Eine Rennstrecke wird „tiefer gelegt“!

Bisher kannte man diesen Begriff nur von Automobilen. Aus schnellen Automobilen versuchte man so noch schnellere zu machen. Für die Rennstrecke. Jetzt macht man Rennstrecken schneller, indem man sie „tiefer legt“. Auf die Idee kommt man natürlich nicht ohne Anregung. Wo ein Schacht ist, da gibt es auch einen Weg zum Tieferlegen. - Da leg'st di nieda! - Würde man in Bayern sagen, wenn man in der Eifel an der Nordschleife den „Flugplatz“ tiefer legt. Das wäre doch gelacht, wenn die Rundenzeiten der Spitzenfahrzeuge bei den VLN-Langstreckenrennen in 2016 nicht schon in den ersten Runden – mit vollem Tank – unter die Acht-Minuten-Grenze rutschen würden. - Der DMSB gibt sich Mühe, den Nürburgring seinem DMSB-Nordschleifen-Permit anzupassen. - Sinnvoller Weise? - Beim ADAC Nordrhein wird man Beifall klatschen! Warten wird einmal den 16. Dezember 2015 mit den Entscheidungen des DMSB zur „Beschneidung“ der GT3-Fahrzeuge ab. Nur Motor-KRITIK hatte bisher diesen Termin angekündigt und findet es bemerkenswert, dass es vorher sowohl schon die Ausschreibungen für ein 24-Stunden-Rennen als auch für die 10 VLN-Läufe in 2016 auf der Nordschleife des Nürburgrings gibt. - Vom DMSB genehmigt! - Aber auch schon eine erste Wortmeldung der gerne vom DMSB als Argument genutzten Fahrer-AG. - Motor-KRITIK hat sich im Fall der offiziell verkündeten Bauarbeiten schon mal „vor Ort“ - an der „Quiddelbacher Höhe“/„Flugplatz“ - selbst ein Bild gemacht. - Aktivismus wohin man blickt! - FIA-Zäune ohne Baugenehmigung? - Kein Problem für den Landrat des Kreises Ahrweiler. - Nur mit den Immissionsschutz hat man's nicht so. - Aber immerhin gibt es da schon seit sechs Jahren ein Gutachten. Dr. Pföhler müsste es kennen. Er war zu der Zeit noch stellvertretender Aufsichtsratchef bei der Nürburgring GmbH. - Aber: Gut Ding will Weile haben! - Die vom DMSB verhängte Geschwindigkeitsbegrenzung auf einer Rennstrecke hat bis zum ersten Rennen in 2016 schließlich auch ein Jahr gehalten. - Motor-KRITIK informiert:

Eine Rennstrecke wird „tiefer gelegt“!

Am 21. Februar 2008 habe ich auf diesen Seiten eine Geschichte veröffentlicht, in der ich erzählte, dass damals schon bei der Nürburgring GmbH der kürzeste Abstand zwischen zwei Fettnäpfchen in „Schnobel“ gemessen wurde. Der kürzeste Abstand betrug „ein Schnobel“. (Mit einem Klick sind Sie HIER bei meiner alten Geschichte.) - Zufällig ist das Thema der FIA-Zaun an der Nordschleife.

Natürlich waren wir darum auch bei Motor-KRITIK begeistert, als wir einer aktuellen Pressemitteilung der CNG (capricorn NÜRBURGRING GmbH) entnehmen konnten, dass Alexander Schnobel als Abteilungsleiter Facility-Management der capricorn Nürburgring GmbH für die vorzunehmende Streckenverbesserung im Bereich „Qudiddelbacher Höhe“/Flugplatz“ verantwortlich zeichnet.

In der Pressemitteilung war zu lesen:

„In diesem Winter werden konkret sieben Maßnahmen umgesetzt, die neben der Sanierung und Modernisierung auch der Verbesserung der Sicherheit dienen. Dieser Maßnahmen-Katalog bildet die Grundlage für die Erneuerung der Streckenlizenz durch den Automobil-Weltverband FIA und für die Aufhebung der im Frühjahr 2015 eingeführten Tempolimits in drei Teilbereichen.“

Und es gab – durch Herrn Schnobel – auch schon ein paar exakte Angaben. Denn zum Zeitpunkt der Presseinformation hatte das „Nachrüsten“ auf der Nordschleife schon begonnen:

„Nach einigen vorbereitenden Arbeiten wie dem Rückbau von Schutzlinien, Vermessungsarbeiten und Arbeiten an der Streckeninfrastruktur wurde am Donnerstag, 03. Dezember, die Fahrbahndecke bis auf 20 Zentimeter abgefräst. Auf einer Fläche von etwa 4.000 Quadratmetern wurden dabei rund 2.000 Tonnen Material abgetragen“

Nachdem es dann auch in dieser Pressemitteilung Angaben zur Länge der bearbeiteten Fläche gab - „500 Meter“ - konnte nach zuvor geführten Informationsgesprächen mit Straßenbauarbeitern und anderen „Sachverständigen“, bei denen z.B. auch der Begriff „Verdichtung“ eine Rolle spielte, mit den Nachrechnungen begonnen werden.

