IAA Frankfurt 2011: Ein Zukunfts-Museum?

Es ist einfach so: Die IAA gehört zum Pflichtprogramm eines Motor-Journalisten. Nach meinem Besuch in diesem Jahr stelle ich mir die Frage, ob das wirklich so sein muss.

Natürlich ist der Auftrieb von Journalisten aus aller Welt nirgendwo so groß wie hier in Frankfurt alle zwei Jahre. In diesem Jahr sollen mehr als 12.000 Journalisten aus 97 Ländern an den beiden Pressetagen „vor Ort“ gewesen sein. - Ich war einer von ihnen. - Und mal wieder zu früh.

IAA Frankfurt 2011: Ein Zukunfts-Museum?

Der Automobilindustrie ist ein Clou gelungen. Am ersten Pressetag waren für die Journalisten die wenigen Neuheiten nicht wirklich alle zu sehen. Sie standen bis zur jeweiligen Pressekonferenz zum Teil noch unter Tüchern verhüllt. Die „Enthüllung“ der aus der so genannten Fachpresse längst bekannten Fahrzeuge konnte z.B. auch erst am Nachmittag des ersten Pressetages stattfinden. - Wer zu früh anreiste, den bestraft die Industrie.

Hier die „Neuheit“ bei Nissan (ein Kollege macht mich darauf aufmerksam, dass es wohl ein "Infiniti" - die Luxusmarke von Nissan - war. Nissan selbst war auf der IAA nicht vertreten), mit genauer Zeitangabe des Vorstellungstermins:

Eine Journalistin mit offensichtlich viel Zeit hat schon Platz genommen. Vielleicht ist sie aber auch nur müde vom Wandern. Denn die IAA in Frankfurt ist eine Ausstellung der langen Wege.

 

Es war in diesem Jahr aber z.T. auch eine „heiße Ausstellung“. In der Halle 6, eine relativ kleine Halle, standen nicht nur interessante (verhüllte) Neuheiten, sondern man kam auch – nicht zuletzt durch die vielen Scheinwerfer - richtig ins Schwitzen.

Hier versteckt sich noch ein Abarth.

 

 

Hier ist es ein Ferrari Spider.

 

 

Und hier wartet ein Maserati „Kubang“ auf seine „Enthüllung“. Dessen Basis kommt aus Amerika (Jeep), sein Herz ist dem des Ferrari sehr, sehr ähnlich, aber nicht in allen Teilen gleich. Immerhin ist es ein kraftvoller Achtzylinder.

Da sind die hier noch „verschleiert“ vor sich hin dämmernden „Twingo“ schon sparsamer.

Warum es zwei sein müssen? - Nun, bei einem ist ein Edelstein im Schaltknauf verbaut. Darum auch die Bewachung der Fahrzeuge. Nicht nur durch die hier sichtbare Dame, sondern auch durch einen speziellen Sicherheitsdienst.

Dass es hier auf jeden anwesenden Journalisten ankam, wurde schon dadurch verdeutlicht, dass während der offiziellen Vorstellung der Fahrzeuge in der Lounge oben nicht mehr serviert werden durfte. „Das ist eine Anweisung der Geschäftsleitung. Bitte haben Sie dafür Verständnis.“

 

Die Journalisten hatten sich eben als interessierte Kulisse auf der Autobühne IAA darzustellen. Und natürlich als „Klatschtanten“. Sie durften allerdings selbst entscheiden, ob geklatscht wurde. - Richtig demokratisch.

Wirklich interessant bei Renault war auf der IAA in diesem Jahr eine farbige Wand:

Ich war auf diesem Stand wohl viel zu früh: Renault wird erst in 2012 in Genf mehr Neues zeigen. In Genf spricht man auch Französisch.

Porsche hatte dagegen keine Mühe die Journalisten an den Ausstellungsstand zur Vorstellung des neuen Modells vom Typ 911 zu bekommen. Der ist nun gut 50 Jahre alt, aber man versucht ihn noch aktuell zu halten, mit der Kundschaft altern zu lassen. So ist er – wie man hört – deutlich komfortabler geworden. Und er wankt nicht mehr. DerVorstandsvorsitzende von Porsche, Müller...

