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Der SPIEGEL hatte am Montag, 27. Januar, mit einer Meldung zum GP von Deutschland (evtl. am Nürburgring?) einen Stein ins trübe Wasser geworfen. Und viele fischen jetzt darin herum. Jeder Sender, jede Zeitschrift, die etwas auf sich halten, hat in diesen Tagen über die Möglichkeiten, Wahrscheinlichkeiten eines F1-Rennens am Nürburgring berichtet. Ein SWR-Redakteur meinte, am 27. Januar abends live im Studio, dass er „minütlich damit rechnet“, dass bei ihm das Telefon klingelt und er dann weiß, was nun passiert. Hier bei Motor-KRITIK wartet man nicht auf einen Anruf, sondern hat in den letzten Monaten (!) still „zur Sache“ recherchiert und ist überrascht, dass die lieben Kollegen vieles nicht mitbekommen haben, weil schon mal jemand im richtigen Moment mit dem richtigen Finger in die falsche Richtung zeigte. - Das Ergebnis der Motor-KRITIK-Recherchen ist:
F1 in D: Kein „N“- oder „€“-Problem!
Was lt. FIA-Beschluss, beschlossen Anfang Dezember 2012 in Istanbul, feststeht, ist der Termin für einen Formel 1-Grand-Prix in Deutschland: 7. Juli 2013. Und der ADAC knabbert mit vielen Zähnen daran, dem AvD, der bisher als „sportlicher Ausrichter“ auftrat, diesen Premium-Event abzuluchsen. - Natürlich auf die feine Art. Der ADAC selbst verhält sich relativ neutral, vertraut auf die Kraft seiner Stoßtrupps.
So waren die Münchner auch z.B. „undercover“ in Istanbul auf der FIA-Tagung unterwegs und haben Bernie, dem großen Formel 1-Zampano gesteckt, wie man das Düsseldorfer „Dreamteam“ einzuschätzen habe. Bernie hat aufmerksam zugehört.
Da ist es aus Sicht von Motor-KRITIK dann kein Zufall, wenn Ecclestone exakt am 24. Januar 2013 den Düsseldorfer Beinahe-Veranstaltern mitteilt, dass er mit ihnen nicht mehr verhandeln würde. Denn exakt am 24. Januar 2013 wird Dr. Karl-Josef Schmidt, der Ex-Geschäftsführer der bisherigen Betreibergesellschaft der Düsseldorfer Unternehmer Kai Richter/Jörg Lindner als neuer Geschäftsführer der NBG, der neuen – wenn man so will, der „staatlichen“ - Betreibergesellschaft Nürburgring Betreibergesellschaft mbH (NBG) ausgerufen. D.h., eigentlich wird er ohne großes öffentliche Aufsehen in den neuen GF-Sessel gehoben.
Und genauso still und heimlich zieht sich der große Insolvenzgeschäftsführer, Prof. Dr. Dr. Thomas B. Schmidt, aus der Geschäftsführung der Firma zurück, die er neu gegründet hat und der mit großen Worten gegenüber der Öffentlichkeit Vertrauen zu wecken versuchte. - Das er offensichtlich nicht verdient, wie sein „stiller Abgang“ in die Versenkung beweist. - Oder seine bis heute fehlenden Antworten auf offene – ich hoffe auch für einen Prof. Dr. Dr. verständliche - Fragen von Motor-KRITIK. - Prof. Dr. Dr. Schmidt hat jetzt andere Probleme. Er muss eine andere GmbH am Nürburgring liquidieren. Als Liquidator.
Natürlich bestreitet der neue Geschäftsführer der „staatlichen“ neuen Betreibergesellschaft, Dr. Karl-Josef Schmidt, einen Besuch in London bei Bernie Ecclestone jetzt im Januar. Der wird ihm aber z.B. von Richter/Lindner unterstellt, die eigentlich noch „ein paar Millionen“ aus einer – wie sie sagen – ihnen zugesagten Formel 1-Veranstaltung auf dem Nürburgring abschöpfen wollten. Sozusagen als versteckter „goldener Handschlag“. Und jetzt wollen sie gerichtlich ihrem Ex-Mitarbeiter in die Tasche greifen.
