ADAC 1000 km-Rennen '24: Kein gewöhnliches Rennen!

„Die Emotionen erwachten wieder. Keine Balance of Perfomance, keine vorgeschriebene Mindeststandzeiten in den Boxen – Grenzen werden lediglich durch sicherheitsrelevante Themen aufgezeigt. Nicht die schiere Motorleistung entscheidet, sondern fahrerisches Können, der einfühlsame Umgang mit dem Rennwagen, dem Motor, den Reifen und Bremsen. Das Team an den Boxen, wo jeder Handgriff sitzen muss.“ - Würde ich raten lassen, wer diese Sätze geschrieben hat, so würden nur wenige Namen genannt werden, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht der, der die ersten Sätze im Vorspann zu dieser Information verantwortet. Sie sind nämlich auf der Seite der Nürburgring 1927 GmbH & Co. GmbH zu finden, der die Rennstrecke dem Veranstalter vermietet hat. - Wer hätte eine Verkündung der Wahrheit von dieser Seite erwartet? - So war das auch der Anlass für Motor-KRITIK einmal nachzuschauen, was sich am letzten Wochenende denn am Nürburgring wirklich abgespielt hat. - Eine Erinnerung an die Zukunft? - Aber es gab noch einen weiteren Grund – leider einer traurigen - dieses Rennen und seinen Ablauf zu beobachten. - So war das...

ADAC 1000 km-Rennen 2024: Kein gewöhnliches Rennen!

Nein, es war auch kein 1000-km-Rennen, wie es ab 1953 auf der Nürburgring-Nordschleife ausgetragen wurde. Ich habe auch damals schon als Zuschauer an den unterschiedlichsten Punkten der Nordschleife gestanden. Ich erinnere mich an Rennen bei schönen Wetter, ich erinnere mich – gerne – auch an Rennen, die bei strömendem Regen stattfanden.

Bei einem war ich als Zuschauer oben am „Brünnchen“ und habe begeistert einem John Surtees zugeschaut, als der das Rennen dann auch mit einem Ferrari gewann. Surtees hatte ich auch schon als Motorradfahrer erlebt und es war für mich ein Genuss zu erleben, wie der mit einem Gefühl für den Grip der Strecke bei Regen, wie ihn nur ein Motorradfahrer haben kann, dann seinen Ferrari optimal im Grenzbereich bewegte. Da war es fast selbstverständlich, dass John Surtees gewonnen hat. Es war der einzige Teilnehmer mit einer Rennerfahrung als Motorrad-Fahrer!

Das alles ging mir durch den Kopf, als ich in diesem Jahr dann wieder zu einem ADAC 1000-km-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife unterwegs war.

Schon beim Betreten des Fahrerlagers war ich „in einer anderen Welt“. Es hat mich an meine alten VLN-Zeiten erinnert. Das Fahrerlager war nicht mir riesigen Transportern – dicht an dicht – gefüllt, deren Wert auch schon mal den Wert des transportierten Rennfahrzeugs übersteigt, sondern es gab Transportfahrzeuge „wie früher“.  - Natürlich schon moderner! Aber Rennfahrzeuge wurden oft auf Hängern transportiert. Es wurde sozusagen „nur ein sinniger Aufwand“ betrieben.

Das ändert nichts daran, dass an den Boxen-Tanksäulen das Benzin deutlich überteuert war. Und wenn man eine Ahnung von den Kosten hat, die heute der Nürburgring-Pächter den Veranstaltern – plus Nebenleistungen! - berechnet, dann fragt man sich schon, ob der bei der Umsetzung seiner Pläne, eine Traditions-Veranstaltung wieder aufleben zu lassen, eigentlich noch einen Überschuss erzielen konnte.

  • Dieses 1000-km-Rennen des Jahres 2024 hat sicherlich wenig mit dem zu tun, was wir als Zsuchauer in den Jahren ab 1953 erleben konnte, aber es ist insgesamt eine Erinnerung „an damals“. - Vielleicht gleichzeitig eine Erinnerung an die Zukunft?

Nein, es waren in 2024 nicht hochkarätige Sportwagen unterwegs, aber Automobile, die uns ein wenig daran erinnern könnten, wie wenig Leistung man braucht, um jede Menge Fahrspaß zu erleben. Und wie wenig digitaler Aufwand erforderlich ist, um „Spaß-Automobile“ zu bauen! - Wenn z.B. das Eigengewicht des Fahrzeugs stimmt!