Wenn also die Strecke gleichmäßig abgetragen wurde... - Das musste natürlich „vor Ort“ kontrolliert werden:

Nein, die Strecke wurde nicht gleichmäßig abgetragen. Am Sonntag – gestern – war die erste von vier Schichten – die „Frostschutzschicht“ - nach dem „Sprunghügel“ am „Flugplatz“ schon wieder aufgebracht und verdichtet. Und man kann sehen, wie die Anpassung des bearbeiteten Streckenteils an das „alte Stück“ in Richtung „Schwedenkreuz“ erfolgt. Insgesamt wird die Strecke also – wie schon im Titel dieser Geschichte deutlich wird - „tiefer gelegt“.

Während also „hinten“ schon wieder „aufgebaut wird“, wird am „Sprunghügel“ - wie die Fotos zeigen – noch „abgebaut“. Wahrscheinlich wird eine „Bodenwelle“ beseitigt. Gleichzeitig werden aber auch Rohre neu verlegt. In der Pressemitteilung liest sich das so:

„Dabei bleibt die ureigene Charakteristik der Nordschleife zu hundert Prozent erhalten. Neben den Arbeiten an der Fahrbahn werden auch Rohre für Kabel und für die Entwässerung in diesem Bauabschnitt neu verlegt.“

In diesen Sätzen wird nicht nur deutlich, dass das Wort „Schnobel“ im Laufe der Jahre nicht an Bedeutung verloren hat, sondern nun auch noch eine Verstärkung durch den Leiter der Pressekommunikation, Uwe Baldes, erfährt. - Nun war Uwe Baldes auch lange weg vom Nürburgring, bevor er am 1. Juli 2015 bei der CNG in Dienst trat. Immerhin hat er zu einer starken Formulierung gefunden.

„Dabei bleibt die ureigene Charakteristik der Nordschleife zu hundert Prozent erhalten.“

Da taucht natürlich die Frage auf: „Was ist „ureigene Charakteristik“? - Während das etwas für Sprachwissenschaftler ist, fragt der Journalist in mir: Was ist denn von einer anderen Darstellung in der Presseinformation zu halten?

„Das zuvor abgefräste Material wird recycelt und für die Tragschicht wiederverwendet. 'Das ist sehr wirtschaftlich und vor allem umweltschonend', erklärt Alexander Schnobel. Ziel der Maßnahme ist eine belastbare und homogene Fahrbahn.“

Nach meinen Berechnungen musste hier mehr abgetragen sein, als man – natürlich „recycelt“ - wieder verwenden konnte. Tatsächlich war – wie die Fotos zeigen – der an der „Quiddelbacher Höhe“ gelegene Parkplatz schon gut gefüllt. Dieses Material würde auch sicherlich wieder Verwendung finden, weil man es auch nahe der Verarbeitungstätte platziert hatte. - Aber wohin kam das andere Material?

Ich bin dann – nicht errötend – den Spuren eines Lasters gefolgt und so auf den allen Nürburgring-Fans bekannten Parkplatz am „Brünnchen“ gekommen. Dass zwischen der Baustelle am „Flugplatz“ und dem Abladeplatz am „Brünnchen“ ein reger Verkehr herrschen musste, wurde mir schon bei der Anfahrt über die B 412 klar, als vor mir eine langsame Kehrmaschine unterwegs war, die dann hinter der Zufahrt zum „Brünnchen“-Parkplatz wendete, um bei meiner Rückfahrt wieder rechts vor mir zu sein, um die „Schlammspuren“ auf der Bundesstraße zu beseitigen, die die LKWs bei der An- und Abfahrt hinterließen.

Ich bin dann noch mal am Sonntag – gestern - am „Flugplatz“ gewesen, um mir die Baustelle in Ruhe anzusehen. Die Zufahrt ins „Naturschutzgebiet“ - das gibt’s da wirklich! - war geöffnet und ich registrierte frische LKW-Spuren. Da hat es mich dann auch nicht überrascht, wenn ich den Grund dafür etwas später auch fotografieren konnte. Auch an einem Sonntag wurde hier die Sch..... abgefahren.

Die Baustelle selbst bot sich in sonntäglicher Ruhe dar und ich musste lächeln, als drei Mountainbiker den Sprunghügel am „Flugplatz“ nun ohne alle aerodynamischen Hilfsmittel und ohne Abheben des Vorderrades passieren konnten. - Allerdings waren die auch nicht im Besitz eines DMSB-Nordschleifen-Permit der Klasse A.