Aber die gewieften Anwälte, die für ein „goldenes Honorar“ die Nürburgring GmbH aus der Insolvenz „in Eigenleistung“ führen sollen, die haben – sagen sie – dem Veranstalterteam Richter/Lindner nur einen Erstversuch im Kampf um die Zuführung des Formel 1-Termins zum Nürburgring eingeräumt. Und wenn jetzt Bernie Ecclestone den Düsseldorfern abgesagt hat... - na ja – was will man da machen? - dann muss eben die NBG aktiv werden. Und deren Geschäftsführer ist eben seit Neuestem Dr. Karl-Josef Schmidt. - Basta!
Aber auf welcher Basis will sich der mit Bernie Ecclestone einigen?
Betrachten wir doch einmal die Motorsport-Veranstaltungen im Umfeld des von der FIA am 7. Juli 2013 geplanten Formel 1-Termins:
Da wäre z.B. der ADAC-Truck-Grand-Prix am Nürburgring, mit seinem längst angelaufenen Kartenvorverkauf für den Termin 28. - 30. Juni 2013 im Weg. Ecclestone würde dieses Rennen, zu einem Zeitpunkt durchgeführt, der eine Woche vor dem F1-Termin liegt, niemals akzeptieren. Der F1-Termin würde sich so niemals pünktlich realisieren lassen.
Also müsste der Truck-GP verschoben werden. Da der ADAC an der Durchführung des Formel 1-Termin (als sportlicher Ausrichter) ein dringendes Interesse hat, würde wohl der ADAC Gau Mittelrhein im Interesse seiner „Mutter“ in den „sauren Apfel“ beißen müssen. Was ihm hohe Zusatzkosten und eine Menge Ärger mit den Ticketkäufern beschert, die zum 28. - 30. Juni 2013 schon ihre Eintrittskarten gekauft haben.
Im Internet ist nachzulesen, dass die „Müllenbachschleife“ praktisch ausverkauft ist. Viele Truck-Fans haben ihre Karten bereits vor Weihnachten im Besitz gehabt und ihren Jahresurlaub 2013 entsprechend dem aufgedruckten Termin längst beantragt. Wenn nun... - Da würde der ADAC Gau Mittelrhein neben den Zusatzkosten nicht nur richtig Ärger bekommen, sondern auch seinen bisher vorhandenen „guten Ruf“ in Zuschauerkreisen sehr gefährden.
Am gleichen Wochenende wie der F1-Termin, am 7. Juli nämlich, ist auf dem Sachsenring ein Motorad-WM-Lauf, bei dem auch die Moto-GP unterwegs ist. Wenn man als Fan werten soll: Die F1 ist verglichen mit der Moto-GP „ein schwacher Aufguss“. - Motorrad-GP-Besucher sind also wohl weniger Fans eines Formel 1-Rennens. Also würde dieses Rennen kaum stören.
Gestört hätte aber in jedem Fall das DTM-Rennen in Nürnberg auf dem „Norisring“, das auch für den 7. Juli geplant war. Aber das wurde dann – nach unauffälligem Anschubsen durch den ADAC? - nun auf den 14. Juli verlegt. Sollte nämlich der Formel 1-Termin auf dem Hockenheimring am 7. Juli durchgeführt werden, wäre am gleichen Wochenende ein DTM-Termin in Nürnberg für Hockenheim sehr beeinträchtigend gewesen. - Aber dieses Rennen ist es auch mit dem verlegten Termin immer noch. - Wer geht schon an zwei Wochenenden hintereinander zu einem großen Motorsport-Event, d.h.: Wer kann sich das heute noch leisten?
Die VLN hat einen geplanten Renntermin auf dem Nürburgring im Umfeld des geplanten F1-Termins längst definitiv auf den Oktober verlegt, um allen Termin-Problemen im Umfeld eines „erzwungenen“ Formel 1-Termins aus dem Weg zu gehen.
Was macht eigentlich diesen Formel 1-Termin am Nürburgring für wen so interessant?