Vielleicht ist das ein Extrem-Beispiel. Aber dieser Lada – aus Russland! - der hier durch die Boxengasse rollt, wird sicherlich von heutigen „Rennfahrern“ belächelt. Auch ein Opel-Kadett oder selbst ein englischer Morgan werden nicht unbedingt ernst genommen. Das sind aus heutiger Sicht „billige“ Autos, die ein moderner Mensch kaum noch ernst nimmt. Aber das man mit denen auf einer richtigen Rennstrecke eine Menge Fahrspaß haben kann, ist kaum vorstellbar. Das zweite Foto zeigt den Lada aus der Boxengasse dann in der „Hatzenbach“. - Es scheint ein anderes Automobil zu sein! - Leider aber auch später ausgeschieden!

Das ist übrigens das Schöne an diesem 1000-km-Rennen im Jahre 2024. Man kann in den vielen Rennstunden als Zuschauer immer wieder seinen Standort wechseln, ohne eigentlich etwas zu verpassen. Wir erleben aber wieder jene Zeit, die wir heute als „Wirtschaftswunder“ bezeichnen und die uns dann – vielleicht von einem Lloyd LP 400 kommend – einen BMW M3 bescherte.

  • Es ist herrlich, diesen unvergleichlichen, aber eindeutigen BMW-Geräuschpegel zu erleben, wie er nur von einem M3 kommen kann!

Ich erinnere mich noch, dass bei der ersten Händlervorstellung des BMW M3, die übrigens am Nürburgring stattfand, schon mal das hochgelobte ABS-System ausfiel. Heute hat BMW mit Bremssystmen, die immer komplexer geworden sind, ganz andere Probleme. - Man sollte begreifen, dass auch der Fortschritt seine natürlichen Grenzen hat. Die sollte man nicht, nur wegen der günstigeren Einbaukosten überschreiten!

  • Nicht nur das Wachstum ist endlich! - Auch der Fortschritt hat seine sinnvollen Grenzen!

Der Fortschritt hat da seine Grenzen, wo er den Menschen entmündigt, seine angeborenen Fähigkeiten verkümmern lässt!

Hier eine paar Teilnehmer, wie sie beim diesjährigen 1000-km-Rennen unterwegs waren. Man muss dazu eigentlich auch erwähnen, dass der ADAC die Idee der Veranstalter mit trägt, die mit diesem Rennen eine Lücke füllen wollten, die zwischen den „modernen“ Veranstaltungen und denen „von gestern“ besteht. Auch da hat es eine unnatürliche Entwicklung gegeben, die vom Geld bestimmt wird.

Am nächsten Wochenende, 27. - 29. September 2024 gibt es z.B. die „Spa Six Hours“, ein Sechs-Stunden-Rennen für klassische Rennfahrzeuge, das aber inzwischen von GT40-Replicas (!) beherrscht wird.

Trotz aller modernen Entwicklungen, die eigentlich der Perfektionen dienen sollten, ist Vieles nur auf „dem Papier“ besser geworden. Man muss als Teilnehmer an einem 1000-km-Rennen nicht nur eine Fahrerlizenz besitzen, sondern z.B. auch ein „ Nordschleifen-Permit“, das vom DMSB verordnet wird. Beim Rennen der „Oldtimer“ mit oft „Oldtimer“-Fahrern genügt dann eine „C-Lizenz“!

Der Rennveranstalter bietet – natürlich – einen Lehrgang an, mit dem man diese Lizenz erwerben kann. Anmerkung des Veranstalters:

„Ein Hinweis an die Teilnehmer des ADAC 1000 km Rennens am Samstag, den 21.09.2024: Wer die zusätzlich zur Rennlizenz erforderliche (DPN) DMSB Nordschleifen Permit C für die Nordschleife nicht hat, kann den Kurzlehrgang am Freitag, den 20. September 2024 vor Ort machen. Kleiner Hinweis: In den letzten Jahren hat jeder Teilnehmer den Lehrgang bestanden.“

Der letzte Satz sagt eigentlich schon alles über den Wert des DMSB Nordschleifen-Permit aus. Es gibt ihn in A, B und C. Eigentlich könnte man auch noch eine Kategorie D schaffen, die nur noch bezahlt und nicht mehr mit einem Lehrgangsbesuch erworben werden muss.

  • Auch mit diesem „Nordschleifen-Permit“ leistet der DMSB einen fragwürdigen Beitrag zur Sicherheit! - Es gibt ihn, weil er kostenpflichtig ist!