Dazu werden wir sicherlich (hoffentlich!) nun am 16. Dezember aus Frankfurt etwas hören, wie auch von der Lösung, die der DMSB gefunden hat, um die GT3 auf der Nürburgring-Nordschleife etwas einzubremsen. Gerade im Hinblick auf die aktuell am „Flugplatz“ registrierten Baumaßnahmen wird das sehr interessant sein.

Das sind Ausschnitte aus einem Kartenmaterial, die das Umfeld kenntlich machen, in dem der Streckenanteil der Nordschleife zu finden ist, an dem jetzt Umbaumaßnahmen laufen. Wie man sieht, liegt der Ort Quiddelbach in direkter Nähe. Von dort kamen in den letzten Jahren – und auch davor - immer wieder Beschwerden über Lärmbelästigungen.

Das hat noch die Nürburgring GmbH unter ihrem „alten“ Geschäftsführer Dr. Kafitz und der Oberaufsicht (u.a.) von Dr. Jürgen Pföhler in einem Gutachten untersuchen lassen. Dieses Gutachten wird als „geheime Verschlusssache“ behandelt. Motor-KRITIK möchte darum auch nur einmal auszugsweise zitieren, weil das in Verbindung mit den neuen Umbaumaßnahmen interessant ist. - An der Baustelle ist nicht feststellbar, das dort in Sachen Schallschutz irgend etwas geplant ist. - Zitat:

„Denkbar wäre im Bereich „Quiddelbacher Höhe“ / „Flugplatz“ entlang der Rennstrecke rechtsseitig (Richtung Quiddelbach) eine 624 m lange und eine 859 m lang Lärmschutzwand mit einer Höhe von jeweils 3 m über Streckenniveau, einem Mindestflächengewicht von 10 kg/m2 und innenseitiger Absorption. Beide Lärmschutzwände wären – soweit es aus Gründen der Sicherheit oder sonstiger Anforderungen möglich ist – in direkter Nähe der Leitplanken zu errichten und können im Bereich der drei bestehenden Unterbrechungen im Leitplanken-/Zaunsystem selbst auch entsprechende Unterbrechungen aufweisen, was in der hierfür durchgeführten Immissionsprognose auch berücksichtigt wurde.“

In dem Gutachten kommt man zu dem Ergebnis, dass mit einer solchen Lärmschutzwand an den unterschiedlichen Messpunkten in Quiddelbach selbst, eine Absenkung der Immissionen von 3 bis 4 dB(A) möglich wäre.

Das hört sich wenig an. Man muss dazu aber wissen, dass eine Halbierung der Lautstärke einer Reduktion des dB-Wertes um 6 dB entspricht, wie es die Spezialisten auf diesem Gebiet formulieren.

Bemerkenswert ist auch, das zum aktuellen Zeitpunkt – mit einer Genehmigung des DMSB – bereits die Ausschreibungen für das ADAC 24-Stunden-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife, wie auch die Ausschreibung der VLN für seine 10 Langstreckenläufe veröffentlicht sind.

Bei der VLN fehlen allerdings die im Vorspann erwähnten 10 Anhänge. Und auch sonst hätten die Verantwortlichen – sowohl beim DMSB als auch der VLN – mal bei den Formulierungen genauer hinschauen können. - Meint Motor-KRITIK.

Aber dieses Thema sollten wir vielleicht dann später einmal abhandeln. Zumal das Thema Porsche Cayman GT4, wie es jeweils in der 24-Stunden-Ausschreibung abgehandelt wird und bei der VLN keine Erwähnung findet, sicherlich noch den Ansatz für eine Betrachtung – aus der Sicht der Sportfahrer – bietet.

Es bleibt also spannend. Ganz gleich wie schwer oder leicht für die Rennfahrer das Durchfahren des Streckenabschnitts „Quiddelbacher Höhe“ / „Flugplatz“ in 2016 nach einer „Anpassung“ des Streckenabschnitts an die Auflagen des DMSB (oder war es mal wieder die FIA?) sein wird.

Nach Motor-KRITIK-Einschätzung wird man das an den Rundenzeiten ablesen können.

  • „Tiefer gelegt“ ist immer schneller!

Vielleicht hätte man sich, mit Rücksicht auf den neuen russischen Investor, an ein altes russisches Sprichwort erinnern sollen:

"Тише едешь - дальше будешь."

Das heißt: „Fährst du langsam, kommst du weiter.“ - Doch beim DMSB lebt man wohl den olympischen Spruch von „Citius, altius, fortius“, was im deutschen Sprachgebrauch allgemein mit „Schneller, höher, weiter“ übersetzt wird.

MK/Wilhelm Hahne
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