VLN/NLS: Der Neustart wirkt ein wenig eigenartig!

Die Entwicklung der ehemalig – 1977 - als VLN entstandene Langstreckenserie zu einer NLS (= Nürburgring Langstrecken-Serie) ist nicht positiv verlaufen. Hier in Motor-KRITIK wurde diese Entwicklung auch seit Jahren kritisiert. Das Ergebnis – zu wenig Starter, bei zu vielen Klassen – war lange vorher abzusehen. Bei der offiziellen Organisation hat man versucht, eine „professionelle Richtung“ einzuschlagen, die dann noch durch die „Corona-Krise“ dadurch unterstützt wurde, dass hier „Profi-Serien“ eine Durchführung ihres Sports erlaubt wurde. Dadurch fühlte man sich dann bei der NLS-Organisation in der von ihr eingeschlagenen Richtung bestätigt. Die VLN-/NLS-Organisation muss in ihrer Zusammensetzung sowieso als ein kleines Wunderwerk empfunden  werden, als es dem neuen russischen Herrscher am Nürburgring gelungen ist, durch entsprechende organisatorische Lösungen sozusagen „auf beiden Seiten des Schreibtisches“ zu agieren, quasi selber  mit sich zu verhandeln. Durch die neue Entwicklung hat sich an dieser „etwas krank wirkenden“ Form der Einflussnahme eines Rennstreckenbesitzers an einer auf seinem Gelände veranstalteten Serie, die dazu noch das „eigentlich sportliche Rückgrat“ seines Geschäftes ist, nichts geändert.

VLN/NLS: Der Neustart wirkt ein wenig eigenartig!

Der „Neustart“ der VLN-/NLS-Organisation, der offiziell am Mittwoch letzter Woche bei der jährlichen Versammlung aller direkt Beteiligten an dieser Organisation in Monheim erfolgen sollte,  wirkt aufgrund der direkt danach erfolgten Presse-Informationen so, als wäre man vom Ergebnis selber überrascht gewesen, obwohl schon seit einigen Wochen eine Weichenstellung in Richtung dieser personellen Lösung erfolgt war. Jedenfalls bin ich, aufgrund der von mir im Vorfeld der Gesellschafterversammlung recherchierten Fakten, von dieser Lösung nicht überrascht worden, empfinde aber dieses Ergebnis langer Überlegungen – wie auch die Art ihrer Umsetzung – schon irgendwie als überraschend.

Wirklich überrascht worden bin ich aber von der Art der ersten offiziellen Presse-Information nach diesem Treffen, wo man u.a. lesen konnte:

„Die Gesellschafter der VLN Sport GmbH & Co. KG bedauern den Weggang Schlüter, Bork, Strycek und Taller.“

Das wirkt auf mich insofern eigenartig, weil das Ausscheiden der beiden wesentlichen Akteure an der Spitze der VLN, Ralph-Gerald Schlüter und Michael Bork von einer inzwischen vorhandenen Mehrheit der Gesellschafter angestrebt worden war.

Hier auf Motor-KRITIK habe ich auch die e-Mail veröffentlicht, die der bisherige Renndirektor Michael Bork seinem direkten Umfeld zu seinem Ausscheiden zukommen ließ. Der Inhalt sagt eigentlich alles über die vorhandene Stimmung innerhalb der VLN/NLS aus.

Nach meinen Informationen ist der „Weggang“ von Ralph-Gerald Schlüter auch nicht freiwillig – oder wie in der offiziellen Darstellung zu lesen,  „aus familiären Gründen“ erfolgt. Ralph-Gerald Schlüter ist nicht freiwillig ausgeschieden, sondern „wurde gegangen“, hat einen „Aufhebungsvertrag“ unterschreiben müssen.

Dass der VLN/NLS Rennleiter, Frank Taller ebenfalls ausgeschieden ist, war eigentlich – fast – logisch, nachdem er wie - sein „Chef“ - Michael Bork, als Mitglied zu dem Motorsport-Verein gewechselt war, in dem der Renndirektor auch Mitglied ist. Dafür hatte Taller die Mitgliedschaft in einem anderen Verein aufgegeben.

Volker Strycek wollte als verantwortlicher Leiter Technik VLN-Sport da natürlich mit seinem Verbleiben im bisherigen Vorstand nicht den Eindruck trüben, der mit den beschlossenen Änderungen „nach draußen“ entstehen sollte. Seinen Rücktritt empfinde ich als eine von ihm gewählte taktisch richtige, „diplomatische“ Lösung. Darum wäre ich auch nicht überrascht, wenn Volker Strycek wieder als Teil einer neu gebildeten „Spitze“ zurück finden würde, zumal er ab dem 1. Januar 2023 durch seinen beim DMSB in Frankfurt platzierten Sohn Robin dann einer Unterstützung gewiss sein kann. - Das könnte seine Überlegung sein.

