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Michael Preute ist 85 Jahre alt geworden. Am Sonntag ist er in seinem Haus in Dreis-Brück nicht mehr aufgewacht. Wir sind zwei wichtige Mal im Leben aufeinander getroffen. Per Zufall. Das erste Mal Mitte der 50er Jahre, als er an einem Sonntag am Haus meiner Eltern klingelte. Er wohnte auf der gleichen Straße, wie meine Eltern und ich.
Ich habe die Tür geöffnet und der junge Mann vor mir fragte, ob ich ihm vielleicht eine Schreibmaschine leihen könne, da er für eine Lokalzeitung dringend noch einen Sportbericht schreiben müsse. - Seine sei plötzlich defekt geworden.
Ich hatte eine kleine Reiseschreibmaschine und er hat sie mir dann am nächsten Tag zurück gebracht.
Jahrzehnte waren vergangen, ich lebte längst in der Eifel. Da habe ich zusammen mit meiner Frau eine Lesung in Adenau besucht. Ein Jacques Berndorf las aus einem „Eifel-Krimi“. Ein Freund hatte uns einen seiner ersten Eifel-Krimis geschenkt. Wir fanden „Eifel-Blues“ gut, weil das Umfeld real geschildert wurde und wir wollten diesen Krimi-Schreiber dann mal live erleben.
Je länger ich damals seiner Lesung lauschte – Stimmen verändern sich auch über Jahrzehnte kaum - desto klarer wurde mir – ich kannte inzwischen auch seinen bürgerlichen Namen, Michael Preute – dass ich diesen Mann vor Jahrzehnten schon mal erlebt hatte – nämlich an der Tür zum Haus meiner Eltern.
So habe ich dann auch das Gespräch nach der Lesung gesucht und tatsächlich: Mein Erinnerungsvermögen funktionierte so gut, wie dann auch seines. Er hat sich gefreut, an seine damals erfreulichen Lehrjahre als Journalist erinnert zu werden und wir haben uns in der Folge dann schon mal im „Stellwerk“ in Monreal oder anderswo getroffen.
Oder er rief mich schon mal an, ob ich nicht auch eine Idee zu einem weiteren Eifel-Krimi hätte. Ich hatte. Aber nicht alle haben ihm gefallen. So ist aber z.B. „Eifel-Rallye“ entstanden, wo ich – zusammen mit meiner Frau – mit ihm durch ein Stück Eifel gefahren bin, um ihm die Orte der möglichen Handlung näher zu bringen. So ist es fast normal, dass sich im Inneren dieses Taschenbuches auch die Widmung findet:
„Ganz herzlich für Bigi und Wilhelm Hahne in Virneburg“
Wir hatten bei manchen Büchern viel Spaß. Wenn er mir z.B. versprach:
„In meinem nächsten Krimi lasse ich dich gleich zwei Mal sterben!“
Zu „Nürburg-Papiere“ habe ich eine Menge Fakten zugeliefert. Aber Kurt Beck hat Michael wohl mit einer kleinen Spende milde gestimmt. Und ich war sauer, als er dieses Buch – dessen Inhalt ich nicht kannte – dann zunächst in Mainz vorstellte und erst danach im „Dorint“-Hotel am Nürburgring.
Jahre vorher hatten wir aber nochmal so richtig gut – übrigens auch im „Stellwerk“ – zusammen mit einigen anderen Freunden meinen 70. Geburtstag gefeiert. - Und dabei viel gelacht. - Wenigstens bei dieser Geburtstagsfeier. An meiner Küchenwand hängt seitdem ein Foto von uns – inzwischen von der Sonne gebleicht - auf dem wir beide herzlich lachen. Über Alle und Alles!
Später hat nicht nur unser Kontakt etwas gelitten, unter Einflüssen, die ich nicht beeinflussen konnte und wollte. Auch andere seiner Freunde berichteten über empfundene „Störeinflüsse“.
Was mir an Michael gefallen hat war, dass alles was er machte, konsequent machte. Er hat nicht ab und an getrunken. Er war Alkoholiker. - Er hat dann nicht etwa „etwas weniger“ getrunken, sondern konsequent keinen Tropfen mehr. Er war Journalist durch und durch. - Immer! - Auch später, als er – wieder ein wenig in der Eifel zur Ruhe gekommen – „nur noch“ Kriminal-Romane schrieb.
Meine Frau und ich haben schon mal nach Erscheinen eines seiner Krimis bestimmte dort geschilderte Orte – die wir bisher nicht kannten – besucht. - Alles war so, wie dort beschrieben. Michael hat auch diese Arbeit journalistisch genau genommen!
Aber schon vor Jahren hatte er plötzlich keine Lust mehr. Nach einem Telefonat mit seinem Verleger habe ich ihm dann – er hatte zufällig Geburtstag – einen langen Brief geschrieben. Ich hoffte, ihm wieder Mut machen zu können. - Er hat sich darauf nicht mehr gemeldet.
Nun ist Michael Preute tot. - Als Jacques Berndorf wird er weiterleben. Nicht nur in vielen, vielen Bücherschränken, sondern auch im Gedächtnis vieler seiner Leser.
So hatte er den Katzen in seinen Büchern einen Platz eingeräumt, weil er wusste, dass er damit auch einen Teil seiner Leserschaft erfreuen würde. - Morde gab es als „erschreckende“ Zugabe.
Mich hat er als Mensch erreicht. - Ich denke gerne an ihn! - Er ist ein positives Beispiel dafür, dass man auch das Negative ins Positive verkehren kann. - Wenn man will!
Michael wollte. - Auch gerne leben. - Er wusste auch, dass jedes Leben endlich ist. - Aber er hatte keine Angst vor dem Tod!
Nun ist er einfach gegangen. Ohne sich zu verabschieden.
Michael, ich denke gerne an Dich!
Wilhelm