Opel Rallye Kadett & Pirelli Gran Premio d’Italia!

Was das miteinander zu tun hat? - Eigentlich nichts. Darum wird auch nicht in einem direkten  Zusammenhang darüber gesprochen! - Oder doch? - Ich fand jedenfalls, dass ich an einem Dienstag  nach dem F1-Rennen in Monza auch mal als Journalist darüber ein paar Worte verlieren sollte. Ich höre und lese aktuell: „Spannendes Rennen“, „Ferrari hatte den besseren Reifenverschleiß“, „Leclerc mit einer ‚Alles-oder-Nichts‘-Taktik“ und „Sensationssieger in Monza“. - Toll! - Für Andere! - Für mich persönlich ist die aktuelle Formel 1 eine andere, besser in die Zeit passende Art von „Holliday on Ice“, ist eigentlich ein richtiger „Formel 1-Zirkus“. - Nun habe ich in ein paar Jahrzehnten, die ich nun schon den Motorsport – auch selbst aktiv – als Journalist begleite, schon eine Menge erlebt und beobachten können. Da sieht man dann – vielleicht auch durch die persönliche Erfahrungen, die man als nüchtern und aufmerksam zuschauender Journalist  abspeichern konnte – die Welt ein wenig anders. Man wird zumindest nach dem Zuschauen bei RTL schon ein wenig nachdenklich. - War das wirklich ein Erfolg durch „Strategie-Poker“? - Alles kann, nichts muss! Dann ist mir dazu auch noch dieser eigenartig klingende Titel eingefallen:

Opel Rallye Kadett & Pirelli Gran Premio d’Italia!

Dieser Titel scheint wirr zu sein, aber er ist es nicht.! Mir ist er eingefallen, als ich das Formel 1-Rennen per Fernseher in Monza verfolgt habe. Das war in diesem Fall, wegen eines Abkommens mit „sky“, über RTL möglich. Dort in Monza waren dann die „üblichen Verdächtigen“ unterwegs.

Ich finde es bemerkenswert, wie RTL mit „tollen Informationen“ plus „teurer Werbung“ die Sendezeiten eines Sonntagnachmittags füllt. Das ist alles so, wie man „das heute eben macht“. Der TV-Zuschauer wird entsprechend seiner Ansprüche versorgt. Das sind nun mal mehrheitlich keine Formel 1-Experten.

Ich habe mir aber die Bilder gerne angesehen, auch gerne die Kommentare angehört. So lerne ich vielleicht mal, wie man „Filme“ mit Kommentaren unterlegt, die die Zuschauer interessieren sollen.

Selbst ich war manchmal geradezu begeistert, was einem so alles einfallen kann, wenn man eigentlich nicht weiß, wovon man spricht!

Ich habe den Ferrari-Sieg am Fernseher mit erlebt. - Ein Ferrari-Sieg in Monza! - Er wird von den „Tifosi“ erwartet! Er ist kein Muss, aber man sehnt ihn sich herbei! - Wenn nicht hier, wo sonst?

  • Und in Modena werden wieder alle Glocken geläutet haben!

Auch bei mir. - Mir fiel nämlich ein, dass ich gegen Ende der 60er Jahre von Conti – ich weiß es nicht mehr genau – entweder 40 Reifen oder 40 Satz Reifen gekauft habe, die ursprünglich einmal von Opel bestellt, direkt beim Reifenhersteller in Auftrag gegeben waren. Aber man hatte die nicht mehr abgenommen, weil man irgendeinen Cup mit dem Rallye Kadett nicht mehr durchgeführt hat.

Um dort siegen zu können, hatte man in Rüsselsheim in Hannover für den Einsatz der Rallye-Kadett einen Rennreifen bestellt, der aber aussehen musste – auch im Profil und in den eingeprägten Zahlen – wie ein normaler Straßenreifen. - Der Rallye-Kadett wurde damals in Bochum gefertigt.  

