Mainz verkauft den „Ring“

Heute wieder zu lesen: „ADAC redet mit VW, BMW und Daimler“. Auf Seite 1. Auf Seite 2 wird dann sogar „ein Bündnis geschmiedet“. In der „Rhein-Zeitung“ von heute, dem 30. Oktober 2013, steht diese Wahrheit. Auf Seite 12 heißt es dann: „Eine trügerische Ruhe liegt über dem Ring“. Es gibt aber auch schon auf Seite 3 die Ankündigung: „Ring-Racer fährt ab morgen“. - Immerhin ist es dann mit der „trügerischen Ruhe“ vorbei, denkt man und versucht – wie ich – noch mal „in Ruhe“ durch den neuen „Boulevard“ am Nürburgring zu gehen. Da ist die Ruhe wirklich trügerisch. Dafür sorgt BMW. Man hat für viele Tage (drei Wochen) einen Teil des „Bouvelards“ „abgehangen“ und füttert dahinter die Händlerschaft. Mit Infos und Essbarem. BMW lässt hier am „Ring“ um 2.000 Händler den neuen BMW X5 erleben. Natürlich den nicht im „Boulevard“. - Aber wenn es Ski-Hallen gibt, warum sollte es eigentlich nicht SUV-Hallen geben? (Das nur als Anregung zur Ergänzung ähnlich vernünftiger Infrastrukturmaßnahmen.) Und man fährt wieder zurück ins kleine Eifeldorf und denkt über das nach, was man sich vor der Fahrt zum Nürburgring mal im Internet angesehen hat. Denn auch der Horizont eines Bürgers in der Eifel ist nicht so beschränkt, wie der Horizont einer großen Zahl von Politikern, denen in einem Filmbeitrag des „Rundfunk Berlin Brandburg“ („rbb“ oder – wenn Sie wollen - „RBB“) „kollektive politische Verantwortungslosigkeit“ vorgeworfen wird. Ein Film der nachdenklich macht. - Nicht nur die ersten elfeinhalb Minuten sollte man sich ansehen. - Aber die in jedem Fall!

„Berlin verkauft Berlin“

Im Rahmen meiner Buchvorstellung im Jahre 2010 hat es auch eine Reihe von Lesungen gegeben, bei denen ich mich dann auch den Fragen der Besucher gestellt habe. Ich musste da nichts nachschlagen, suchen, vertrösten, konnte auch Detailfragen sofort und umfassend beantworten.

Ich erinnere mich, dass mich auf einer Veranstaltung eine Reihe von Fragen anderer Art zum Nachdenken gebracht haben. „Warum schreiben Sie über den Nürburgring, Herr Hahne?“, wurde ich gefragt. „Warum nicht über „Stuttgart 21“, die „Hamburger Philharmonie“, den „Berliner Flughafen?“

Ich habe geantwortet: Dass jeder in seiner Position, an seiner Stelle, an seinem Ort das machen solle, von dem er etwas versteht und das er verantworten kann. Man sollte nicht die Hände in den Schoß legen und sagen: Das geht mich nichts an. Oder: Anderswo ist es ja auch nicht anders. - Blöde Entschuldigungen für's Nichtstun, Nichtnachdenken, auf Wunder zu warten.

Ich lebe in der Eifel, bin (war) Motorsportler, liebe den Nürburgring und weiß z.B. was Automobilfirmen am Nürburgring reizt. (Aber auch was denen fehlt.) Darum habe ich mich des Themas angenommen. Das heißt aber nicht, das ich vergesse „über den Zaun zu schauen“. Ich weiß um die Entwicklungen in Deuschland. Schließlich beobachte ich die Welt – nicht nur um mich herum - lange genug, kenne viele Leute und den Hintergrund. Darum kommt es auch schon mal zu einer Einschätzung, die von der anderer abweicht. - Ich habe eine andere Ausgangsposition bei der Beurteilung.

