„Sand im Kopf“ und „ein Virus an Dummheit“?

Eine Leserin erinnerte mich daran, doch einmal klar Stellung zu der Mainstream-Welle zu nehmen, die das E-Automobil als eine Art Lebensretter für unsere Jugend empfindet, weil nur so einem Klimawandel, der in seiner Urform eigentlich naturgegeben ist, mit einer solchen Maßnahme messbar entgegen gewirkt werden kann, da die Dummheit der „neuen Generation“ so groß ist, dass ihre „modernen“ Lebensgewohnheiten die negativen Auswirkungen des Klimawandels noch vergrößern. - Aber alle suchen den Fehler bei anderen, kaum jemand fühlt sich verantwortlich in seiner Position, mit seinen Mitteln an einer „besseren Welt“ mit zu arbeiten. Die einen gehen plakativ auf die Straße, die anderen lenken mit munteren Sprüchen davon ab, dass das Konzept der E-Automobile eigentlich nicht unbedingt dazu geeignet ist, unsere Kinder zuversichtlicher in die Zukunft sehen zu lassen. „Strom oder Benzin – eine Glaubensfrage?“ war eine Geschichte, die im April 2012 hier bei Motor-KRITIK veröffentlicht wurde. Mehr als 70.000 Bewohner unserer Erde haben sie bisher gelesen. Das ist nur ein „Tropfen“, wenn man diese Zahl mit die der Weltbevölkerung in Relation setzt, die aktuell eine Größe von rd. 7,8 Milliarden Menschen erreicht haben dürfte. Das sorgt für eine „Unwucht“, auch im Wissen um die Bedeutung von E-Automobilen für die Industriestaaten. - Ich kann hier nicht für alle sprechen, sondern zitiere mit meinem Titel nur einen Schlagersänger und einen Chefredakteur wenn ich diese Herren mit aktuellen Aussagen hier  vorstelle, die ich aber mit einem Fragezeichen versehe.

„Sand im Kopf“ und „ein Virus an Dummheit“?

Howard Carpendale, der mit „Hello Again“ 1984 in den Charts vieler Länder vorne war, der hat sich zur aktuellen Weltsituation so geäußert:

„Da geht offenbar gerade ein Virus von Dummheit durch die Welt“.

Verantwortlich macht er einige Regierungschefs dieser Welt für diese Entwicklung. - Und es ist Tom Drechsler, der in der aktuellen Ausgabe von „Auto Bild“ schreibt:

„In Talkshows werden alle, die irgendwie noch was Gutes am Auto finden, zumindest böse angequatscht. Den Applaus bekommen andere. Für mich steckt da kein Sand im Getriebe, sondern viel Sand im Gehirn.“

Wenn man „seine“ Zeitschrift durchblättert und die selbst gestrickten Stories, Kooperations-Geschichten und Anzeigen liest, dann erhält man einen Eindruck davon, warum es überhaupt zu einer Situation kommen konnte, in der die Automobilindustrie ihre Spielwiese unbekümmert von  Umweltfragen mit tonnenschweren, überpowerten Riesen-Automobilen, die mehr Verkehrsflächen ohne jeden Nutzen für ihre Besitzer in Anspruch nehmen, immer weiter ausdehnen konnten.

Mit Hilfe der Fachzeitschriften und – in unserem Land – einer Bundesregierung, die sich wegen der in allen Teilen der Automobilindustrie rd. 800.000 Beschäftigten unter Druck setzen ließ – und lässt!

In öffentlichen Darstellungen werden gerne die Sprachregelungen der Automobilindustrie übernommen. So wird eine breite Öffentlichkeit auch durch Hinweise, die von den Marketingabteilungen als positiv empfunden werden, von den negativen Seiten z.B. eines E-Automobils abgelenkt.

  • Ist z.B. der Beschleunigungswert von Null bis 100 km/h in unter 3 sec wirklich ein Kaufargument?
  • Was will man mit einer einzigen Rekordrunde mit einem E-Automobil über die Nürburgring-Nordschleife eigentlich beweisen?
  • Wie werden die Serien-Bremsen bei optimaler Verzögerung des durch Batterien deutlich erhöhten Gewichts wohl bei dem vorhandenen Eigengewicht beansprucht?

Für den Käufer eines Automobils sollte es eigentlich um den Nutzwert gehen, der in Relation zum Kaufpreis stehen sollte. - Schon da wird die „heile Welt“ der E-Automobile dann brüchig.

  • Sie wird aber noch brüchiger, wenn man versucht, das Kapitel „Batterie“ einmal näher zu beleuchten.

