AMG-Rezept: Mehr Geld – mehr Erfolg!

In 2015 war man nicht konsequent genug, wie man es nach dem 24-Stunden-Rennen am Nürburgring empfand. Das Rennen war zwar teuer gewesen, aber man hatte da wohl am falschen Ende gespart, wenn man einen Blick auf das Rennergebnis wirft: AUDI, BMW, PORSCHE, BMW, MERCEDES war die Reihenfolge, wenn man die Markennamen der Fahrzeuge nennt, die als erste die Zielflagge nach Ablauf des 24-Stunden-Rennens am Nürburgring sahen. - In 2016 hat man zwar mehr Geld ausgegeben, aber den Geldeinsatz konsequenter in Richtung Erfolg kanalisiert. Und man hat mit der „BoP“ gespielt, den Chef der Technik-Kommission genarrt, man hat die Fahrer vor dem Start noch einmal darauf eingestimmt, nicht das Material der Marken-Kollegen zu schädigen, hat im Funkverkehr in den letzten Runden eindeutige Anweisungen gegeben. - Es hat nichts genutzt. - Auch nicht ein Protest des zweitplatzierten Mercedes am Ende des Rennens. - Schließlich musste man anerkennen, dass der Überholvorgang überaus sportlich verlief. - Eine Absprache wäre auch „unsportlich“ gewesen. Ein unsportliches Verhalten gibt es eben nicht bei Mercedes. - Nur ein übermächtiges Marketing. - So kam es dann auch zum großen Mercedes-Erfolg beim 24-Stunden-Rennen 2016:

AMG-Rezept: Mehr Geld – mehr Erfolg!

So gut die Herren von AMG/Mercedes das 24-Stunden-Rennen auch planten. Am Ende des Rennens waren sie doch mit der Situation überfordert. Wenn man das Rennen aus sportlicher Sicht betrachtet. Aus Marketing-Sicht wurde alles richtig gemacht. Die „Abschluss“-Anzeige zum 24-Stunden-Rennen war in der letzten Woche in „Auto-Bild“ zu sehen:

Natürlich ist das kein Foto-Dokument, das die Realität darstellt. Man schaue nur auf die Fußgänger-Brücke im Hintergrund. AMG im Vordergrund, AMG im Hintergrund. Und oben leuchtet das „grüne Licht“. Und die drohenden Wolken? - Die machen die Stimmung der Fahrer der zweit- und dritt-platzierten AMG-Mercedes GT3 deutlich. - Die Fahrer dieser Fahrzeuge sind dann auch nicht am Abend zur Siegerehrung erschienen. - Aus meiner ganz persönlichen Sicht ist das menschlich verständlich.

Schon die Vorbereitung des übergroßen Erfolgs der AMG-Mercedes-Fahrzeuge war in allen Details geplant. Nach den Prüfungen auf dem Rollenprüfstand mussten z.B. unter Aufsicht des AMG-Ingenieurs alle ermittelten Daten auf der Festplatte des Computers gelöscht werden, nachdem sie dem Techniker in gedruckter Form ausgehändigt worden waren.

Und als Norbert Kreyer, der Chef der Technik-Kommission des Veranstalters ADAC Nordrhein in Affalterbach noch einmal auf dem Prüfstand die Leistung des GT3-Motors überprüfen wollte, da hat er auch das zu sehen bekommen, was er sehen musste, wenn der AMG-Coup gelingen sollte.

Natürlich hat man nur mit ausgesuchten Teams, die eine exakte Vorbereitung garantieren konnten, zusammen gearbeitet. Die Fahrzeuge, die diese Teams zum Einsatz brachten, waren alles Neufahrzeuge, die präzise im Werk auf den 24-Stunden-Einsatz vorbereitet worden waren.

Diese AMG-Mercedes GT3-Einsatzfahrzeuge für das 24-Stunden-Rennen waren schon zur Zeit des 3. VLN-Lauf bei den Teams. Dort fuhr man noch mit den „eigenen“ Automobilen das 4-Stunden-VLN-Rennen, während in den heimatlichen Werkstätten schon die „Mercedes-Leihwagen“ für das 24-Stunden-Rennen bereit standen. Alle exakt so beklebt, dass man sie als Zuschauer beim 24-Stunden-Rennen für die VLN-Einsatzfahrzeuge halten konnte.