Überrascht hat mich, dass sich Karl Mauer, inzwischen 74 Jahre alt, noch einmal – wie offiziell verlautet – als "offizieller Berater“ des neuen Geschäftsführers vor den VLN-Karren spannen lässt, dessen „Defekte“ er schon vorher – vor seinem Ausscheiden von der Spitze der Organisation – nicht verhindern konnte. Nicht nur der – negative(!) -  Einfluss der Industrie, sondern auch der des ADAC Nordrhein waren inzwischen zu stark geworden.

Karl Mauer ist aber nach meiner Einschätzung der Einzige von den nun bekannten „Rettungs-Engeln“, der mit realistischen Empfehlungen zu einer neuen Form der VLN/NLS beitragen kann, die der „alten“, ursprünglichen Breitensport-Version wieder näher kommen muss.

Die Arbeit der ILN (Interessengemeinschaft Langstrecke Nürburgring) ist sicherlich wichtig, aber auch deren erste Reaktion ist zu angepasst und pragmatisch, wie man dem „Gesäusel“ entnehmen muss, das von dieser Seite nach dem offiziellen Ausscheiden eines Michael Bork zu vernehmen ist.

Bork war z.B. ein Verfechter (und Erfinder?) der neuen Art eines 12h-Rennens, einem wirklichen „Flop“, der nach der ersten offiziellen Darstellung – nach dem Rennen - auch in 2023 so weiter geführt werden sollte.

Wenn dieses Rennen tatsächlich in der kommenden Saison noch einmal in der erlebten Form durchgeführt wird, kann man heute schon sagen, dass auch die neue Führungsriege dann die derzeit herrschende Stimmung in und um die Langstreckenserie am Nürburgring nicht begriffen hat.

Die VLN/NLS wird es in den nächsten Wochen nicht leicht haben, einen Rekonstruktion der Serie, zurück in ein vernünftiges Fahrwasser, glaubhaft zu machen, weil auch – und das zeichnet sich jetzt schon ab – die Person des neuen Geschäftsführers gewissen Angriffen – ganz gleich ob nun begründet oder unbegründet - ausgesetzt sein wird.

Karl Mauer ist darum in seiner neuen Funktion als Berater wie ein Sicherheitsnetz zu betrachten, das – wenn es darauf ankommt – dann evtl. wieder neu zu treffende Entscheidungen „weich abfedern“ muss. - Diese Art von „Missbrauch“ hat ein Karl Mauer nicht verdient!

Mit einer Presseverlautbarung – wie gerade erfolgt – ist eigentlich noch gar nichts getan, weil eigentlich die Lücke, die durch den Rücktritt der leitenden Herren insgesamt erfolgt ist, aus heutiger Sicht nicht kurzfristig geschlossen werden kann.

  • Es wurde auch kein neues Konzept verkündet. Die Zukunft der VLN/NLS ist weiterhin ungewiss!

Da klingt die „Ankündigung“ in der offiziellen Darstellung eher wie die eines „Rufers in der Wüste“, wenn man schreibt:

„Die Neubesetzungen der weiteren Positionen wird die VLN Sport GmbH & Co. KG in Kürze bekannt geben.“

Es gibt dazu derzeit keine neue Personalie! - Man „rudert in der Luft“!

Einen wirklichen Neuanfang stelle ich mir anders vor: Man zieht ein klaren Strich unter die Vergangenheit, macht klare, deutliche Aussagen und versucht nicht den Versuch zu machen, alles so darzustellen, dass niemandem wehe getan wird. - Die nackte Realität sieht so aus:

    • Man bietet bisher keine zukunftsträchtige Lösung, kein neues Konzept an!

Im Vordergrund aller bisherigen „sportlichen“ Überlegungen steht der geschäftliche Erfolg, der – zugegeben – für das erfolgreiche Weiterleben der Langstreckenserie – die übrigens keine von den Sportbehörden legitimierte Meisterschaft ist – nicht unwichtig wäre.

Aber bitte auch nicht vergessen: Nicht nur die Teilnehmer, auch die VLN-Zuschauer und VLN-Fans leiden unter der zuletzt erfolgten Form der Umsetzung einer ehemals guten Idee!

MK/Wilhelm Hahne
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