Dieses Auto wurde z.B. in Bochum in der Endfertigung perfektioniert, indem man mit einem Gummi-Hammer den Fensterrahmen ein wenig bearbeitete, damit der besser an der Gummidichtung anlag. - Ich habe das selber gesehen! - That’s live!

    • Beim Reifen kam es auf die Mischung an. Mehr Grip, sollte den „Werkswagen“ leichte Vorteile verschaffen! - Mehr nicht!

Denn eigentlich waren normale „Straßenreifen“ vorgeschrieben! Da Conti auch „Erstausstatter“ bei Opel war, war der Wunsch derer aus Rüsselsheim denen aus Hannover ein Befehl!

Ein anderes persönliches Erlebnis mit Pirelli und Opel:

Da hatte ein Opel-Testteam einen Pirelli-Reifen als den besten in einem aufwendigen und teuren Reifenvergleich am Nürburgring ermittelt. Tatsächlich hatte dann mein „Rekord“-Testwagen später, den ich aus Rüsselsheim erhielt, auch diesen Pirelli-Reifen montiert.

Weil mich das interessierte, habe ich dann als Journalist feststellen dürfen:

In der Serie wurden keine Pirelli-Reifen montiert, weil die im Einkauf zu teuer waren. Da gab es dann alles was billig war. - Aber auf den Testfahrzeugen für die Tester der Auto-Zeitschriften, da waren „Pirellis“ montiert! - Damit die Kosten für das Opel-Testteam am  Nürburgring nicht umsonst waren?

Leider wurde der o.e. Cup mit dem Rallye-Kadett bei Opel relativ schnell wieder eingestellt. Es war vielleicht ein Befehl aus den USA. Ich weiß es nicht. Jedenfalls hatten Vorstände in Rüsselsheim nur auf dem Papier etwas zu sagen. - Alle wichtigen Entscheidungen fielen für Opel in den USA.

Wichtige Rüsselsheimer Vorstände hatten so Zeit, lange Prozesse gegen mich zu führen. Und sogar zu gewinnen. So bin ich denn wahrscheinlich der einzige Journalist in Deutschland, der jemals für eine Satire gerichtlich bestraft wurde. Ich habe zwei Opel-Vorständen eine fünfstellige Entschädigung zahlen müssen, weil sie durch meine Satire so gelitten hatten!

Aber zurück von den menschlich so empfindlichen, zu den pfiffigen Opel-Mitarbeitern, die ihre überlegene Position, gegenüber dem Zulieferer Conti nutzten!

So gab es dann – nach der ersten Einstellung des Opel Kadett Rallye-Cup - bei Conti noch einen kleinen Bestand an speziell gefertigten „Rennreifen“, denen niemand diese tollen Eigenschaften ansah, da sie optisch – auch in der Beschriftung – den Serienreifen exakt glichen, weil die lt. der entsprechenden Ausschreibung auch nur gefahren werden durften. - Opel brauchte sie nicht mehr, hat sie darum auch nicht mehr abgenommen!

  • Opel hatte bei der Bestellung dieser Reifen darauf Wert gelegt, das diese dem Serienreifen optisch exakt glichen . Aber sie mussten natürlich besser, schneller sein als das, was eigentlich vorgeschrieben war.

So waren diese Contireifen „etwas gleicher als gleich“ und genau das, was Opel brauchte, um das Modell Opel Rallye Kadett werksseitig „gut aussehen zu lassen“.

  • Warum gerade ich von diesem kleinen Täuschungsversuch weiß?

Nun, ich habe – wie ich schon schrieb - die bei Conti noch am Lager befindlichen letzten Reifen den Hannoveranern abgekauft, nachdem die von Opel nicht mehr abgenommen wurden.