Vor dem 24-Stunden-Rennen wurden dann die Fahrer in einem gemeinsamen Meeting darauf eingestimmt, sich als „ein Team“ zu verstehen und sich nicht gegenseitig „im Kampf“ von der Strecke zu fahren.

Es gab dann in der letzten Runde des Rennens diesen unglaublichen Überholvorgang des „Black Falcon“-Mercedes (# 4), vorbei am „HTP“-Mercedes (# 29). Ein „moderner“ Rennfahrer überholte einen „Gentleman“, der noch an die Funkdurchsagen vor der letzten Runde glaubte.

Einer seiner Kollegen, auf dem gleichen Automobil (# 29) unterwegs hat die Situation im Internet so beschrieben:

Schöner, „feiner“, kann man keine Kritik anbringen. Das Team selbst hat allerdings nach dem Rennen einen Protest eingelegt, der aber auch nur so formuliert sein konnte, dass die Sportkommissare ihn ablehnen mussten. In diesem Rennen schien der Spruch zu gelten:

„Es gilt das gebrochene Wort!“

AMG-Mercedes hat das alles nicht gestört. Schließlich war alles so abgelaufen wie geplant. - Es kommt nicht auf einzelne „Figuren“ an, sondern auf den für das Werk nutzbaren Erfolg. - Auch RTL-NITRO hat sich – was die Fernsehübertragung betrifft – an bestimmte Klauseln der Vereinbarung gehalten. - Das waren sicherlich „Zusatzkosten“, die man als Werk eben in Kauf nehmen muss, wenn man heute im „Sport“ (!!!) - und der Umsetzung in kaufmännischen Erfolg - erfolgreich sein will. Und erfolgreich ist man auch im Motorsport – per Saldo – nur, wenn der gesteuerte sportliche Erfolg – möglichst ein effektvoller - dem geschäftlichen Erfolg dient.

Beim 24-Stunden-Rennen 2016 hat für AMG-Mercedes alles so gepaßt, wie es auch geplant war, wobei man da auf fahrerische Einzelschicksale keine Rücksicht nehmen konnte. - Wer zahlt, bestimmt die Musik! - Das war schon eine Gesetzmäßigkeit auf den Kirmessen der Vergangenheit.

  • War das 24-Stunden-Rennen 2016 etwas anderes als eine Marketing-Kirmes?

Nehmen wir doch mal die „BoP“, die, wenn man es einmal nur nüchtern technisch betrachtet, schon in ihrer „differentierten Darstellung“ eine Überraschung für jeden technisch Interessierten dadurch bietet, dass in allen Fällen die Motorleistung auf dem Motorprüfstand (also an der Kurbelwelle) gemessen, um gut 4 Prozent niedriger (!) ist als auf dem Rollenprüfstand, wo es doch eigentlich logischerweise auf dem Weg der Kraft (PS) zur Hinterachse, über Getriebe, Kardanwelle und Differential, zu einem Leistungsverlust kommen müsste.

So ein GT3 AMG kann (darf) nach der „BoP“ vom 28. Mai 2016 darum 504 PS auf dem Motorprüfstand und auf dem Rollenprüfstand 528 PS leisten. - ??? - Die Techniker haben dafür eine Erklärung. - Und die Kirchensteuerzahler glauben an ihre Kirche. - Und der ADAC Nordrhein an die „BoP“.

  • Je mehr Regularien es gibt, desto mehr wird damit „reguliert“.

Motor-KRITIK-Leser würden nicht glauben, was ich mir alles – innerlich lachend – für Argumente anhören musste, warum Dieses oder Jenes passiert ist. In technischer Hinsicht. Aber die jeweilig in den Teams für die Fahrzeuge verantwortlichen Techniker konnten ihre Thesen leider nicht beweisen, weil die Einsatzfahrzeuge für's 24-Stunden-Rennen schließlich alle direkt nach dem Rennen an AMG zurückgegeben werden mussten. - Ist doch klar!

