65 Jahre Porsche: Ein EXTRA! - Ohne Porsche-Hilfe!

Den Porsche-Fans ist mit Bestimmtheit schon beim Lesen des Titels aufgefallen, dass da etwas nicht stimmt. - Feiert Porsche nicht in diesem Jahr das 75jährige Jubiläum? - Richtig! - Und es wird jubiliert! - Überall! - Auf vielen Druckseiten und in Sonderpublikationen. Das dann – evtl. - auch mit Unterstützung von Porsche. - Ich brauche diese Unterstützung nicht, denn ich habe Porsche schon vor 65 Jahren unterstützt. - Ich war „damals“ Porsche-Verkäufer. - Einige Male habe ich auch die von mir verkauften Porsche dann in Zuffenhausen abgeholt. Das war die Zeit der „356 B“, deren Karossen allerdings nicht von Porsche, sondern von Reutter (Stuttgart) gefertigt wurden. Eigentlich war so ein Porsche das, was auch ein Sportwagen aus Wolfsburg hätte sein können. - Aber ein Heinrich  Nordhoff fuhr damals schon privat - Lancia. - Ich möchte nachfolgend auch nicht 75 Jahre Porsche Revue passieren lassen, sondern nur – und ziemlich spontan – über das informieren, was mir auch aus persönlicher Erfahrung mit Porsche, seinen Modellen und seinen Mitarbeitern so einfällt. Zu Porsche-Modellen der neueren Zeit, z.B. dem wassergekühlten Motor mit weniger Teilen als beim luftgekühlten und seinem anders geteilten Kurbelgehäuse, das weniger Montagezeit – z.B. zum Einlegen der Kurbelwelle – erforderte, habe ich sicherlich auch schon mehr geschrieben, als man sonst darüber lesen konnte. - Also bleiben wir mal ein wenig in der Porsche-Vergangenheit – und was mir – der Porsche nun aus eigenem Erleben seit 65 Jahren kennt - sonst so in diesem Zusammenhang einfällt!

65 Jahre Porsche: Ein EXTRA! - Ohne Porsche-Hilfe!

Ich war vor 65 Jahren das, was man heute als Assistent der Geschäftsleitung bezeichnen würde. Beschäftigt in einer kleinen Zelte- und Deckenfabrik, der ersten übrigens, bei der in Deutschland Kunststoffplanen verschweißt wurden. Mit Maschinen, die Pfaff in Kaiserlautern auf der Basis von Folienschweißmaschinen durch Anregungen eines Meisters unseres Betriebes und von mir baute und dann später nicht nur an unseren Betrieb lieferte.

Da kam dann im Frühjahr des Jahres 1958 der Verkaufsleiter des regionalen VW-Händlers vorgefahren, um mich zu fragen, ob ich nicht Lust hätte, als Porsche-Verkäufer für sie – und damit für die Landkreise Moers, Kleve und Geldern – tätig zu werden. - Ich war ein wenig erstaunt, aber dieser Verkaufsleiter erklärte mir, dass er schon einige Zeit registriert hätte, dass doch einige Kunden sich zunächst privat von mir beraten ließen, bevor sie sich irgendein Automobil kauften. Und da ich doch… - Ich habe eigentlich sofort zugesagt Und nur noch schnell vorher für die Firma Glanzstoff ein Ausstellungszelt für die damalige Kunststoff-Ausstellung in Düsseldorf realisiert!

  • Porsche-Verkäufer war „damals“ – wie ich dann erfahren musste – nicht unbedingt ein Traumberuf, denn z.B. keiner der vielen, erfahrenen VW-Verkäufer dieses VW-Betriebes war bereit gewesen, diese Funktion zu übernehmen.

Der Verkauf von VW-Automobilen – in der Hauptsache „Käfer“ – war einfacher! Dieses Automobil war zu dieser Zeit in seiner Klasse konkurrenzlos! Ein Porsche war – damit verglichen – ein Automobil, das verkauft werden musste. So „nebenbei“ war das den vielen VW-Verkäufern dieser drei Verkaufs-Gebiete nur so um drei Mal im Jahr gelungen war. Da drohte dem Händler der Entzug des Händlervertrages. Da kam dann ich dann – als so genannter „Sonder-Verkäufer“ – ins Spiel. Mir hat es Spaß gemacht. Und ich habe so viele Porsche verkauft, dass es heute dort das „Porsche Zentrum Moers, des „Sportwagen-Zentrum Niederrhein GmbH“ gibt!

