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In 2020 kann man eigentlich alles haben. Virtuell gibt‘s die Formel 1 auch auf vielen Strecken. Am Bildschirm habe ich sie am Nürburgring noch nicht erlebt. - Wenn es sie gegeben haben sollte, habe ich gerne darauf verzichtet. Nun soll ein „Großer Preis“ (von was eigentlich?) am Nürburgring nach einer Pause von sieben Jahren vom 9. - 11. Oktober 2020 wieder stattfinden. Ganz real, mit richtigen Menschen im Umfeld. Der Streckenbesitzer verkauft das im Moment mit der Zugabe eines Überraschungseffekts. - Soweit es meine Kollegen betrifft, scheint es ihm gelungen! - Wir bei Motor-KRITIK hatten für diese Entwicklung erste Anzeichen beim F1-Wochenende auf dem „Red Bull-Ring“. - Von dort schwappte die Information auf unseren Schreibtisch, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit einen F1-WM-Lauf in der Eifel geben würde. - Wir haben nachgehakt und – diese Info hat sich dann schon vor der offiziellen Bekanntgabe bestätigt! - Um zu diesem Ergebnis zu kommen, braucht es natürlich auch ein wenig journalistischer Praxis – und damit Erfahrung im Motorsport. Je kindlicher die Gegenseite ist, desto einfacher ist die Recherche. - Aber – zugegeben - ich habe den Ergebnissen meiner Recherchen zunächst nicht getraut! - In diesem Fall hatten wir eigentlich schon vor einer Woche die Antwort auf die Frage:
F1 am Nürburgring: Virtuell möglich – bald real?
Es ist kein Geheimniss, dass ich nicht zu den Medien-Partnern der Automobilindustrie oder auch des Nürburgrings gehöre. Diese Bezeichnung muss man sich erkaufen. Das geht auch ohne Geld. Aber das entspricht nicht meiner Einstellung zum Journalismus.
Auch der Verkündung des F1-Ereignisses im Oktober ging bei der Nürburgring 1927 GmbH eine Reihe von internen Meetings voraus. Was dort besprochen und beschlossen wird setzt z.B. voraus, dass sich Teilnehmer an solchen Runden wie Kinder im Kindergarten benehmen, wenn journalistische Recherchen erfolgreich sein sollen:
- Wenn die ihre Hände vor die Augen halten, sehen sie nichts mehr, aber – wichtiger! - sie glauben auch, selbst nicht mehr gesehen zu werden.
Zugegeben: Die eigentlich notwendigen journalistischen Recherchen auch zu diesem Thema sind nicht nur Arbeit, sondern setzen logisches Denken auf der Basis von Erfahrung voraus. Da ist dann schon mal ein notwendiger Schritt ohne Ergebnis, macht aber nicht dümmer, verursacht aber leider Kosten. - Beispiel:
Wenn man weiß, wie es in einem Fahrerlager der Formel 1 zugeht, darf man z.B. auch einen Zeltebauer und -Verleiher nicht aus dem Auge lassen, der im Motorsport eine bedeutende Rolle spielt. Immerhin vermittelt der Zustand des Umfeldes einen Eindruck vom möglichen Geschehen. Man kann z.B. dem Zustand des wachsenden Grün in der Umgebung eines Zeltes oder „Glashauses“ entnehmen, wie lange irgendein Aufbau schon steht.
Zelte und „Glaskästen“ haben in Corona-Zeiten in den Fahrerlagern der Welt an Bedeutung verloren, weil die Veranstaltungen ohne Zuschauer und Besucher durchgeführt werden müssen. Das ist auch auf die Bestimmungen zurück zu führen, die in Deutschland zur Corona-Situation z.B. Ländersache sind. - Wir sind ein föderalistischer Staat!
Schon viele Tage vor der gestrigen Pressekonferenz waren Hotelbuchungen in Nürburger Hotels nicht mehr möglich! - Warum wohl? - Die Hotels direkt um die Rennstrecke wurden für die Fahrer und Beschäftigten der F1-Teams schon seit vielen Tagen blockiert.
Die Geschäftsleitung der Hockenheimring GmbH sah sich nicht in der Lage, mit den F1-Veranstaltern in aussichtsreiche Verhandlungen einzutreten, weil die Corona-Verordnungen in Baden-Württemberg andere sind, als in Rheinland-Pfalz.
