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Seit dem 1. Mai 2016 ist ein Hubschrauber der Johanniter Luftrettung ständig am Nürburgring stationiert. In einer Pressemitteilung der capricorn Nürburgring GmbH vom 18. April 2016 heißt es dazu: „Ein Intensivhubschrauber der Johanniter Luftrettung war bereits in der Vergangenheit bei Veranstaltungen und auch unter der Woche testweise am Nürburgring im Einsatz, der auch bei anderen Großveranstaltungen beispielsweise auf der Loreley als Rettungshubschrauber eingesetzt wurde und jeweils als ‚Christoph Nürburgring‘ bei der zuständigen Leitstelle Koblenz angemeldet war.“ - Für Motor-KRITIK war das damals eigentlich kein Thema für eine Geschichte, denn dieser Hubschrauber war z.B. auch schon beim 1. VLN-Rennen der Saison 2016, der 61. ADAC-Westfalenfahrt (2. April 2016), am Nürburgring im Einsatz, stand dort, wo sonst zum Rennen ein „Gelber Engel“ des ADAC auszumachen war. - Nun also einer von der Johanniter Luftrettung. - Ich habe mich erst mit Details zu dieser Meldung beschäftigt, als mir – in einem Ort nahe dem Nürburgring wohnend – auffiel, dass sich die Fluggeräusche von ADAC- und Johanniter-Hubschrauber unterscheiden. - Warum? - Habe ich mich gefragt und bin so im Verlaufe vieler Monate und vieler Recherchen und Hintergrundgespräche auf die Tatsache gestoßen:
Roter Lebensretter fliegt schwarz!
Der Geschäftsführer der Johanniter Luftrettung hatte 2016 den abgeschlossenen Vertrag zwischen der Johanniter Luftrettung und der capricron NÜRBURGRING GmbH so erklärt:
„Wir sind der betriebliche Rettungsdienst des Nürburgrings, stehen zudem für die öffentliche Rettung zur Verfügung.“
In der Presseinformation war dazu erklärend vermerkt:
„In diesem Fall erfolgt die Beauftragung über die Leitstelle in Koblenz.“
Eigentlich war das alles schlüssig. So lange, bis ich – angeregt vom unterschiedlichen Geräuschniveau der Virneburg überfliegenden Hubschrauber - zum Nürburgring hin oder von dort kommend – mich einmal für Details interessiert habe. - Journalisten sind neugierig!
Da gibt es tatsächlich Unterschiede im Fluggeräusch, die dadurch entstehen, dass die Drehflügel eines Hubschraubers immer mit dem nachrückenden Flügel in die schon „zerschlagene Luft“ des vorherigen Flügels hineinschlagen. Da gibt es Optimierungsmöglichkeiten. Irgendwann werden so moderne Hubschrauber immer leiser werden. Wissenschaftler arbeiten an der Lösung des Problems.
Ich empfinde z.B. den am Nürburgring stationierten Johanniter-Hubschrauber des Typs Eurocopter AS 365 N3, der nun so heißt, weil die französische Firma Aérospatiale inzwischen zu Airbus Helicopters gehört, als leiser als die der kleineren ADAC-Hubschrauber, die wohl in deutschen Werken entstehen.
Der Johanniter-Hubschrauber am Nürburgring hat zwei Triebwerke mit insgesamt mehr als 1.700 PS und kann eine Fluggeschwindigkeit von mehr als 300 km/h erreichen. Er kann nicht nur im Rettungsdienst (Primäreinsätze) als Rettungshubschrauber (RTH) eingesetzt werden, sondern auch für sogenannte Intensiv- und Verlegungsflüge (Sekundäreinsätze) als Intensivtransporthubschrauber (ITH) unterwegs sein.
Soweit so gut. - Richtig ist auch, dass sich dieser Hubschrauber immer bei der Leitstelle in Koblenz als „in Bereitschaft stehend“ anmeldet. Nur: Es gibt beim Innenministerium in Mainz eine Abteilung 5, die sich mit dem Rettungswesen in Rheinland-Pfalz unter ihrem Leiter Eric Schäfer befasst. Dort wurde auch ein – nennen wir es – Flugrettungsplan erstellt, auf dem aber nicht der Nürburgring als Standort für einen RTH/ITH verzeichnet ist. - Weil dafür kein Bedarf besteht?
Für die „Integrierte Leitstelle“ in Koblenz, die seit dem 2. Quartal 2011 tätig ist, nachdem der Dienstbetrieb der Rettungsleitstelle Mayen zum 21. Februar 2011 offiziell eingestellt wurde, ist der Johanniter Hubschrauber am Nürburgring offiziell nicht vorhanden, da hier offiziell nur die vom Innenministerium freigegebenen Rettungshubschrauber und ihre Standorte erfasst sind.
Aber tatsächlich meldet sich hier immer wieder dieser dem Innenministerium in Mainz offensichtlich unbekannte Hubschrauber vom Nürburgring als „in Bereitschaft stehend“ dort an.
