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Auf den AvD Oldtimer-Grand-Prix übersetzt bedeutet das: Ein bis 2028 verlängerter Vertrag mit dem Pächter der Rennstrecke Nürburgring, stellt noch nicht die Zukunft der ehemals attraktiven Oldtimerveranstaltung sicher. Dazu gehört auch die Ausstattung mit attraktiven Automobilen und Serien; eine Ausrichtung auf das Zuschauerinteresse und eine Rücksichtnahme auf die sich über die Jahre verändernde gesellschaftliche Basis. Da wirkt dann die Aussage eines Geschäftsführers des Vertragspartners am Nürburgring schon etwas blass, wenn er feststellt: „Der AvD-Oldtimer-Grand-Prix repräsentiert die gesamte Motorsport-Geschichte unserer Rennstrecke. Die Fahrzeuge, die hier an den Start gehen, faszinieren seit Jahrzehnten die Besucher der ‚Grünen Hölle‘ und machen die großen Momente erlebbar. Deshalb freuen wir uns, dass wir für dieses Highlight in unserem Veranstaltungskalender und für alle Beteiligten eine langfristige Planungssicherheit schaffen konnten.“ - Es genügt auch nicht in der zum Ende der Veranstaltung erstellten Pressemeldung festzustellen: „Der AvD-Oldtimer-Grand-Prix ist ‚Back on Track‘.“ - Geradezu lächerlich ist der vermeldete Besuch von 30.000 Besuchern, um dann scheinbar kenntnisreich zu ergänzen: „Das wichtigste kontinentaleuropäische Festival für klassische Rennwagen hat sich mit einem stimmungsvollen Motorsportwochenende zurückgemeldet …“ - Motor-KRITIK versucht das bei diesem „Restart“ (?) Erlebte in nachstehender Geschichte richtig zuzuordnen und kann dazu nur - ergänzt durch Vorab-Recherchen - zusammen fassend feststellen:
Oldtimer-GP: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer!
Auf der Fahrt zum 49. Oldtimer-Grand-Prix Nürburgring war es nicht nur sonnig, sondern auch richtig warm. Das war bei der 1. AvD-Veranstaltung 1973 anders. Auch darüber habe ich damals berichtet und ich erinnere mich, dass es in Strömen regnete. Die Veranstaltung damals trug aber noch nicht den heutigen Titel. Aber beim AvD hat man richtig gezählt: Da die Veranstaltung 2021 ausfiel, war es in diesem Jahr die 49. Veranstaltung!
2020 hatte man sie – trotz vieler Bedenken – als 48. noch durchgezogen. 2021 hat man dann eine „Corona“/Ahrhochwasser-Zwangspause machen müssen. Aber man hatte vorher - 2020 - schon richtig „rote Zahlen“ geschrieben, die dann bei der AvD-Wirtschafts GmbH die schon vorhandenen „roten Zahlen“ geradezu „tiefrot“ werden ließen. Wenn ich die in den letzten Jahren in den Bilanzen ausgewiesenen Verluste zusammen rechne, komme ich auf rd. 2,5 Millionen Euro!
Die Erinnerung daran hatte mich im Vorfeld der aktuellen Veranstaltung dazu gebracht, nicht nur in Erinnerungen zu schwelgen, sondern auch die aktuelle finanzielle Situation von Veranstaltung und Veranstalter zu hinterfragen.
