Porsche: Eine „persönliche“ Betrachtung mit Blume!

Beruflich hatte ich vorher niemals etwas mit Automobilen zu tun gehabt. Aber ich war ein Fan von Automobilen, war begeistert von der technischen Entwicklung, die die Automobile in den 50ern nahmen. Ich hatte als Buchhalter gearbeitet. „Soll rein, Haben raus; keine Buchung ohne Gegenbuchung.“ - Ich hatte Grundstücke gekauft („für einen Dritt zu Benennenden“), Tankstellen gebaut, habe Geisterbahnen vermessen, war jede Woche auf Kirmes-Plätzen oder bei Schützenfesten unterwegs. Dann hat mich der Verkaufsleiter eines VW-Händlers abgeworben. Und ich wurde Porsche-Verkäufer. Ab da nahm mein Leben eine geregelte Entwicklung. Weil ich selber immer bereit war, kurzfristig Entscheidungen zu treffen, die mir jeweils meine persönliche Freiheit garantierte, bin ich ein zufriedener, freier Journalist geworden. Da hat mich auch keine staatsanwaltliche Hausdurchsuchung schrecken können, weil ich dadurch z.B. einen Rechtsanwalt kennen lernen durfte, der noch Empathie für seine Mandanten entwickelte. Als Journalist habe ich auch einen Oliver Blume erlebt. Bei einer Rede, von der meine Kollegen begeistert waren. Wie auch Porsche – immer und immer wieder – viele Menschen zu Käufern gemacht hat. Ich persönlich habe den Hype um die Marke und deren Chef nicht verstanden.

Porsche: Eine „persönliche“ Betrachtung mit Blume!

Porsche war für mich als „Auto-Freak“ natürlich ein Begriff! - Aber da hatte auch ich Porsche noch nicht richtig begriffen. Ab 1958 habe ich dann Porsche als Porsche-Verkäufer besser kennen gelernt. Da kam es gerade zum Übergang vom „356 A“ zum „356 B“ und meine eigentliche Aufgabe war es, mit meinen Verkäufen dem Händler den Porsche-Händlervertrag zu erhalten.

Für mich war das kein Problem. Ich habe meine Kunden immer gut und richtig beraten. Da mir dann noch gleichzeitig der Titel eines „Karman-Ghia Sonderverkäufers“ angetragen wurde, konnte ich es mir erlauben, auch – weil das meinem Eindruck entsprach – einem Porsche-Interessenten schon mal einen Karman-Ghia zu verkaufen.

  • Für Herrn Nordhoff, damals VW-Chef, war ein Karman-Ghia übrigens schon ein „Fremd-Fabrikat“.

Ich hatte zum Ende meiner Zeit bei diesem VW-Händler einen Porsche Super 90 und ein Karman-Ghia Cabrio als Dienstwagen zur Verfügung. Weil ich meine Kunden immer (!) gut beraten habe, habe ich auch schon mal in der Anfangszeit der Produktion des Porsche Super 90 einem Interessenten, der durchaus das Fahrzeug sofort bestellen wollte, davon abgeraten. Mein Vorschlag:

„Ich möchte Ihnen dieses Automobil zu diesem Zeitpunkt noch nicht verkaufen. Ich komme vorbei, wenn ich glaube, dass Sie mit dem Auto glücklich werden.“

Der Kunde hat sich darüber bei Porsche verwundert geäußert und ich musste meine Ablehnung eines Porsche-Verkaufs dann gegenüber meinem Chef und einem Vertreter der Porsche-Organisation erläutern:

„Weil der ‚Super 90‘ noch motorisch nicht in dem Zustand ist, dass ich das Fahrzeug einem Kunden empfehlen könnte!“

Ich wusste damals schon mehr, als man als Verkäufer über das Objekts des Verkaufs wissen sollte. 