...ist sehr angetan vom neuen Modell. Er sprach Deutsch. Und die Masse der Journalisten hörte ihm ergriffen zu. Und ich erinnerte mich in dem Moment, dass ich „damals“, bei der ersten Vorstellung (vor gut 50 Jahren) von Interessenten angerufen und gefragt wurde, worauf sie bei der Bestellung achten sollten. Damals habe ich dann gesagt: „Achten Sie darauf, dass Sie ein Fahrzeug mit Weber-Vergasern erhalten. Solex wäre nicht so gut.“ (Es gab diese zwei Versionen, was der „normale Kunde“ aber nicht wusste.)

Heute würde eine Beratung anders lauten. Aber das würde der Vorstandsvorsitzende alles nicht verstehen. Er ist neu bei Porsche, kommt von VW und hatte am Vorabend bei einem Wegfahrversuch mit dem neuen Modell das Fahrzeug „abgewürgt“. Zu seiner Entschuldigung sei gesagt, dass man im Vorfeld der Abendveranstaltung mit einem Automatik-Modell geübt hatte, das dann aber (aus Farbgründen!) durch ein „Handschalter-Modell“ ersetzt wurde.

Wer zur IAA gekommen war, um die in der Presse vorangekündigte Welle von neuen Elektrofahrzeugen zu erleben, der musste enttäuscht sein. Natürlich gab es viele Präsentationen. Die käuflichen Modelle werden aber erst in einigen Jahren – frühesten 2013 – erwartet. Aber zu Fuß zwischen den Hallen unterwegs, bestand durchaus die Möglichkeit, von den flüsterleisen Elektroautomobilen überfahren zu werden. So viele Fahrzeuge vieler Fabrikate waren unterwegs.

Mit ihnen wurden lendenlahme Kollegen mit ihren Prospekttüten zwischen den Hallen hin und her gefahren. Aber es gab auch andere Hinweise auf den „Guten Willen“ der Hersteller:

Es gab natürlich auch bessere Beispiele:

 

 

Hier ein E-Fahrrad, das ich bei Ford entdeckte. Aber es gab auch stärkere Beispiele... 

 

...wie hier auf einer Autotür von Ford zu lesen. Wo ECO drauf steht, ist auch ECO drin. - Glaube ich.

Da ist Lexus mit seinem Hybrid-Angebot überzeugender, weil schon länger im Geschäft: 

Bei der „Mutter“ Toyota ist dann auch mal eine (teure!) Batterie zu sehen, von der immer wieder gesprochen, aber die kaum gezeigt wird: 

 

Natürlich wäre es noch besser – aus der Sicht vieler „Sprücheklopfer“ - gleich mit dem Fahrrad zu fahren. Darum versäumt es auch keiner der großen Hersteller... 

 

...Fahrräder zu zeigen. Das sind dann sicherlich nicht die billigsten Zweiräder, aber im gezeigten Umfeld haben die Preise doch „Portokassen-Format“.

Volvo zeigt da ein anderes Niveau. Man geht vor den Hallen in die Höhe und zeigt... 

...ein Boot. Ein Boot mit „Tiefgang“, darum hat es dann hier auf der IAA auch „Größe“.

Während ich noch die Motorrad-Ausstellung von BMW im Rahmen der Automobil-Ausstellung (fast) verstanden habe, weil z.B. auch... 

...Husquarna zu BMW gehört, habe ich die Ausstellung einer Ducati...

 

 

...im Umfeld des Mercedes-Angebotes nicht so ganz verstanden. - Soll das eine AMG-Version sein? - Toll! - Vielleicht sollte man als Journalist auch mal staunen können. Aber bei Mercedes gab es auch so ein großes Gedränge...

...weil Mercdes-Chef Zetsche mal wieder etwas anderes in den Vordergrund der Bemühungen seines Konzerns stellte: die Brennstoffzelle und den Wasserstoff. Ich musste lächeln, weil mir einfiel, was man 1999 in einem Mercedes-Magazin (6/99, Seite 90) lesen konnte: 

„'Wir haben uns eindeutig für Methanol entschieden. Die Wasserstoff-Welt wird es nicht geben. Die großtechnische Herstellung von Wasserstoff erfordert unglaubliche Energiemengen, das heißt, wir bräuchten dafür Kernkraftwerke in einer großen Zahl.'

