Enrico Marioso: Eine Nürburgring-Persönlichkeit!

Zugegeben: Ich hätte nicht gewusst, dass Enrico – wie er allgemein genannt wird – gerade 85 Jahre alt geworden ist, wenn ich nicht die kenntnisreiche Geschichte von Rainer Braun gelesen hätte. Dabei kenne ich Enrico schon lange, so lange, wie er der „gute Geist“ als Oberkellner im „Sporthotel Tribüne“ oder später im „Dorint-Hotel“ war. - Enrico war immer ein Herr. Wir sind auch nach Jahrzehnten unserer Bekanntschaft immer beim „Sie“ geblieben. - Ein Zeichen gegenseitigen Respekts!

Über sein Alter habe ich mir niemals Gedanken gemacht. Er war für mich immer im richtigen Alter, immer ein „Herr“! Seine zum Ausdruck kommende Distanz zum jeweiligen Gast, mit der er ihn als „besser“ akzeptierte, war beeindruckend. Er war genau so, wie sich ein Arbeitgeber im Restaurant-/Hotel-Gewerbe einen idealen Oberkellner vorstellt. Er war hier in der Eifel für seine Arbeitgeber eine lebende Visitenkarte. - Eine, die man nicht vergisst!

Es beschämt mich ein wenig, dass ich diesen Geburtstagstermin von ihm nicht kannte, obwohl doch Enrico jemand war, dem ich oft begegnet bin. Natürlich weiß Rainer Braun die „schöneren Geschichten“ von ihm, ich dagegen die, die ein Rainer Braun nie erzählen würde.

Encrico wohnt schon – aus meiner Sicht – „ewig“ in Müllenbach. Das ist noch weiter „unten“, als jetzt die „Dunlop“-Kurve des Grand-Prix-Kurses. Die „Südschleife“ war schon „damals“ meist geschlossen. Es gab kaum noch Rennen auf dieser Strecke, die auch selbst den damaligen – relativ laschen - Sicherheitsansprüchen nicht mehr entsprach. - Es gab noch nicht einmal Leitplanken auf der „Südschleife“!

Unten in der „Müllenbach-Kurve“ – unweit des Ortes - als auch oben in der „Südkehre“ (die es heute nicht mehr gibt) – unweit des „Sporthotel Tribüne“ - gab es Tore, die fest verschlossen waren.

Als Enrico mal seinen Führerschein verloren hatte, da stand sein Auto dann abends auf der Innenseite des Tores an der „Müllenbachschleife“ geparkt. Morgens fuhr dann Enrico – nach einem kurzen Fußweg hin zum Tor - mit dem Fahrzeug – gegen die eigentliche Fahrtrichtung – hinauf zum Tor an der „Südkehre“. Die letzten 100 Meter zur Arbeitsstelle ging Enrico dann zu Fuß. Immer perfekt gekleidet im schwarzen Anzug. - Und am Abend ging es dann wieder – umgekehrt – zurück.

Enrico hat niemals darüber gesprochen. Ich auch nicht. Mir genügte auch zu wissen, was so insgesamt am „Ring“ so passierte. Abgesehen von dieser „Geschichte“, sind mir keine „Geschichten“ über Enrico bekannt geworden. - Dafür kannte Enrico sicherlich „viele Geschichten“ seiner Gäste. - Er hat sie immer für sich behalten!

Enrico hat in all’ den Jahren hier in der Eifel niemals seinen italienischen Akzent verloren. Auch nicht seine Ruhe. Niemals war er jemals aufdringlich, hat etwas empfohlen, wovon er selbst nicht überzeugt war. - Aber er hat auch niemals etwas Negatives über seinen jeweiligen Arbeitgeber verlauten lassen.

Ich habe ihn erlebt, als er mich mal irgendwo außerhalb seiner „Dienststelle“ daran erinnerte:

„Herr Hahne, ich habe Sie schon lange nicht mehr in unserem Restaurant gesehen. Ich würde mich freuen, Sie bald dort mal wieder begrüßen und beraten zu dürfen.“

Ich habe mich bedankt und ihm erklärt, warum ich ein so seltener Gast geworden war. Er hat aufmerksam zugehört und mich dann – wie ich fand – mit einem Angebot ausgezeichnet, das ich auch heute noch sehr hoch bewerte:

„Wenn Sie beim nächsten Mal zu uns kommen, Herr Hahne, dann koche ich für Sie persönlich in unserer Küche die Spaghetti!“

Ganz toll! - Keine Erklärungen oder Ausreden, keine „Schönrederei“, sondern – aus meiner Sicht – ein einmaliges Angebot! - So war Enrico – und ich bin davon überzeugt, dass er auch heute noch unverändert so ist, wie ich ihn immer erleben durfte. - Er war – und ist - eben ein „Herr“!

  • Danke, Enrico! - Ich habe mich sehr geehrt gefühlt und muss mich heute dafür entschuldigen, Ihren 85. Geburtstag nicht gekannt zu haben!

Herzlichen Glückwunsch, Enrico, zu Ihrem Geburtstag! - Nachträglich! - Auch mit der allergrößten Hochachtung vor Ihrer Lebensleistung!

Inzwischen sind Sie auf einem guten Weg „von Null bis Einhundert“! - Nehmen Sie sich die Zeit, denn Sie sind eine positive Bereicherung  – nicht nur unseres Eifel- - sondern auch Lebens-Umfeldes!

Wilhelm Hahne

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