Truck-Grand-Prix & 165.000 Fans?

Dr. Walter Kafitz hatte mal – nachdem Motor-KRITIK das Thema angestoßen hatte – darauf aufmerksam gemacht, dass man zwischen Besuchern und Besuchen zu unterscheiden hätte. Die „Rhein-Zeitung“ hat von dem Rennwochenende unter dem Titel berichtet: „165.000 Fans feiern Truck-Grand-Prix“. Auf Seite 3 hieß es dann: „Mit einem strahlend blauen Himmel als Dauergast hatten 165.000 Fans auf dem Nürburgring über vier Veranstaltungstage hinweg gut lachen.“ - Auf Seite 13 war unter dem oben genannten Titel zum Zuschaueraufkommen zu lesen: „Vielmehr seien die Besucher an allen drei Tagen addiert worden.“ - Wie denn, was denn? - Man sollte doch die Zahlen der verkaufen Eintrittskarten exakt kennen. Da ist Motor-KRITIK mit dem Finanzamt sicherlich einer Meinung.

TruckGrand-Prix & 165.000 Fans?

Natürlich ist das eine Zahl für Marketingleute. Da macht man sich gegenseitig gerne „die Taschen voll“. Schließlich muss man die Bedeutung dieses Ressorts für die jeweilige Firma betonen. Da ist dann die „Rhein-Zeitung“ mit ihrer Berichterstattung eine Hilfe.

Motor-KRITIK hat die Veranstaltung nicht besucht. Es genügt eigentlich – habe ich gedacht – dass ich mal die Anregung zu dieser Veranstaltung gegeben habe. Was mich aber nicht daran gehindert hat, im Nachhinein zum Thema zu recherchieren. - Das hat Zeit gekostet. (Wie man sieht.)

Nach 1989, nach „der Wende“, hatte die Veranstaltung noch mal richtig einen Aufschwung genommen. Doch das ist lange vorbei. Auch Richter/Lindner haben mit Zahlen jongliert, die weit von der Realität entfernt waren.

Der ADAC Gau Mittelrhein hatte in diesem Jahr gute Arbeit geleistet – leisten müssen! - da die Terminverschiebung (durch die F1) sowieso schon zuschauermäßig einen Einbruch erwarten ließ. - Das war auch so, wie man in Gesprächen mit Besuchern erfahren konnte, die auf so manche Begleitung aus dem Bekannten- und Freundeskreis verzichten mussten, weil die ihren Urlaub nicht mehr (noch mal!) verlegen konnten.

Dazu kam noch die Problematik der Terminüberschneidung. Ausgerechnet an diesem Wochenende gab es einen Motorrad-Weltmeisterschaftslauf am „Sachsenring“. In der ehemaligen DDR (von der man eigentlich so nicht mehr spricht) gibt es viele Motorsport-Fans, die früher auch gerne zum Spektakel eines Truck-GP in die Eifel gereist sind. Aber nun musste man sich entscheiden: Motorrad-GP oder Truck-GP? - Da war eigentlich die Antwort für jeden Fan klar.

Und so war der diesjährige Truck-Grand-Prix trotz allem Aufwand schließlich per Saldo der Verlierer. Trotz allem Aufwand. Man hat am Nürburgring versucht, aus der Niederlage einen Sieg zu machen. In Nürnberg (bei der DTM) genügten da zwei Flaschen Wasser, am Nürburgring „Flaschen“ die mehrfach zählten.

Auch bei Motor-KRITIK hat man die Veranstaltung aufmerksam – und in vielen Details – beobachtet. Sollte man uns nach der Anzahl der verkauften Eintrittskarten fragen, so würde unsere Antwort lauten: Um 35.000. (In Worten: Fünfunddreißigtausend)

Zu dem Nena-Auftritt in der „Müllenbachschleife“ schreibt die „Rhein-Zeitung“:

„Und die 53-Jährige enttäuschte Veranstalter und Tausende Zuschauer nicht. Mit einem bunten Mix aus Songs der aktuellen CD ('Du bist gut') und Klassikern der deutschen Popgeschichte – von '99 Luftballons' bis 'Nur geträumt' - sorgte sie für Gänsehautatmosphäre in der Eifel.“

Und man schreibt auf Seite 1, dass Nena „neue Akzente auf dem Ring“ setzte. - Was denn sonst?

