2. VLN-Lauf: Der Anfang vom Ende?

Der Basismotorsport, der so genannte Breitensport ist gemeint. Darauf bezieht sich die Frage. Der ist in der folgenden Betrachtung, gewonnen aus Beobachtung, gefiltert durch persönliche Lebenserfahrung auch auf diesem Gebiet, gemeint. Als Journalist kann man da eine Menge falsch machen, wenn man Betroffene direkt befragt. Da gibt es dann – in unserer „modernen Zeit“ - oft sehr ausgeglichene Antworten. Man sagt heute nicht mehr was man denkt, sondern das, wovon man annimmt, dass es der andere hören will. Oder gegenüber einem Journalist nur das, was einen – ganz gleich von welcher Seite – nicht angreifbar macht. - Im Moment gehen zwar die Wogen am Nürburgring hoch, aber jeder versucht „den Ball flach zu halten“, äußert sich zu kritischen Themen nur sehr vorsichtig. - Geschwindigkeitsbegrenzung auf einer Rennstrecke? - „Nordschleifen-Permit“ des DMSB? - Sicherheitseinrichtungen – wie z.B. ein FIA-Zaun - an der Nürburgring-Nordschleife für wen? - Versuchen Sie mal als Journalist dazu objektive Antworten zu erhalten. - Hier zeigen sich dann die Grenzen auf, die Journalisten gesetzt sind. Der „normale“ Journalist wird wörtliche Zitate bringen. Damit ist er dann auch nicht angreifbar. Aber was hat der Leser davon? - Bei Motor-KRITIK werden Sie aufgrund von aufmerksamer Beobachtung gewonnene Stimmungseindrücke wieder finden, die dann im Ergebnis schon die Frage beantworten:

2. VLN-Lauf: Der Anfang vom Ende?

Um das das Ergebnis der Beobachtungen, Eindrücke – aber auch Befragungen! - vorweg zu nehmen: Ja, das Ende ist eingeläutet! Es wird für die Betrachter aber erst nach dem 24-Stunden-Rennen, ab dem 3. VLN-Lauf (20. Juni 2015) deutlicher werden. - Doch mal der Reihe nach: Da kommt zunächst das „Vorspiel“.

Das findet bekanntlich vor jedem VLN-Lauf mit Einstellfahrten, die aber auch zu „Taxifahrten“ genutzt werden können, über einen Zeitraum von zwei Stunden am Freitagnachmittag statt, nachdem die angereisten Teilnehmer schon am Vormittag unter der VLN-Flagge am Vormittag um den GP-Kurs segeln können.

An diesem Freitag, vor dem 2. VLN-Lauf gab es eine andere – schon pikante – Situation. Ein Veranstalter von „Track-Days“, Helmut Bolz (RTS) hatte es für taktisch sehr geschickt gehalten, dem Geschäftsführer der capricorn NÜRBURGRING GmbH (CNG), Carsten Schumacher, den „Floh ins Ohr zu setzen“, dass man sich mit der Veranstaltung von „Track-Days“ zum richtigen Termin eine „goldene Nase“ verdienen könne.

So gab es denn vor diesem 2. VLN-Lauf einen „Track-Day“, bei dem die RTS und die CNG gemeinsam (?) als Veranstalter auftraten. - Oder war nur die CNG Veranstalter und die RTS Organisator? - Die Veranstaltung wurde dann über den Gesamtkurs Nordschleife plus Grand-Prix-Kurs durchgeführt, entsprach also der Streckenführung für das 24-Stunden-Rennen. Die Preise dafür waren „horrend“, weil sie Geld in die Kassen der Veranstalter schaufeln sollten, aber es stand den Teilnehmer dann auch der ganze Vormittag und ein großer Teil des Nachmittags (bis 15:30 Uhr) zur Verfügung.

Dumm – aus Sicht der Veranstalter – dass es auf Wunsch der Angehörigen an diesem Freitag um 11 Uhr eine Trauerfeier an dem Ort gab, an dem beim 1. VLN-Lauf eine holländischer Zuschauer tödlich verletzt worden war.

