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Wirtschaftsminister Robert Habeck war gerade mit Bundeskanzler Scholz in Kanada. Hoffentlich wird Herr Scholz sich noch erinnern, wenn um 2030 dort die Produktion von „grünem Wasserstoff“ anlaufen soll, dass er mal in Kanada irgendwelche Verträge geschlossen hat. Robert Habeck hat sich aktuell sogar erinnert, dass es in Köln eine „gamescom“ gibt. Er hat dort – natürlich passend – eine Video-Botschaft ausstrahlen lassen: „Unser Ziel ist es, die Kreativität und Innovationskraft dieser spannenden Zukunftsbranche zu stärken und die Wertschöpfung an unserem attraktiven Games-Standort Deutschland weiter zu erhöhen.“ - Eigentlich halte ich unsere politische Landschaft schon lange für ein Kinderspielplatz, aber der Wirtschaftsminister Habeck scheint durchzublicken: Deutschland ist ein toller „Games-Standort“! - So kann man es auch sagen! - Nachdem Porsche mir mit einer Pressemitteilung kund getan hatte, dass man zusammen mit Puma auf der „gamescom“ – „die weltweit größte Publikumsmesse für Videospiele“ – vertreten sein würde, habe ich mich auf den Weg nach Köln gemacht. Schließlich möchte ich neue Entwicklungen nicht verschlafen. Würde mir diese Messe in Köln einen Ausblick auf die Zukunft ermöglichen? - Sie konnte es beeindruckend!
„gamescom“ 2022 in Köln: Die Welt in der wir leben!
Nein, ich wollte von dort nicht über Neuheiten berichten, nicht mit den wichtigen Leuten der Branche reden, ich wollte mir mit einem Besuch nur einen Eindruck verschaffen. Das musste doch auf der „gamescom“ möglich sein. Schließlich hatten sich dort auch „170 Gäste aus der Politik“, so das Presseteam der Köln-Messe, „einen Überblick verschafft“.
Da wird z.B. der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen mit der Feststellung zitiert:
„Videospiele sind ein Garant für Innovationen.“
Das wusste der DMSB schon lange – und hat so SIM-Racing z.B. zu echtem Motorsport erklärt. Da ich beim Besuch von internationalen Messen immer den Eindruck hatte, dass jede dieser Messen ein bestimmtes Publikum hat, war ich schon interessiert, vielleicht mit meinem Besuch der Kölner Messe, danach eine bessere Vorstellung von unserer Zukunft zu bekommen.
Realität war: Gegen Mittag war auf dem offiziellen Presseparkplatz am ersten Ausstellungstag kein Parkplatz mehr zu finden. Meine ersten Fotos aus den Hallen zeigen, warum das so war:
Tatsächlich wurde auf dieser „gamescom“ nicht nur deutsch gesprochen. Ich hörte französisch, sehr viel englisches Sprachgewirr, sah und hörte auch junge Japaner, die sich in ihrer Landessprache unterhielten. Da hatte ich allerdings den Eindruck, dass die wohl aus der größten „japanischen Kolonie“ in Deutschland, aus Düsseldorf kamen.
Das Durchschnittsalter der Besucher wird nach meiner Schätzung bei – höchstens! - Mitte 20 gelegen haben. Hier war quasi die Jugend Europas unterwegs. Aber viele lebten offensichtlich in ihrer eigenen Welt, die vom Handy bestimmt wird.
Natürlich besitze ich auch ein Handy; um genau zu sein, sogar zwei. Eins ist ein iPhone, ein zweites funktioniert auf Basis des Android-Betriebssytems . Aber ich nutze sie nur als Computer-Ersatz, wenn ich unterwegs ihre Hilfe benötige. Oder wenn ich unterwegs meinen aktuellen e-Mail-Eingang kontrollieren will. - Bis heute habe ich noch niemals ein Video-Spiel auf einem Handy gespielt! - Aber tatsächlich nutzte ich das Handy schon oft in seiner eigentlichen Basisfunktion: Dem Telefonieren.
Hier auf der Messe erlebte ich, dass die – meist – Jugendlichen sogar während des Messebesuchs ihr Handy ständig nutzten. - Nicht zum Telefonieren!
Hier sind ein paar Beispiele. Auch ich hatte eines meiner Handy (beide erreicht man über die gleiche Rufnummer!) dabei, um erreichbar zu sein, aber ich habe mein Handy an diesem Tag nicht selber genutzt. - Entschuldigung! Ich nutzte es einmal, um meinen Eintritt digital einscannen zu lassen. Sonst war ich eigentlich damit beschäftigt, alle die Eindrücke zu verarbeiten, die – und das sogar überraschend – auf mich einstürmten.
Nein, mich haben nicht die „bunten Gestalten“ beschäftigt, die hinter Türen verschwanden, die mit der Aufschrift „ONLY STAFF“ beschriftet waren oder die in „offizieller Begleitung“ als bezahlte „Schauspieler“ inmitten des Besucher-Trubels die Aufmerksamkeit der Besucher auf bestimmte Spiele-Figuren und Spiele lenken sollten. - Das ist Marketing!
Ich wurde davon überrascht, dass viele der jugendlichen Besucher in der Rolle von Spiele-Figuren hier angereist waren, offenbar gerne in einer virtuellen Welt lebenwürden, in der sie sich auch wohlfühlen. Zwar fern jeder Realität, aber… - Hatte ich nicht auch als Kind gerne – im Zweiten Weltkrieg lebend - ……. gespielt? (Lt. ZDF darf man das i-Wort nicht mehr verwenden!)
- Unser Alphabet ist inzwischen um einige Buchstaben ärmer geworden!
