2021-06

„Speed“-Vergleich: 24h-Rennen & Touristenfahrten!

Sollte man nur mit Rennfahrern das Thema 24h-Rennen diskutieren, die ihren Wohnsitz in Monaco haben? Die haben durch ihren internationalen „Rennalltag“ längst den Bezug zur Realität verloren. Sie befinden sich eigentlich in der gleichen „Blase“, in der auch ihre Lehrmeister, die Marketing-Experten der Industrie um sich selbst kreisen. - Ich spreche mit normalen Bürgern der Eifel, die das Renngeschehen auf der Nordschleife schon seit Jahrzehnten erleben, spreche mit – den wenigen – Fahrern, die ihre Fahrzeuge noch selbst aufbauen und fürs Rennen vorbereiten. Das sind Leute, mit denen man offen sprechen kann, wo man auf klare Fragen auch klare Antworten erhält. Das ist im modernen Motorsport unmöglich geworden. Man erhält nur Antworten, die der werksinternen Absprache entsprechen. Ich kenne aber auch „normale“ (gute!) Fahrer, die darunter leiden, wenn sie zwar kostengünstig in einem Werksteam mit-fahren können, aber dann die teaminternen Absprachen verschweigen müssen, ohne die der Motorsport heute nicht mehr möglich scheint. - Um aufzuzeigen, wie groß die Kluft zwischen dem „modernen“ Motorsport und dem heutigen Alltag auf der Nürburgring-Nordschleife geworden ist, möchte ich mal zu einem kleinen Vergleich kommen, von dem es dann wohl heißen wird: Aber so kann man das doch nicht sehen! - Schau’n wir mal!

4.786665
Durchschnitt: 4.8 (bei 75 Bewertungen)

Kategorie: 

24h-Rennen langfristig – nun bis 2028 – gesichert?

Die Aktion der zwei Akteure, Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG und des ADAC Nordrhein e.V., wirkt ein wenig wie das laute Rufen zweier Protagonisten, die sich in einem „dunklen Wald“ verlaufen haben. Noch kurz vor dem 49. 24h-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife haben sie verkündet, gemeinsam jedes Jahr das 24h-Rennen bis einschl. 2028 auf der Rennstrecke in der Eifel durchführen zu wollen. Und vermelden den Abschluss eines entsprechenden Vertrages. Das soll allen die sich betroffen fühlen, Sicherheit geben. - Wenn man sich das anschaut, was in 2021 zwar als 24h-Rennen deklariert, der am Motorsport interessierten Öffentlichkeit aber dann geboten wurde, der muss daran zweifeln, dass es das 24h-Rennen im Jahre 2028 überhaupt noch geben wird! - Die aktuelle Form eines 24h-Rennens ist zu einer Farce verkommen, was durch die verzweifelten Versuche vieler Beteiligten unterstrichen wird, durch Erfolgs- und Jubelmeldungen zu verdecken, dass das 24h-Rennen in diesem Jahr eigentlich in seiner ganzen Art und Durchführung eine einzige  Katastrophe war.

4.666665
Durchschnitt: 4.7 (bei 60 Bewertungen)

Kategorie: 

Die Tage werden länger – die 24h-Rennen kürzer!

24 Stunden sind ein Tag. Am letzten Wochenende war der Sonntag z.B. lt. Kalender 16 Stunden und 16 Minuten ein heller Tag und 7 Stunden und 44 Minuten Stunden dauerte die dunkle Nacht. Der Veranstalter hat es dann geschafft, in 9,5 Stunden – in einer Kombination von Samstag und Sonntag offiziell ein 24-Stunden-Rennen durchzuführen! - Eigentlich waren es jedoch nur zwei Sprintrennen. Eins davon ging über 6 Stunden, ein weiteres über 3,5 Stunden. Ganz im Sinne der Industrie! - Zufällig? - Offiziell ergab das nach einer besonderen „Kölner Rechnung“ ein 24 Stunden-Rennen. - Dessen Kosten konnten aber gerade dadurch für die GT3-Einsatzteams besonders niedrig gehalten werden. - Die Werke hatten aber auch schon durch die „Zuzahlung“ für die Fernseh-PR durch NITRO eine Menge Zusatzkosten. Der Veranstalter leistete für ein wohlfeiles Nenngeld von 6.446,50 Euro pro Teilnehmer (so niedrig natürlich nur bis zum  Vornennungsschluss!) schon etwas Besonderes, weil dessen Kosten durch die Pausen nicht geringer wurden! - Aber nichts ist von dem geblieben, was eigentlich mal den sportlichen Wert eines 24-Stunden-Rennens ausmachte. - Moderne Zeiten?