Das war nicht nur einer breiten Öffentlichkeit, sondern auch den Veranstaltern schon lange bekannt. Trotzdem unterbrachen sie den „Track-Day“ nicht zum Zeitpunkt der Trauerreden, sondern ließen den „Rennbetrieb“ (so empfand ihn Pietro Nuvoloni, der Pressesprecher der CNG) voll weiterlaufen.

Offizielle Meinung des Organisators der Veranstaltung von RTS und CNG, Helmut Bolz:

„Eine Unterbrechung des Testbetriebs ist – auch auf Wunsch der Lebensgefährtin des Verstorbenen und ihrer Angehörigen – nicht nötig!“

Anderswo hat er sich dann anders geäußert.

  • Es hätte an diesem Vormittag des 24. April schon drei unfallbedingte und zeitaufwändige Unterbrechungen gegeben und die ersten Teams würden bereits finanzielle Rückforderungen stellen. In einem weiteren Telefomgespräch erwähnte Herr Bolz dann zusätzlich noch laufende Reifentest-Programme einzelner Teams, die man nicht habe unterbrechen können und verwies ganz am Ende noch auf die Kurzfristigkeit der Anfrage nach einer kurzzeitigen Unterbrechung der Test-und Einstellfahrten.

War das die Aussage des „Partners“ der Nürburgring-Pächters, der CNG, im Hinblick auf die Trauerfeier betrifft, so gab des durch den Pressebeauftragten der CNG (Man lässt argumentieren, argumentiert nicht selber!) eine interessante Begründung für die Weiterführung der Testfahrten, die zeigt, dass es Leute gibt, die eigentlich keine Hemmungen haben, die gegen sie gerichtete, sachlich begründete „Schuldzuweisung“ umzukehren. Pietro Nuvoloni zur Situation:

„Allen Beteiligten war bekannt, dass an diesem Tag ein Test- und Trackday stattfindet. Etwa zehn Minuten vor Beginn der Reden der Seelsorger wurde die Bitte an den Veranstalter herangetragen, den Rennbetrieb während der Ansprache zu unterbrechen. Ein Abbrechen des laufenden Rennbetriebs konnte aber leider so kurzfristig nicht mehr umgesetzt werden. Wir bedauern diesen Umstand sehr.

Im Nachhinein haben wir erfahren, dass die Lebensgefährtin während der Reden der beiden Seelsorger aufgrund der Lautstärke der Testfahrten es für angebracht gehalten hätte, wenn die Rennwagen während dieser Zeit nicht gefahren wären. Selbstverständlich hätten wir eine Lösung gefunden, wenn wir rechtzeitig im Vorfeld darüber informiert worden wären. Dies führen wir auf einen Fehler in der Kommunikation aller Beteiligten zurück.“

Motor-KRITIK möchte das nicht weiter kommentieren, überlässt die Einschätzung von Abläufen und Erklärungen dem Leser.

Wir bei Motor-KRITIK finden es aber bemerkenswert, dass die Trauerfeier exakt in dem Bereich am Streckenabschnitt „Flugplatz“ der Nordschleife stattfand, der von der CNG als Zuschauerbereich für gesperrt erklärt wurde. Für die Trauerfeier wurde er offensichtlich von der CNG freigegeben, weshalb sich dort um 150 Trauergäste eingefunden hatte. Eine Tatsache, die der CNG also bekannt war. Nun aber als ein Mitveranstalter in die laufende „Track-Day“-Veranstaltung eingebunden, hat sie es nicht als notwendig erachtet, für die Zeit der Trauerfeier diese Veranstaltung zu unterbrechen, um eine evtl. Gefährdung von Zuschauern auszuschließen.

