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Es gab einen schrecklichen Unfall, der den ersten VLN-Lauf noch vor dem ersten Tankstopp der Renntourenwagen mit „roter Flagge“ (Rennabbruch) beendete. In der Folge gab es Erklärungen von Verantwortlichen, die Übersicht und Souveränität verbreiten sollten. Nun ist inzwischen auch der Termin für einen so genannten „Runden Tisch“ mit Fachleuten, Experten, Fahrern und Verantwortlichen mit 7. April 2015 festgesetzt. (Entschuldigung! - Hier stand bis 18 Uhr - 5.4. - das falsche Datum. Es wurde korrigiert und gleichzeitig der Ort des DMSB-Treffens im Lauftext präzisiert.) In Frankfurt wird man sich treffen. Auch Manager der Automoblindustrie (von Audi bis Porsche) sind eingeladen. Und Fahrer. Und Veranstalter. Auch der DMSB-Präsident wird da sein. Man darf auf aussagekräftige Entscheidungen gespannt sein. - Inzwischen gibt es „Betroffene“, die wegen des erlebten Unfalls bei der VLN um Betreuung bitten – bzw. sie fordern. Das Szenario wird per Saldo immer unwirklicher. Da scheint es noch mal an der Zeit, einen Blick auf die reale Situation zu werfen.
VLN 1: Ein vorausschauender Rückblick!
Es war eigentlich nicht der „Car-Friday“ - wie in den Medien vermeldet – der die Saison an der Nürburgring-Nordschleife eröffnete, sondern das VLN-Auftaktrennen am 28. März 2015, das nach wenigen Runden wegen eines Unfalls abgebrochen wurde, nachdem es einen Toten und einige Verletzte unter den Zuschauern zu beklagen gab.
Auf der VLN-Internetseite war kurz danach schon die hier gezeigte Meldung zu lesen, in der von einem Unfall „aus ungeklärter Ursache“ zu lesen ist.
Offiziell wurde das Rennen – ich muss mich da auf mein Gedächtnis verlassen – um 13:08 Uhr abgebrochen, die ersten Handyfotos wurden vom Unfallort aber bereits um 13:05 verschickt.
Vor dem offiziellen Abbruch hatten Zuschauer auch schon über die „112“ eine Flotte von Krankenwagen angefordert. In unserem digital bestimmten Zeitalter konnte man auch sehr schnell das erste Video auf „Youtube“ sehen. Ab da war es dann mit der „ungeklärten Ursache“ vorbei.
Jeder entwickelte aus seiner Sicht seine Thesen. Motor-KRITIK ist wirklich darauf gespannt zu hören, zu welchem Schluss den z.B. die Staatsanwaltschaft kommen wird, die zusammen mit anderen „Experten“ an der Aufklärung des Unfalls arbeitet.
Wie man sehen kann, schrieb z.B. auch die „Süddeutsche Zeitung“ zu dem Unfall, dass das Fahrzeug in den Zuschauerbereich „krachte“. Motor-KRITIK war zwar in der Nähe des Unfalls, auch dann auf dem Weg zum Unfallort, hat aber dann die Absicht aufgegeben, weil auch schon zu diesem Zeitpunkt viele andere überflüssigen Leute „vor Ort“ waren.
Tatsache ist, dass das Fahrzeug tatsächlich in den am Flugplatz durch die Nürburgring GmbH (früher) und heute durch die CNG (capricorn NÜRBURGRING GmbH) ausgewiesenen Zuschauerbereich „geflogen“ ist.
Von am Unfalltag auf dem Zuschauerplatz anwesenden Rennbesuchern hat sich Motor-KRITIK versichern lassen:
- Es gab am FIA-Zaun keine Warnschilder, die den Aufenthalt dort verbieten.
- In diesem Bereich sind in den FIA-Zaun drei „Foto-Fenster“ geschnitten worden, um den Zuschauern ein Fotografieren zu ermöglichen.
- Warnschilder gab/und gibt es nur an den Streckenposten-Türen, die einen Durchgang verbieten.
- Der vorhandene zweite Zaun ist eigentlich noch ein Relikt aus der Vergangenheit, der für Zuschauer auch zu einer Falle werden kann.
Einer der am Unfallort stehenden Zuschauer, der Motor-KRITIK als kenntnisreicher Beobachter der Motorsport-Szene bekannt ist, schildert den Ablauf so:
„Der Nissan hatte nach meiner Wahrnehmung zunächst die Fluglinie geradeaus (Richtung Wald), blieb aber an der obersten Kante des FIA-Zaunes hängen und bekam dann einen Rechtsdrall, so dass er parallel zum FIA-Zaun in Fahrtrichtung weiter flog. Er flog über mich hinweg (während ich mich an den FIA-Zaun presste) und schlug etwa 3 – 4 Meter neben mir hinter dem zweiten Zaun auf. Dabei traf er den niederländischen Zuschauer ... am Kopf. Er hatte das Pech, dass er sehr schnell die Flucht nach hinten antrat, aber genau in die Fluglinie des trudelnden Nissan lief. Auch die nächsten Überschläge des Nissan folgten hinter dem zweiten Zaun. Erst etwa 25-30 Meter später rollte der Nissan Richtung Strecke und blieb am FIA-Zaun (unten) hängen.“
Ich habe am Donnerstag nach dem Unfall den Ort des Geschehens in Augenschein genommen. Er befindet sich in einem Vogelschutz- und Naturschutz-Gebiet. Der Unfallort war zu diesem Zeitpunkt immer noch durch ein Flatterband...
...abgesperrt. Schilder wiesen darauf hin...
...dass es sich um einen Sicherheitsbereich handelt und kein Durchgang erlaubt ist. Diese Schilder wurden offensichtlich aber erst nach dem Unfall hier angebracht.
Ich habe diesen „Sicherheitsbereich“ respektiert und...
… nur Fotos von außerhalb gemacht. Man sieht im Hintergrund den Ort, an dem wahrscheinlich der Zuschauer tödlich getroffen wurde und an dem Kerzen und Blumen durch andere Zuschauer aufgestellt wurden, die damit ihr Mitempfinden und Mitleid ausdrücken wollen.
Hier zwei Fotos, die diese Stelle deutlicher zeigen, aber auch beweisen, dass das Leben auf der Strecke durch die Touristenfahrten weiterging.
Dieses Foto zeigt, dass am späten Nachmittag des Donnerstag richtig Betrieb auf der Strecke war. Das Foto erlaubt über das gespannte Flatterband hinweg einen Blick in Richtung „Sprunghügel“, der jedem Nürburgring-Fan bekannt ist und der den „Abflug“ des Nissan einleitete.
Sonst wäre vielleicht auch dieser Zuschauerplatz für viele nicht so interessant. - Es sind evtl. die gleichen Zuschauer, die jetzt Hilfe von der VLN fordern.
Zum Beweis für die „Foto-Fenster“ habe ich eines davon so fotografiert, dass durch das vorbei fahrende Automobil der Ausschnitt im FIA-Zaun deutlicher wird.
Es kann nach allen Hinweisen die Motor-KRITIK erhielt kein Zweifel daran bestehen, dass das Überfliegen des FIA-Sicherheitszauns durch den Katapulteffekt der davor aufgestellen, bei einem Aufprall federnden, Gummireifen ausgelöst wurde. Der Nissan hatte beim Überflug die obersten zwei Spannseile des FIA-Zauns durchtrennt, ein Schaden, der aber inzwischen wieder beseitigt ist.
Anders als bei den tieffliegenden Mercedes in Le Mans vor Jahren, deren Abflug nicht durch ein Fehlverhalten der Fahrer ausgelöst wurde, war hier am Nürburgring der Fahrer das auslösende Element. Der Ursprung für den Unfall ist aber beim DMSB zu suchen, der einem unerfahrenen Fahrer ein „Nordschleifen-Permit“ ausstellte, nachdem der einen wohl – auf die Wirkung bezogen – inhaltslosen 1-tägigen Lehrgang absolviert hatte.
Wie man feststellen muss: Nicht gerade eine Sicherheitsmaßnahme, sondern mehr eine Art, viele erfahrene Fahrer abzukassieren, aber damit auch Fahrer ohne Erfahrung die Zulassung zu erteilen, nachdem sie für Lehrgang und „Permit“ noch mehr bezahlt hatten.
Natürlich wird man bei dem kommenden „Runden Tisch“ den DMSB (der im Frankfurter Sheraton Flughafen-Hotel ab 10:00 Uhr tagt) zu entlasten, und den Auslöser für den Unfall anderswo suchen. Beim Fahrer z.B., was auch eine gewisse Berechtigung hat. - Wenn man von der Fehlleistung des DMSB absieht.
Die Rennstrecke kann nicht der Auslöser sein, denn man muss sie als die Aufgabe betrachten, die der Fahrer zu lösen hat. Abgesehen davon, wird es die absolute Sicherheit niemals geben. In keinem Lebensbereich, also auch nicht beim Automobilsport.
