Das Schweigen der Belämmerten!

„Kartellbehörde winkt Ring-Verkauf durch“, ist heute in der „Rhein-Zeitung“ zu lesen. - Man winkt sozusagen lautlos. Insolvenz-Sachwalter Lieser gibt Laut: „Wir haben nichts Falsches gemacht.“ - Hat man denn etwas richtig gemacht? - Nur so eine Frage. - War die am 11. März 2014 den Beratern und Sachwaltern vorliegende Finanzierungs-Bestätigung der Deutschen Bank, London/Frankfurt wirklich „banküblich und valide“? - Motor-KRITIK würde das – nach Blättern in einer der derzeit umlaufenden Kopien dieses Vertrages, der ein mehr ein „Entwurf“ („DRAFT“) zu sein scheint, eher als „invalide“ bezeichnen. - Die „Zusage“ der Deutschen Bank hängt dieser Geschichte in gesamter Länge an. Wir bitten um Entschuldigung, wenn wir dem Inhalt dieser Unterlage zunächst versucht haben mit einem „Marker“-Stift näher zu kommen. Aber da hätte ein Stift wohl nicht gereicht. So wurde dieses wichtige Papier dann noch mit Anmerkungen vollgeschmiert, die Sie bitte übersehen wollen, weil dahinter noch die eine oder andere Geschichte schlummert. - Schlussendlich wurde dann der Entschluss gefasst, dieses Dokument doch zu veröffentlichen. Leider können nur diese „Schmierblätter“ als pdf-Datei eingestellt werden. Aber der Inhalt – in englischer Sprache (!) - macht vielleicht verständlich, warum man von der Staatsanwaltschaft auch nach rund einem Monat der Vorlage auch dieses Dokuments (an das man im Zuge einer Anzeige geriet) noch keine Entscheidung zu einem Ermittlungsverfahren getroffen hat. - Oder hat das politische Mainz für eine Schockstarre gesorgt?

Das Schweigen der Belämmerten!

Die „Zusage“ der Deutschen Bank zu einer Finanzierung des Nürburgring-Kaufs vom 10. März 2014 ist schon deshalb interessant, weil das nicht die erste Version einer Zusage war.

Die erste Version kam Anfang März auf den Schreibtisch des „Beraters“ bei der mit den Verkaufsvorbereitungen und Abwicklung betrauten Firma KPMG in Frankfurt. Der Mann heißt Alexander Bischoff und ist dem Insolvenz-Sachwalter Jens Lieser gut bekannt. Beide scheinen gewusst zu haben was sie wollten. Da wurde dann die „Zusage“ der DB in der ersten Version durch Herrn Bischoff wohl nicht als „valide genug“ empfunden.

Was dann passierte ist ungewöhnlich und sollte die Staatsanwaltschaft Koblenz einmal zu Nachforschungen anregen. Alexander Bischoff, als leitende Mitarbeiter der KPMG, nahm als Vertreter des Verkäufers (Insolvenz-Sachwalters) selber die Verhandlungen mit der Deutschen Bank in Sachen „Kredit zum Nürburgring-Kauf“ auf.

Eigentlich unfassbar: Nicht der mögliche Käufer versuchte die Kredit-Bedingungen zu verbessern, sondern der Verkäufer. - Weil man Capricorn unbedingt als Käufer dem Gläubigerausschuss empfehlen wollte? - Was auch gelang!

Wird es nun zu einer Sondersitzung des Gläubigerausschusses kommen? - Die nächste war eigentlich erst für Anfang Juni 2015 geplant. - Und hat man Alexander Bischoff schon um ein Kommen gebeten?

Diese jetzt vorliegende DB-Endversion kann wohl kaum als eine Absicherung der von Capricorn als notwendig erachteten Finanzierung betrachtet werden. Capricorn hatte danach Bedingungen zu erfüllen, die man – wie dann die Abläufe zeigten – auch zum Zeitpunkt eines möglichen Abschlusses nicht zu erfüllen gewesen wären. - Wurde der Gläubigerausschuss getäuscht?

Was auch auffällt: Die „Bankbestätigung“ der Deutschen Bank wurde nicht durch den Kreditnehmer gegengezeichnet, wie das eigentlich auf dem Papier vorgesehen war.

Motor-KRITIK gegenüber wurde Ende Januar 2014 von den Herren Wild und Heinemann gesagt, dass fünf Hausbanken für eine Finanzierung bereit stünden. Und natürlich sei ein entsprechendes Eigenkapital vorhanden. - Die Realität sah – leider -  anders aus.

Zur Anzahlung musste dann schon z.T. ein Kredit an Herrn Heinemann herhalten, den er zu diesem  Zweck bei einer Krefelder Bank aufnahm. Die zweite Rate konnte durch Robertino Wild nicht gezahlt werden und es kam – um eine Zahlungsverschiebung auf einen späteren Termin zu erreichen – u.azu einer Übereignung einer Kunstsammlung des Herrn Robertino Wild.