Als ich begann, stellte man bei Porsche gerade die Produktion von „356 A“ auf „356 B“ um. Es gab die 60 PS-“Dame“, den 75 PS-“Super“. Später kam dann der „Super 90“ hinzu. Alle hatten diese „wunderbare“ Pendelachse, die zum exakten Autofahren erzog! - Bitte keinen Lastwechsel in der Kurve! - Das galt dann übrigens später auch für den 911! - Der wurde zunächst in zwei Vergaser-Versionen geliefert: SOLEX- und WEBER-! - Wen ich beraten hatte, der kaufte den mit WEBER-Vergaser.

Ich persönlich fuhr damals privat eine Alfa Romeo Giulia Super. Zunächst hatte ich die erste Version in Weiß, mit Lenkradschaltung, dann später die in Rot mit einem richtigen Mittelschalthebel! Dieser Alfa hatte übrigens ein Getriebe mit Porsche-Synchronisation, die schon lange nicht mehr produziert wird. Auch eine Kugelumlauflenkung.

Das „Knurren“ des Alfa-1,6 Liter-Vierzylinders mit zwei obenliegenden Nockenwellen regte übrigens „damals“ die BMW-Oberen an, einen technisch genau so angelegten neuen Vierzylindermotor mit zwei obenliegenden Nockenwellen konstruieren zu lassen. - Aber das ist eine andere Geschichte!

Beim „Super 90“ hatte Porsche dann versucht, die offensichtlichen Praxis-Nachteile durch das aufpreispflichtige Angebot einer Ausgleichsfeder an der Hinterachse zu mindern.

Zu den 356 B-Modellen gibt es schöne Geschichten, von denen heute weder gesprochen noch geschrieben wird. Die „Dame“ erreichte z.B. eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h, der um nominell 15 PS stärkere „Super“ die von 175 km/h. Natürlich bei einer höheren Drehzahl als die der  „Dame“. Nur gab es den gleichen Drehzahlmesser! - So fuhr man bei Top-Speed in der 75 PS-Version, immer deutlich im „roten Bereich“! - Aber niemals hat sich bei mir darüber ein Kunde beschwert!

Eine besondere Eigenart, der aus damaliger Sicht „großen“ vorderen Leichtmetall-Trommelbremsen (mit eingeschrumpftem Graugussring) war, dass sie sich – waren sie mal „heiß gebremst“, danach beim Durchfahren von großen Pfützen (bei Regenwetter) sehr schnell leicht – oder auch  mehr - verzogen. - Da mussten dann neue Trommeln her. - Wie sagt man so schön: Trommeln gehört zum Handwerk!

Als ich nach Erscheinen des „Super 90“ einen Porsche-Kunden besuchte, den ich – richtig – als potentiellen Käufer dieses neuen Porsche-Modells einschätzte, da wollte der mir gleich nach der Probefahrt – sofort! - einen Auftrag erteilen. - Ich habe ihn abgelehnt und ihn auf ein paar Monate später vertröstet. Ich würde ihn rechtzeitig informieren!

„Wie, Sie wollen mir keinen Porsche verkaufen, wenn ich einen haben möchte?“
„Das ist richtig! - Weil ich gerne nur zufriedene Kunden hätte, die dann auch für mich eine Werbung sind! - Ich melde mich, wenn’s soweit ist!“

Ich hatte nicht damit gerechnet, dass dieser Kunde dann mit dem Porsche-Gebietsleiter telefonierte, um dem zu erzählen, dass es tatsächlich Verkäufer gibt, die keinen Porsche-Auftrag notieren, wenn der Kunden so einen Sportwagen haben möchte!

Da musste ich dann nicht nur bei meinem direkten Chef antanzen, sondern es war auch der Porsche-Gebietsleiter zugegen. Beide waren ob der Kunden-Darstellung ziemlich fassungslos. - Was mir denn wohl einfiele…?

Nun, mir ist dazu nur eingefallen, dass ich den „Super 90“ direkt nach Serienanlauf noch nicht als „fertig“ empfand und ich habe beide mit dem Beispiel konfrontiert, dass man den Motor des neuen „Super 90“ z.B. auf einem – damals oft – leeren Autobahnstück zwischen Hannover und Hamburg beim Durcheilen mit Vollgas praktisch „zu Tode fahren“ könne, da der Motor alles Öl bei einer solchen Vollgasfahrt über die Kurbelgehäuse-Entlüftung hinaus pumpte. - Und ohne Öl läuft nun mal der beste Motor dann nicht mehr!