Ich wollte noch einmal die eine Fahrerstimme, aber nun in Verbindung mit entsprechenden Leser-Kommentaren und der offiziellen Darstellung des Teams, meinen Lesern zeigen.

Allerdings gab es nach dem Rennen noch anderen Ärger, z.B. von einem Fahrer (und „Zahler“!), der mit seinem AMG-Mercedes GT3 nicht ganz vorne war. Man wird ihn bei seinem bisherigen Einsatzteam nicht mehr erleben.

Der hatte wohl – aus nachempfindbaren Gründen – „die Schnauze voll“.

Wie kolportiert wird, hatte man bei AMG-Mercedes die Teams nach dem „eigenartigen“ Ende des Rennens wohl alle Teams noch einmal zu einer „Aussprache“ nach Stuttgart geladen.

Motor-KRITIK konnte allerdings nicht feststellen, ob es zu dem Treffen überhaupt gekommen ist.

Aber „gesteuerte“ Rennergebnisse sind bei Mercedes eigentlich nichts Neues. Schon zu Alfred Neubauers Zeiten gewann der, den Neubauer für den Richtigen hielt. - Vielleicht hatte er auch nur eine Ahnung, wer denn der Richtige – nämlich der Sieger des nächsten Rennens - sein würde.

Ich habe Neubauer auch persönlich erlebt. Auch der konnte mit Zusagen beruhigen, die er dann nicht gehalten hat. - Zum Beispiel Wilhelm Hahne im Fall eines gerissenen Sicherheitsgurtes. - Bei Mercedes! - Das konnte doch nicht sein. - Darum hat man davon auch nichts (mehr) gehört.

Und wenn man jetzt hinüber zur aktuellen Formel 1 sieht, dann ist es „Toto“ Wolff, der die „Richtlinien der Politik“ bestimmt. Da werden im Moment die Weichen für Nico Rosberg gestellt. Aber es könnte sein, dass Lewis Hamilton zum „Bremsklotz“ wird.

Bei der Übertragung des „Großen Preises von Europa“ in Baku (Wie sinnig! Weil Baku in Aserbaidschan liegt, was geografisch zu Vorderasien gehört), habe ich den Fernseher abgeschaltet, weil ich eigentlich Sport erwartet hatte, aber ein „Fernsehspiel“ erlebte. - Mir war's zu cool. - Oder bin ich zu sensibel?

Niki Lauda hält sich inzwischen – zumindest – bei RTL mit einer Stimmungsmache in eine bestimmte Richtung raus. Dafür gibt’s die F1-Spezialisten bei RTL.

Mercedes war immer eine Firma, die man mit ihrer Motorsport-Politik mit der aktuellen Politik einer Angela Merkel vergleichen kann. Immer auf die Reaktionen der Öffentlichkeit achten. Niemand bewusst verärgern. Immer Distanz wahren. - Auch zum Motorsport!

Die Aktionäre könnten die Höhe der Ausgaben dafür beanstanden. Also gab es – nach Kenntnis von Motor-KRITIK – auch niemals, soweit wir Kenntnis haben - direkte Verträge zwischen Mercedes und dem jeweiligen Fahrer, sondern immer über eine andere Firma.

Aber die Erfolge, die hat sich Mercedes immer gerne – wie eine bunte Feder – an den Hut gesteckt.

Wie jetzt den Erfolg beim 24-Stunden-Rennen des ADAC Nordrhein. - Exakt geplant, teuer – aber per Saldo ein toller Marketing-Erfolg!

Mal abwarten, wer denn 2017 das beste Marketing-Paket für's 24-Stunden-Rennen schnürt?

Wo es dann – hoffentlich! - die GT3 in ihrer jetzigen Form nicht mehr gibt!

Sie sind in ihrer jetzigen Form zu den „Piranjas“ für den Basis-Motorsport geworden.

MK/Wilhelm Hahne
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