Wenn's um Geld geht... -

Nun wäre dann pünktlich um 16 Uhr der Veranstalter der regelmäßig vor einer VLN-Veranstaltung stattfindenden Einstellfahrten dran gewesen. Aber es hatte nicht nur – wie oben schon als Aussage des Herrn Bolz zu lesen – „drei unfallbedingte und zeitaufwändige Unterbrechungen“ gegeben, sondern es musste nach einem der Unfälle ausgangs der „Fuchsröhre“ auch noch eine Leitplankenreparatur vorgenommen werden, so dass nun diese für die Teams wichtige Veranstaltung – weil hier auch „Taxifahrten möglich sind – erst um 16:45 Uhr beginnen konnte.

Interessant ist, dass hier auch regelmäßig der Präsident des DMSB, hier in einer „Nebenrolle“ seiner Berater-Aufgabe für den VW-Konzern, als „Taxifahrer“ auftritt, dass aber – wie man hört – nicht zu einem „Mindestlohn“. Er fährt einen speziell für ihn hergerichteten Audi R8 mit den entsprechenden „Bemalungen“ seiner Sponoren. Das ist der gleiche Hans-Joachim Stuck, der dann als DMSB-Präsident auf den Sitzungen dieser „Behörde“ die „Taxifahrten“ am Nürburgring verteufelt.

Oder es auch als „pietätlos“ empfindet, dass der „Track-Day“ für die Zeit der Trauerfeier nicht unterbrochen worden ist. Beim nächsten Mal ist er dann vielleicht – wie ein VLN-Teilnehmer nüchtern feststellte - „schon weg vom Fenster“. Weil Hans-Joachim Stuck als ein „Schützling“ von Ferdinand Piech galt. - Und der hat jetzt bei VW – zumindest als Aufsichtsratsvorsitzender – den Rückzug angetreten.

Das VLN-Rennen selbst verlief so, wie gerade Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife verlaufen: Vom Wetter beeinflusst. Bemerkenswert war, dass der Bentley den Startplatz 1 einnahm. Aber es wurde wieder mal – wie vor fast allen 24-Stunden-Rennen – taktisch gefahren.

Aber beim Beobachten wurde schnell klar, dass das beste Fahrzeug in der GT3, der Kategorie, die jeweils den Gesamtsieger stellt, von Audi in die Startaufstellung gestellt wurde. Dieses Fahrzeug ist eigentlich mit seiner Kombination aus Leistung, cw-Wert, Stirnfläche und Gewicht ungschlagbar. Die neue Version, die hier von einem belgischen Team mit zwei Fahrzeugen an der Start gebracht wurde, kam sozusagen „einfühlsam“ gefahren, zum Sieg und auf Platz zwei. - Fast unauffällig.

BMW hielt sich – auf die Erfahrungen der Vergangenheit mit der „BoP“ bauend, ein wenig (zu) deutlich zurück. Der Bentley scheint zwar seine große, gewaltige Stirnfläche durch eine entsprechende Motorleistung kompensieren zu wollen, aber die war dann in der Phase „als der Regen kam“ nicht immer in idealer Weise auf den Boden zu bringen.

So nebenbei beobachtet: 5 von 19 gestarteten BMW M235i Racing Cup kamen nicht ins Ziel. Von mir persönlich als „gut“ empfundene Fahrer sprechen von einem guten, normalen Fahrverhalten dieses Cup-Fahrzeugs, andere werfen es – sozusagen als Gegenbeweis – schnell von der Strecke. Auch dieses Mal war der Unfall- (nicht der Ausfall-)Anteil hoch. Teamchefs, die unter den Reparaturkosten leiden, wünschen sich auf der Hinterachse mehr Abtrieb – also einen „richtigen“ Heckflügel.

Bei den Serienwagen, in den V-Klassen, kommt – wie überall im Leben – eigentlich der am weitesten nach vorne, der am elegantesten täuschen kann. Da gibt es drei von der VLN zertifizierte Rollenprüfstände in Menig, Meuspath und Müllenbach, deren Besuch jeweils bestimmten Fahrzeugklassen vorgeschrieben ist. Erstaunlich ist, dass das gleiche Fahrzeug, in kurzem Zeitabstand auf zwei solcher Prüfstände gemessen dann eine deutlich unterschiedliche Maximalleistung haben kann.