Wahr ist, dass dieser Satz von Jürgen Hubbert stammt. Der war da Vorstand und für die Mercedes-Automobile verantwortlich. Und es ist tatsächlich im Mercedes-Magazin nachzulesen. Nix so unautorisiertes wie die Bibel also. - Das ist gut 10 Jahre her. Der Fortschritt (durch Auswechseln von Firmenchefs?) ist unaufhaltsam. - Oder wie soll man das verstehen?
Zur Sicherheit habe ich aktuell mal bei Linde nachgefragt: Wer hat da etwas nicht verstanden? - Und ich muss feststellen, dass die Zeit nicht stehen geblieben ist. Was seit 1999 auf dem Sektor Wasserstoff passierte wird von Linde, dem Wasserstoffexperten, so beschrieben:

„Eine EU-weite Studie zum Thema Antriebskonzepte ('The role of Battery Electric Vehicles, Plug-in Hybrids and Fuel Cell Electric Vehicles') aus dem letzten Jahr, zu der 30 Unternehmen und Organisationen Daten beigetragen haben, zeigt, dass die Versorgung einer wachsenden Anzahl von wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen durchaus zu moderaten Kosten machbar ist. Die Studie unterstellt dabei einen Mix verschiedener Wasserstoff-Produktionsverfahren, darunter die derzeit überwiegend praktizierte Dampfreformierung aus Erdgas, einen integrierten Gas-und-Dampf-Prozess mit vorgeschalteter Kohlevergasung (IGCC) und Elektrolyse. Sie decken - ganz ohne Kernkraft - den Kraftstoffbedarf von rund 68 Millionen Brennstoffzellenfahrzeugen, von denen das betreffende Scenario für das Jahr 2050 EU-weit ausgeht. Dank Skaleneffekten sinken dabei die Kosten für ein Kilogramm H2 von heute zwischen 8 und 12 EUR auf rund 4,50 EUR. Der Produktionsmix nähme weniger als 5% des Stromverbrauchs in der EU in Anspruch, so dass keine Notwendigkeit für 'Kernkraftwerke in großer Zahl' bestünde.“

Wir können also nach dieser Darstellung davon ausgehen: Zetsche ist auf einem richtigen Weg. Der aber noch lang ist. Im Linde-Statement kommt immerhin die Jahreszahl 2050 vor. - Wenn man sich in der Realität bewegt (und an „Visionen“ der Vergangenheit denkt), dann kommt trotzdem der Eindruck auf, dass in dem Statement oben wieder mal einige interessierte Firmen zu einer gemeinsamen Sprachregelung gefunden haben.

Im „Kölner Stadtanzeiger“ fand ich im Lokalteil aktuell eine Information, die ich hier als Real-Extrakt folgen lassen möchte:
In Köln läuft zu Versuchszwecken ein Wasserstoff-Bus. Wasserstoff tankt der im Chemiepark Hürth-Knappsack, wo Wasserstoff (so schreibt man) als „Abfallprodukt“ anfällt und für 3,80 Euro pro Kilogramm verkauft wird. - ??? - (Vergleichen Sie das mal mit den Preisangaben oben.)
Ich habe also noch einmal bei Linde nachgefragt und erhielt folgende Antwort:

„Wasserstoff (als Kraftstoff) wird heute noch nicht am Markt gehandelt, sondern i.d.R. von einem Partner einer H2-Initiative an den anderen weitergegeben. Der Abgabepreis hat daher stets auch eine politische Komponente und ist mehr oder weniger stark bezuschusst. Dies ist vermutlich auch in Köln der Fall.
Die in der erwähnten Studie genannten Kosten sind dagegen realistisch und enthalten z.B. auch einen Distributionskostenanteil.

