Brennpunkt: „Freunde des Nürburgrings“

An der Kasse eines Supermarktes in Kelberg hatte ich eine dort liegende aktuelle Ausgabe der „Eifel-Zeitung“ mitgenommen. Als ich – wieder zu Hause – dann dort auf Seite 7 den Leserbrief eines Herrn entdeckte, der mir als „Pressewart“ eines „gemeinnützigen Vereins bekannt ist, der auf Anregung des damaligen rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministers Hendrik Hering gegründet wurde – und wenn ich dann die weitere Entwicklung im weiten Umfeld des Nürburgring-Skandals an mir vorbei ziehen ließ, dann hatte ich Anlass genug, zu diesem Thema einmal eine Geschichte zu schreiben, die ein wenig die Entwicklung im Umfeld des eigentlichen Skandals mit einbezieht. Es geht eigentlich um eine Abfolge von Skandalen, über die aber z.B. weder ARD, noch der SWR berichten, weil deren „Experten“ so ahnungslos – aber voller Vermutungen und Mutmaßungen - sind, wie viele, die man uns in den vielen „Brennpunkten“ der letzten Tage präsentierte. So entstand auch die Idee, diese Geschichte mit dem (vielleicht) provokanten Titel zu versehen:

Brennpunkt: „Freunde des Nürburgrings“

Nun ist es durchaus nicht so, dass Motor-KRITIK der Nabel der Welt wäre. Es gibt z.B. in der rheinland-pfälzischen Landesregierung sicherlich eine Reihe von Politikern, die zu hier beschriebenen Details noch weitere beitragen könnten. Hendrik Hering z.B. zu den Details der Gründung – und den eigentlichen Absichten des Vereins. - Das war 2011.

Es ist bezeichnend, dass man z.B. bei Wikipedia im Internet unter dem Namen Hendrik Hering auch einen Hinweis finden kann, einen Link, der den Nutzer dann auf die Interernetseiten des Nürburgrings führt, wo man heute dann den Hinweis findet:

„Lieber nürburgring.de-Besucher,
die Nürburgring-Seite oder -Aktion, die Du suchst, ist bereits abgelaufen - oder hast Du Dich bei der Eingabe der Internet-Seite vielleicht vertippt?“

Man versucht Nähe herzustellen, indem man den Nutzer duzt und stellt Distanz her, indem man das „Du“ groß schreibt, was eigentlich so nicht der gültigen Norm entspricht. - Aber seit wann hält man sich am Nürburgring an etwas, was eigentlich normal ist?

Aber schauen wir mal auf den Titel der nicht unter www.nürburgring.de gefundenen Geschichte, mit der wir bei Motor-KRITIK eigentlich auf den Nürburgring-Internetseiten ein paar interessante Zusatzinformationen einsammeln wollten:

„Nürburgring Automotive GmbH: Geschäftsbrief 1-2011“

Die „Nürburgring Automotiv GmbH“ ist zwar eine teure Vergangenheit., aber der „Geschäftsbrief“ hätte schon interessiert. Das Jahr 2011 war das Gründerjahr von „Freunde des Nürburgrings“. Am 12. März 2012 war hier bei Motor-KRITIK auch etwas zu diesem Verein zu lesen. Wenn sie HIER KLICKEN, erreichen meine Leser die “alte Geschichte“ mit dem Titel „Begegnungen mit Fremden“.  - Passt doch, wenn wir heute an den Verein denken, der sich an seiner Spitze total verändert hat.

Es wurden sozusagen alle „alten Spuren“, die des Ursprungs, verwischt

Dann schauen wir doch mal auf die offiziellen Seiten des Vereins „Freunde des Nürburgrings“ und finden dort folgende Selbstdarstellung:

„Wer sind die Freunde des Nürburgring?

Ein Zusammenschluss von Verbänden aus Sport, Kultur und Medien sowie Persönlichkeiten aus allen Lebensbereichen, die alle zusammen eines eint – die Faszination für den Nürburgring.

Freunde des Nürburgring e.V. arbeitet im Sinne der Gemeinnützigkeit.

Was ist das Ziel des Vereins?

