Unbefriedigend: Ein Motorsport-Wochenende

Als aufmerksamer Beobachter der Motorsport-Szene war man an diesem Wochenende beschäftigt: WEC in Silverstone, Motor-GP in Texas, Formel 1 in China und ein 24h-Qualifying über 6 Stunden am Nürburgring. Da reichte das Fernsehen nicht, da musste der Computer ran. Und überall war es wie im richtigen Leben: Nicht perfekt. - Vieles war auch nicht begeisternd. - Aber das, über das in Motor-KRITIK in der Vorberichterstattung schon zu lesen war, das hat sich so entschieden – oder auch in der Realität so dargestellt – wie es hier in Motor-KRITIK schon beschrieben war. Ein Reglement sollte eigentlich dem Motorsport Konturen verleihen. - So wäre es ein Ideal. - In der Realität wird der Motorsport tot reglementiert. - Wer soll als normaler Zuschauer noch die Abläufe begreifen, die z.T. auf den überzogenen Forderungen des Reglements beruhen. Die vereinfachen scheinbar, aber komplizieren alles. - Da gibt es in der Formel 1 Einheitsreifen, die man aber in zwei „Härteversionen“ erhält. Und jeder muss beide in einem Rennen fahren. Auch wenn einer nicht passt. - Und man fährt in der WEC am liebsten auf „sicheren“ Rennstrecken mit riesigen Auslaufzonen. Wenn man die aber während des Rennens z.B. nutzt, um einen gefährlichen Überholvorgang zu entschärfen, dann gibt’s eine „Stop&Go“. - Und die Sportkommissare wachen streng darüber, dass es im Sport auch fair zugeht. - Drei km/h über 30? - 1:58 min „Nachsitzen“! - Wenn aber ein Reglement durch die Hersteller bestimmt wird, dann erhebt niemand Einspruch. - Und eine nationale Motorsport-“Behörde“ sichert ihre „Sicherheitsentscheidungen“ ab, in dem sie so genannte „Experten“ darüber befinden lässt; d.h., die dürfen dann den Aktionismus der „Behörde“ abnicken, die dann so – mal wieder – erfolgreich Verantwortung deligiert hat. - Und der Herr Präsident denkt bereits über Einheitsreifen bei den GT3 nach. - Warum wohl?

Unbefriedigend: Ein Motorsport-Wochenende

In Motor-KRITIK wurde über die Sitzung des DMSB in Frankfurt berichtet. Hier waren auch die Namen der Teilnehmer zu lesen, die aber auch in Einzelfällen noch korrigiert werden mussten, weil sich Änderungen ergeben hatten. Oder jemand Jemanden nicht kannte. - Nur auf diesen Seiten sind die Namen der „Verantwortlichen“ (meint der DMSB) nachzulesen.

Dass die „Sicherheitsmaßnahmen“ aber bereits vor dem offiziell getroffenen Beschluss am „Runden Tisch“ in Frankfutt am 7. April 2015 festlagen, beweist die Tatsache, dass schon kurz nach Ende der Sitzung die Presseveröffentlichung im Internet zu lesen war. Nicht nur auf den DMSB-Internetseiten, sondern auch bei Motorsport-Fachblättern.

Dort natürlich möglichst unkommentiert. Zunächst nur in Motor-KRITIK waren kritische Anmerkungen zu lesen. Es war eine der heute üblich gewordenen Aktionen, mit denen man eine unbedarfte Öffentlichkeit zu beruhigen sucht. - Sehet her! - Wir haben etwas getan

Nun könnten einige Schlaue anmerken, dass man beim DMSB eben schneller ist, als das sonst der Fall und deshalb... - Nein! - Das war nicht so. - Man hatte „ da schon mal etwas vorbereitet“. - Alle Beschlüsse – bzw. wichtige Teile dazu – waren eigentlich schon durch den DMSB vorformuliert und wurden während der Sitzung nur ergänzt.

Und das alles wurde dann auch schon während der Sitzung an die Teilnehmer verteilt. Bis auffiel, dass dieser Beschluss vom 7. April das Datum vom 1. April trug. - Das war zwar in jedem Fall passend, wurde aber dann doch als unpassend empfunden. - Weil in jedem Fall entlarvend!

Also hat man die schon verteilten Papiere wieder eingesammelt, um sie dann nach Korrektur und Neuausdruck neu zu verteilen. - Dieses Mal mit dem richtigen Datum 7. April 2015.

Die Auswirkungen des Beschlusses waren in der Praxis gewaltig. Die Geschwindigkeitsbegrenzung in der Boxengasse war von praktisch allen Teilnehmern nur mit rutschender Kupplung einzuhalten. Hier gab es dann auch am Veranstaltungswochenende die meisten Strafen. Selbst Fahrer mit seriennahen Fahrzeugen klagten über diese für ihr Fahrzeug zu niedrige Geschwindigkeit. - Weil wegen der kleinen Schwungmassen... - ??? - So ein Fahrer eines V-Klassen-Fahrzeugs!

Im Übrigen fand man sich bei den GT3 mit den Geschwindigkeitsbegrenzungen auf 200 und 250 km/h (in einem Rennen!) so ab, wie von Motor-KRITIK vorhergesagt. Man versuchte das über die Aerodynamik mit dem vorgeschriebenen Top-Speed auf der Geraden zu regeln. Und war dann – gegenüber dem Vorjahr – um 6 sec langsamer. - In der schnellsten Runde.