Die Kosten für den BZ-Antrieb, sowohl für Pkw als auch für Busse, werden nach unserem Kenntnisstand bis 2015 auf gleicher Höhe wie die für Dieselhybridsysteme liegen. D.h. sie werden teurer als konventionelle Antriebe bleiben, aber wettbewerbsfähig gegenüber den emissionsarmen Alternativen sein.“

Nun sind Sie als Leser von Motor-KRITIK sicherlich besser informiert als jeder Besucher der diesjährigen IAA. - Aber Sie müssen sich schon etwas dabei denken.
Ich mache mir z.B. Gedanken darüber, warum sich Prof. Reitzle, der Linde-Vorstandsvorsitzende, auf einem „auto motor und sport-Kongress darüber erregt hatte, dass aktuell Atomkraftwerke abgeschaltet würden, „die 50 Prozent der Grundlast erzeugen“. Und er bemängelte: „Es ist beängstigend. Es gibt kein Konzept das durchdacht ist“ und machte deutlich, dass sich die Industrie in die Energiediskussion einmischen wolle. Der Grund: „Fünfzig Prozent unserer Produktionskosten sind Energiekosten.“ (Nachzulesen in „ams“ Heft 10/2011)
Ich habe mich damals schon mal informiert, weil das auch von „ams“ nicht hinterfragt wurde: Was ist die „Grundlast“? - Anwort: Das ist die Strommenge, die im Leitungsnetz immer abrufbar zur Verfügung steht und nie unterschritten wird. Das wären ungefähr 45 Gigawatt. 45 Prozent dieser Menge wird von Kernkraftwerken eingespeist. - Nun versuchen Sie, liebe Leser, das alles mal zu einem Gesamtbild in Sachen Wasserstoff zusammenzufügen. - Bitte! - Und schreiben Sie mir doch mal zu diesem Thema.
Als Anregung zum Nachdenken: Wir, die Privatkunden, wir subventionieren mit den von uns abverlangten Energiepreisen die (niedrigeren) Preise für die Industrie mit.
Wir schauen uns derweil mal weiter hier auf der IAA 2011 um: Bei der Tochterfirma AMG...

...standen andere Dinge im Vordergrund. Schließlich kümmert man sich dort um die Vermarktung von potenten Achtzylinder-Ottomotoren. Nicht zuletzt auch durch die Marketingmaßnahme DTM unterstützt...

 

...für die mit der Ausstellung des neuen Einsatzfahrzeugs für 2012 geworben wurde, das ich hier nur im Ausschnitt zeige. Aber insgesamt vermittelte die Mercedes-Halle schon... 

 

...beim Betreten einen guten Eindruck vom Premium-Denken der Firma. Auf dem Weg dahin hatte man – auch durch entsprechende Hinweise gelenkt... 

 

...auf den E-Smart aufmerksam gemacht...

 

 

...der aber auch nicht zu übersehen war. Man stolperte praktisch über Smart.

Wieder draußen vor der Tür, war ein Gebäude – extra für Audi erstellt – auch nicht zu übersehen:

Man konnte auch nicht drüber stolpern. Wie man mir zuflüsterte, hatte Audi für diese Art der Selbstdarstellung 70 Millionen Euro aus der Kasse nehmen müssen. Es wird Audi sicherlich gefallen, wenn ich das Verhältnis von Audi zu Mercedes fotografisch so darstelle: 

Hat Audi inzwischen tatsächlich Mercedes im Automobilgeschäft überholt? Wer hätte das vor Jahrzehnten gedacht, als Audi noch ein ähnliches „Hosenträger-Image“ hatte wie Opel, dass man sich mal darüber Gedanken macht. - Und wer hat die Änderung eingeleitet?

Über Opel habe ich an anderer Stelle schon geschrieben. Man ist tief gefallen und hat darum nun wieder Aufstiegsmöglichkeiten. (Wobei man sich durchaus mal den „Insignia“ im Details ansehen sollte!) Audi schwebt derzeit in höheren Regionen und macht gerade den Fehler, ein wenig (?) zu überziehen. Auf vielen Gebieten. So kann man auch die Gunst und Zuneigung des Publikums verlieren.

Ich zeige Ihnen hier dann mal „Neuheiten“, die z.T. schon keine mehr sind, aber für mich aus den unterschiedlichsten Gründen Bedeutung haben. Da wäre...