Der Nürburgring steht seit über 80 Jahren als Symbol für den deutschen und internationalen Automobilrennsport, für technische Innovationen, für Leistungsbereitschaft und Visionen. Der Nürburgring ist aber noch viel mehr als das. Für die Eifel und das ganze Land Rheinland-Pfalz ist der Nürburgring ein Ort von herausragender touristischer Bedeutung. Ziel und Zweck des Vereins ist es deshalb neben der Förderung des Sports, insbesondere des Motorsports, neue Möglichkeiten zu erschließen, neue Veranstaltungen und Veranstaltungsformen in die Region zu bringen und für die schönste Rennstrecke der Welt national und international zu werben.

Vereinsaktivitäten

Wir rufen alle, die diese Ziele unterstützen und dem Nürburgring und der Eifel eine gute Zukunft wünschen, auf, sich daran zu beteiligen und bei den Freunden des Nürburgring mitzuwirken.

Sportliche und kulturelle Veranstaltungen für Mitglieder sowie die Möglichkeit zur Informations- und Kontaktpflege warten auf die Freunde des Nürburgring.“

Das nur, damit die Leser nicht erst hinüber klicken müssen.

Offiziell wurde der Verein „auf Anregung“ von (damals) Minister Hendrik Hering in 2011 durch Hans-Peter Schössler, dem Geschäftsführer von „Lotto Rheinland-Pfalz“ (zu 51 Prozent im Besitz der Landesregierung), gegründet. Den Vereinsvorsitz hatte der Präsident des „Sportbundes Rheinland“, Fred Pretz, übernommen. In 2013 übernahm dann Manfred Sattler, der Präsident der Industrie- und Handelskammer in Koblenz den Vereinsvorsitz.

Um einen Eindruck von der Grundeinstellung des Vereins gewinnen zu können, folgen jetzt ein paar Zitate aus Geschichten, die u.a. aus der Feder des Mannes stammen, der auch den o.g. Leserbrief an die „Eifel-Zeitung“ schrieb: Klaus Ridder, der „Pressewart“ des Vereins – und Vorstandsmitglied:

„'Das Konzept, dass die neuen Inhaber Robertino Wild und Dr. Alex Heinemann dem Vorstand vorgelegt haben, hat uns überzeugt', berichtete Manfred Sattler auf der Jahreshauptversammlung(JHV) der Initiative FdN. Die etwa 70 Mitglieder zollten Beifall, denn Sattler hatte in den vergangenen Monaten viele vertrauliche Gespräche geführt mit Verantwortlichen aus Politik und Wirtschaft.“

Wir erfahren also: Es gab „viele vertrauliche Gespräche … mit Verantwortlichen aus Politik und Wirtschaft“. - Also alles in der gleichen Art, wie vor der Gründung von Hendrik Hering geplant. Obwohl Manfred Sattler – nachzulesen bei „AW-Wiki“ im April 2013 sagte:

„Der junge Verein wolle sich künftig nicht mehr politisch vereinnahmen lassen. Damit sprach Sattler ein Memorandum des Vereins vom August 2012 an. Es lässt die Interpretation zu, dass der Verein lediglich ein verlängerter Arm der Landesregierung ist.“

Genau das war – und ist – der Eindruck von Motor-KRITIK. Da hat sich wenig verändert. Und wenn man einmal in die „alte“ Motor-KRITIK-Geschichte geblickt und noch einmal die damals wichtigen Namen aus dem Umfeld des Vereins aufgenommen hat, dann muss einem beim Abgleich mit aktuellen Abläufen einiges zumindest eigenartig erscheinen.

Der Aufsichtsratvorsitzende von „Lotto Rheinland-Pfalz“, Dr. Salvator Barbaro, ist gleichzeitig Staatssekretär im Finanzministerium den Ministers Carsten Kühl, der auch einmal Aufsichtsratsmitglied bei der Nürburgring GmbH war.

Dr. Barbaro ist auch im Zusammenhang mit dem Fall Hans-Peter Schössler, dem Geschäftsführer von Lotto Rheinland-Pfalz, bekannt geworden, der wegen nicht abgerufener Gewinne bei seiner Gesellschaft – und den damit verbundenen Unregelmäßigkeiten – schließlich vor Gericht stand.

Sein Verteidiger war einer der renomiertesten Strafverteidiger, Justizrat Prof. Dr. Franz Salditt, der nach einem mit „Pilotphase“ bezeichneten ersten Versuch der Landesregierung, ein Korruptionsbekämpfungsprogramm mit einem „Vertrauensanwalt“ umzusetzen, diese Funktion von einem Vorgänger-Kollegen im Auftrag des Justiz-Ministeriums übernommen hatte.

Von dieser Funktion wurde er dann – wohl um seinen Auftrag als Verteidiger des Hans-Peter Schössler wahrnehmen zu können - von eben jenem Dr. Barbaro, Staatssekretär im Justizministerium „freigestellt“. Die Aufgabe eines „Vertrauensanwalts“ hat jetzt im Auftrag der Landesregierung ein neuer Anwalt übernommen. Es ist inzwischen die dritte Besetzung dieser Position.

Die erste Phase des „Versuchs“ hatte im Auftrag der Landesregierung ein Rechtsanwalt Volker Hoffmann aus Mainz übernommen der auch für andere Firmen und Organisationen in ähnlicher Funktion tätig war. (Übrigens heute auch da nicht mehr.)

Es war nämlich (nicht nur) Politikern aufgefallen, dass es die „eigenartige Situation“ gab, dass dieser Anwalt, der im Auftrag der Landesregierung Teil eines „Anti-Korruptionsprogramms“ war, auch gleichzeitig einen der Korruption beschuldigten Angeklagten vor Gericht verteidigte.

Es war BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN die das öffentlich machten. Die Abgeordnete Katharina Raue äußerte sich damals so zu diesem Thema:

„... möchte ich darauf hinweisen, dass der Vertrauensanwalt der Landesregierung für Korruption sofort abgelöst werden muss. Es kann nicht angehen, dass der Verteidiger des wegen Korruption angeklagten Holger Pfahl als Ansprechpartner für Bedienstete zur Verfügung stehen soll. Seine Aufgabe in dieser Eigenschaft ist es, uneigennützige Bekanntmachungen von Beobachtungen korrupter, illegaler oder unmoralischer Praktiken, sog. Whistle Blowing, entgegenzunehmen. Die Landesregierung sieht diesen Interessenkonflikt augenscheinlich nicht. Ein unhaltbarer Zustand.“

In der Phase, nachdem tatsächlich Volker Hoffmann, Mainz als „Vertrauensanwalt“ abgelöst und durch Prof. Salditt ersetzt worden war, hat übrigens auch die heutige stellvertretende Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Eveline Lemke, Erfahrungen mit der Arbeit des „Vertrauensanwalts“ machen können. Die lassen sich unter dem Obertitel „Nürburgring 2009“ einordnen.

Fau Lemke hat sich zu ihrem damaligen Recherche-Ergebnis niemals öffentlich geäußert. Es ist wohl einfach im Zuge der Kooperationsverträge verloren gegangen.

Der erste „Vertrauensanwalt“ der Landesregierung wurde übrigens inzwischen übrigens wegen „Beihilfe“ von einem Amtsgericht in Deutschland „still“ verurteilt. Der Rechtsanwalt ist aber noch Mitglied der Anwaltskammer. - Unverständlich?

In Rheinland-Pfalz muss man nicht alles verstehen, was unter der Schirmherrschaft der Politiker so abläuft.

Vieles läuft offenbar unter falschen Bezeichnungen. Man verstößt gegen bestehende Gesetze. Vieles scheint in gewissem Sinn „normal“ zu sein. Man verkauft eine Firma mit einem Gesamtwert von um 1 Milliarde Euro für 77 Millionen, ein Kaufpreis, der aber in der Praxis dann gesenkt wird.

Man hat den Käufer auch auf seine Solvenz hin überprüft. Aber wer dafür verantwortlich ist, das ist noch nicht bekannt. Bekannt ist aber – dank Herrn Klaus Ridder, dem „Pressewart“ der „Freunde des Nürburgrings - was auf der von der Ministerpräsidentin, Frau Dreyer, unterstützten Veranstaltung am 30. April 2014 so alles zugesagt und beklatscht wurde:

„Malu Dreyer räumte in Ihrem Statement ein, dass in der Vergangenheit viele Fehler gemacht worden seien. Aber, so Malu Dreyer , es müsse jetzt wieder voran gehen und sie sprach Zuversicht aus, dass der künftige Inhaber Dr. Robertino Wild mit seinem Partner Adam Osieka die Region Nürburgring nach weiter vorne bringen würden. Sie hatte sich vorher die Firmen Capricorn und GetSpeed, die in Meuspath am Nürburgring eine Produktion von Kohlefaserprodukten bzw. Motorsport betreiben, angesehen und an einer Betriebsversammlung der Betriebsgesellschaft Nürburgring teilgenommen. Es gab auch Skeptiker, mit denen die Regierungspräsidentin im Anschluss an die Info-Veranstaltung noch diskutierte. Sie ging aber auch hier unbequemen Fragen nicht aus dem Weg und rief die Region Nürburgring auf, die Zukunft gemeinsam mit dem künftigen Inhaber Dr.Wild zu gestalten.m Dr. Robertino Wild , selbst aktiver Rennfahrer und ein langjähriger Freund des Nürburgrings, stellte ein paar Eckpunkte seiner künftigen Aktivitäten vor

  • Modernisierung der Rennstrecke
  • Rückbau des Eifeldorfs, wobei das Hotel ‚Grüne Hölle' erhalten bleiben soll
  • Ansiedlung weiterer autobezogener Industriebetriebe am Nürburgring
  • Verkauf der Achterbahn(ringracer).
  • Abschaffung der RingCard ( bargeldloses Zahlungsmittel)
  • Weitere sicherheitsbezogenen Modernisierung der Nordschleife, wobei der Charakter der Nordschleife nicht verändert werden soll.
  • Verbesserung der Zusammenarbeit mit den Medien
  • Umgestaltung des Museums (ringwerk)

Insbesondere betonte Wild auch, dass die gesamte Region um den Nürburgring zusammen – und nicht gegeneinander – arbeiten müsse. Er werde seinen Teil dazu beitragen, dass der Nürburgring für den Motorsport erhalten bleibt.“

Dieser Beitrag ist tatsächlich auch mit Klaus Ridder gezeichnet, jenem Klaus Ridder, der in diesen Tagen der „Eifel-Zeitung“ einen Leserbrief geschrieben hat, den die auch – es gibt ihn schließlich honorarfrei – auch veröffentlichte. - Es gibt aber auch die Meinungsfreiheit.

Die „CNG“ kann sich auf „FdN“ verlassen!

Motor-KRITIK hat den „Leserbrief“ ausgeschnitten, kopiert und die Leser finden ihn als pdf-Datei im Anhang an diese Geschichte.

Damit soll nur angedeutet werden, was einem so alles auf- und einfällt, wenn man an einer Supermarkt-Kasse eine dort zur kostenlosen Mitnahme ausgelegte Zeitung mitnimmt.

Wie man daran erkennen kann: Die „Freunde des Nürburgrings“ arbeiten weiter an einer guten Stimmung für die jetzigen Pächter, während die Situation sich „oben am Ring“ tatsächlich zuspitzt.

Für die unaufgeklärte Öffentlichkeit veranstaltet man „oben“ gerade eine Pressekonferenz, bei der man die Zukunft des Nürburgrings sicherlich in rosigen Farben schildern wird. Obwohl die „Ersatz-Rock-Veranstaltung“ praktisch zu einem finanziellen Fiasko werden, obwohl man in diesem Jahr keine Formel 1-Veranstaltung durchführen wird.

Übrigens: Motor-KRITIK hat keine Einladung erhalten!

Ich habe in diesen Tagen ein Foto gemacht, dass eine vielseitige Deutung zulässt. Es wurde an einem Eingang zur Grand-Prix-Strecke gemacht:

Es spricht für sich, verdeutlicht aber auch die Entwicklungsmöglichkeiten, die dem Nürburgring auch durch das neue Gesetz der Landesregierung entstanden sind, das „einen freien Zugang“ zur Rennstrecke garantiert.

Auch für Hunde? - Oder nur für's Herrchen?

MK/Wilhelm Hahne
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