Wer dadurch neugierig geworden, mal ein Blick in die V-Klassen wirft und gedanklich die Möglichkeiten durchspielt, die sich bei einer „geschickten“ Nennung eines (scheibaren) Serienfahrzeugs in den V-Klassen bietet... -

Damit sind wir schon beim Rennen selbst, das mit drei Geschwindigkeitsbegrenzungszonen ausgestattet, sicherlich Eingang ins „Guinessbuch der Rekorde“ finden sollte. So gab es auch hier dann wegen des Verstoßes gegen diese Beschränkungen Zeitstrafen, die gegen gut 70 Teams – bzw. Teilnehmerfahrzeuge – verhängt werden mussten. Die veränderten die Fahrzeiten um insgesamt gut 86 Minuten, wurden ab in der Hauptsache durch Verstöße gegen die Geschwindigkeitsbegrenzung in der Boxengasse ausgelöst.

Noch mal zum Mitschreiben:

  • In einem Rennen das über 4 Stunden oder 240 Minuten ging, wurden insgesamt gegenüber rd. 70 Teilnehmer (bzw. teilnehmende Rennfahrzeuge) insgesamt mehr als 86 Minuten Strafzeiten wegen Überschreiten der vorgegebenen Geschwindigkeitsgrenzen ausgesprochen.

Der Regen in der zweiten Halbzeit des Rennens sorgte dafür, dass es nicht zu Geschwindigkeitsübertretungen in der 250 km-Zone kam. - Die liegt für die GT3-Fahrzeuge auf der „Döttinger Höhe“ ungefähr in Höhe des Ortes Meuspath. Hier fuhren dann die schnellen GT3, wozu z.B. auch der Bentley gehört, dann hörbar – mit lautem Knall! - in den Begrenzer.

O-Ton eines Rennbesuchers:

„Beim 24-Stunden-Rennen kommen aber da die Bewohner von Meuspath nicht zum Schlafen.“

Einwand seines Freundes:

„Beim 24-Stunden-Rennen sind die Bentley doch um diese Zeit längst kaputt. - Oder glaubst du, dass der Motor eine solche Tortur länger als ein paar Stunden aushält, immer und immer wieder gegen den Begrenzer zu laufen?“

Einwand von Motor-KRITIK: Bei dem bei Bentley in England bis jetzt schon getriebenen Aufwand, der die Vermarktung eines Erfolgs beim 24-Stunden-Rennen in Verkäufe der Serienfahrzeuge umsetzen soll, die – leider – um rund 1 Tonne (1.000 kg) schwerer sind als die auf der Nordschleife eingesetzten Racing-Modelle, wäre das ein harter Schlag für diese Firma.

Aber da kann ja noch die „BoP“ hilfreich sein. -

Aber es gibt im Fahrerlager des Nürburgrings bei einem VLN-Rennen mehr echte Racer als pfiffige Marketing-Strategen. - Und bei den Fahrern ist die Stimmung nicht so toll. Einige überlegen, ob sie nicht besser einen Sport aufgeben sollten, den sie begonnen hatten, weil es einfach Spaß machte in einem Umfeld von Leuten mit dem gleichen Spaß an der Sache ein Wochenende zu verbringen.

„Warum sollen wir uns weiter den unsinnigen Zwangsmaßnahmen einer unseligen DMSB-Politik aussetzen?“

Das fragte sich laut der Eine. - Während der andere fragte:

„Und das bei deutlich steigenden Kosten, die man im Interesse eines funktionierenden Familienlebens dadurch minimieren sollte, dass man diesen Quatsch hier aufgibt.“

Wie eingangs gesagt: Ob es zu einer Krise im Basis-Motorsport kommt, wird sich nach dem 24-Stunden-Rennen zeigen.

Zur Zeit ist „Hängen im Schacht!“

MK/Wilhelm Hahne
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