So einfach ist das eben heute alles nicht mehr. Kein Wunder, dass Jugendliche sich in eine Scheinwelt zurück ziehen. Aktuell gibt es sogar in Europa Krieg, Corona hat ein wenig einsam gemacht und nun wird einem noch der mehrmalige Besuch (wöchentlich!) in der Disco versagt, weil wir „in einer Art Inflation leben“, wie die Eltern das vielleicht erklären. In den wirtschaftlichen Boom hinein geboren, muss man solche Einschränkungen als Belastung empfinden.
- Da ist die „gamescom“ wie ein Ventil! - Man kann „Luft ablassen“!
Im Zweiten Weltkrieg herangewachsen, weiß ich wie gut Zuckerrüben, frisch vom Feld geklaut, schmecken. Weil meine Großmutter morgens nicht wusste, was sie mittags kochen sollte, habe ich schon auf dem Weg von der Schule nach Hause etwas gegessen.
Ich habe in der Schule noch die Sütterlin-Schrift gelernt, musste – zwangsweise natürlich – dann auf die latainische Schreibstift umschulen. Ich habe in der Schule noch mit Federhalter und Spitzfeder geschrieben, dann auf die Kugelfeder (Gleichzugfeder) umgestellt. (Mit der Spitzfeder spritzte es manchmal beim Auf- und Ab des Schreibens.) Die Tinte kam aus dem an jedem Sitzplatz vorhandenen Tintenglas, das im Schreibpult eingelassen war. - Tout comfort! - Immerhin hatte ich mit Schiefertafel und Griffel mal angefangen!
So manche Stunde meiner Schulzeit habe ich später in Luftschutzkellern verbracht und erinnere mich noch sehr gut der vielen Bombennächte. Aber… - eigentlich habe ich niemals darüber gejammert. Wenn ich aber jetzt aktuell über die „gamescom“ gehe, dann denke ich vergleichend daran. - Um bei mir Verständnis zu wecken!
Heute schreibe ich – wenn ich mit der Hand schreibe – mit einem Füllfederhalter. Und gehöre darum – mit den Augen der jungen Generation betrachtet – zu denen „von Gestern“. Mit den Augen „von gestern“ (+ Brille), bin ich aber durchaus lernfähig, habe so auch aktuell die „gamescom“ durchwandert.
Natürlich war ich so auch beim Porsche/Puma-Stand:
Hier habe ich das „Herzstück“ des Ausstellungstandes, das „Porsche Vision Gran Turimo Showcar“ gefunden. Offenbar war es ziemlich blass hier angekommen und änderte – wie von Porsche angekündigt – „während der Messe seinen Look“. Der Pressemitteilung hatte ich auch entnommen:
„Seit März 2022 ist das Fahrzeug exklusiv im neuen „Gran Turismo 7 auf PlayStation 4 und 5 erlebbar.“
Die jungen Leute standen Schlange dort, wo man diesen Porsche offenbar „erleben“ (?) konnte. - Virtuell!
An einem weiteren „Spiele-Stand“ konnte man in einem „MINI“ (der Name ist gesetzlich geschützt!) Platz nehmen. BMW gibt sich mit dieser Modellreihe einen jugendlichen Touch. - Aber ist der „MINI“ eigentlich noch mini? - Ein BMW’ler argumentierte das Größenwachstum mir gegenüber mal so:
„Auch die jungen Leute sind inzwischen deutlich größer als wir ‚damals‘.“
Für die ältere Generation baut der Konzern dann heute seine BMW-Modelle „mit großer Schnauze“.
Eigentlich war es Zeit, eine Mahlzeit zu sich zu nehmen. Aber dann habe ich lieber fotografiert, wie unterschiedlich die Jugend heute entspannt eine Mittagspause nutzt:
In den Ausstellungshallen ging es aber nicht nur um neue Spiele, die aber oft „im Gestern“ spielten und z.B. die Frauen-Quote nicht berücksichtigten. Kriege waren früher eben reine Männersache. Die Frauen durften dann später aus den Trümmern wieder Neues schaffen. (Die Männer waren in Gefangenschaft unserer heutigen „Freunde“.) - „Damals“!
Die Jugend von heute durfte aber auf der „gamescom“ auch einkaufen.
Die Verkaufsstände waren so riesig wie das Angebot es erforderte. Da gab es T-Shirts mit exakt den Farben und mit den „Sprüchen“, die heute „in“ sind und oft eine Beziehung zu den Spielen haben, die manche Jugendliche süchtig zu machen scheinen.
Ich habe auf der „gamescon“ noch ein weiteres richtiges Automobil gefunden, ernsthafte Spieler gesehen, habe Rollstuhlfahrer als interessierte Besucher erlebt. - Und Weltkriegserinnerungen auffrischen dürfen. - Gab es auch einen Ausblick in die Zukunft?
Ich bin nachdenklich wieder nach Hause gefahren. Auf Empfehlung der Köln-Messe hatte ich mir zwar eine neue Navigations-App „mit Schwarm-Intelligenz“ herunter geladen. Aber die habe ich dann doch nicht genutzt und mich auf meine persönliche Erfahrung verlassen. Ich bin eben kein „Schwarm-Mensch“!
- Muss ich mir um die Zukunft der Jugend von Heute nach diesem Messe-Erlebnis Sorgen machen?
Als Journalist wollte ich eigentlich nur meine Leser über „die weltweit größte Publikumsmesse für Videospiele“ (lt. Porsche) ein wenig informieren. Ich hoffe, dass das – auch dank der vielen Fotos – gelungen ist. - Als Mitglied einer älteren Generation, aber durchaus „modern“ denkend, halte ich es sonst, wie mit einem aktuell aufgeschnappten Spruch empfohlen:
„Manchmal sollte man besser Nudeln, als sich Sorgen machen!“