Balance of Performance = Gutes schlechter machen!

„BoP“ ist die Abkürzung für „Balance of Performance“. Ohne scheint in der modernen Welt des Motorsports nicht mehr zu gehen. Man versucht es mit dieser Wunder-Formel allen recht zu machen. - Allen Automobilherstellern! - Darum gibt es inzwischen auch nicht nur eine Formel, mit der jeder für Konkurrenten um die Gunst von Käufern, die gleichen Voraussetzungen schaffen möchte, die eine Darstellung in Sieger-Pose möglich machen. - Während man dabei eigentlich nur an sich denkt! - Manche arbeiten dabei praktisch mit allen Tricks!

Balance of Performance = Gutes schlechter machen!

Eigentlich hatte mir Peter Geishecker schon vor langer Zeit ein aufklärendes Gespräch zu diesem Thema in einer kleinen Runde von Fachleuten versprochen. - Mir und anderen! - Aber am Mittwoch-Nachmittag – gestern - wurde mir vor dem Computer sitzend klar, dass Peter Geishecker sein Versprechen definitiv nicht mehr umsetzen würde. - Er wurde an diesem Tag in Nürburg beigesetzt. In Nürburg, auf seinen Wunsch hin. - Er wohnte inzwischen in Meuspath und wollte seiner Nordschleife nahe sein!

So habe ich dann ohne seine aufklärenden Worte – und die seiner Fachleute – dann meine Gedanken zu dem Thema zu Papier gebracht. - Beginnen wir da doch einfach mal mit der Darstellung der simplen Voraussetzungen, die zur „BoP“ führten. - Obwohl man das auch anders erklären könnte.

Da es – gerade in der Technik – viele Möglichkeiten gibt, durch deren optimale Nutzung beim Verkauf von Automobilen richtig Geld zu verdienen, sind nicht alle Produkte der verschiedenen Hersteller gleich gut. - Zumindest oft nicht gut genug für den Einsatz im Motorsport. - Man glaubt zwar mit diesen Produkten die Ansprüche von möglichen Nutzern erfüllen zu können, aber für die Ansprüche, die der Motorsport nun einmal stellt, sind nicht alle unbedingt optimal geeignet.

Da genügt es nicht, einfach brutale Power aus möglichst großem Hubraum zu schöpfen, dessen Möglichkeiten ein „vernünftiges“ Drehmoment zu erzeugen auch genutzt wird, wenn es den Konkurrenten trotz Verwendung eines hubraumkleineren Motors dank der Aufladung durch einen Turbolader z.B. möglich ist, ein besseres Drehmoment realisieren zu können.

Da wird von Seiten der Hersteller durch ein Angebot an den Verbraucher von Front-, Mittel- und Heckmotor-Anordnung versucht, unterschiedlichen Geschmäckern und Ansprüchen zu entsprechen, aber im Motorsport gibt es eigentlich nur einen Anspruch:

  • Der Schnellste zu sein und sich damit als der Beste zu erweisen.

Da behelfen sich in unseren modernen Zeiten die Marketing-Strategen im Motorsport nun damit, dass sie z.B. den „Cup-Gedanken“ favorisieren. In einem Feld gleicher Automobile einer Marke, kann nämlich immer nur „ihre Marke“ gewinnen. Da wird dann die Anzahl der „Klassensiege“ zum bequem nutzbaren Argument!

Aber das ist natürlich nicht überall möglich und – irgendwie langweilig. Will man nun dem Zuschauer ein buntes Bild von unterschiedlichen Marken und Konzepten im Motorsport bieten, so ist das nach Auffassung der am Vorteil für „ihr Fabrikat“ interessierten Manager nur dadurch möglich, dass man die Fahrzeuge, unabhängig von Konzeption und Motorisierung alle auf ein Niveau bringt.

  • Da ist nur möglich, indem man die Besseren auf das Niveau der Schlechteren bringt!