Die schon oben erwähnte Motor-KRITIK-Leserin erinnerte daran:

„Batterien waren und sind seit ewigen Zeiten Sondermüll.“

Das ist kein Vorwurf, sondern eine Feststellung, die sich auch dadurch nicht verändert, dass nun größere – und immer größere – Batterien in E-Automobilen verbaut werden. Wegen der Bedeutung von E-Automobilen im Kampf gegen den Klimawandel wird dabei gerne übersehen, dass es zu diesem „Sondermüll“ auch ein

„Gesetz über das Inverkehrbringen, die Rücknahme und die umweltverträgliche Entsorgung von Batterien und Akkumulatoren“, dass so genannte „Batteriegesetz“ (BattG)

...gibt. Es stammt aus dem Jahre 2009, wurde im Jahr 2017 ergänzt, bzw. geändert. Da sind in § 5 z.B. die Rücknahmepflichten der Hersteller geregelt. Ich habe aber bereits vor Wochen einmal an einem Beispiel klar gemacht, dass von Seiten der Automobilhersteller das Thema Rücknahmepflicht noch nicht überall geklärt ist und von einem Händler berichtet, der noch auf einer zurückgenommenen, defekten Batterie eines E-Automobils „sitzt“. - Keiner weiß wohin damit!

Wenn man einmal das Thema „E-Automobil“ in Details hinterfragt, wird einem schnell klar, dass hier die Industrie nach vorne stürmt, ohne sich im Vorfeld um eine Basis im Detail bemüht zu haben. Ich denke dabei nicht nur an die notwendige Stromlade-Infrastruktur.

So höre ich von E-Auto-Besitzern, dass sie in Nähe ihres Wohnortes kaum einen Händler finden, der ihr E-Automobil umfassend warten kann. Denn nur speziell ausgebildete Mechaniker dürfen sich um E-Motoren und ihre Elektronik – und auch die Batterie – kümmern, weil es hier auch um gefährliche „Hochspannung“ geht.

  • Aktuellen E-Autobesitzern wird auch nicht gesagt, dass sie ohne einen speziellen Lehrgang, noch nicht einmal die Räder ihres E-Automobils selber wechseln dürfen.

Auch darüber wurde hier in Motor-KRITIK schon geschrieben, aber dieser Informationsdienst wird nur von einer Minderheit gelesen. Diese „Minderheit“ ist der Meinung, dass das

  • E-Automobil „die beste Übergangslösung“ ist: 9 Prozent

Die Frage die gestellt wurde lautete:

„Glauben Sie an die Zukunft des E-Automobils als Massenverkehrsmittel?“

Nur 9 Prozent sagten da „JA“. - Das mag darin liegen, dass nur wenige der Motor-KRITIK-Leser „Sand im Kopf“ haben. 78 Prozent meinten „Nein“!

Der VW-Chef, Herbert Diess, macht Stimmung, indem er VW scheinbar das E-Automobil als „Lebensretter“ verschreibt. So dumm kann dieser - „mit allen Wassern gewaschene“ Manager eigentlich gar nicht sein. - Natürlich möchte er so auch von der „Diesel-Affäre“ ablenken!

Schaut man einmal genau hin, dann wird er versuchen, mit der zu seinem Konzern gehörenden Firma Skoda ein Sicherheitsnetz aufzubauen, indem er diese Firma dann primär Automobile mit Verbrennungsmotoren herstellen lässt.

Vordergründig ist er bemüht, auch die Batterie-Fertigung durch ein eigenes Werk vornehmen zu lassen. Es soll in der Türkei entstehen, wenn die dortige Regierung noch ein paar Steuervergünstigungen zusagt. - Politische Vorbehalte interessieren Herrn Diess nicht. Es geht um wirtschaftliche Vorteile! - Da findet man nicht nur den Standort Türkei gut, sondern versucht auch die politischen Spannungen auszunutzen.

Entsteht so eine „Klammer“ zwischen der Türkei und der Bundesrepublik, die die politische  Spannung erschlaffen lässt? - VW im Dienste der Völkerverständigung! - Oder sollte Frau Merkel etwa ein Veto gegen solche VW-Pläne einlegen, wo doch der Volkswagenkonzern ein so großer und wichtiger – von der Beschäftigtenzahl her – Arbeitgeber in Deutschland ist? - Außerdem ist das Land Niedersachsen wesentlich beteiligt!

Wir sollten – ohne „Sand im Kopf“ - nicht nur über die „großen SUV‘s“ schimpfen, den Verbrennungsmotor, den Diesel verteufeln, das E-Automobil „in den Himmel heben“, sondern versuchen, nicht nur alle Dinge in einen Zusammenhang zu setzen, sondern auch nüchtern zu betrachten.