Ich bin da auf „Rauchzeichen“ gestoßen. Kein „weißer Rauch“ (wie in Rom), sondern „schwarzer Rauch“ – so habe ich es empfunden – war im Vorfeld der aktuellen Veranstaltung feststellbar. - Wenn man als Journalist mal ernsthaft recherchiert:
Beim AvD gab es z.B. nur relativ kurze Zeit vor dem 49. Oldtimer-Grand-Prix (im Juni) eine Gesellschafterversammlung, deren Ergebnis im Handelsregister einiger AvD-Firmen (nicht des e.V) zu finden ist. Interessant ist da dieser Abschnitt:
„Die Gesellschafterversammlung vom 15.06.2022 hat die Neufassung des Gesellschaftsvertrages, insbesondere die Änderung in § 2 (Gegenstand des Unternehmens) beschlossen. Neuer Gegenstand: Die Verwaltung von Beteiligungen und die Übernahme der persönlichen Haftung und der Geschäftsführung bei Handelsgeschäften, insbesondere die Beteiligung als geschäftsführende Gesellschafterin an einer OHG, deren Unternehmensgegenstand im Wesentlichen die Veranstaltung und Durchführung des AvD-Oldtimer-Grand-Prix ist. Gegenstand ist auch, der Marke "AvD" zu dienen. Dazu kann die Gesellschaft insbesondere auch selbst Veranstaltungen, die die Marke "AvD" führen, abwickeln oder durch Dritte abwickeln lassen.“
Wenn man weiß, dass der AvD niemals alleine als Veranstalter dieser Oldtimer-Veranstaltung auftrat, sondern u.a. auch die Hilfe des Hesse-Motorsport-Club, Wiesbaden (HMSC) in Anspruch nahm, dann versucht man als Journalist, auch dort „die Fährte aufzunehmen“. Überrascht muss man feststellen, dass es inzwischen zwei HMSC-Wirtschafts GmbH gibt; eine in Wiesbaden, die andere in Stadtallendorf. Dort ist dann ein Gerhard Füller Geschäftsführer.
Beim der weiteren Recherche stoße ich dann darauf, dass dieser Gerhard Füller auch in Wiesbaden – und das schon seit dem 29. Dezember 2020 – die Geschäftsführung übernommen hat. Exakt zu diesem Termin sind dort die bisherigen Geschäftsführer ausgeschieden.
Und ich frage mich – während ich über die „neue Situation“ nachdenke, die auch den „schwarzen Rauch“ erklärt, der aus Frankfurter Hinterzimmern aufsteigt:
- Hätte es den 49. AvD Oldtimer Grand-Prix ohne einen Gerhard Füller überhaupt gegeben?
Bisher kannte ich Gerhard Füller nur als oft siegreichen Fahrer eines sehr schnellen Opel Vectra, den ich auch schon 1998 unter dem Fahrer Uwe Alzen in der damaligen STW erleben durfte. Ich erinnere mich da an ein Rennen in Italien, bei dem der heutige Sportpräsident des AvD, Volker Strycek, damals Geschäftsführer des Opel Performance Center (OPC), „seinem Fahrer“, Uwe Alzen, einen „guten Rat“ vor dem Start gab. Der „Werkswagen“ wurde damals offiziell vom „Opel Team Holzer“ eingesetzt.
Gerhard Füller hat mit seinem Rennteam diesen „alten“ Opel Vectra wieder mit Leben erfüllt, hat mit ihm schon oft erlebt, dass Siegen schön ist! Er ist Inhaber eines respektablen Dachdecker-Unternehmens in Stadtallendorf (bei Marburg), das um 20 Mitarbeiter beschäftigt und eine siebenstellige Bilanzsumme ausweist.
Inzwischen hatte ich auf dem Parkplatz 6 am Nürburgring geparkt und das „Alte Fahrerlager“ erreicht. Hier ein paar Stimmungsfotos:
Es war dort relativ ruhig. Am Imbiss gab es einen kleinen Stau, aber sonst herrschte – es war Sonntagmittag – Feierabend-Atmosphäre. In einem Zelt wurde schon zusammen geräumt, es herrschte nirgendwo Gedränge, dabei gab es – aus meiner Sicht – schon eine Reihe von interessanten Oldtimern zu sehen.
„Unter dem Strich“ muss ich feststellen, nachdem ich die „wichtigen“ Veranstaltungen in diesem Jahr am Nürburgring erlebt habe:
- Der Sonntag ist als Veranstaltungstag bei Motorsport-Veranstaltungen inzwischen weniger von Bedeutung. Eindeutig wird von den Zuschauern und Besuchern der Samstag dominiert!