Streng genommen könnte er so nicht von dort eingesetzt werden. Wenn in dieser Leitstelle ein Hubschrauber angefordert wird, müssen die dort Dienst tuenden Mitarbeiter den Einsatz in einer „Maske“ auf dem Computer-Bildschirm als notwendig argumentieren, indem sie in der auf ihrem Bildschirm des Computers auftauchenden Maske die dort erscheinenden Punkte so beantworten, dass sich daraus schlüssig der notwendige Einsatz eines Hubschraubers ergibt.
Aber wie sollen sie das im Falle eines Hubschraubers tun, den es lt. der Vorlage, die sie vom Innenministerium erhalten haben, gar nicht gibt?
Das Innenministerium hat den „Bedarf“ von Rettungshubschraubern im Land aufgrund von statistischen Erhebungen festgestellt. Das sind derzeit in Rheinland-Pfalz:
- in Ludwigshafen, „Christoph 5“ - ein Eurocopter EC 135
- in Koblenz, „Christoph 23“ - ein Eurocopter EC 135
- in Wittlich, „Christoph 10“ - ein Eurocopter EC 135
- in Mainz, „Christoph 77“ - ein Eurocopter EC 145
Im westlichen Rheinland-Pfalz kann dazu über die „Integrierte Leitstelle“ Trier der am
- Flughafen Luxembourg-Findel stationierte RTH „Air Rescue 3“
angefordert werden.
Nirgendwo ist da von einem am Nürburgring stationierten Hubschrauber der Johanniter-Luftrettung zu lesen. So auch nicht in den offiziellen„Vorlagen“, die der Integrierten Leitstelle Koblenz für den Einsatz von Rettungshubschraubern zur Verfügung stehen.
Aber dieser Hubschrauber, den es nicht gibt, der meldet sich immer wieder dort an. Und er wird von dort auch eingesetzt. Wenn es den Mitarbeitern richtig erscheint. Was immer wieder nachträglich ausführlich argumentiert werden muss. Aber sollte man Menschen nach einem erlittenen Verkehrsunfall auf der Straße sterben lassen, weil es diesen Hubschrauber am Nürburgring offiziell – lt. Innenministerium – offiziell nicht gibt?
- Die Mitarbeiter der „Integrierten Leitstelle Koblenz“ arbeiten verantwortungsbewusst, nutzen die Möglichkeit, durch den Einsatz eines sehr gut ausgestatteten Rettungshubschraubers mit Standort Nürburgring, Verunglückten schnelle Hilfe zuteil werden zu lassen.
Was Motor-KRITIK bei den Recherchen auffiel: Es gibt zwischen den Hilfsorganisationen DRK, Malteser, Johanniter z.T. richtige Machtkämpfe um die „Tröge“, die „gutes Futter“ versprechen. Am Nürburgring hat sich z.B. die DRK (Deutsches Rotes Kreuz) gegenüber den „Maltesern“ nach hartem Machtkampf durchgesetzt!
Aber mit dem Johannitern scheint die Zusammenarbeit zu funktionieren.
So bin ich auf Personen getroffen, die ich in DRK-Kleidung kannte. Nun begegneten sie mir in Johanniter-Kleidung. - ??? -
Erklärung: Es gibt auf diesem Gebiet Personalmangel. So müssen die Johanniter für einen Hubschrauber – wie am Nürburgring – nicht nur einen Piloten ständig vorhalten, sondern auch einen Notarzt und einen Rettungsassistenten. Für den Hubschrauberstandort Nürburgring war das durch die Johanniter-Organisation aber nicht sicher zu stellen. - Auf diesem Gebiet gibt es Personalmangel!
So leiht man sich die notwendigen Mitarbeiter von der DRK. Darum kann man dann an einigen Tagen der Woche diese DRK-Mitarbeiter in Johanniter-Kleidung erleben. Die Johanniter-Organisation zahlt dafür die Lohnkosten direkt an das DRK.
Nur so – und darum – kann sich der Johanniter-Hubschrauber immer wieder bei der „Integrierten Leitstelle in Koblenz als „einsatzbereit“ melden.
Was nichts daran ändert, dass – wenn man die „amtlichen Unterlagen“ zum Maßstab nimmt, der „Lebensretter“ vom Nürburgring, von der Farbe Rot bestimmt, eigentlich immer wieder – nach den Maßstäben des Innenministeriums - „schwarz“ unterwegs ist.
Wenn man von den Einsätzen absieht, die er direkt im Auftrag der capricorn NÜRBURGRING GmbH ausführt. - Und da wird er auch öfter gebraucht, als es manchen Menschen gefällt.
Übrigens: Tote dürfen mit ihm nicht geflogen werden!
MK/Wilhelm Hahne
ic.dePS: Damit Sie wissen, wovon ich geschrieben habe: