Tatsachen! - Leider nicht immer so wie dargestellt!

Beim Lesen von Eil- und Sonder-Meldungen zu besonderen Ereignissen kann ich manchmal nur den Kopf schütteln. Die Meldungen sind zwar an dem orientiert, was gerade wirklich passiert, aber es geht nicht aus ihnen hervor, warum etwas passiert ist. Nun sind Journalisten heute – gerade die jungen – sehr gut ausgebildet. Meist sehr speziell. - Auch ich habe mich „spezialisiert“, weil ich auf einem bestimmten Gebiet über eine langjährige Erfahrung verfüge. Aber meine Lebenserfahrung erstreckt sich nicht nur auf ein Spezialgebiet. Es kann mich auch nicht eine gewisse „Stellenangst“ veranlassen, irgendeinen „Wunsch“ eines Chefredakteurs zu erfüllen, der sich z.B. gegenüber der kaufmännischen Geschäftsleitung seines Verlages verpflichtet fühlt. - Ich kann mich oft nur wundern. Nicht immer ist alles unbedingt so, wie es vielleicht „verkürzt“  dargestellt wird. Als jemand der immer in der Gegenwart gelebt hat, auch in der Zeit, die für eine „junge Generation“ heute Vergangenheit ist, muss ich aktuell davon ausgehen, dass heute vielleicht zu viel mit „KI“ gearbeitet wird. Aber eigentlich war es „damals“ – ohne „KI“ - auch nicht anders:

Tatsachen! - Leider nicht immer so wie dargestellt!

Meine Leser wissen, dass ich vor Jahrzehnten als Porsche-Verkäufer in der VW-Organisation tätig war. Es gab also schon damals eine gewissen Zusammenarbeit zwischen Stuttgart und Wolfsburg. Ich habe also die gesamte Entwicklung bis heute erlebt. Darum stellt sich – vielleicht – auch manches mir anders dar, als es heute von Kollegen empfunden und beschrieben wird.

  • Ohne Vorgeschichte wird manche Schilderung der Realität zur Falschmeldung!

Leider ist man auch in Firmen – aber auch in Parteien – so von der vorhandenen eigenen Intelligenz überzeugt, dass man alle (!), die man mit den eigenen Darstellungen erreicht, für so „dumm“ hält, dass diese Informationen kommentarlos geschluckt werden.

Zur Einstimmung darf ich mal ein Beispiel aus den 50er schildern, einer Zeit, in der ich mich – obwohl noch jung – nicht anders verhalten habe als heute.

Auch als Porsche-Verkäufer nahm ich an den normalen Verkäuferschulungen teil, die VW-Verkäufer mit „besserem Wissen“ ausstatten sollten. Das gab es z.B. auch zum Start des Opel Kadett A im damals – 1962 - neu erbauten Bochumer Werk. 

  • Bei VW nahm man den Opel Kadett durchaus als Konkurrenz wahr.

Ich empfand es „damals“ aber als dumm, wenn durch den „Verkaufstrainer“ das neue Konkurrenzmodell „im Detail“ dadurch „schlecht gemacht“ wurde, wenn man z.B. den „Drehmomentvorteil“ des VW-Motors – weil hubraumgrößer – in den Vordergrund stellte.

Ich machte den „Verkaufstrainer“ schon bei seinem Vortrag darauf aufmerksam, dass man ein Automobil nicht so einseitig betrachten dürfe, weil sich doch einige andere Daten im Gesamtergebnis gegenseitig beeinflussen würden.

  • Das wurde aber „überlegen“ – zur stillen Freude meiner VW-Kollegen – abgewehrt.

Der „Verkaufstrainer“ hatte auch einen Opel Kadett A mitgebracht und es kam dann zu Vergleichsfahrten, in denen den VW-Verkäufern die Vorzüge eines VW-Käfers gegenüber einem Opel Kadett A so richtig verdeutlicht werden sollten.

Es waren immer insgesamt 8 Verkäufer in zwei Fahrzeugen – „Käfer“ und „Kadett“ – unterwegs. Wir wechselten dann unterwegs das Fahrzeug. Ich war es dann – nicht zufällig - der den Kadett fuhr und ich brachte meinen Kollegen im VW-“Käfer“ dazu, mal anzuhalten, um einem „Ampelstart“ mit beiden Fahrzeugen – nebeneinander stehend - hinzulegen.

Bei Fahrzeuge waren also mit je vier Personen besetzt und auf ein Handzeichen starteten wir zu einem kurzen Sprint.

  • Ergebnis: Der „drehmomentschwache“ Kadett zog dem „drehmomentstarken“ VW-“Käfer“  davon!

Der „Verkaufstrainer“ hatte versäumt darauf hinzuweisen, dass natürlich in der Praxis – neben dem Drehmoment – auch das Eigengewicht, die Getriebeübersetzung und die Gesamtübersetzung (usw.) eine Rolle spielten. - Nun hatte ich die Kollegen „auf meiner Seite“.

Mir ist diese „alte Geschichte“ eingefallen, als mir in diesem Tagen die „sensationelle Meldung“ der „BILD“ unterkam:

„Volkswagen steht vor einem drohenden Produktionsstopp! Welche weitreichenden Auswirkungen dies auf VW und die gesamte Automobilbranche haben könnte und welche Maßnahmen der Konzern nun ergreift, erfahren Sie mit BILDplus.“

Nun habe ich „BILDplus“ nicht gelesen, weil dort gerne nach dem Motto gearbeitet wird: „In der Kürze liegt die Würze.“

Ein Kollege der „Wirtschaftswoche“ hatte zu dieser von „BILD“ richtig vermeldeten Tatsache dann auch für einen Leser den besseren Kommentar, dem u.a. auch zu entnehmen war, warum es zu dieser Situation – die leider nicht nur VW betrifft! - überhaupt kommen konnte. 