...der neue Honda Civic, der mir ein wenig zu „aufgedonnert“ erscheint, nur noch wenig mit dem Civic aus früherer Zeit gemeinsam hat. Er könnte in seiner jetzigen Art auch von Ford kommen. Wenn ich dann...

 

...einen „Camaro“ mit kräftigem Achtzylindermotor zeige, so deshalb, weil dieses Fahrzeug zu einem vernünftigen Preis – meine ich – angeboten wird. Zu einem ähnlichen Preis kann ich aber auch ein „zierlicheres“ Automobil erstehen:

 

Da gab es am Stand eine Menge begeistert wirkender Betrachter. Ich habe das Automobil auch von vorne fotografiert: 

 

Was wirklich bei diesem Alfa, dem C4, auffällt, ist die Lackierung, die einen Eindruck von Chrom vermittelt und sehr gut zur Form und Art passt. Man merkt beim Betrachten dieses Automobils, dass solche technischen Geräte bei einer richtigen Gestaltung noch Emotionen auslösen können.

Das ist bei einer anderen vorgestellten Neuheit anders:

Das ist der VW „UP“. - Man verzeihe mir, wenn ich den möglichen Verkaufserfolg dieses Fahrzeugs anders einschätze, als ich das bisher den Äußerungen von Fachleuten entnehmen konnte. Dieses Auto soll also ein großer Erfolg werden. - Warum? - Bei welcher Art von Käuferschicht?

Ich sehe den Verkaufserfolg – den überragenden Verkaufserfolg? - NEIN, den sehe ich nicht. Es wäre schön (für VW) wenn ich Unrecht behalten würde.

Aber vielleicht kann man in einem Konzern wie VW auch den Erfolg verordnen. Wie man z.B. auch bestimmen kann, dass bestimmte Türen, die eigentlich für den Publikumsverkehr geöffnet sein sollten, per VW-Verordnung verschlossen sind:

Schauen Sie mal auf die Vorwahl, wo – und bei wem – man das Öffnen beantragen darf. Und wenn man die künstlerische Art der Anbringung per Tesafilm betrachtet... - Na ja, einen guten Eindruck erzeugt man anders. - Herr Piech kann sich offensichtlich nicht um alles kümmern.

Einen guten Eindruck hinterlässt zweifellos das Fahrzeug, dass die Vision von einem Sportwagen eines (u.a.) Fensterheberherstellers vermittelt:

Vielleicht wird dieser NEW-Stratos später einmal als Fensterheber-Versuchsträger seinen Dienst tun. Der FIAT-Konzern möchte ihn nicht als Serienfahrzeug erleben. - Schade! - Es ist eine wunderbar einfühlsam nachempfundene Neuschöpfung des Sportwagens, der zu seiner Zeit schon etwas ganz Besonderes war. - Der NEW-Stratos ist es auch.

Wundersamer ist dagegen ein anderes Ausstellungsobjekt, das ich bei Citroen entdeckte:

Natürlich ist das ein „Versuchsballon“, mit dem man die Reaktionen des Publikums testet. Wie weit geht es mit? - Da ist ein anderes Ausstellungsfahrzeug „erdiger“: 

 

Das ist das Einsatzfahrzeug für die Rallye-Weltmeisterschaft 2013 von VW. Ein Polo. Was früher einmal der Stratos auf den Rallye-Strecken der Welt war, möchte in Zukunft der Polo sein: Ein Siegerfahrzeug. Da liegt noch ein weiter (Erprobungs-)Weg vor ihm. Kris Nissen, der VW-Sportchef, ist optimistisch. - Inzwischen hat er sogar die Bedeutung und Funktion eines Hauptschalters in einem Rallye-Fahrzeug begriffen.

Natürlich habe ich auch die Werbung von BMW...

...für Carbon nicht übersehen. Dazu – und warum BMW nun diesen Werkstoff forciert hat – habe ich bereits vor einigen Monaten eine Geschichte geschrieben. Hat das – außer mir – wirklich niemand begriffen? Das ist – obwohl der Vergleich nicht fair ist – ähnlich wie mit dem Beschluss der Siemens-Verantwortlichen, nun den Bau von Atommeilern einzustellen.