Nicht anderes geschieht, wenn man die so genannte „BoP“ anwendet. Das soll – so verkauft man das dem Zuschauer – einen echten Wettbewerb ermöglichen. Dabei wird dem evtl. späteren Käufer eines „gut“ durch „BoP“ eingestuften Automobils nur vorgetäuscht, dass es wirklich gut ist. Es kann theoretisch dann sogar das schlechteste Angebot in jener Kategorie sein, in der es im Motorsport unterwegs sein muss.

  • Der Käufer, der Kaufinteressent für ein bestimmtes Automobil einer bestimmten Marke wird so eigentlich getäuscht!

Das ist über die Zeit, bis hin zu der in der wir leben, immer schlimmer geworden! - Es gibt nämlich gar nicht DIE „BoP“, sondern es gibt inzwischen einige, die alle vorgeben, die Wettbewerbsfähigkeit unterschiedlicher Automobile auf ein Niveau, auf das des Schlechtesten (!) zu bringen. - Das soll für Alle die gleichen Voraussetzungen schaffen, wenn die Spezialisten unbeeinflusst von irgendwelchen Interessen, eine optimale „BoP“ verwirklichen.

Da gibt es selbst in unseren Landen unterschiedliche „BoP’s“, wie die für DTM, DTM-Trophy, ADAC-Masters, die SRO-Serien, für NLS- und 24h-Rennen, deren Auslegung dann wiederum auch noch von den Ansprüchen der Rennveranstalter bestimmt werden. - Alle sollen richtig sein! - In diesem Jahr werden wir sogar erleben, dass man noch mit Zusatzgewichten arbeiten wird, mit denen man dann Sieger „bestrafen“ kann. Die IMSA in den USA hat  z.B. – für die gleichen Fahrzeuge – dann noch wieder eine andere „BoP“!

  • Das hat alles mit Sport nichts mehr zu tun, bei dem eigentlich der Beste gewinnen sollte!

Inzwischen versucht man nämlich nicht nur die technischen Unterschiede auszugleichen, sondern auch noch Temperatur- und Luftdruck-Unterschiede. Und das auch mit virtuellen Versuchsreihen!  Jeder Anbieter von „BoP“-Daten stellt sich als der Bessere dar, weil er nur so damit Geld verdienen kann. - Und die Daten werden von Rennstrecke zu Rennstrecke geändert und evtl. von Woche zu Woche anders.

Und die Motorsport-“Behörden“ eifern ihnen nach, indem sie die Einstufungs-Reglemente immer weiter „verfeinern“, verkomplizieren, so dass mit der Schaffung von neuen, vielen „Grauzonen“, einem möglichen Betrug eigentlich Vorschub geleistet wird. - Und die Teams versuchen es mit Täuschen dann, wenn es darauf ankommt, im richtigen Moment ein siegfähiges Automobil zu haben.

Die „BoP“ wird so zum eigentlichen Grabnagel des Motorsports, weil der damit seine Ursprünglichkeit verliert und so zu einem Stück Werbung für eine Industrie verkommt, die z.Zt. auf der Suche nach dem richtigen Weg zwischen Qualität und Quantität ist und den Motorsport lediglich noch als einen Werbeträger dann in Anspruch nimmt, wenn sie daraus Nutzen ziehen kann.

  • Damit hat der Motorsport seine eigentliche Bedeutung verloren, in der er eine Plattform zur Darstellung der Leistungsfähigkeit eines Automobil-Herstellers war!

Vielleicht war es das, was Peter Geishecker über eine lange Zeit – eigentlich viel zu lange – davon abgehalten hat, mir „die Welt der ‚BoP‘ zu erklären – oder erklären zu lassen. Denn eigentlich würden selbst Fachleute – wären sie einfach geradeaus und ehrlich – mir dazu das sagen, was Peter Geishecker zu Lebzeiten mir gegenüber zu vermeiden suchte:

Eigentlich,Wilhelm, ist die BoP eine große Scheiße!

Denn Peter war eigentlich „unter uns“ immer ehrlich! - Danke Peter! - Ich habe dich auch so verstanden!

MK/Wilhelm Hahne
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