Der hatte aber wohl den Ankauf über eine Firma getätigt, an der nicht nur er beteiligt war, so dass sein Gesellschafter eigentlich davon ausging, auch Mitbesitzer zu sein. Robertino Wild hat dann aber als Geschäftsführer dieser Gesellschaft die Kunstsammlung weiter verkauft, weil er so wohl glaubte, sie als „Alles meins!“ ausgeben zu können.

Weil „Glauben“ und „Wissen“ zweierlei ist, wird man hier die noch zu erwartenden gerichtlichen Auseinandersetzungen abwarten müssen.

Die Übereignung seiner Kunstsammlung zur einer Absicherung von Forderungen hat er dann wohl gleich gegenüber zwei seiner Gläubiger gemacht. - Und die Staatsanwaltschaft ermittelt! -

Die oben erwähnten "Zwei" scheinen aber nicht die einzigen Gläubiger zu sein. Es gibt wohl auch noch solche ohne Absicherung durch eine Übereignung, wenn man die Bemühungen einer nun von Wild/Capricorn beauftragten Anwaltskanzlei verfolgt.

Nicht nur im Nachhinein scheint es unbegreiflich, wie die Insolvenz-Sachwalter einschließlich ihrer Berater jemanden als Käufer eines Millionen-Objekts favorisieren konnten, der auch zu diesem Zeitpunkt nicht in der Lage schien, dieses Objekt zu stemmen.

Genauso unverständlich ist die PR-Unterstützung der Landesregierung bei diesem Verkauf. - Zusammen mit Helene Fischer macht mich das "Atemlos"!

Motor-KRITIK hat sich nicht nur zum Projekt „Nürburgring 2009“ auch im Vorfeld schon immer klar geäußert, sondern auch zum Verkauf des Nürburgrings klar Stellung bezogen.

Noch in der letzten – vor dieser – erschienenen Geschichte habe ich aus gegebenem Anlass auf eine fast ein Jahr alte Geschichte aufmerksam gemacht, in der ich wirklich deutlich zu machen versuchte, dass auch der neue Versuch der Landesregierung einen „Neuanfang“ zu versuchen (via einer Insolvenz in Eigenverwaltung) wohl nicht funktionieren könnte.

Eigentlich habe ich schon im Vorspann zu meiner letzten Geschichte geschrieben, was bei den jetzt zu Tage tretenden Fakten nach m.M. unausweichlich feststeht:

  • Der Verkauf des Nürburgrings ist gescheitert!

Die „Rhein-Zeitung“ sagt dagegen in ihrer heutigen Samstagausgabe voraus:

„Im April dürfte der positive EU-Beschluss im EU-Gesetzblatt veröffentlicht werden.“

Die neue Chefin der EU-Wettbewerbskommission, die Dänin Margrethe Vestager, war an dem derzeit noch „schwebenden“ Beschluss nicht beteiligt. Sie würde sich selber zum „Täter machen“, wenn sie diesen Beschluss nun nach dem Bekanntwerden der Finanzierungsbedingungen der Deutschen Bank und einem Abgleich der dort zu findenden Informationen mit denen des Insolvenz-Sachwalters an die EU, dann noch einer Veröffentlichung im EU-Amtsblatt – ohne jede weitere Prüfung – zustimmen würde.

Damit hätte sie sich nicht nur selber praktisch eine Schlinge um den Hals gelegt, sondern auch den Startschuss zu einer unabsehbaren Prozessfolge geliefert. - Und dem Ansehen der EU-Behörde geschadet.

Klar sollte aber auch sein, dass ab sofort in Sachen Nürburgring in Mainz noch „eine Menge Blut fließen wird“. - Und nicht nur da.

Es gibt inzwischen einige Leute, die sich hintergangen, übergangen, belogen und betrogen fühlen. Dieses Gefühl hat jetzt Nahrung bekommen. Und es wird vielleicht nicht die letzte Wahrheit sein, die die politischen Visionäre in Mainz aus dem Reich ihrer Träume zurück holt.

Der Nürburgring kann auch eine „Grüne Hölle“ sein!

MK/Wilhelm Hahne
Durchschnitt: 4.9 (bei 51 Bewertungen)

Kategorie: 

+ Hinweis für Leser – nicht nur an einem Abonnement Interessierte! +

 

Lieber Leser,

 

Motor-KRITIK ist vollkommen werbefrei, aber – darum – auch ein wenig abhängig von seinen Lesern. - Oder anders: Von Einnahmen. - Nicht alle Leser mögen sich gleich für ein Abo entscheiden.

Wenn Sie ab und an mal auf diesen Seiten vorbei schauen und Ihnen der hier gebotene investigative Journalismus gefällt, dann machen sie doch einfach ihre Zustimmung durch eine kleine Spende deutlich. - Auch kleine Beträge können – per Saldo – eine große Hilfe und Unterstützung sein!

Meine Kontendaten – auch wenn Sie Abonnent werden wollen - finden Sie HIER.

 

Danke!