Hören und Lesen genügt nicht!

„Ich habe Ihr Buch schon dreimal gelesen“, sagt mir die ältere Dame, die ich in einem Laden zufällig treffe und ergänzt: „aber ich begreife es nicht.“ - Ich kenne Kollegen, die mein Buch von eigenem Geld – nicht zu Lasten eines Verlages – gekauft und es auch – so sagen sie – gelesen haben, aber in ihrem Kopf sind keine Details hängen geblieben, sie sind davon unbelastet und können darum – immer noch nicht – irgendwelche Zusammenhänge herstellen. Das Projekt „Nürburgring 2009“ ist eigentlich eine „unendliche Schweinerei“, um es ganz deutlich zu sagen, die zwar heute rechtlich untersucht wird, aber von Leuten, die – zwar von hohem Intellekt – aber ohne Verständnis für die einzelnen Abläufe (da es ihnen an Primitivität bzw. entsprechender Lebenserfahrung fehlt) keine Zusammenhänge herstellen können, da sie die auch nicht kennen. Und von Seiten der Rechtsberater – gleich ob von Kläger- oder Angeklagten-Seite – auch nichts erfahren. Da hört man nur, was den jeweiligen Mandanten nutzt. Und die berichtenden Journalisten verbreiten nun die Fakten. - Weil sie „journalistisch arbeiten“. - Sie verbreiten in diesem Fall dann keine wirklich sachlichen Informationen, da die ohne ergänzende, scheinbare „Nebensächlichkeiten“, nur einen Vorhang zum Verbergen der Realität darstellen. - Es kommt darauf an über Detailwissen zu verfügen, einzelne Details bewerten zu können, zuzuordnen und dann:

Verbinden, vernetzen – begreifen!

Anlass zu dieser Geschichte ist die geradezu journalistisch perfekte Darstellung dessen, was gestern vor dem Landgericht Koblenz ablief. Es ist heute in der „Rhein-Zeitung“ (auf Seite 3) zu lesen und erfordert Leser, die nichts über reale Auswirkungen wissen wollen, sondern darüber, wie es zu so großen Diskrepanzen zwischen politischem Wunschdenken und den realen Auswirkungen kommen konnte.

Da versucht man vor Gericht z.B. einen Unterschied zwischen betriebswirtschaftlichen Kurzzeiteffekten und volkswirtschaftlichen Langzeiteffekten zu machen. „Man“, das ist die Rechtsanwaltsvereinigung einer bestimmten Gruppe von Angeklagten, die versucht zu verdeutlichen, dass das politische Leben ein anderes Handeln erfordert als das reale Leben.

Politiker sind keine Träumer, sondern „Visionäre“. Und da mit Macht versehen, können sie zwar keine Berge versetzen, aber „Strukturpolitik“ betreiben. Was in beiden Fällen wohl als Versuch nicht strafbar ist. Nachprüfbar ist aber das Ergebnis. Und das darf man dann nicht betriebswirtschaftlich, sondern muss es volkswirtschaftlich betrachten. Natürlich im Hinblick auf den Langzeiteffekt. Und der ist – siehe die Aussagen von Kurt Beck – immer gerade noch fünf Jahre entfernt auszumachen. - Alle Jahre wieder.

Beim Projekt „Nürburgring 2009“ geht es beim Langzeiteffekt um die Schaffung von Arbeitsplätzen in der Region. War da nicht zunächst mal von um 500 neuen Arbeitplätzen die Rede? - Und würde da nicht von Auswirkungen gesprochen, die dann von einem „Synergieeffekt“ träumten, der im Umfeld dann tausende... -

Realisten wie Kai Richter haben immer mit Millionen gerechnet. Und sie auch erhalten. Sie haben die politischen volkswirtschaftlichen Träume betriebswirtschaftlich genutzt. Im Fall Lindner tun sie das heute noch. (s. „Mutprobe Nürburgring!“) Da braucht es keine Gutachten, um einen Wert von Hotels, Feriendorf und Gastronomie (einschl. Personalhaus) zu ermitteln. Was betriebswirtschaftlich jährlich Millionen Verluste bringt, ist ohne Wert für einen Investor. Da sind dann die volkswirtschaftlich geschaffenen Arbeitsplätze nur für Statistiker von politschem Wert.

Und für die Gewerkschaften, die dann eine Arbeitsplatzsicherung von Arbeitsplätzen erreicht haben, die in der Phantasie von Visionären existent sind, aber niemals eine Funktion in der Realität haben werden. Darum sind diese visionären Arbeitsplätze dann auch für den von der Landesregierung eingeleiteten Verkauf des Gesamtobjekts Nürburgring eigentlich nur eine Wertminderung, eine Belastung.

Als damals Kai Richter 85,5 Millionen von der ISB erhielt, weil er für 1 Euro all' seine Firmen der Landesregierung unter der Verhandlungsführung von Wirtschaftsminister Hendrik Hering übertrug, da war auf meinen Internetseiten zu lesen: „So teuer kann ein Euro sein.“

Wer sich nichts vormachte, dem war die Situation schon damals klar. Aber die politische Szene war – und ist – immer von Claqueuren umgeben, die jeden Blödsinn als tolle Leistung beklatschen und damit von einer realen Bewertung durch die Öffentlichkeit ablenken. - Da hat man als Journalist dann auch sachlich vom Beifall zu den blödsinnigen Entscheidungen der politschen Mächtigen zu berichten. Damit man deren Zuneigung nicht verliert. - Da wurde dann eben immer wieder von einem „Neustart“ berichtet.