Nach meinen Recherchen haben um 9.000 Besucher Nena gelauscht. (Auch über Drehkreuze eingelassen.) Aber es hat sie nicht vom Hocker gerissen. Einer der Besucher sagte mir: „Wenn ich nicht gewusst hätte, das ist Nena, ich hätte sie für ein Double gehalten.“ - Ja, ja – die Erinnerung ist oft schöner als die Realität.

Das werden auch die Veranstalter per Saldo registrieren müssen. Fahrerlager und der sogenannte „Messebereich“ waren wirklich gut besucht. Auch hier wurden die Besucherströme per Drehkreuz über Barcode gemessen. Bis dass Hard- oder Software den Geist aufgaben, die Menschen sich stauten und von den Abschnittsleitern der Befehl kam: „Kontrolle einstellen und einfach rauslassen.“

Wer die Veranstaltung im Fernsehen beobachtet hat und die Lücken in der Tribünenbesetzung, der darf nicht vergessen, dass die Veranstaltung auf der „Kurzversion“ des GP-Kurses stattfand. Auch das optische Bild war entsprechend. Der Veranstalter hatte selbst wohl größere Erwartungen, wenn er auf seiner Internetseite wissen ließ:

„Das Rennen am 'Ring' ist mit über 200.000 Besuchern die größte Veranstaltung der insgesamt zehn Läufe der FIA Truck Race Europameisterschaftsserie.“

Am „Sachsenring“ waren es beim „Moto-GP“ zum gleichen Datum rd. 85.000 Besucher am Renn-Sonntag. - Das ist – verglichen mit den vom Nürburgring genannten Zahlen (Oder sollen wir noch mal die Formel 1-Zahlen erwähnen?) - wenig. Aber diese Motorradveranstaltung war der Knüller, wobei man auch hier nicht an Show-Einlagen gespart hatte. Aber die 85.000 am „Sachsenring“ waren wohl echt.

Die 200.000 Zuschauer am Nürburgring, auf den Internetseiten des Veranstalters, waren dagegen „nur geträumt“. - Nena hatte den passenden Song im Programm.

Eigentlich war auch nur der geringste Teil der Besucher gekommen, um die Rennen zu sehen. Die FIA-Europameisterschaftsläufe? „Ach, da gab's so viel. Ich weiß nicht alles. - Aber es war schon toll!“

Immerhin! - Und in Box 10 war das Team von „JA zum Nürburgring“ und sammelte mehr als 450 Unterschriften von Leuten, die auch dafür waren... - Ja, wofür denn eigentlich?

Für die Insolvenz-Sachwalter war die Veranstaltung wichtig, weil sie wie der Formel 1-Grand-Prix dafür steht, dass der Nürburgring noch lebt. - Noch! - Wofür denn eigentlich?

Viele Zahlen sind rückläufig, weil man als Maßstab auf Zahlen zurückgreifen muss, die auch nur erfunden waren. Und so lügen die genauso weiter, die eigentlich in der Vergangenheit immer mit dem Finger auf andere Lügner gezeigt haben.

Alles geht also genauso weiter wie immer. - Nur in Mainz ist man still geworden und froh, dass mit viel Lärm am Nürburgring vom eigentlichen Problem abgelenkt wird:

Die Landes-Politiker haben ihre Bürger, den Steuerzahler betrogen. Nicht bewusst. Sondern weil sie es nicht besser wissen. - Aber was wissen die überhaupt?

Es kommt darauf an, ob man sie vor oder nach einer Wahl fragt!

Da muss man dann nicht nur an Kurt Beck denken. Da reicht auch seine Stellvertreterin Eveline Lemke. Die ist gerade auf einer „Sommer-Reise“ unterwegs, die unter dem Titel steht:

„Wirtschaft, Ausbildung, Leben – Perspektive Rheinland-Pfalz“

Es wäre an der Zeit darüber nachzudenken. Wie auch der Truck-Grand-Prix 2013 in seinen Abläufen und dem (wahrhaften) Ergebnis beweist.

MK/Wilhelm Hahne
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