Da ich persönlich eigenen Recherchen am besten trauen kann, habe ich mir dazu auch die Zeit genommen. Daraus ist dann die Erkenntnis gewachsen, dass die gegenwärtige Krise durch „Ausfall“ eines wichtigen Zulieferers in der deutschen Automobilindustrie eigentlich am besten mit einem „Spruch“ von Kaiser Wilhelm erklärt werden könnte, den er 1907 in Münster/Westf. in die Welt setzte:

„Am deutschen Wesen wird die Welt genesen!“

Dabei erinnere ich mich nämlich an die etwas herablassenden Formulierungen in deutschen Medien, die gerne auch mit Fotos dokumentiert wurden, wie kleine Asiaten (Chinesen?) mit Kameras am Boden liegend unter den Ausstellungsobjekten bei Automobil-Ausstellungen – z.B. auch in Frankfurt – bemüht waren, für ihre Firmen interessante technische Lösungen einzufangen.

Die deutsche Automobilindustrie wurde damit als technisch führend, China als ein wenig unterentwickelt dargestellt. Man war wohl auch vom Spruch eines Kaiser Wilhelm überzeugt! 

Das mag sogar „damals“ richtig gewesen sein, so lange sich das auf eine Entwicklung der Mechanik bezog. Doch inzwischen hat sich die Entwicklung auf die Elektronik verlagert.

Nun haben z.B. die Chinesen den Vorteil, den man auch mit einer aus dem Tennissport bekannten Feststellung verdeutlichen könnte:

„Spiel, Satz, Sieg - China!“ 

Die deutsche Automobilindustrie hatte inzwischen selbstherrlich das direkte Umfeld der Zulieferer zu bestimmen versucht. „Just in Time“ wurde zum Schlagwort. Es wurde damit eine Bevorratung von Teilen vermieden, woraus sich Kostenvorteile ergaben. Zulieferer wurden so auch z.T. gezwungen, in der Nähe der Automobilhersteller evtl. Zweigwerke zu erstellen.

Die eigentlich notwendigen Lager befanden sich so, wie es mir mal ein Mitarbeiter der „mittleren Kategorie“ stolz erklärte, „im schlimmsten Fall immer auf der Autobahn“.

Die Weiterentwicklung der Elektronik hat dann evtl. die europäische Überlegenheit bei den Zulieferern ein wenig verlagert. Man wurde mehr und mehr von China abhängig.

Ein Zulieferer wurde über die Jahre auch für deutsche Automobilhersteller immer bedeutsamer:

    • Die Nexeperia B.V., Nijmegen/Niederlande.

Diese Firma war zunächst sozusagen „in europäischer Hand“, war als Teil der sogenannten „Packaging-Industrie“ etabliert und arbeitete eng mit einem wichtigen chinesischen Hersteller zusammen, der sich in Südchina befindet, wo sich rd. ein Drittel der weltweiten Produktionskapazitäten für Elektronikteile befinden.

Im Jahre 2019 hat dann eine der dort angesiedelten chinesischen Firmen die holländische Firma übernommen, die dann auch einen chinesischen Geschäftsführer erhielt. Der hat die Entwicklung der Firma beschleunigt und damit deren Bedeutung für die Automobilindustrie erhöht.

  • Zwischen 2020 und 2023 wurden alleine 271 Patente beim Deutschen und Europäischen Patentamt angemeldet!

Diese Entwicklung wurde auch von der EU-Behörde unterstützt:

  • Aus einem Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der EU-Behörde erfuhr die jetzt in chinesischem Besitz befindliche Firma Nexeperia zwischen 2020 und 2025 eine Förderung mit knapp 2 Millionen Euro!

Es entspricht der leider immer wieder registrierten Kurzsichtigkeit unserer Politiker, dass sich ein holländischer Politiker pragmatisch daran erinnerte, vor 70 Jahren – zu Zeiten des so genannten „Kalten Krieges“ - einmal ein Gesetz auf den Weg gebracht zu haben, das es erlaubte, ausländische Besitzer eines Unternehmens in den Niederlanden zu enteignen, wenn man befürchten musste, dass niederländisches Know-how missbraucht würde.

So ist dann auch eine Enteignung nun zum 30. September 2025 erfolgt und man wundert sich scheinbar nun, dass der chinesische Besitzer reagiert hat. Die „Mutterfirma“ in China beliefert nicht mehr die nun enteignete Basis für die Herstellung von Halbleiter-Teilen, ohne die – nicht nur die deutsche Automobilindustrie – keine „modernen“ Automobile mehr herstellen kann.

  • Die niederländische Regierung hatte sogar den chinesischen Geschäftsführer „entsorgt“ und durch einen Mann ihres Vertrauen ersetzt!

Eine „tolle“ Leistung eines europäischen Politikers, wie wir sie aber ähnlich, auch von anderen Politikern – auch deutschen – kennen. - Man denkt scheinbar „ein wenig zu kurz“!

Ich möchte das nicht mit Beispielen untermauern. Jedem Leser werden dazu passende Beispiele einfallen.

„Gegen Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens!“

Also eigentlich kein Grund zu klagen! - Aber manchmal wird Dummheit auch bestraft!

  • Dieses Mal ist die gesamte europäische Automobilindustrie - mehr oder weniger - betroffen!

Wenn man jetzt in den Medien mit bekommt, welche „Hintergründe“ dazu geschaffen werden, dann sind die durch mich recherchierten Fakten schon fast unpassend.

Entschuldigung! - Wenn ich mit meiner Erklärung nicht Erster war. - Aber ich arbeite immer noch ohne „KI“!

MK/Wilhelm Hahne
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