4.77922
Durchschnitt: 4.8 (bei 77 Bewertungen)

Kategorie: 

4. Juni 2021: Lieber Leser!

Heute möchte ich nur kurz auf ein paar „Kleinigkeiten“ hinweisen, die mir zum Termin des 24h-Rennens am Nürburgring auf- und eingefallen sind. - Auch durch einen aufmerksamen Leser angeregt! - Manches hätte ich – kurz – unter „Aktuell“ vermelden können, aber dann wären meine Anmerkungen zu schnell verschwunden, weil das Neueste immer das Ältere verdrängt, ganz gleich wie „alt“ es ist. - Aber nun „zur Sache“:

Ich finde es gut, wenn man sich an Leute erinnert, die für Irgendetwas von Bedeutung wichtig waren oder durch besondere Leistung aufgefallen sind. So findet es durchaus meinen Beifall, wenn man sich jetzt aktuell noch einmal an Sabine Schmitz erinnert. - Eine sympathische Person, auch als Rennfahrerin von Bedeutung.

Aber wenn eine 24h-Veranstaltung auf der Nürburgring-Nordschleife zufällig vom 3. - 6. Juni ausgetragen wird, dann hätte man sich am 3. Juni auch an den Erbauer der Rennstrecke erinnern können, ohne den es an diesem Wochenende auch kein 24-Stunden-Rennen geben würde:

  • Dr. Otto Creutz wurde am 3. Juni 1889 in Köln geboren.

Er war nicht nur der „Motor“ beim Bau des Nürburgrings, sondern war auch der Mit-Initiator des allerersten Rennens, das praktisch von Adenau ausgehend durch ein interessantes Stück Eifel führte. Veranstalter war zufällig der ADAC in Köln. - Der Streckenverlauf des Rennens, das am 10. Juli 1925 durchgeführt wurde war:

  • Breidscheid – Döttingen – Virneburg – Boos – Kelberg – Breidscheid

Beim ADAC in Köln scheint man das vergessen zu haben. Nicht nur das Rennen „damals“, sondern auch den Geburtstag des Erbauers der Nordschleife, dessen Geburtstag gestern vor 132 Jahren war. Sein Todestag ist der 21. Februar 1951. Es wird aber – aus welchen Gründen auch immer – unterschlagen, dass er sich zu diesem Termin in einer Heilanstalt in Freiburg das Leben genommen hat!

  • Aber so ist das Leben! - So vergesslich (?) ist die Nachwelt!

Da in diesem Jahr das 49. 24h-Rennen am Nürburgring stattfindet, gäbe es eigentlich zum Zeitpunkt der 50. Veranstaltung in 2022 die Gelegenheit, sich mal an den Tuner und Besitzer des Gesamtsiegerfahrzeugs bei der ersten Austragung des 24h-Rennens 1970 zu erinnern:

  • Hans-Peter Koepchen, der bettelarm auf dem Friedhof eines Pflegeheims bei Blankenheim/Eifel begraben wurde. - Ein Opfer des Motorsports!

Er ist für mich unvergessen, weil er auch den Idealisten zuzurechnen war. Für die bleibt in unserer Gesellschaft immer weniger Luft zum Atmen. Hans-Peter Koepchen ist an Krebs gestorben. Bettelarm!