Die NBG kann unter den jetzt akuten zeitlichen Umständen kein Geschäft erwarten. Man bedenke, dass in der Vergangenheit im so genannten „Weihnachtsgeschäft“ rd. 30 Prozent der Eintrittskarten verkauft wurden. Dieses Geschäft ist weggefallen, auf diese Kartenverkäufe muss man verzichten. Je näher die Entscheidung für ein Rennen dem feststehenden Renntermin zeitlich näher kommt, umso größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass beim Formel 1-Termin am 7. Juli so wenig Zuschauer am Nürburgring sein werden, wie schon lange nicht mehr. - Und schon die letzten Zahlen waren eigentlich wenig berauschend.
Geht es überhaupt um Geld? - Das kann eigentlich unter diesen Umständen nur verneint werden. Dem ADAC geht’s offenbar nur um's Prestige, weil natürlich so eine F1-Veranstaltung am Nürburgring ein beachtliches Presse-Echo auslösen würde. - Aber er würde nicht „Großer Preis von Deutschland“ heißen können, weil die Rechte dafür beim AvD liegen. Wie wäre es dann mit „Großer Preis von Europa“? - Der sollte eigentlich in Istanbul durchgeführt werden, aber die türkische Regierung ist nicht bereit mit den Millionen in die Bresche zu springen, die für die rheinland-pfälzische Landesregierung nie ein Problem waren. - Also „Großer Preis von Europa“ (oder „Großer Preis von Ahrweiler“) am Nürburgring?
Die Gewerbetreibenden, die im Umfeld des Nürburgrings wohnen und arbeiten, haben natürlich Recht, wenn sie annehmen, dass von einem solchen F1-Termin eine gewaltige Signalwirkung ausgehen würde. Für breite Bevölkerungschichten – nicht nur in Deutschland – ist der Nürburgring nach der offiziell verkündeten Insolvenz „praktisch tot“. - Diese Leute würden erst durch ein Formel 1-Signal begreifen, dass das Leben in der Eifel nach der brutal herbeigeführten Insolvenz einer (praktisch) staatlichen Gesellschaft (!) trotzdem weiter geht.
Und Bernie Ecclestone? - Natürlich wird der versuchen auch am Nürburgring die Geldmaschine zum Laufen zu bringen. Als gelernter Gebrauchtwagenhändler ist er hartes Verhandeln gewohnt. Wir bei Motor-KRITIK sind aber der Meinung, dass der eigentliche Antrieb für Bernie Ecclestone, einen Formel 1-Termin am Nürburgring durchzuführen, darin besteht, dass er so versuchen kann, ein bei der Staatsanwaltschaft München laufendes Ermittlungsverfahren gegen ihn zum Stopp zu bringen.
Das geht nur mit „staatlicher Hilfe“. - Wie hier wiederholt zu lesen: Die Staatsanwälte sind in Deutschland Weisungsempfänger ihrer politschen Chefs (z.B. Justizminister) und nur in Verbindung mit einem „staatlichen“ Veranstalter, wie z.B. die NBG einer ist, wäre es möglich, eine Einstellung der Ermittlungen gegen Ecclestone zu erreichen.
Die Ausgangsposition ist für Bernie Ecclestone gut. Man erinnere sich: Da wurde Mitte letzten Jahres ein bedeutender Manager der Bayern LB vom Landgericht München nach 46 Verhandlungstagen (!) zu 8 ½ Jahren Gefängnis verurteilt. Wegen Bestechlichkeit, Untreue und Steuerhinterziehung. Nun hat dieser Mann seine Strafe nicht angetreten, weil er in die Revision gegangen ist und so das Urteil bis heute noch nicht rechtskräftig ist.
Ich habe mir exakt heute vom Bundesgerichtshof bestätigen lassen, dass die Prozessunterlagen bis zum 30. Januar 2013 noch nicht beim BGH eingegangen waren. Dass das so lange dauert, ergibt sich aus dem vorgeschriebenen Dienstweg, der mir vom BGH so geschildert wird:
„In Strafsachen wird Revision beim Landgericht eingelegt; danach gehen die Akten über die Staatsanwaltschaft zum Generalbundesanwalt.