Hinzu kommt noch, dass der im Vorteil ist, der – aus welchen Gründen auch immer – die besseren Verbindungen zu einer Landesregierung hat. Wer zusammen in einem untergehenden Schiff – oder war es ein lecker Kahn? - gesessen hat, verhandelt vertrauter miteinander, als man das unter „normalen Umständen“ tun würde.
Da war die Betreibergesellschaft am Nürburgring gegenüber den Hockenheimring-Betreibern klar im Vorteil. Zwar gibt es auch hier eine gültige Corona-Verordnung, die auch die Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG – aber die eines anderen Landes - grundsätzlich beachten muss, aber es gibt immerhin aus Mainz die Andeutung einer Zusage (auch die bisher nur „hinter vorgehaltener Hand“!), dass man bei „nur“ 20 – 30.000 Zuschauern gerne einmal wegschaut, wenn man dafür einen prestigeträchtiges F1-Rennen ins Bundesland Rheinland-Pfalz erhält.
Wie wird man dieses – evtl. - geduldete Zuschauerpaket zusammen stellen?
- Müssen vorher alle eine ärztliche Bescheinigung beibringen?
- Haben Hartz 4-Bezieher Vorteile vor einfachen Millionären?
- Muss man vielleicht einer bestimmten Partei angehören?
- Werden Zuschauer nach der Höhe ihre Steuerzahlungen ausgesucht?
Aber alle diese Überlegungen würden hinfällig, wenn sich die Corona-Situation in unserem Land negativ entwickeln sollte. Wie aus „Mainzer-Kreisen“ zu hören, wäre die Duldung von Zuschauern beim Nürburgring Grand Prix dann auf keinen Fall möglich!
In der offiziellen Darstellung der Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG hört sich das alles noch etwas anders an. Man lässt die Katze noch nicht aus dem Sack, weil man sich selber wohl als Maus empfindet – und auch ähnlich betroffen wäre: Man würde zum Opfer!
Man hofft darauf, die o.g. Zuschauerzahl genehmigt zu bekommen, bzw. darauf, dass die Entwicklung der Corona-Pandemie bis zum Oktober weiter abklingt. - Die Zahlen dürfen auf keinen Fall steigen! - Das wäre das Ende aller Träume!
Aber Traumtänzer sind nun mal wie Kinder! - Wenn es nicht mehr weiter geht, halten sie sich einfach die Hände vor die Augen! - Alles klar?
Gestern hat man der Presse, die so manche Zusammenhänge nicht erkennen kann, weder registriert noch begriffen hat, die ersten „Leckerchen“ in optimaler Zusammenstellung serviert. - Alles wird gut!
Das hofft übrigens auch der Formel 1-Veranstalter, die Liberty Media, die bis zum Jahresende mindestens 15 Rennen durchführen will, damit die WM-Wertung ernst genommen werden kann. Da gehört der Nürburgring dann zu den „Not-Stopfen“! - Auf den Titel für die Nürburgring-Veranstaltung darf man gespannt sein, da die Rechte für den „Großen Preis von Deutschland“ beim AvD liegen! - Und wer übernimmt die sportliche Ausrichtung?
Wer die Kosten für die Durchführung einer solchen F1-Veranstaltung ungefähr kennt, muss die Kühnheit des Pressesprechers der Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG bewundern, der gestern u.a. sagte:
„Die Maxime, dass die Durchführung der Formel 1 auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten passen muss, haben wir dabei beibehalten.“
Dabei ist das Ganze – aus meiner Sicht - eine „Rechnung mit Unbekannten“. In der internen Rechnung scheint man mit den Einnahmen von 20 – 30.000 Zuschauern kalkuliert zu haben! - Aber wird die Realität die Umsetzung dieses Traums erlauben? - Mit Genehmigung der Landesregierung von Rheinland-Pfalz?
Wenn, dann wird die erst im letzten Moment erfolgen können, weil eine solche Genehmigung auch alle Veranstalter von Sportveranstaltungen, die vorher mit weniger – oder ganz ohne – Zuschauer auskommen mussten, richtig „auf die Palme bringen“ würde!
Für manche Kollegen ist selbst die bisherige offizielle Meldung zum kommenden Formel 1-Erlebnis…
...“der Motorsport-Hammer“!
Wollen wir hoffen, dass niemand darunter gerät!