Ich habe mir mit großem Interesse den 43 Minuten und 28 Sekunden langen Filmbeitrag des „rbb“, „Berlin verkauft Berlin“, angesehen. Sie sollten das auch tun. Wenn Ihre Zeit knapp ist, reichen zur Not auch die ersten elfeinhalb Minuten. Es ist auch das Thema Erbbaupacht im Spiel, das in nächster Zeit auch noch verstärkt beim Thema Nürburgring ins Gespräch kommen wird. Auch das Thema Zwangsversteigerung kommt vor.

Damit Sie nicht lange im Internet herumsuchen müssen. Klicken Sie einfach hier. Das erspart auch die Eingabe einer langen Adresse.

Ich bin danach sinnend zum Nürburgring gefahren. Denn Sie wissen aus meinen Geschichten, dass die Kreisverwaltung Ahrweiler nach der öffentlich verkündeten Betriebsgenehmigung, die ich als „Atrappe“ bezeichnet hatte, nochmal zu einer Überprüfung dort war. Ich wollte mir heute noch einmal mit einem kleinen Rundgang – auch durch den „Boulevard“ - einen Überblick verschaffen.

Der „Boulevard“ war leer. - Sie kennen das ja schon. Aber hinter einem großen, grauen Vorhang residiert nun BMW.

 

Mit strenger Zugangskontrolle. Ein „Leitender“ von BMW fuhr mit seinem Dienstwagen über den „Boulevard“ zum Ausgang (Ausfahrt)...

 

...über den ein anderes Fahrzeug mit einer Anlieferung kam. Ein Renault. Das ist die Firma, die es mit ihrem Formel 1-Motor Sebastian Vettel ermöglichte, die F1-Weltmeisterschaft 2014 zu gewinnen. Und ein Renault Clio gewann die Deutsche Langstreckenmeisterschaft am Nürburgring. - Und ein Renault-Lieferwagen beliefert BMW, wo man übrigens den MINI mit einem Peugeot-Motor ausstattet. - Das Beste ist eben für BMW gerade gut genug!

 

Alles war – und ist – perfekt ausgeschildert.

 

 

Ich hatte vorher schon gesehen, dass die „Tore“, die die Zufahrt des „ring°racer“ zum „Boulevard“ ermöglichen, weit geöffnet waren.

 

Und dann hörte man ihn auch mit dumpfen Rollen näher kommen. Mit Schwung über den „großen Bogen“ (wo nach meiner Einschätzung niemals ein Fahrzeug hängen bleiben kann)...

 

….um dann den „Boulevard“ zu durchqueren...

 

...um im „ring°werk“ …

 

...zu verschwinden, von wo er jeweils „abgeschossen“ wird. - Der „ring°racer“. - Und draußen an der Zufahrt zum Fahrerlager legten die Mitarbeiter der Nürburgring Betriebsgesellschaft m.b.H. letzte Hand an, um die Stellen von Fahrbahn und Abstellplätzen farbig zu markieren, die von Besuchern der Rennstrecke ab morgen nicht zugestellt werden dürfen:

 

So wie es aussieht, wird der „ring°racer“ tatsächlich ab Donnerstag, dem 31. Oktober 2013, dann erstmals auf Fahrgäste warten. Vielleicht gibt es ja ein paar vergnügungssüchtige und risikobereite BMW-Händler. - No risk, no fun! - Für 19,50 €, jede weitere Tour für nur 3 €. - Dafür hat man inzwischen die Jahreskarte zum Befahren der Nordschleife und – bitte beachten! - des Grand-Prix-Kurses auf 1.650 € erhöht. (in Worten: Eintausendsechsundertfünfzig Euro) – Für 2014.

Die Mieter der Büros, die parallel zur „ring°racer“-Laufschiene liegen, sind übrigens nicht begeistert. Auch in der „Information“ fühlt man sich nicht nur durch das Fahrgeräusch des „ring°racer“ gestort, sondern auch durch Vibrationen. (Die sicherlich auch die Gebäudestruktur beeinflusst!)

Was die Mieter dieser Büroräume betrifft...

 

...so wird der jeweilige Betreiber sicherlich Mietminderungen hinnehmen müssen. Was dann – inzwischen ist das wohl schon „normal“ geworden – weitere Erhöhungen der Preise für die Touristenfahrten auf der Nordschleife nach sich ziehen könnte. - Für 2015. -

In 2014 wird man für eine Runde 27,00 € bezahlen müssen. - Was sollte noch mal das neue Gesetz der Landesregierung, extra „zum Schutz“ des Nürburgrings auf den Weg gebracht, in Zukunft garantieren?

