschen! - Denn ein alter Mann, im „Sibirien Deutschlands“ lebend, kann nicht alles alleine machen und würde gerne zu diesem Thema mal wieder gut recherchierte Fakten aus „großen Blättern“ zitieren.

MK/Wilhelm Hahne
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