Ich habe sie dann meinen Autobianchi-Kunden (A 112) verkauft, die dem A 112 gerne ein wenig sportlicher, schneller erlebt hätten! Ich bin sie auch selber bei Rennen gefahren, bei denen andere Konkurrenten auf Slicks unterwegs waren. Es war ein normaler Rillenreifen. Aber dieser Reifen war bei einem Langstreckenrennen dann auch bei einsetzendem Regen ohne Reifenwechsel weiter zu fahren. Und wenn man zwei Reifenwechsel sparen kann… -

Zufällig bin ich auch der „Erfinder“ des Autobianchi A 112-Cup von „damals“! - Ich habe – natürlich kostenlos – für den damaligen Importeur Walter Hagen in Krefeld, die komplette Ausschreibung entwickelt und zu Papier gebracht, nachdem ich dem dortigen Vertrieb einen solchen Cup als wirkungsvolle Marketing-Maßnahme empfohlen hatte.

  • Johannes Scheid aus Kottenborn, später mit dem „Eifelblitz“ bekannt geworden, hätte sonst niemals mit einem A 112 einen Autobianchi-Cup gewinnen können! - Weil es ihn vorher nicht gab!

Später – danach - hat mir dann der gleiche Importeur-Vertrieb Hausverbot erteilen lassen, als ich dem damaligen Verkaufsleiter klar machen wollte, wie man Automobile abstellt, lagert und worauf man bei der Auslieferung achten sollte.

Na ja, dieser „Importeur“ ist dann im Nirrwana verschwunden. Die Firma wurde 2017 im Handelsregister gelöscht.Wer kennt heute noch Walter Hagen, der noch früher als den A 112, u.a. den englischen Standard Vanguard importierte? Den werden sogar die meisten meiner aktuellen Leser nicht kennen!

Das alles wurde am Sonntag bei mir wieder „angestoßen“, als Ferrari den „Pirelli Gran Premio d’Italia“ gewann. Ich war fasziniert, als Charles Leclerc, nachdem er als einer von zwei Spitzenfahrern bei Ferrari, einen Reifenwechsel gespart hatte – dann schließlich als Sieger über die Ziellinie fuhr.

Natürlich ist Pirelli, ein italienischer Reifenhersteller, auch Erstausrüster von Ferrari-Serienfahrzeugen. Es gibt da sicherlich gute Kontakte. Pirelli baut auch – auf Wunsch der Veranstalter - die wohl derzeit schlechtesten Reifen die man für einen F1 überhaupt fertigen kann. Pirelli wurde darum auch schon gelobt, weil so ein vorgeschriebener Reifenwechsel auch unumgänglich wird. Mit so einem Reifen könnte ich – um das für meine Leser begreifbar zu machen – vom Nürburgring aus nach Köln fahren. Dann müsste ich meine Frau bitten, mir doch einen neuen Satz Reifen zukommen zu lassen, damit ich wieder zurück in die Eifel komme.

  • Wer so etwas kann, der dann auch etwas – nur etwas – haltbarere Reifen fertigen! - Selbst wenn es nur ein paar Wenige sind.

Wenn man so einen Reifen hat, dann kann man – vielleicht – auch einen Reifenwechsel sparen, den andere alle vornehmen müssen. - So könnte ich mir das vorstellen! - Was natürlich nicht heißt, dass es so passiert sein muss!

  • Wie man so schön sagt: Alles kann! - Nichts muss!

Ich habe mir mal die Differenzen zwischen der schnellsten Runde im 3. Qualifying und schnellster Rennrunde von zwei Fahrern angesehen. Im Rennen ist die Formel 1 eigentlich immer „dramatisch“ langsamer als im Qualifying. Dieses Mal waren zwischen guten Fahrer in Monza interessante Differenzen feststellbar:

  • Differenz beim Rennsieger Leclerc 3,765 sec – Im Quali war Leclerc 4. gewesen.
  • Die Differenz beim 6. , Verstappen  1,723 sec – Im Quali war Verstappen nur 7. geworden.