An seine Leistungen – und auch an sein Ende – wurde mal von Rainer Braun in einem seiner Fahrerlager-Bücher erinnert. - Das von Hans-Peter erlebte Ende wurde dort aber nicht in seiner ganzen realen Brutalität dargestellt. - Genau so, wie das Ende von Dr. Otto Creutz aus meiner Sicht immer ein wenig geschönt wird, der übrigens noch die Vornamen Ludwig Joseph vor Otto trug. -

Heute wird aber in jedem Fall mit einer Ehrenrunde von Johannes Scheid im„Eifelblitz“, einem nachgebauten Siegerfahrzeug des Jahres 1996, die „Königin der Nordschleife“, Sabine Schmitz, geehrt, die nach mehrjährigem Kampf gegen den Krebs erst in diesem Jahr Jahr – mit 51 Jahren viel zu früh – verstorben ist. -

  • Sabine wird bei mir auch so unvergessen bleiben, wie z.B. ein Hans-Peter Koepchen.

Ich habe auch nicht vergessen, dass ich den ADAC Nordrhein in Köln zweimal erinnern musste, sich doch der Grabpflege ihres ehemaligen Präsidenten Hans Bretz, der in Nürburg beerdigt ist, anzunehmen.

Der hat nichts unternommen. Die regelmäßige Grabpflege wurde aber dann von seiner Tochter sichergestellt.

Vielleicht war – was eigentlich eine Normalität sein sollte – dem ADAC Nordrhein in Köln nicht öffentlichkeitswirksam genug!

Moderne Zeiten!

Fortsetzung folgt!

Wilhelm Hahne

4.80769
Durchschnitt: 4.8 (bei 52 Bewertungen)

Kategorie: 

Tags: 

Sind sich verformende Aerodynamikteile disruptiv?

Zugegeben: An diesem Titel habe ich lange gebastelt. Er sollte schon – spätestens nach dem Lesen dieser Geschichte – nachdenklich machen. „Sich verformende Aerodynamikteile“ sind derzeit in Verbindung mit der Formel 1 in aller Munde. Und alle tun so, als hätten sie zum ersten Male davon gehört. Rennfahrer, Teamchefs und Renningenieure dürfte deren Wirkung aber schon seit Jahrzehnten bekannt sein. So lange sind sie aber auch auf allen genannten Ebenen ein großes Geheimnis.

Mit „disruptiv“ ist das anders. Das ist ein neues Fremdwort, das auch Leuten mit echtem Doktor-Titel nicht unbedingt bekannt sein muss. Dr. Helmut Marko, der Mann der das „Red Bull“-Team eigentlich steuert, gehört wahrscheinlich dazu. Auch der Mann der das Mercedes F1-Team leitet, dessen Namen erst vor kurzer Zeit mit einer Ehrendoktorwürde „veredelt“ wurde, die ihn nun zum Dr. h.c. Torger Christian Wolff macht, müssten „sich verformende Aerodynamikteile“ aber auch bekannt gewesen sein. - Vielleicht sogar das Fremdwort „disruptiv“!

Ich erinnere mich, dass in der DTM schon vor Jahrzehnten, als deren Rennen auch auf dem „Großen Kurs“ in Hockenheim ausgetragen wurden, Mercedes-Einsatzfahrzeuge mit Heckflügeln ausgestattet waren, die so – wenn ich mich recht erinnere – bei 160 km/h auf der Anfahrt zur „Ostkurve“ und zurück zum „Infield“ abknickten, um eine höhere Höchstgeschwindigkeit zu erreichen. Den Heckspoilern konnte man das auch ansehen: Da wo sie jeweils abknickten, gab es einen matten und etwas heller wirkenden Streifen. - Sie waren entsprechend laminiert!