Erst wenn die Akte mit den Stellungnahmen vervollständigt ist wird die Sache dem Bundesgerichtshof vorgelegt.“
Und das dauert eben.
Jetzt kommt der Clou: In der Zwischenzeit ist der mit achteinhalb Jahren Gefängnis bestrafte Ex-Manager der Bayern LB aber auf freiem Fuß, da man nun einmal zwischen Untersuchungshaft und Strafhaft unterscheiden muss. In U-Haft hat er lange gesessen. Aber nun ist er frei. Aber so scheidet er dann auch als Zeuge für die Staatsanwaltschaft gegen Bernie Ecclestone aus, da er jetzt von seinem Zeugenverweigerungrecht Gebrauch machen kann. Ecclestone ist aber der andere Teil der Korruptionsgeschichte. Man kann nicht einen Teil der „Korruptionsteams“ bestrafen, den zweiten aber „außen vor“ lassen. Außer diesem Manager – nun nicht rechtskräftig verurteilt - hat die Staatsanwaltschaft München aber keinen Zeugen gegen Ecclestone. Also wird sie unter diesen Umständen wohl kaum ihr Ermittlungsverfahren z.B. mit einem Haftbefehl gegen Bernie Ecclestone abschließen können.
Wenn jetzt Bernie Ecclestone intelligent mit „politischen Drahtziehern“ z.B. über die Durchführung eine Formel 1-Termins am Nürburgring verhandelt... - (Ich habe die Möglichkeiten oben schon angedeutet.)
Zusammenfassend bleibt festzuhalten: Bei dem F1-Termin in Deutschland wird es Bernie Ecclestone weniger darum gehen, ein 19. Rennen durchzuführen oder einen großen Gewinn zu machen, sondern im Wesentlichen darum, den Strick wieder von seinem Hals zu entfernen, den die Staatsanwaltschaft München schon durch das (noch) laufende Ermittlungsverfahren angelegt hat.
Die Situation und die unterschiedlichen Interessen und Motive werden ihm sicherlich dabei behilflich sein können, die Situation zu nutzen. - Motor_KRITIK wird diesen Aspekt auch in den nächsten Monaten nicht aus dem Auge verlieren.
Wenn die wirren, zum Teil gegensätzlich verlaufenden Aktionen um einen Formel 1-Lauf am Nürburgring in der bisherigen unkoordinierten Art weiter verlaufen, wo jeder versucht „sein Süppchen zu kochen“ und die Gesamtinteressen der Eifelregion längst keine Rolle mehr spielen, dann wird man aber mindestenz eine weitere bisherige Premium-Veranstaltung des Motorsports am Nürburgring, den Truck-Grand-Prix nämlich, zu einer Provinzveranstaltung eines Regional-Automobilklubs degradiert haben.
Wer würde darunter leiden? - Wie im Titel kompromiert dargestellt: Die Durchführung des GP-Termins am Nürburgring wird nicht primär vom Geld bestimmt, ist eigentlich auch kein Nürburgring-Problem, sondern eher Bernie Ecclestone und sich überlegen fühlenden Abzockern zuzuschreiben, denen weder der Nürburgring, noch die Menschen der Region etwas bedeuten.
Auch ein Insolvenz-Geschäftsführer ist durch sein Verhalten nicht glaubwürdiger geworden. Jedenfalls nicht bei mir. - Und bei Motor-KRITIK.
Wir halten jetzt mal mit dem BGH Kontakt und beobachten die Situation aus einem Blickwinkel, der von anderen Medien – aus welchen Gründen auch immer – bisher nicht eingenommen werden konnte.
Dort fischt man weiter in dem trüben Wasser, das durch den SPIEGEL-Steinwurf neu aufgewühlt und noch undurchsichtiger wurde.
MK/Wilhelm Hahne
PS: Ergänzung zum Thema Schmidt und Schmitt. - Um 90 Prozent der Schmidt sind evangelisch, die entsprechende Gruppe der Schmitt katholisch. - Was den Inhalt einer anderen Geschichte von mir unterstreicht.
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F1 am Nürburgring
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