Alles klatscht Beifall. Natürlich auch die lieben Kollegen. - Aber warum macht Siemens das? - Weil mit dem Abschalten der Atomkraftwerke in Deutschland logischerweise auch die Subentionen gestrichen werden. Da ist natürlich der Bau von Atomkraftwerken dann nicht mehr das richtige Geschäft. Wenn bisher die Entwicklungskosten... - Denken Sie bitte doch mal selbst ein wenig nach.

Damit wären wir dann wieder beim Thema Elektro-Automobile. Dort fließen in Zukunft die Subventionen. Darum gab es auch überall auf der IAA die entsprechenden Glaubensbekenntnisse. Und unsere Wirtschaftsministerin RLP (ich nenne sie mal so), setzte sich am Fachbesuchertag mit leuchtenden Kinderaugen in die ihr jeweils vorgestellten Fahrzeuge.

Ob sie demnächst auch – wie bei „Auto-Bild“ - die Öffentlichkeit informiert: „Wir saßen schon drin“? - Das ist übrigens die neueste Masche der Automobilindustrie, die in Deutschland durch den VDA vertreten wird, der als Spitzen-Lobbyist der Branche, inzwischen von Frankfurt nach Berlin umgezogen ist. Man muss der Regierung, den Politikern nahe sein.

Inzwischen wird die „statische Präsentation“ zur Norm. Und es gibt für die Autohersteller ein paar Seiten mehr, für die man keine Anzeigenkosten zu tragen hat. Obwohl... - Aber lassen wir das. - Die Industrie hat die Fachpresse jedenfalls inzwischen fest in der Hand.

Demnächst werde ich wahrscheinlich schreiben müssen, wenn ich eine Exklusiv-Geschichte von einem neuen Modell veröffentlichen möchte: „Ich stand schon daneben“.

Das war zwar auf der IAA schon so, wie mir gerade einfällt. (Aber ich werde dazu keine Geschichte schreiben.)

Zu Harmann könnte ich aber eine Geschichte schreiben, sobald ich alle Informationen zusammen habe. Hier schon mal eine Bildinfo, mit der Sie wahrscheinlich wenig anfangen können:

Ich habe hier den Ausstellungsstand fotografiert, weil hier alle Firmen aufgelistet sind, zu denen sich Harmann offiziell bekennt. Eine fehlt. Was mir aufgefallen ist. Und was jetzt – beim Lesen – auch anderen (wenigen) Leuten auffallen wird. - Ich werde dazu dann später mal eine Geschichte schreiben.

Eigentlich wollte ich meine IAA-Geschichte mit einem sehr wichtigen, immer kleiner gewordenen Teil eines modernen Motors enden lassen. Darum habe ich mal einen modernen Kolben fotografiert:

Der ist gerade noch so groß, dass er die zum Abdichten wichtigen Kolbenringe tragen kann, die allerdings auf ihrer Laufbahn auch ein wenig Führung brauchen. Aber eigentlich besteht so ein Kolben nur noch aus Löchern, „Fenstern“. Aber wer berichtet schon über so etwas, was eigentlich für den normalen Autokäufer ohne Bedeutung ist.

Am Stammtisch wird gefragt: „Was kostet der Wagen?“ - „Was geht der von Null auf Hundert?“ - „Und die 'Spitze'?“ - „Mann, da muss der ja richtig PS haben!“ - „Wieviel sind's denn?“

Wer spricht vom Verbrauch? - Und die Industrie belügt sich selber und die Kunden mit einem Normverbrauch. Und versucht, uns BIO-Sprit (das kann auch Diesel sein) schmackhaft zu machen. Theoretisch ist das auch gut. Wenn man einige Faktoren in der Berechnung weg läst. - Wie jetzt auch die EU feststellen musste. - Aber da gibt es dann schon wieder den Einfluss der Lobbyisten. Die meinen es wirklich gut. - Mit der Industrie.