Natürlich wird man bei der DMSB-Sitzung auch auf die Gefährlichkeit der GT3 abheben, die alle (!) mit ihren 10 qm-Unterböden dann zu Flugzeugen werden, wenn sie irgendwo Unterluft bekommen. Beim Unfall-Nissan war da die Gefahr vielleicht ein wenig größer als bei anderen GT3, da man wohl im Hinblick auf die nutzbare Leistung, ein wenig zu sehr die Hinterachse aerodynamisch belastet hatte, was dann schon die Balance insgesamt verschlechterte und – dazu müsste der Fahrer eine Auskunft geben können – eigentlich theoretisch zu einer Untersteuer-Neigung geführt haben müsste.
Dem Team ging es wohl darum, durch die höhere Belastung der Hinterachse ein frühes Herausbeschleunigen aus den vielen Kurven zu ermöglichen. Der Fahrer hatte aber wohl übersehen, dass daraus an wenigen anderen Stellen auf der Nürburgring-Nordschleife ein Nachteil resultiert, weil man z.B. durch ein Bremsen mit Links und ein gleichzeitiges Nachgeben im Gasfuß dann am z.B. am „Flugplatz“ ein paar Zehntel-Sekunden „liegen lässt“. - Aber per Saldo... -
#Der junge – auf der Nordschleife unerfahrene - Fahrer wollte aber wohl anscheinend mehr, seinen Werkseinsatz durch eine mehr als ansprechende Leistung festigen. - Und man darf ihn tatsächlich als talentiert bezeichnen.
Norbert Haug hatte vor Jahren bei dem Le Mans-Unfall (Aufsteigen und „Abflug“) der dort eingesetzten Mercedes-Sportwagen eine schnelle und vollkommene Aufklärung versprochen. - Ich kann mich nicht erinnern, von Seiten Mercedes dazu irgendwann noch mal etwas gehört zu haben.
So verhalten sich eben Rennleiter großer Hersteller. Norbert Haug ist da keine Ausnahme, sondern stellt die Norm dar.
Ich erinnere mich, dass Alfred Neubauer, einer der Vorgänger Haug's, nach dem tödlichen Unfall des Mercedes-Werkfahrers Hermann Kühne in den 60ern bei einem Unfall mit einer S-Klasse in Argentinien als Repräsentant des Werkes volle Aufklärung versprach. Nicht nur in seiner donnernden Grabrede, sondern auch mir persönlich gegenüber.
Er muss es vergessen haben.
In diese Richtung werden dann auch die Beschlüsse am 7. April in Frankfurt laufen. Man wird nicht den Einsatz der Automobilhersteller beim 24-Stunden-Rennen – oder auch beim Quali-Rennen vorher – gefährden können, zumal die auch mit entsprechenden Marketing-Aktionen für den Zulauf von interessierten Zuschauern sorgen.
DUNLOP hat aber z.B. schon seine geplante Werbe- und Marketing-Aktion für das 24-Stunden-Rennen offiziell abgesagt. Offiziell auch, um den Etat für 2015 zu schonen. Zwar waren schon die Hotelzimmer reserviert, aber man hat die alle wieder freigegeben. Außerdem haben die unter amerikanischer Aufsicht (Goodyear) stehenden Reifenleute die Zusatzkosten für das so genannte „Laubengang-Ticket“ gestört. Es war nicht im Etat vorgesehen. - Das hat man dann zum Anlass genommen, gleich alles abzusagen.
Die Situation am Nürburgring stellt sich zur Zeit so dar...
...wie ich es gerade in diesen Tagen an einer nicht perfekt geklebten Plakatwand fotografieren konnte. Dem Nürburgring fehlt aber tatsächlich – wie auf diesem Bild – nicht nur ein „R“, sondern eine verantwortungsvolle Führung, die ihre vornehmste Aufgabe in der Umsetzung von Motorsport-Aufgaben sieht und der „kein Zacken aus der Krone bricht“, wenn sie einmal nicht zu 50 Prozent an irgendeiner Veranstaltung beteiligt ist. (s. „Rock am Ring“)
Die Zuschauer des 1. VLN-Laufs werden nicht gerade freudig nach dem Abbruch der Veranstaltung die Region Nürburgring wieder verlassen haben. Wollen wir hoffen, dass sie zum nächsten Lauf alle wieder den Weg in die Eifel finden.