  • Das E-Automobil alleine garantiert keine „grüne Zukunft“!

Es werden damit in Zukunft – schon mit Hinblick auf den „Batterie-Sondermüll“ - neue Probleme geschaffen!

Um bei „Grün“ zu bleiben, zeige ich hier einmal mit dem Finger auf eins der vielen kleinen Probleme, die einfach übersehen werden. Schauen Sie doch nur mal in die Regale der Supermärkte, wo die Verpackungen in den letzten Jahren geradezu „explodiert“ sind. Der Inhalt steht nicht mehr in Relation zur Größe der Verpackung. - Selbst Aspirin ist da kein Vorbild! – Ich habe eine „alte“ Verpackung mit einer neuen – und gleichem Inhalt – mal als Beispiel genommen.

Die E-Automobile sind nicht die alleinige Lösung des Klima-Problems. Auch Freitags-Demostrationen sind nicht die Lösung. - Wir müssen an allen Stellschrauben drehen.

„Aspirin“ ist da nur ein kleines Beispiel! - Die gleiche Anzahl von Tabletten in einer wesentlichen größeren – übergroßen! - Packung. - Und überall Plastik, wohin man schaut!

Natürlich sind da die großen SUV‘s schlimmer, die sinnlose Größe mit einer – im heutigen Verkehr – sinnlosen Motorleistung verbinden!

Sind da die derzeitigen E-Angebote auf dem SUV-Sektor – auch auf der IAA zu bewundern – eine Lösung unseres Problems?

  • E-Automobile sind ein Alibi-Argument, keine Lösung des Klima-Problems!

Auch Rekorde auf der Nürburgring-Nordschleife sollten nicht darüber hinweg täuschen, dass physikalische Gesetze sich nicht überlisten lassen.

Gewicht x Geschwindigkeit ergibt Kräfte, denen nicht durch eine entsprechende „Verzahnung“ von Reifen und Fahrbahn wirkungsvoll entgegen gewirkt werden kann. Vor allen Dingen dann nicht, wenn man – wie bei manchen E-Automobilen so genannte „Leichtlaufreifen“ verwendet. - Es gibt eben physikalische Gesetze, die sich nicht aushebeln lassen. - Nur leichte Automobile sind fahraktive Automobile!

Zu den Rekordzeiten des neuen Porsche Tayan, des neuen E-Wunderautos von Porsche auf der Nürburgring-Nordschleife – um sie zu relativieren:

Der leichte Diesel-Renntourenwagen von BMW, der 1998 das 24-Stunden-Rennen im Gesamtklassement gewann, wurde bei den ersten Testfahrten, zwei Jahre vorher, von Christian Menzel, damals BMW-Werksfahrer, auf der gleichen Strecke, auf der auch der Porsche seinen Rekord mit einem E-Serienautomobil fuhr, in 7:40 min um den Kurs bewegt, wie er heute auch für Rekordfahrten genutzt wird.

  • Der hier verbaute Zweiliter-Dieselmotor hatte eine Leistung von 250 PS!

Das nur, um die Leistung der Rekord-E-Limousine vom Typ Porsche Taycan richtig zu werten, der mit 600 PS die Strecke in 7:42 min umrundete. - Und auch die Rekord-Leistung des Tesla S, die uns eigentlich noch bevor steht, obwohl sie schon von Mitarbeitern des Motor-Presse-Verlages „vorab“ verkündet wurde.

Redakteure der Motor Presse Stuttgart waren bei den Tesla-Vorbereitungen zu einer E-Rekordfahrt wohl ähnlich zufällig vor Ort, wie ich vor Jahrzehnten bei den ersten Testfahrten eines BMW-Diesel-Renntourenwagens. Mit dem stellte übrigens unser derzeitiger DMSB-Präsident dann 1998 auch noch einen Rekord auf:

  • Niemand ist jemals als Fahrer mit weniger selbst gefahrenen Runden als Gesamtsieger des 24-Stunden-Rennens vermarktet worden!

Porsche wird natürlich zurück schlagen, versuchen den Rekord von Tesla zurück zu holen – wenn der denn gelingt! - Weil Rekorde von den selbstverständlich vorhandenen Schwächen eines E-Automobils im normalen Auto-Alltag ablenken!

  • Wer hat da eigentlich „Sand im Kopf“?

Es geht „ein Virus von Dummheit um die Welt“?

Stimmt!

MK/Wilhelm Hahne
 
 
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