„Insider“ – und dazu gehörten natürlich Teamchefs und Rennfahrer – wussten natürlich darum. Aber alles war „geheim“. Nicht nur in der DTM – und bei Mercedes – wurde so „getrickst“! - Und die dummen Fachjournalisten haben nichts gemerkt?

Darum empfinde ich das derzeitige Theater um die „Entdeckung“ von „sich verformenden Aerodynamikteilen“ als eigentlich lächerlich. Spätestens wenn im Sport irgendwelche geschäftlichen Interessen Bedeutung erlangen, wurden Mitarbeiter dazu angeregt, in den „Grauzonen des Reglements“ fündig zu werden. - So kam man schon vor Jahrzehnten auf die „sich verformenden Aerodynamikteile“.

Sie wurden auch in Daytona und in Le Mans gefahren. Ich habe mich darüber amüsiert. Aber immerhin war der konstruktive Aufwand damals sehr hoch. Und die Berechnungen der Geschwindigkeiten, bei denen sich ein Heckflügel verbiegen musste, um dann – wie auch z.B. in Daytona – im „Infield“ wieder den notwendigen Abtrieb zu erzeugen, waren nicht so einfach.

In den Trainings waren dann die Rückspiegel der Fahrer so eingestellt, dass sie die Veränderungen am Heckflügel beobachten konnten, um den Ingenieuren so Hilfestellung geben zu können, dass das Abknicken auch bei der „richtigen Geschwindigkeit“ geschah.

Weil das Material „damals“ z.T. bei einem 24h-Rennen zu schnell „ausleierte“, wurden solche Teile auch - mit einem Schnellverschluss versehen - während eines Boxenstopps dann ausgetauscht. - Und niemand hat’s gemerkt?

Während in Daytona die „Abknickgeschwindigkeit“ bei ca. 200 km/h lag, war sie in Le Mans etwas höher angesiedelt, da man in den dort für die Rundenzeit sehr wichtigen „schnellen Ecken“ (z.B. „Porsche Esses“) schon viel aerodynamischen Abtrieb benötigt, wenn man schnell sein will.

Ich habe Achtung vor der guten schauspielerischen Leistung eines Dr. Marko (Jurist) oder eines Dr. h.c. Wolff (ohne abgeschlossenes Studium), weil es deutlich macht, dass nicht der Titel, sondern „Lebenserfahrung“ wichtig ist.

Was ich aber noch erklären muss: Das Fremdwort „disruptiv“ ist ziemlich neu. Im Fremdwörter-DUDEN von 1990 ist es z.B. noch nicht enthalten, obwohl dort schon auf dem Einband verkaufsfördernd angemerkt ist:

„Neuauflage mit über 1000 neuen Wörtern“

Ich habe „disruptiv“ für den Titel ausgewählt, weil dieses „moderne“ Fremdwort so schön vieldeutig und darum auf unterschiedlichen Gebieten „unterschiedlich“ wertend ist:

Eigentlich – ganz allgemein – könnte man es (weil aus dem Englischen kommend) mit „zerstörend“ übersetzen, aber – und das finde ich so toll:

  • eine „disruptive Innovation“ entsteht auf der Grundlage einer neuen Technologie und kommt gerade in unserem „digitalen Zeitalter“ immer öfter vor,
  • eine „disruptive Technik“ ist eine zerstörende Technik
  • und ein „disruptives Muster“ wäre z.B. eine „grobe Musterung“

Meine Leser können sich also etwas aussuchen. - Aber ein Dr. h.c. Wolff sollte nicht so tun, als wäre ein sich verformender Heckflügel – der übrigens den FIA-Normen entspricht (!) - nun etwas Besonderes.

Bei Mercedes sollte man schließlich Erfahrung mit der „zerstörenden, disruptiven Technik“ haben! Als Ehrendoktor der „Cranfield University“ sollte man so etwas wissen!

MK/Wilhelm Hahne
4.80488
Durchschnitt: 4.8 (bei 41 Bewertungen)

Kategorie: 

Tags: 

Seiten

RSS - 2021-06 abonnieren