Wer sich anders, nachdenklich – und damit kritisch – verhält, der erhält einen Nasenstüber durch eine Hausdurchsuchung und ein staatsanwaltliches Ermittlungsverfahren. Er wird’s ja wohl begreifen. - Er hat's begriffen. - Immerhin war das sogar ein Verstoß gegen das Grundgesetz. Und er weiß darum, wie wichtig es ist, weiter eine reale Betrachtung zu pflegen, was dann dazu führt, dass er zwar von den realen Abläufen berichtet, sie aber auch wertet. Weil man das von den normalen Bürgern nicht verlangen kann. - „Wir haben genug am Hals. Wir können uns nicht auch noch um solchen Mist kümmern“, habe ich häufig genug zu hören bekommen.

Für solche Bürger werden dann solche Show-Prozesse wie derzeit in Koblenz (seit einem Jahr!) und in Düsseldorf geführt. Alles nach dem Motto: Da stellen wir uns mal ganz dumm. Im Endergebnis sind dann die Falschen die Dummen. Dafür sorgt die Weichenstellung der Mächtigen.

In Düsseldorf hat es nun gerade einen Vergleichsvorschlag gegeben. Kai Richter soll 700.000 Euro zurückzahlen. - Warum? - Weil er lt. Notarverträgen mit sich selbst Geschäfte abschließen durfte? - Weil er Politiker und Geschäftsführer durch die Höhe der Summe für einen Grundstücksverkauf nicht bloßgestellt hat, die vorher schon zur Absicherung eines Millionen-Kurzzeit-Kredits diente? - Von den Politikern akzeptiert! - In Motor-KRITIK war „damals“ schon davon zu lesen. - Nur wollte das damals niemand begreifen. Und heute – vor dem Landgericht Düsseldorf – hat man diese Vorgeschichte einfach vergessen.

Dabei war für die Kreditabsicherung exakt die gleiche Rechtsanwaltskanzlei eingeschaltet, die jetzt – welch ein Zufall! - Kai Richter vertritt. - Aber wer weiß das schon? - Wer erinnert sich noch? - Wer liest auch schon, was in Motor-KRITIK steht? - Und zwischen Lesen und Begreifen gibt es dann noch einen Unterschied.

Es ist eine Minderheit, die das kann. Die für solche Informationen dann auch gerne Abo-Gebühren zahlt. Obwohl es heute im Internet fast alles umsonst gibt. Andere finden diese Motor-KRITIK-Informationen eigentlich nur ärgerlich. Weil sie an die eigene Kurzsichtigkeit erinnern.

Anmerkung: Man kann auch „weitsichtig“ spenden, wenn man so kleine Abo-Gebühren nicht mag.

Wenn man schon ein Abo zahlt, dann bitte für „Schöne Geschichten“. Natürlich macht es einen besseren Eindruck, wenn man als Journalist zitiert, dass das Kongresshotel am Nürburgring heute noch einen Verkehrswert von 10,22 Millionen Euro und der andere „Rest“ des Freizeitprojekts dazu noch den von 6,91 Millionen haben. - Das sind doch tolle Zahlen. - Volkswirtschaftlich betrachtet.

Die von Motor-KRITIK in „Mutprobe Nürburgring“ genannte Summe von 3.225.864,12 € Verlust im Jahre 2011 ist sicherlich ein besserer Hinweis auf den „Wert“ dieser „Strukturmaßnahmen“. - Betriebswirtschaftlich.

Auch die Formel 1 am Nürburgring ist ein betriebswirtschaftlicher Irrsinn. Darum wird sie auch von den Insolvenz-Sachwaltern jeweils ausgeklammert, bzw. man lässt eine solche Veranstaltung in Gutachten ausklammern, weil sie sonst real zu einem Wertverlust beim Gesamtobjekt führen würde. Aber so – wie jetzt vorgeführt – kann man einfältigen und dummen Investoren ja vielleicht damit eine Wertsteigerung des Objekts Nürburgring vorgaukeln. -

Merke: Es gibt nicht nur Dumme und Einfältige in den Reihen von Politikern.

MK/Wilhelm Hahne

Übrigens: Dass es gestern in Koblenz auch eine Sitzung des Gläubigerausschusses im Insolvenzfall Nürburgring gab, dazu findet sich in der Tagespresse heute nicht eine Anmerkung. - Warten auf „Double-Doc“ Schmidt's Presseerklärung? - Oder Nuvolonis Stimmungsmache? - Aber wahrscheinlich war der Info- und Meinungsaustausch dort mal wieder „vertraulich“. (Obwohl auch „fremde“ RA gesichtet wurden.) - So soll's – unter dem Druck der Anwälte – wohl auch bleiben. - In volkswirtschaftlichem Interesse.

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