Und so müssen wir auch damit leben, dass es alle zwei Jahre eine IAA gibt, die die Sicht auf einen ALDI-Parkplatz (am Montag oder Donnerstag) vorweg nimmt. Oder man betrachtet die IAA – wie dieses Jahr – als ein Museum für Zukunfts-Automobile.

Ich habe Elektro-Automobile gesehen, die es niemals geben wird. Andere wird es erst in vielen Jahren geben. Und man erkläre mir einmal, warum bei einem Elektro-Automobil die Batterie serienmäßig vorhanden sein muss. Bei einem normalen Automobil mit Otto-Motor ist der Benzintank doch auch nicht „ab Werk“ gefüllt. Wenn man sich nun bei den Benzingesellschaften entschließen würde... - Bitte denken Sie den Gedanken mal zu Ende. (Denken ist übrigens auch Vorständen erlaubt.)

Die Industrie wird umdenken, nachdenken müssen. Auch die Macher der IAA, wenn sie sich denn nicht mehr auf den Herdentrieb der Masse verlassen wollen. - Aber wer wird schon fürs Denken bezahlt?

Und so robbt man sich fleißig nach vorne, immer in Richtung auf die wahrscheinlich an der Regierungs-Angel hängenden Subventionen. Die Industrie beißt an, denn die Politik braucht Fangergebnisse. - Aber nutzt das dem Verbraucher und der Umwelt? - Vielleicht der Selbstdarstellung der Politiker. - Und Techniker, Ingenieure machen immer das, für das sie bezahlt werden. Man muss ihnen nur ein Lastenheft geben. Selbst wenn da Blödsinn drin steht, werden sie das abarbeiten. Dafür werden sie bezahlt. - Man mache also denen keinen Vorwurf.

Damit meine Geschichte nicht mit Tränen im Taschentuch endet, erlaube ich mir zum Schluss auch noch ein paar andere Eindrücke von der IAA 2011 im Bild vorzustellen. Was wäre ein Mann ohne seine Frau? - Was wäre eine IAA ohne Frauen?

Also zeige ich Ihnen noch einmal Automobile mit – und Frauen ohne Automobile.

Beginnen wir mit A – wie Alfa:

Hier spürt man den Puls des Lebens:

 

 

Und hier das Standpersonal eines deutschen Premium-Herstellers:
 

 

Das empfindet man wahrscheinlich als standesgemäß. Wie z.B. auch die Presseabteilung zum Beispiel auf eine Anfrage eine Eingangsbestätigung schickt. Und dann ist Ruhe. - Hier ist auch Ruhe. Aber eine standesgemäße?

 


Hier sieht man schon deutlicher, dass Frauen auf der IAA auch eine Funktion haben können. Es gibt aber auch auf der IAA einen Anschauungsunterricht in Gegensätzen. Schauen Sie mal:

 

Ein interessanter Kontrast.

Als ich die IAA 2011 verließ, an diesem Pressetag, da war ich schon ein wenig verwirrt von meinen vielfältigen Eindrücken. Ich hoffe, Sie können das nachvollziehen. Wenn Sie dazu eine optische Darstellung wünschen, kann ich die Ihnen auch zum Schluss meiner IAA-Geschichte bieten: 

Übrigens: Ich bin mit meinem Citroen C 1 nach Frankfurt gefahrten. Vorher war ich rund 200 km hier in der Eifel unterwegs. Dann schnell mal nach Frankfurt und zurück. Und dann bin ich wieder hier in der Region unterwegs gewesen. Ich habe nach 646 km wieder getankt. Der Durchschnittsverbrauch betrug 5,37 Liter.

Kein weiterer Kommentar. - Auch nicht zur IAA 2011. - Denn der war schon dem Titel meiner 1.000sten Geschichte meiner hier im Internet unter Motor-KRITIK erscheinenden Informationen zu entnehmen.

Ich bin jedenfalls von dieser IAA mit mehr Fragen im Kopf nach Hause gefahren, als ich Antworten auf der IAA erhalten hatte. Ich weiß nicht, wie das bei den restlichen 927.999 Besuchern aussah.

Das Motto der diesjährigen Ausstellung war übrigens: „Zukunft serienmäßig“.

MK/Wilhelm Hahne

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