Blickt man auf diese Unterschiede, dann ist Leclerc in Relation zu Verstappen geradezu spazieren gefahren. Die McLaren-Fahrer lagen da mit 2,105 sec (Norris) und 2,507 sec (Piastri) sozusagen im „Mittelfeld“, während Sainz auf dem 2. Ferrari mit einer Differenz von auch 3,765 sec auch gemütlich und eigentlich „langsam“ fahrend, im Rennen 4. wurde.

2023 waren in Monza die Differenzen zwischen schnellster Quali- und schnellster Rennrunde deutlich größer. Sie lagen bei 5 sec. Verstappen gewann 2023 das Rennen. Die Differenz zwischen schnellster Quali- und schnellster Rennrunde lag bei 4,933 sec.; Leclerc beendete das Rennen 2023 mit einer Zeitdifferenz von 5,219 sec auf Platz 4.

Den Vergleich finde ich interessant! - Es gibt im internationalen Motorsport keine Rennen, bei denen die Differenz zwischen schnellster Runde im Zeittraining und Rennen so groß ist. Die Formel 1 nimmt da eine Sonderstellung ein!

Ich habe mit diesem Vergleich aber eine andere Idee verfolgt! - Weil ich z.B. durch meinen Kauf von „Reifen-Restbeständen“ weiß, welche verschlungenen Wege Automobilhersteller schon mal einschlagen können, wenn sie einen Erfolg wirklich dringend brauchen. Und wenn er vielleicht auch sonst – vielleicht sogar dem F1-Veranstalter – gefallen würde! - Sport, Spiel, Spannung!

Ich könnte noch von einigen anderen Beispielen erzählen, bei denen Hersteller sehr geschickt mit dem Thema Reifen umgegangen sind. Natürlich ist das kein Betrug, sondern lediglich ein Beispiel für den Vorzug von menschlicher Intelligenz! - KI könnte das nicht! - Denn es gibt – offiziell! - keine Beispiele dafür, an denen sich eine KI orientieren, lernen könnte.

Ein Beispiel wäre Michelin, wo es lange für „besondere Kunden“ auch „besondere Reifen“ gab, die sich optisch nicht von denen unterschieden, die jeder Sportfahrer und jedes Team kaufen konnte. Damit konnte man manchmal auch innerhalb eines Werksteams dann kleine Differenzen deutlich machen. - Wenn sie denn erwünscht waren!

Ein anderes – ganz anderes - schönes Beispiel wäre, wie z.B. Mercedes in Nürnberg bei der DTM die Konkurrenz in Sachen Reifen ausgetrixt hat. Aber das könnte einer der damals Verantwortlichen besser erzählen! - Die leben noch!

Das wäre übrigens auch ein Lehrbeispiel dafür, wie man als Journalist mit menschlicher Intelligenz arbeitend, auch deutlich besser sein kann, als jede aktuelle KI!

Übrigens müssen die Fahrer nicht unbedingt wissen, wie man ihre Siege – oder auch Niederlagen - in einem Werksteam vorbereitet. - Auch Nico Rosberg war vollkommen ahnungslos! - Weshalb „Toto“ Wolff bis heute dem Nico böse ist, nachdem der dann, nachdem der F1-Weltmeister war, sofort dem Formelsport Ade sagte. Das war von "Toto" Wolff anders geplant!

    • Man hält aber grundsätzlich gerne die eigenen Fahrer dumm!

Manchmal braucht man das auch nicht! - Wenn man über den richtigen Fahrer verfügt bzw. das alles richtig „angeleiert“ hat, indem man dann als Rennleiter einen Fahrer verpflichtet, den man als Manager mit aufgebaut hat. - „Toto“ weiß wie es geht!

Aber das wäre aber wieder eine andere Formel 1-Geschichte, die aber von einem guten F1-Journalisten geschrieben werden müsste! - Da gibt es z.B. einen sehr kenntnisreichen bei… -

Wenn sein Chefredakteur ihm das erlaubt und der Verlag hinter seinem Chefredakteur steht, obwohl der damit vielleicht damit einen wichtigen Anzeigenkunden verärgern würde!

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MK/Wilhelm Hahne
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