„Grüne Hölle“: Ampel-Countdown

Es gibt Countdown-Ampeln, das sind solche, die z.B. dem Fußgänger anzeigen, wie lange man noch auf GRÜN zu warten hat. Von denen soll hier nicht die Rede sein, sondern von einer, im Bereich der „Grüne Hölle“ am Nürburgring, für die gerade der „Countdown“ begonnen hat. Man zählt hier inzwischen zwar rückwärts, weiß aber wohl noch nicht wie lange. Wobei man eigentlich garnichts weiß. Es will auch niemand gewesen sein. Entsprechend auskunftsfreudig ist man bei den Behörden. Wobei eigentlich die Verantwortlichkeit klar sein sollte. Aber selbst da gibt man sich vorsichtig, sagt lieber nichts, weil auch diese Ampel-Fehlenscheidung natürlich Geld kostet. Das des Steuerzahlers. Aber wen interessieren schon kleine fünfstellige Summen, wo doch selbst dreistellige Millionensummen nicht mehr schrecken? - Trotzdem soll hier einmal dargestellt werden, was sonst einfach untergeht.

„Grüne Hölle“: Ampel-Countdown

Natürlich wurde das Thema unter den Beteiligten besprochen und Details geklärt, bevor es zur Aufstellung einer Ampel in der Nähe des Kreisverkehrs an der B 258 in der Nähe des Lindner-Hotels am Nürburgring kam.

Es ist sicherlich keine Frage, dass die Anlage eines Kreisverkehrs dort seine Berechtigung hatte und hat. Die vorher schon vorhandene Kreuzung war schlecht auszumachen. Nicht für Einheimische, die mit der Verkehrsführung vertraut sind, aber wohl für Besucher des Nürburgrings, die aus Richtung Welcherath, bzw. Müllenbach – vorbei am Campingplatz – anreisen.

Nun wollte man aber auch noch den Fußgängerverkehr „regeln“, jenen, der vom Parkplatz B (im Besitz der Gemeinde Müllenbach und an die Nürburgring GmbH verpachtet) hinüber zum Vergnügungsviertel „Grüne Hölle“ entstehen kann. Dass es hier aber kaum zu einer großen Bewegung kam – von Großveranstaltungen wie „Rock am Ring“ einmal abgesehen, das ist zwar Realität, spielte aber bei der Planung, damals als man noch „träumte“, keine Rolle.

Mit der Planung wurde der Landesbetrieb Mobiltät (LMB) beauftragt, der dann in Abstimmung mit anderen Behörden und Fachleuten die Platzierung der Ampel vor einem diskret ausgewiesenen Fußgängerüberweg entschied. Das wurde dann auch so von der Straßenverkehrsbehörde des Kreises Ahrweiler genehmigt.

So war mir klar, dass ich diese Genehmigungsbehörde anschreiben musste, wenn ich eine Erklärung für in diesen Wochen wahrgenommene Veränderungen im Ampelbereich am Kreisverkehr in Nähe des Lindner-Hotels haben wollte. Das geschah am 15. Oktober.

Am 17. Oktober antwortete mir die Pressestelle der Kreisverwaltung, dass ich mich mit meiner Frage doch an die LBM, also die Landesbehörde in Cochem wenden solle. Das habe ich am gleichen Tag getan. Da ich bis zum 23. Oktober ohne Antwort blieb, habe ich da noch einmal an die Erledigung meiner Anfrage erinnert.

Bis heute, 25. Oktober 2013, bis zum Erscheinen dieser Geschichte, bin ich ohne Antwort. Da zeigt, wie schwer es Fachleuten fallen muss, mir zum Aufstellen der Ampelanlage vor dem Kreisverkehr eine verständliche Antwort zu geben. Man darf davon ausgehen, dass die Aufstellung „damals“ (wie vieles andere auch) unter politischem Druck erfolgte.

Ich hatte auch damals schon ein paar kritische Worte zur Funktion dieser Ampel geschrieben, die nicht nur mir nicht erklärlich war, sondern z.B. auch Mike Frison auf seinen Internetseiten zum Nachfragen reizte.

Tatsächlich ist es so, dass es keinen Kreisverkehr auf der Welt gibt, dessen Zufahrten – oder auch nur eine davon – durch eine Ampel geregelt würde. Diese Ampelanlage in Nürburg, im Bereich des Nürburgrings dürfte somit weltweit einmalig sein. Einer Verkehrsampel kommt auch nach deutschem Verkehrsrecht eine besondere Bedeutung zu, da ihre Lichter vorrangig vor allen vielleicht auch dahinter aufgestellten Straßenschildern sind.

  • Nur ein Vorfahrt-beachten-Schild: Der Verkehrsteilnehmer auf der kreuzenden Straße hat Vorfahrt.
  • Kein Schild: Es gilt die Rechts-vor-Links-Regel.
  • Eine Ampel – auch wenn direkt dahinter z.B. ein Vorfahrt-beachten-Schild steht – signalisiert bei GRÜN die Vorfahrt, bedeutet bei ROT in jedem Fall Stopp, selbst wenn dahinter ein Schild signalisieren soll, dass sich der Verkehrsteilnehmer auf einer vorfahrtberechtigten Straße befindet.
  • Erst wenn eine Ampel ausfällt oder bewusst „blind“ gemacht wird, gelten wieder die durch die Ampelsignale nachrangig gewordenen Schilder bzw. Verkehrszeichen.
  • Bei einem Kreisverkehr hat immer der im Kreisverkehr befindliche Verkehrsteilnehmer die Vorfahrt. Der jeweils Einfahrende hat also dessen Vorfahrt zu beachten.