Ach ja, das Gesetz gilt ja nur für einen eventuellen Käufer der Strecke. Der jetzige Betreiber, den man auch als landesregierungsgetrieben bezeichnen könnte, ist davon nicht betroffen. Der nimmt was er kriegen kann. Damit er betriebswirtschaftlich nicht von den volkswirtschaftlichen Infrastrukturmaßnahmen seiner politischen Väter betroffen ist, wie so mancher in Berlin, wo man über eine „kollektive politische Verantwortungslosigkeit“ klagt.

Also bitte mal reinhören und anschauen, was in „Berlin verkauft Berlin“ so zwanghaft an den „Fall Nürburgring“ erinnert. (Hier gibt’s nochmal die Möglichkeit die Mediathek des „rbb“ mit einem kleinen Klick zu erreichen.)

MK/Wilhelm Hahne

Nachtrag von 22:30 Uhr: Einer meiner Leser findet es überraschend, dass es für den heute von mir fotografierten "ring°racer" eine Betriebserlaubnis geben soll. Er schreibt: "Wie man auf dem Foto erkennen kann, welches Sie heute im Ring°Boulevard aufgenomen haben,ist noch immer kein Schutz der Besucher vor herabfallenden oder herabgeworfenen Geständen unterhalb der Schienenstrecke installiert worden. Das wundert uns sehr denn ein Blick in die DIN EN 13814/2004: Fliegende Bauten und Anlagen für Veranstaltungsplätze und Vergnügungsparks —Sicherheit  verlangt vom Betreiber unter 7.4.7.1:

"Die Fahrt darf erst begonnen werden, nachdem festgestellt wurde, dass sich
keine Personen in der Nähe von Gefahrenstellen befinden, die sich aufgrund
der Bewegung der Anlage ergeben.

Flächen auf oder in der Nähe von Anlagen, auf denen die Sicherheit der
Besucher nicht gewährleistet ist, müssen abgezäunt oder deutlich
gekennzeichnet werden."

Auch an einen Ganzjahresbetrieb ist nicht zu denken:

"7.4.8.1.2.  Achterbahnen

Bei Sturm, schlechter Sicht oder ungüsntigen Wetterbedingungen, die das
sichere Anhalten der Fahrzeuge mittels der Bremsenbzw. die ordnungsgemässse
Fahrt über die Schienenstrecke verhindern, ist der Betrieb einzustellen."

Diese Information unterstreicht eigentlich, was ich in meinen Geschichten zum Thema "ring°racer" in den letzten Monaten schon zum Ausdruck gebracht habe. Aber die Kreisverwaltung Ahrweiler unter Leitung ihres Chefs, Dr. Pföhler, entscheidet. - Ich berichte als Journalist über die recherchierten Fakten - nicht ohne meine Meinung hinzuzufügen. Was unjournalistisch ist. - Urteilen "Journalisten". - Erwarten wir also gespannt die Berichte der "echten" Journalisten über den Start des "ring°racer" am 31. Oktober 2013. - Es ist Halloween! - W.H.

Durchschnitt: 4.7 (bei 34 Bewertungen)

Kategorie: 

+ Hinweis für Leser – nicht nur an einem Abonnement Interessierte! +

 

Lieber Leser,

 

Motor-KRITIK ist vollkommen werbefrei, aber – darum – auch ein wenig abhängig von seinen Lesern. - Oder anders: Von Einnahmen. - Nicht alle Leser mögen sich gleich für ein Abo entscheiden.

Wenn Sie ab und an mal auf diesen Seiten vorbei schauen und Ihnen der hier gebotene investigative Journalismus gefällt, dann machen sie doch einfach ihre Zustimmung durch eine kleine Spende deutlich. - Auch kleine Beträge können – per Saldo – eine große Hilfe und Unterstützung sein!

Meine Kontendaten – auch wenn Sie Abonnent werden wollen - finden Sie HIER.

 

Danke!