Der Porsche-Interessent hat dann später von mir – zum richtigen Zeitpunkt – dann doch einen Porsche Super 90 erhalten! - Er wurde so zu einem zufriedenen Kunden und einem Multiplikator. - Für mich als Verkäufer und für Porsche!

Vor wenigen Jahren habe ich mir dann von einem Ex-Geschäftsführer eines Porsche-Zenter sagen lassen müssen:

„So wie Du, so könnte man heute keine Porsche mehr verkaufen!“

Ich habe das als Auszeichnung empfunden. Weil es heute sicherlich immer weniger Verkäufer gibt, denen es primär um die Zufriedenheit des Käufers geht. Da interessiert wohl mehrheitlich die Provision!

Aber auch als Journalist habe ich einige Erinnerungen an Porsche:

  • Den Blick aus dem Fenster der ehemaligen Presseabteilung, von der man hinunter auf die Karosseriefabrik Reutter blicken konnte.
  • Die verlogene Art von Porsche-Mitarbeitern, die mir irgendwo auf dem Gang im Verwaltungsgebäude „ihre Bewunderung“ für meine Arbeit zum Ausdruck brachten, um dann umgehend in der Presseabteilung zu reklamieren, wie man einem solchen Idioten überhaupt einen Testwagen geben könne.
  • Ich habe nicht verstanden, dass man lange Zeit keinen Mittelmotor-Sportwagen im Angebot hatte und habe das auch Porsche-Mitarbeitern zu einer Zeit empfohlen, als man in Stuttgart immer Angst hatte, den Erfolg des 911er mit einem besseren Konzept zu gefährden.
  • Porsche hatte „damals“ in der Produktion eine Organisation der Abläufe, die sich wie aus einer vergangenen Zeit darstellte.
  • Es sah dann in den 70er Jahren nicht gut in Stuttgart aus. Ich habe „damals“ Herrn Prof. Niefer (Mercedes) dazu gebracht – entgegen den Vorschlägen seiner Berater - Porsche mit Aufträgen zu unterstützen und so „am Leben zu erhalten“.
  • Mercedes hat das zunächst mit dem Auftrag für eine Getriebeentwicklung gemacht und dann auch die Vorserie der E-Klasse mit Achtzylindermotor durch Porsche bauen lassen.
  • Auch Reifenfirmen – wie z.B. Dunlop – haben Porsche unterstützt, indem sie teure Porsche-Ingenieure als Testfahrer anforderten. Aber schon mal mit dem Zusatz, die Herren nicht mit einem Porsche 928 anreisen zu lassen, weil Porsche dann dafür horrende Kilometer-Kosten berechnete.      

Porsche war eigentlich – verglichen mit anderen Automobilkonzernen – geradezu eine „Quetsche“.

Es war Wendelin Wiedeking, der Porsche wieder „in die Spur gebracht“ hat. Mit seinem persönlichen Geld – oder dem, für das er „gerade stand“ – weil die Porsche-Familie um den Verlust des vielleicht von ihr eingebrachtem eigenen Geld fürchtete, das durchaus vorhanden war. Man hat „kein eigenes Geld“ zur Verfügung gestellt! - Aus Angst, es zu verlieren!

    • Wendelin Wiedeking wurde – aufgrund des entsprechenden Vertrages – so zum bestbezahlten Automobil-Manager der damaligen Zeit!

Für eine solche Entscheidung war Wolfgang Porsche, als Sprecher der Familie verantwortlich, der heute im VW-Aufsichtsrat sitzt und z.B. zum Unwillen „seiner Familie“ z.B. auch Herrn Winterkorn die Porsche-Familien-Villa in München-Grünwald verkaufte.

Dieser VW-Aufsichtsrat hat nun beschlossen, den bisherigen Vorstandsvorsitzenden des Stuttgarter  Sportwagenbauers, Oliver Blume, abzuberufen. Er soll sich auf VW konzentrieren. Bei Porsche kommt nun ein Neuer, der schon unter Wiedeking ein wenig „Porsche-Stallgeruch“ bekommen hatte.