Wenn nun aber davor eine Ampel GRÜN zeigt... - ???

Einschub vom 27. Oktober 2013 aufgrund der Information eines Lesers der mir schreibt:

"Kreisverkehr mit Ampel gibt es sehr wohl, anders kapiert der deutsche Autofahrer das System mittlerweile nicht mehr.
In der Landeshauptsadt Mainz regeln am sog. Erdalkreisel (Westlich direkt an der zu/Abfahrt zur A643)
regeln 8 einzelne Ampeln den Zu- und Abfluß des Kreisverkehrs. Wenn Sie mal in der Nähe sind - es lohnt sich !"

Entschuldigung! - Ich hätte mir eigentlich denken können, dass es einen durch Ampeln geregelten Kreisverkehrt nur in Mainz geben kann. - Bei der Ampel in Nürburg scheint es sich also wohl um eine Strukturmaßnahme der Landesregierung auf dem Niveau von "Nürburgring 2009" zu handeln.  :-)

Die Ampel am Nürburger Kreisverkehr ist inzwischen „blind“ gemacht. Darum auch meine Anfragen an die Verkehrsbehörden. Nach meiner Einschätzung hätte es eine Verkehrsampel an dieser Stelle erst garnicht geben dürfen.

Um Ihnen, lieber Leser, eine Vorstellung von der Situation zu vermitteln, habe ich die derzeitige Situation ins Bild gesetzt:


Hier stellt sich die Gesamtsituation gut dar. Man erkennt nicht nur die inzwischen „blind“ gemachte Ampelanlage, zwar teuer, aber jetzt nicht mehr gefährlich, aber praktisch „wertlos“. (Die Achterbahn, die dahinter zu erkennen ist, übrigens auch. Und zum Wert des Lindner-Hotels habe ich schon etwas geschrieben.)

Was „Fachleute“ besonders stört, ist der rechte Ampelmast, der auch noch – wie hier deutlich wird – die dahinter liegenden Verkehrsschilder verdeckt.


Das folgende Foto verdeutlicht eine normale Verkehrssituation besser. Der normale Verkehrsteilnehmer fährt den Bogen in den Kreisverkehr meist von links, in diesem Falle dicht an einer Verkehrsinsel vorbei an. Dann sind nicht nur – wie oben bei einer bestimmten Kameraeinstellung – sondern auch im Normalfall – die Schilder „Vorfahrt achten“ und „Kreisverkehr“ zum großen Teil abgedeckt.

 

Was aber nichts an der Tatsache ändert, dass bei Ampel-GRÜN die dahinter liegenden Verkehrsschilder ohne Bedeutung sind. Der anfahrende Verkehrsteilnehmer kann so schnell auch nicht feststellen, dass die anderen Zufahrten des Kreisverkehrs ohne Ampel-Regelung sind. Und keiner von ihnen hat je in einer Fahrschule gelernt, dass weltweit jeder Kreisverkehr ohne Ampelregelung funktioniert. Er weiß aber um die Bedeutung der Ampel-Anzeige.

Die Welt am Nürburgring ist eben auch in einem solchen Fall ein wenig anders. Weil hier Visionäre an Zukunftslösungen (Strukturmaßnahmen) arbeiteten.

Im Moment scheint sich aber deren Zustand – wie man an den „blinden Augen“ der Ampel erkennt – zu normalisieren. - Man hat sich eine Auszeit genommen, denkt nach.

Dabei dürfte die Entscheidung – ob kurz oder lang nachgedacht – nur lauten: Abbauen!

Natürlich kann man auch einen Fußgängerüberweg ohne Ampelanlage einrichten. Aber dann bitte nicht so nahe an der Ausfahrt aus dem Kreisverkehr wie jetzt, da das zu Stockungen im Kreisverkehr führen kann. Vorschlag: Vielleicht 30 Meter weiter einen „Zebrastreifen“ anlegen. Ohne Ampel.

MK/Wilhelm Hahne

PS: Gerade ist per Post (25. Oktober, 9:30 Uhr) die Antwort des Landesbetrieb Mobilität Cochem-Koblenz eingegangen. Ich veröffentliche ihn als pdf-Datei im Anhang und werde ihn nicht weiter kommentieren. - Ich habe meine Erklärung zur Sache oben in keinem Wort nach Erhalt des Briefes abgeändert oder korrigiert. - W.H.

 

Durchschnitt: 4.6 (bei 19 Bewertungen)

Kategorie: 

+ Hinweis für Leser – nicht nur an einem Abonnement Interessierte! +

 

Lieber Leser,

 

Motor-KRITIK ist vollkommen werbefrei, aber – darum – auch ein wenig abhängig von seinen Lesern. - Oder anders: Von Einnahmen. - Nicht alle Leser mögen sich gleich für ein Abo entscheiden.

Wenn Sie ab und an mal auf diesen Seiten vorbei schauen und Ihnen der hier gebotene investigative Journalismus gefällt, dann machen sie doch einfach ihre Zustimmung durch eine kleine Spende deutlich. - Auch kleine Beträge können – per Saldo – eine große Hilfe und Unterstützung sein!

Meine Kontendaten – auch wenn Sie Abonnent werden wollen - finden Sie HIER.

 

Danke!