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Das 24-Stunden-Rennen 2016 ist Vergangenheit, lebt aber bei „Faccebook“ und in vielen Fan- und Nürburgring-Gruppen weiter. Leider wird da nicht nur das zum Rennen herrschende Wetter als kritikwürdig empfunden. Nicht der Kampf auf der Strecke wird vordergründig kritisiert, sondern der Gesamteindruck, den dieses Rennen vermittelte. Manche – wie auch Motor-KRITIK – würden das Rennen als Marketing-Veranstaltung abhaken und hoffen, dass die Verantwortlichen erkannt haben, dass es in diesem Stil nicht weiter geführt werden kann. Obwohl es sicherlich nicht nur für „Wige Media“, sondern auch für den ADAC Nordrhein ein Geschäft war. Während die Geschäftsleute im Umfeld des Nürburgrings, von einem „schlechteren Geschäft“, z.B. verglichen mit 2015, sprechen. Das würde bedeuten, dass 2016 – noch – weniger Zuschauer vor Ort waren als 2015. Aber aus Marketinggründen wird man sicherlich mehr als 2015 vermelden. In der Bundeshauptstadt Berlin konnte man in einer Tageszeitung lesen: „Das 24-Stunden-Rennen ist auf jeden Fall das größte Ereignis in der Eifel“, aber auch, dass es einen neuen Zuschauerrekord in 2016 mit 240.000 Zuschauern gab. - Die Pressearbeit des ADAC Nordrhein in Verbindung mit Wige Media ist bewundernswert – aber leider nicht glaubwürdig. - Motor-KRITIK hat in diesem Jahr keine Zuschauer gezählt oder sich von pfiffigen Presse- und Marketingleuten mit Sensationszahlen und tollem Catering verwöhnen lassen. - Wir waren im Umfeld des Nürburgrings unterwegs und mussten bei einem Vergleich – auf den wir zufällig stießen – den Eindruck gewinnen, dass es schon einen Unterschied zwischen Menschen aus verschiedenen Kontinenten gibt. - Leben und arbeiten in Asien die besseren Menschen? - In jedem Fall können wir aber die Feststellung machen:
Nicht im ADAC-Angebot: Grabpflege
Der Vorsitzende des ADAC Nordrhein, Peter Meyer, hatte in seinem „Editorial“ im Programm zum 24-Stunden-Rennen betont:
„Der weltgrößte Automobilbauer Toyota ist zum zehnten Mal mit seinem Gazoo Racing Team am Start und beweist, dass die Faszination der legendären Nordschleife und des ADAC Zurich 24h-Rennens rund um den Globus reicht.“
In der Vergangenheit hatte Toyota schon mal neue Automobile beim 24-Stunden-Rennen eingesetzt, die sich noch in der Versuchsphase befanden, die erst später – nachdem sie sich in einem 24-Stunden-Rennen bewährt hatten – in Serie gingen. Dazu zählte z.B. der Toyota GT 86.
Dieses Mal hatte man u.a. ein Fahrzeug dabei, einen „Cross-Over“, der unter der Bezeichnung „C-HR Racing“ mit großem Heckflügel ins Rennen geschickt wurde und von drei Toyota-Mitarbeitern gesteuert wurde. Das Fahrzeug belegte am Ende des 24-Stunden-Rennens in einer Klasse, die mit fünf Fahrzeugen besetzt war, den dritten Platz und wurde im Gesamtklassement 84., vor einem 3er BMW (E 90) und Porsche Cayman S.
Der Toyota-Firmenchef, Akio Toyoda, ein Enkel des Gründers, war in den letzten Jahren immer mit einer großen Gruppe von Toyota-Mitarbeitern hier am Nürburgring. Was mir – mit den Gepflogenheiten in der deutschen Automobilindustrie vertraut – auffallen muss ist, dass bei Toyota der Mensch als einzelner noch einen anderen, höheren Stellenwert besitzt. - Wurde darum Toyota zum weltgrößten Automobilhersteller?
Akio Toyoda hat auch in diesem Jahr eine große Zahl von Toyota-Mitarbeitern vor dem Rennen in einer Rede am frühen Morgen in Brücktal, wo derzeit das Toyota-Werkstattzentrum ist, eingestimmt, hat den Teamgeist seiner Mitarbeiter beschworen, der eine wichtige Voraussetzung für einen Erfolg bei einem 24-Stunden-Rennen ist.
Weil Brücktal ein kleines Dorf ist und der Platz dort knapp, hatte man die Durchgangsstraße für den Zeitrahmen der Ansprache des Toyotachefs an weit mehr als 100 seiner Mitarbeiter für den Durchgangsverkehr gesperrt.
Auffallend für mich war, dass der Toyota-Chef auch die Witwe des vor rd. sechs Jahren tödlich verunglückten Chefingenieurs, Hiromu Naruse, nach Deutschland eingeladen hatte. Naruse galt intern als Experte in der Fahrzeugbeurteilung und zählte zu den wesentlichen Entwicklern aller für Toyota so wichtigen Sportwagen, vom legendären Toyota 2000 GT bis hin zu Lexus LF-A.
Auf einer vorbereitenden Testfahrt mit diesem Sportwagen war der 67jährige Ingenieur am 23. Juni 2010 in der Eifel, in einer Kurve kurz nach Brücktal (Richtung Boos) – links fahrend - tödlich verunglückt.