  • „Wo haben Sie das denn her“ – Ich habe den Herren dazu nur sagen können, dass ein guter Porsche-Verkäufer eben mehr wissen müsse, als ihm offiziell mitgeteilt wird, wenn er seine Kunden richtig und gut beraten will!

So habe ich auch später – schon als freier Journalist arbeitend – durchaus mitbekommen, wenn man die in der Fachpresse hochgepriesene „mitlenkende Hinterachse“ des Porsche 928 im Laufe seiner Produktionszeit immer weniger mitlenken ließ, weil diese so positiv von der Fachpresse dargestellte Eigenschaft eigentlich in der Praxis schon mal „saugefährlich“ werden konnte. Sie war es nicht mehr, als es sie praktisch nur noch „auf dem Papier gab“.

Ich weiß auch noch, dass ich dem damaligen Porsche Pressechef, Manfred Jantke, bei der Vorstellung des Porsche 944 meine Enttäuschung kund tat, als man diesem Porsche damals gegenüber dem 924 kein neues „Armaturenbrett“ spendiert hatte. Jantke, den ich noch aus seiner Zeit als „ams“-Redakteur kannte, als er z.B. auf einer IAA in Frankfurt z.B. den MATRA-Ausstellungsstand für die Zeitschrift „auto motor und sport“ des Motor-Presse-Verlages besuchte. Ich war damals Importeur des „Matra M 530“ in Deutschland und habe Manfred Jantke als geradezu perfekten Repräsentanten seiner Zeitschrift – und des Verlages – empfunden. So habe ich ihn dann später auch in seiner Eigenschaft als Porsche-Pressechef ernst genommen, wenn er mir erklärte, dass ein neues „Armaturenbrett“, mit einer Investitionssumme im siebenstelligen Bereich insgesamt, die Möglichkeiten von Porsche damals zu stark strapaziert hätte.

Mit dem Dreiliter-Motor, den der 944 in der S2-Version erhielt und seiner „Transaxel“-Konstruktion war das Fahrzeug ein Porsche, den ich mir sogar gekauft hätte. Der große, durchzugsstarke Motor hatte auch sehr vernünftige Verbrauchswerte.

Bei Porsche hat man immer darauf geachtet, dass man für den Porsche 911 keine Konkurrenz schuf. Dessen Zeit ist eigentlich schon lange vorbei. - Meine ich! - Sollte ich heute als verantwortungsvoller Porscheverkäufer meinen Kunden einen Porsche anbieten müssen, wäre das ein Porsche 718 mit Sechszylinder-Saugmotor. Natürlich handgeschaltet und ohne jeden (aufpreispflichtigen) „Firlefanz“!

  • Aber die Produktion so eines Porsche-“Schmuckstücks“ wird zum Zeitpunkt der Porsche-Werksferien 2023 eingestellt!

Wer erinnert sich heute noch, dass es mal eine Zeit gab, in der Porsche nach allgemeinem Eindruck – und in der Realität – kurz „vor der Pleite stand“? - Damals kam dann als „Retter“ Wendelin Wiedeking nach Stuttgart. Von der Porsche-Familie ausgesucht und von deren „Sprecher“ verpflichtet. Als Wiedeking eine Übersicht über die finanzielle Lage der Firma hatte, hat er diesen „Sprecher“ um eine Erhöhung der „Familien-Einlage“ angesprochen, damit er seinen „Rettungsversuch“ umsetzen konnte.

Der hat entsetzt die Hände gehoben! - Von der Familie gäbe es nichts, keinen Pfennig! Darum habe man ihn schließlich eingestellt! - Da hat dann Wiedeking auf einem entsprechenden Vertrag bestanden, weil er dann mit seinem persönlichen Vermögen „ins Risiko gehen“ wollte. - Er hat diesen Vertrag erhalten!

In den Jahren danach haben nur wenige Insider hinter vorgehaltener Hand über die persönlichen Einnahmen eines Wendelin Wiedeking bei Porsche geflüstert.

  • Es hat in der deutschen Automobil-Industrie vorher und nachher niemals einen Vorstandsvorsitzenden gegeben, der – in diesem Fall verdientermaßen (!) - mehr Geld verdient hat, als Wendelin Wiedeking!