Ich bin dann durch den Tunnel hinauf ins neue Fahrerlager geschritten. Ich hatte einen Fahnenwald erwartet – wie eigentlich immer – aber traf auf viele nackte Fahnenmasten, gerade so, als wären AvD-Fahnen leider ausgegangen. - Oder der Trockenheit zum Opfer gefallen? - Den „Shuttle“ habe ich wirklich dort oben fotografiert, aber er soll nicht den Eindruck symbolisieren, den man als Besucher hatte. Der Eindruck war gut, nur weit entfernt von dem, den man noch vor Jahren von dieser Veranstaltung haben musste.
Die Strecke war vielleicht fahrerisch interessanter geworden, weil man dieses Mal die „AMG-Arena“ mit in die Streckenführung des Grand-Prix-Kurses einbezogen hatte. So ist es vielleicht weniger aufgefallen, dass wichtige „Darsteller“ der Automobilindustrie dieses Mal fehlten. Da wo sonst große Zelte von Porsche und Ferrari viel Platz einnahmen, waren dieses Mal Rennfahrzeuge unterwegs. Eine sonst notwendige Ausstellungsfläche war zur Strecke geworden. Aber die Nürburg war die alte, es gab Formel 1-Renner auf der Strecke und viele Zelte im eigentlichen Fahrerlager. Zuschauer auf den Tribünen waren aber mehr bunte Tupfer, obwohl die Rennen schon interessant waren und richtiges „Renn-Feeling“ verspüren ließen. - Schon durch die Akustik!
Das Aufgebot von Oldtimern und Fahrern war aber deutlich kleiner als früher. Das alles hatte mehr provinziellen Charakter, wirkte keinesfalls – wie die Veranstalter meinten – wie…
„Das wichtigste kontinentaleuropäische Festival für klassische Rennwagen.“
Aber die Fahrer freuten sich über gewonnenen Pokale, waren gerne auf dem Podium, griffen gerne zum Pokal, der dann auch schon mal – auch gerne – für ein Handy-Foto als Hintergrund genutzt wurde. Überhaupt wurde überall – und bei jeder Gelegenheit – von den Besuchern das Handy genutzt, um für die Nachwelt ihren Besuch am Nürburgring festzuhalten. Oder zur eigenen Erinnerung eine interessante Szene in der Box zu fotografieren.
Der 49. AvD Oldtimer-Grand-Prix war keineswegs uninteressant. Für mich als Journalisten hat er sogar eine Menge Anregungen geboten. Ich habe alte Freunde wieder getroffen, habe die Auswirkungen meiner Recherche-Ergebnisse erleben dürfen und war eigentlich nicht enttäuscht.
Dass so manche sportlichen Abläufe mir ein Lächeln abgenötigt haben, lag halt an den Menschen, die ihre Aufgabe sehr ernst nahmen, ohne offenbar selber Erfahrungen auf dem Gebiet zu haben, das sie zu verantworten hatten.
- So habe ich schon aus Teilnehmer- und Fahrer-Kreisen ein paar Klagen gehört.
Aber in Deutschland ist eben alles deutsch. So die Bauabnahme für „Fliegende Bauten“ oder die Willkür von Rennleitern und Funktionären. Auf „Facebook“ war die Meinung einer „Funktionärin“ zu lesen, die sich freute, endlich mal den Leuten ihre Meinung sagen, sie zurecht weisen zu können.
Während ich das unter „Spaß“ abhake, mache ich mir doch Sorgen um die Zukunft des AvD Oldtimer-Grand-Prix.
Ich bin so gemächlich und ruhig zurück zu meinem Automobil auf den Parkplatz gegangen, wie ich auch während des gesamten Besuchs war. Oder auch im Vorfeld der Veranstaltung recherchiert hatte. Ich muss nicht Erster sein – und musste darum auch nicht so durch den fließenden Verkehr sprinten, wie es zwei Jugendliche mir demonstrierten.
Ein Oldtimer informierte sich im Interesse seiner Leser über den 49. AvD Oldtimer-Grand-Prix.
So können meine Leser nun zusammen mit Friedrich von Schiller aber auch berechtigt feststellen:
„Spät kommt Ihr – doch Ihr kommt!“