Auch in diesem Jahr wurde in den von Toyota am Nürburgring genutzten Loungen mit einem mit einem schwarzen Flor umhängten Bild des verdienten Toyota-Mitarbeiters gedacht.
Nach dem Rennen, vor der Abreise zurück nach Japan, versammelten sich dann noch einmal um 30 Mitarbeiter nahe der Unfallstelle, um in stillem Gebet ihres Kollegen zu gedenken. Und man hat frische Blumen niedergelegt.
Am nächsten Tag bin ich zu dieser Stelle gefahren, die nun wieder – ein wenig abseits der Straße – einer der vielen ruhigen Punkte in der Eifel ist. Aber ich war schon überrascht – denn ich hatte es bisher nicht wahrgenommen – wie eindrucksvoll, mit wie viel Liebe, die Toyota-Mitarbeiter hier eine Gedenkstätte für einen ihrer Chef-Ingenieure angelegt haben. Wie die Fotos zeigen, wurde ein wenig abseits der Kurve, wo Hiromu Naruse den Tod fand, ein Stück von vorher vorhandenem „wilden Rasen“ mit einem mit hellen Kieseln belegten Weg, und dem Pflanzen einer deutschen und einer japanischen Kirsche ein geradezu anrührender Platz für ein stilles Gedenken geschaffen.
Ich habe mich ein wenig geschämt, wenn ich an die Stelle auf dem Nürburger Friedhof dachte, über den ich schon vor Jahren einmal geschrieben habe, auf dem ein verdienter ADAC-Präsident, Hans Bretz, - auf eigenen Wunsch – begraben wurde. Er war lange Pressechef der Nürburgring GmbH gewesen, hatte dann den Vorsitz beim ADAC Nordrhein – wie er heute heißt - übernommen, hatte dann in München nicht nur die Position eines Vize-Präsidenten inne, sondern diente diesem Verein, dem ADAC, auch als Präsident von 1964 bis 1972.
Zu diesem Zeitpunkt ist er aus Altersgründen zurückgetreten. In seiner „Chef“-Zeit überschritt die Zahl der ADAC-Mitglieder erstmals die Millionengrenz um sich schnell in Richtung zwei Millionen zu entwickeln. Hans Bretz wurde von den Journalisten-Kollegen (VDM) der „Goldene Dieselring des VDM“ wegen seiner Verdienste um die Straßenwacht verliehen.
Als Pressesprecher am Nürburgring hatte er auch Spuren hinterlassen, die man heute noch im „Alten Fahrerlager“ am Nürburgring (und anderswo) sehen und lesen kann:
- „Jeder lobt, was nürburgringerprobt!“
Hans Bretz gehörte auch zu den Gründungsmitgliedern z.B. des Bugatti Club Deutschland (BCD), der am 4. August 1956 am Nürburgring gegründet wurde. Er war – und ist - damit der zweitälteste Bugatti Club weltweit.
Jetzt zum 24-Stunden-Rennen waren viele Leute am Nürburgring, die allen Grund gehabt hätten, sich an die Leistungen des Hans Bretz für den ADAC – oder auch für den Nürburgring – zu erinnern. Von der Rennstrecke bis zu seinem Grab sind nur ein paar hundert Meter. An der Toyota-Gedenkstätte für einen verdienten Mitarbeiter stehend, habe ich mich erinnert. Ich hatte vor Jahren auf den ungepflegten Zustand vom Grab des ehemaligen ADAC-Präsidenten in Nürburg hingewiesen.
Kann der Unterschied zu Toyota darin begründet sein, dass der Tod des Hans Bretz schon rd. 42 Jahre, der des Hiromu Naruse erst 6 Jahre zurück liegt? - Alle ADAC-Größen, die am Nürburgring während des Renneńs – und beim Verleihen des „Nürburgring Award“ - ihren großen Auftritt hatten, war wohl die Zeit zu knapp, um einen Besuch am Grab des ehemaligen verdienten Präsidenten zu machen. - Unterscheiden sich so Deutsche von Japanern?
Auch die Nürburgring GmbH, bzw. ihr jetzt am Nürburgring aktiver Nachfolger, hätten allen Grund, die Grabstätte eines Hans Bretz zu pflegen. Bestimmt aber – und da gibt es keine Entschuldigung – der ADAC. Das ist ein Verein, der mit – und in – vielen Firmen und auf vielen Gebieten Geld verdient. Jedes Jahr einen dreistelligen Millionenbetrag. - Um zu sparen, wurden so auch im Zuschauerbereich beim 24-Stunden-Rennen die Serviceleistungen gekürzt. Um trotz weniger verkaufter Tickets mehr Geld zu verdienen?
Aber man hat kein Geld für eine Grundreinigung des Grabes eines Ex-Präsidenten und offensichtlich auch keins für eine regelmäßig Pflege, wozu auch – meine ich – ein frischer Blumenschmuck gehört.
Weil ich mir auf den ADAC-Internetseiten einmal einen Überblick verschaffen wollte, was der größte Automobilklub in Europa seinen Mitgliedern so alles bietet und anbietet, bin ich auf ein verwirrendes Angebot von A – Z gestoßen. Um nicht lange suchen zu müssen, habe ich über die Suchfunktion nach „Grabpflege“ gesucht. - Tatsächlich gibt es da noch eine Lücke im ADAC-Angebot, wie man sehen kann. - Was dann zu dem – zugegeben – provozierenden Titel dieser Geschichte führte:
- Nicht im ADAC-Angebot: Grabpflege