Darum kann ich nicht nachempfinden, warum ein Dr. Wolfgang Porsche heute immer wieder so hoch gelobt wird. - Aber das kann nur eine „Randbemerkung“ im Rahmen von „65 Jahre Porsche“ sein!

Ich erinnere mich z.B. noch gerne an die perfekt gefertigte Reutter-Karosse eines „356 B“, wo es im Übergang von der A-Säule zum Vorderwagen keinen Spalt gab. Zumindest optisch nicht wahrnehmbar. - Der war verzinnt! - Allerdings kam es so schon mal zu einer unterschiedlichen Stärke der Farbschicht, wenn man sie – in Relation zu der auf anderen Flächen – in µ gemessen hat.

Mich hat ein Porsche-Kunde darauf aufmerksam gemacht, der auf das Lackieren von Fabrikanlagen spezialisiert, über ein entsprechendes Messgerät verfügte. - Damit gemessen, war übrigens ein Porsche 356 B wirklich sehr unterschiedlich lackiert, wenn man das auf die Stärke der Lackschicht bezieht.

Es hat übrigens auch 356 B-Karossen gegeben, die bei Karmann in Osnabrück gefertigt wurden. Das war die so genannte „Hardtop-Version“, die nicht etwa über ein abnehmbares Hardtop verfügte, sondern dieser „Aufsatz“ war fest verschweißt. Leider nicht immer perfekt, so dass es schon mal im Heckbereich zu „Wassereinbrüchen“ gekommen ist. Natürlich war das nicht so viel Wasser, wie man das aus meiner Formulierung schließen könnte, aber den Kunden – und auch den Verkäufer (!) - hat das schon gestört! - Karmann war dann auch nicht so lange für Porsche tätig!

Ich habe allerdings später – zu meiner Tätigkeit als Porsche-Verkäufer – auch den „Sonderverkäufer“ für Karmann-Modelle spielen dürfen. Weil sich auch Karmann-Modelle – einschl. VW-Cabrio - durchaus nicht so verkauften, wie man sich das heute an Stammtischen - und in Fachzeitschriften - erzählt.

  • Weitgehend unbekannt ist sicherlich auch, dass von Heinrich Nordhoff alle Karmann-Modelle als „Fremdfabrikate“ empfunden wurden!

Wenn schon mal der „VW-Händler-Nachwuchs“, die Söhne von VW-Händlern, zu Sonder-Lehrgängen nach Wolfsburg einbestellt wurden, dann war für die natürlich ein „Sonderparkplatz“ reserviert. Dort waren dann von Nordhoff beauftragte Mitarbeiter unterwegs, um zu notieren, wer von den Händler-Söhnen evtl. mit Karmann-Modellen angereist war. Die Väter wurden dann von Wolfsburg aus angeschrieben, dass doch die Söhne bitte in Zukunft mit richtigen VW’s anreisen sollten!

Auch für mich war die Freude am oben schon genannten Fremdfabrikat Alfa dann auch das Ende als Porsche-Verkäufer. Eines Tages gab es eine „Hausmitteilung“ meines Chefs in meiner Morgenpost, die mich dazu aufforderte, als „leitender Mitarbeiter“ seines VW-Betriebes doch bitte auch privat ein VW-Fabrikat zu nutzen. - Er gab mir eine Frist zum Verkaufen der Giulia Super.

Ich habe dann gekündigt, weil ich nicht eingesehen habe, dass ich nicht mit meinem Geld machen konnte, was mir richtig erschien. Ich wollte mich auch als Porsche-Verkäufer insgesamt so auf meine Art weiter bilden, um nicht von den – aus meiner Sicht einseitigen - „Werks-Informationen“ abhängig zu werden.

So habe ich nur Minuten nach Erhalt der o.g. „Hausmitteilung“ sofort mündlich gekündigt und die Kündigung auch dann nicht zurück gezogen, als mein Chef mir anbot, doch „in beiderseitigem Interesse“ diesen Vorgang einfach zu vergessen.

Ich bin nicht nachtragend! - Aber ich kann nicht vergessen!

Wie vielleicht auch dieser kleine persönliche Rückblick auf „65 Jahre Porsche“ beweist, den ich hiermit beenden möchte, bevor ich noch weiter „ins Plaudern komme“.

MK/Wilhelm Hahne
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