Er hat eine Basis im Technischen und sollte – wenn er seine eigenen Ideen durchsetzen kann – auch für Porsche besser geeignet sein, als ein Oliver Blume.

Ich erinnere mich noch an dessen Auftritt mit einer Rede, die sicherlich gut für ihn geschrieben war und auch den Beifall vieler Kollegen fand. Blume war aus meiner Sicht niemals ein Porsche-Mann, bzw. das, was ich darunter verstehe.

Porsche ist auch heute nicht mehr Porsche, wie die Firma mal war, als sie noch durch wirkliche Persönlichkeiten und Idealisten in der technischen Entwicklung hatte und so attraktiv nach draußen vertreten wurde.

  • Heute orientiert man sich im Wesentlichen an der Rendite, auf die „damals“ auch schon ein Wiedeking ein wenig achten musste!

So wurde man dann in der Entwicklung in Weissach von Wendelin Wiedeking hochgelobt, wenn man bei der Entwicklung des wassergekühlten Motors ein paar Teile eingespart hatte, wenn die Fertigung durch eine andere Teilung des Kurbelgehäuses – die den Einbau der Kurbelwelle vereinfachte – kostengünstiger wurde.

Wiedeking hat das gefallen. Den vielen ersten Käufern des wassergekühlten 911er weniger. Der Motor ölte, weil die Kurbelwelle oft „nicht fluchtete“. Man hat das Problem mit einem Spezial-Simmering zu lösen versucht. Aber es gab auch noch Gussprobleme (Lunker) beim neuen Alu-Gehäuse.

  • Man hat das alles mit dem so genannten „Porsche-Image“ verdecken können!

Fehlentwicklungen gibt es bei vielen Automobilherstellern, wenn man mal „hinter die Kulissen“ blickt. Porsche hat immer nur eines immer wirklich gut gekonnt: Die Verkaufspreise oder die Aufpreise kalkulieren. 

  • Oder sollte man da besser von einer „Gestaltung der Preise, auf der Basis des Porsche-Images“ sprechen?

Inzwischen ist Porsche aus dem DAX geflogen. Das wird in der Öffentlichkeit als bedeutend empfunden. Auch das ist ein modernes, aber unwichtiges Zeitzeichen. Wichtig wird sein, welchen Weg nun der neue Firmenchef einschlägt, was das Modellprogramm betrifft.

  • Denn der Nachfolger eines Oliver Blume, der ab 1. Januar 2026 ausschließlich für den VW-Konzern verantwortlich sein wird, steht inzwischen fest!

Michael Leiters, der in seiner letzten Position McLaren-Chef war, hat dazu sicherlich alle wichtigen Voraussetzungen. Aber es wird davon abhängen, ob man ihn lässt. Allein, dass Leiters als ein Leichtbau-Freak gilt, sollte die Porsche Sportwagen an den richtigen Stellen „abspecken“ lassen.

  • Wobei ein „Abspecken“ dem Stuttgarter Sportwagenhersteller auf vielen Gebieten gut bekäme, weil es evtl. hilft „lange Leitungen“ zu vermeiden!

Porsche hat sicherlich eine harte Zeit vor sich. Michael Leiters wird viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, um die bisherigen Porsche-Mitarbeiter mit auf einen „neuen Weg“ zu nehmen. - Wenn man ihn lässt!

Der Weg nach vorne darf nicht nur aus „Kostensenkung“ bestehen, nicht nur aus einem Kalkulationsmodell, dass aus einer Zeit kommt, in dem „der Markt das her gab“.

  • Wir leben in einer anderen, neuen Zeit, die aber eine Anpassung erfordert, die vom Kunden akzeptiert wird!

Porsche ist nicht nur einfach eine Marke, sondern hat auch – meine ich -  eine Verpflichtung! 

Dem Kunden gegenüber!

MK/Wilhelm Hahne
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