Schaut man auf die Unterschiede zwischen „Schnell“ und „Langsam“ versteht man die Problematik, die sich der Veranstalter durch seine „Industriehörigkeit“ selbst geschaffen hat. An diesem Wochende waren praktisch nur 70 Fahrzeuge unterwegs. Der Veranstalter nennt genau 73, hat aber dabei vergessen, dass er lt. Ausschreibung zum 24-Stunden-Rennen aber nur eine Gruppe mit maximal 70 Fahrzeugen starten lassen durfte. (Oder hat Motor-KRITIK da etwas falsch verstanden?)

Aber der Veranstalter griff auch bei den Geräuschemissionen stark durch. Da wurde der Eine oder Andere schon mal herein gebeten. Die Genehmigungshörden (Kreisverwaltung und Genehmigungs-Direktion Nord) hatten aber wohl nichts dagegen, dass schon am Samstag beim „Nachttraining“ von Seiten des Veranstalters gegen die zeitlichen Begrenzungen (für den Monat April geltend) verstoßen wurde. - Und waren alle betroffenen Einwohner vorher informiert worden, wie man das auch bei guten Nachbarn macht, wenn man mal feiern will?

Für wenige Werksfahrer gab es bei den Geschwindigkeitsbegrenzungen kein Problem. Sie konnten jeweils den Schalter für 30 km/h, 60 km/h, 200 km/h und 250m km/h umlegen, um den passenden „Speed-Limiter“ einzuschalten. Andere ließen sich durch bunte Lämpchen warnen. Wieder andere mussten genau auf den Tachometer schauen. Was natürlich nicht gerade die Sicherheit bei 200 km/h z.B. in der Doppel-Rechts am „Flugplatz“ erhöht. - Aber es ist alles gut gegangen. Die „Sicherheitsmaßnahmen“ des DMSB waren also ein voller Erfolg!

Von eigentlich unsinnigen (und kostspieligen!) kommenden Baumaßnahmen an der Strecke redet im Moment niemand. Dabei sind sie schon in der Planung und sollen die Fehler, die z.B. in der Vergangenheit gemacht wurden (wie der Unfallausgang beim 1. VLN-Lauf zeigt) ein wenig kaschieren. - Wie wäre es z.B: mit einem doppelten FIA-Zaun in einem Naturschutzgebiet?

Nachdem sich der Beschluss vom 7. April 2015 – mit Zustimmung der Fahrervertreter! - zu einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h in der Boxengasse als „unsinnig“ erwiesen hat (die Fahrervertreter haben das nicht wissen können!) empfiehlt Motor-KRITIK für den nächsten VLN-Lauf die Erhöhung auf 50 km/h bei gleichzeitiger Einführung von Zebrastreifen zwischen Boxen und Boxenmauer und gleichzeitiger Aufstellung von Hinweisschildern an der Boxeneinfahrt: Hier gilt die Straßenverkehrsordnung!

Man könnte einen solchen Beschluss dann auch mit 1. April datieren. - Und Funktionäre mit einer Armbinde mit drei Punkten kenntlich machen.

Damit sich die Leser von Motor-KRITIK ein Bild von der Veranstaltung des ADAC Nordrhein machen können, finden sie im Anhang nicht nur das Ergebnis der 6-Stunden-Quali-Rennens als pdf-Datei, sondern auch die „BoP“-Vorschriften der Jahre 2014 und 2015 im Vergleich am Ende dieser Geschichte als Anhang.

Keiner hat übrigens gegen ein anderen protestiert. Nur die Mercedes-Fahrer haben über einen Mercedes-Fahrer geschimpft, weil doch die BMW-Fahrer im Vorfeld des eigentlichen 24-Stunden-Rennens richtig „vernünftig“ unterwegs waren. - Und gewonnen hat BMW dann auch noch.

Das Ergebnis des Formel 1-Rennens hat die Motor-KRITIK-Vorhersage von Donnerstag vor dem Rennen bestätigt: Lewis Hamilton ist gegenüber Nico Rosberg der komplexere Rennfahrer, die nach Mercedes kräftemäßig folgenden Teams waren – wie vorhergesagt – Ferrari, Williams, Lotus.

Jetzt wird es sicherlich auch bald mit dem Vertragsabschluss mit Lewis Hamilton klappen! - Der „böse Wolff“ wird Hamilton „aus der Hand fressen“ müssen.

Da die Engländer gerne dem Motorsport huldigen, waren bei der WEC in Silverstone so viele Zuschauer, wie die CNG Ende August auch am Nürburgring-Grand Prix-Kurs braucht, um nahe NULL irgendwie „aus dem Schneider zu kommen“. - Aber bis dahin ist noch Zeit.

Die mussten sich die Motor-GP-Fahrer in Texas an diesem Wochenende auch nehmen. Einmal gab es eine Verzögerung, weil die Strecken-Marshalls nicht da waren; dann tropfte eine Wasserleitung an einer Brücke und sorgte für eine Startverzögerung.

Es scheint nicht ohne Probleme zu gehen. - Nicht nur in Deutschland. - Überall im Motorsport.

Inzwischen scheint es den Zuschauern aber auch schon fast egal: Sie bleiben aus, machen etwas anderes. Sie können eigentlich ihr immer geringer werdendes Interesse am Motorsport kaum artikulieren. Er wird einfach als „unbefriedigend“ empfunden. Da hilft – leider - kein „Boulevard“ und kein „Eifel Stadl“.

Aber da gibt es auch keinen Motorsport, sondern gleich „ATTENTION – ESKALATION“. - Wie vom 11. auf den 12. April. - Da konnte es der DMSB scheinbar besser.

Motor-KRITIK-Meinung: Der Motorsport wird tot reglementiert!

MK/Wilhelm Hahne
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