Um beim Thema „Sicherheit“ zu bleiben:

In diesem Jahr gab es an einer Stelle einen Unfall, der durch eine Ölspur ausgelöst wurde, die dann erst „spürbar wurde“, wenn sie einen „Abflug“ auslöste. Nachdem ein Teilnehmer „gestrandet“ war, haben die Streckenposten „Code 60“ angezeigt. Ein Fahrer vor Ort, hat sie darauf aufmerksam gemacht, dass das in diesem Fall nicht genügen würde. Man müsse dazu die „Ölflagge“ zeigen. Er selbst hat dann die Teilnehmer durch Handzeichen gewarnt, um danach festzustellen, dass die Streckenposten immer noch nur „Code 60“ anzeigten.

In irgendwelchen Lehrgängen hat man den Streckenposten wohl ein realitätsbezogenes Denken  offensichtlich nicht vermitteln können. Das lässt sich leider auch nicht durch digitale Hilfsmittel ersetzen! - In diesem Fall auch nicht durch kostenpflichtige Lizenzen!

Ich habe einen Schatten empfunden, der über dieser Veranstaltung lag. Karin Kölzer, in der Oldtimer-Szene „auf vielen Hochzeiten unterwegs“, zählte auch zur Geschäftsführerin der Veranstalter GmbH des ADAC 1000-km-Rennens. Sie ist am 17. September, kurz vor dem Rennen verstorben. - Krebs! - Sie war noch jung, hatte sich von einer Vorstands-Sekretärin zu einer Unternehmerin entwickelt, der der Oldtimer-Sport eine Verpflichtung war. Sie war – manchmal – sicherlich unangenehm. Aber sie wusste was sie im Sinne des Sports zu tun hatte. - Ich habe ihren „Schatten“ überall verspürt und versucht, das mit einem Foto deutlich zu machen.

  • Das alles nur, damit man eine Frau nicht vergisst, die begriffen hatte, dass man sich um die „Wurzeln des Motorsports“ bemühen muss, wenn er sich gesund weiter entwickeln soll, um neue Blüten zu treiben!!

„The Show must go on!“ - So lief dann die Veranstaltung am Nürburgring wie geplant ab. Das war sicherlich im Sinne von Karin Kölzer, war also keine Missachtung dieser Dame, die ihre Krankheit nicht „vor sich hergetragen hat“, sondern als ihre persönliche Angelegenheit betrachtete!

  • So war dieses 1000-km-Rennen auch nicht in irgendeiner Weise negativ beeinflusst vom früher Tod dieser vom „Basis“-Motorsport infizierten Dame!

Gerade das verdient Beachtung! - Und so kann ich dann noch Fotos zeigen, die etwas zum Rennen aussagen, vielleicht etwas von der positiven Stimmung rüber kommen lassen, die man als Besucher empfinden konnte:

Wer dieses 1000-km-Rennen des ADAC besucht hat, wird ein positives Erlebnis mit nach Hause genommen haben. Dabei war es für die Zuschauer eigentlich nicht wichtig, wer nun gewonnen hat, seine Klasse, oder gar das Gesamtklassement. (Das Gesamtergebnis finden meine Leser im „Anhang“ zu dieser Geschichte als pdf-Datei.)

Ich habe zwischendurch mal in irgendeiner Box das Zwischenergebnis im Foto festgehalten. Da lag z.B. der von allen Besuchern von Langstreckenrennen am Nürburgring so geliebte Opel-Manta auf Platz 6 des Gesamt-Klassements. Mit den aus der VLN bekannten Fahrern. Dort ist das Fahrzeug aber nicht mehr zu sehen. - Warum nicht? - Aber auch dieser Opel Manta hat die Tortur eines 1000-km-Rennens auf der Nürburgring-Nordschleife nicht überstanden!

Trotzdem sollten sich auch die Veranstalter der NLS-Serie einmal fragen, warum dieser immer umjubelte „Fuchsschwanz“-Manta dort nicht mehr antritt. Bei der NLS versucht man „mit der Zeit zu gehen“ und vergisst dabei, dass man nicht nur viele Zuschauer und Fans dabei zurück lässt, sondern auch Starter!

Das ADAC 1000-km-Rennen ist der Versuch, die Fans und Besucher der Rennen „aus der guten alten Zeit“ nicht zu vergessen. Es ist „wie früher“: Sport, Spiel, Spannung! - Als Zuschauer geht man am Ende des Renntages zufrieden nach Hause.

Dazu noch abschließend ein paar Fotos vom diesjährigen ADAC 1000-km-Rennen. - Man sollte sich dabei auch an eine Karin Kölzer erinnern, die sich mit darum bemüht hat, den „Oldtimer-Motorsport“ nicht sterben zu lassen!

Danke!

MK/Wilhelm Hahne
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