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In der Folge wird hier nicht nur über die Auswirkungen von zwei OLG-Urteilen in Sachen DMSB zu berichten sein. Hier in Motor-KRITIK wurde schon vorher auf Dinge aufmerksam gemacht, die nun auch eine gerichtliche Bestätigung erfahren haben. Was eigentlich für Klarheit sorgen sollte, wird die Unsicherheit hier und da erhöhen. Nur der ADAC scheint eine klare Linie zu verfolgen. Nachfolgend finden meine Leser eine Menge interessanter Details, die der eigenen Meinungsbildung dienen können. Aber all diese geschilderten Puzzlestücke aus der Motorsportwelt, sind winzig zu den Problemen, die wir insgesamt auf der Welt zu lösen haben. Trotzdem – und weil sonst wenig davon zu hören ist – will ich diesen „Kleinigkeiten“ eine umfassende Geschichte widmen. Zwar mit der gebotenen Sorgfalt recherchiert, aber „locker vom Hocker“ um- und ge-schrieben.
DMSB: Wundersamer Nachfolger? - Ohne Bedeutung?
Es war 1942, als ich von Zarah Leander aus dem „Volks-Empfänger“ hörte: „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehn“. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nur durch die Bibel, dass es schon Wunder gegeben haben soll. Eigentlich erlebte ich ganz persönlich das „erste Wunder“, als im Frühjahr 1945 in einem kleinen Dorf im Sauerland dann morgens Milch durch die Straßenrinnen lief. - Wunderbare weiße, reine Vollmilch, lief durch schmutzige Straßenrinnen bergab!
Das „Wunder“ hatte einen realen Hintergrund: Amerikanische Truppen hatten – weil strategisch unwichtig – bei ihrem „Vormarsch“ das Dorf, in dem ich „aus Sicherheitsgründen“ untergebracht worden war, umgangen. So waren wir „abgeschnitten“, der Milchwagen konnte morgens nicht mehr die an die Straßen gestellten Milcheimer abholen, so dass die Bauern gezwungen waren, die Milchkannen in die Straßenrinnen zu entleeren. - Denn die Kühe mussten schließlich wieder gemolken werden!
- Für mich als Kind war das ein Wunder! - Zumindest die Milch floss in Strömen! Und das im Noch-Krieg! - Leider floss kein Honig!
1970 hörte ich dann von Katja Ebstein: „Wunder gibt es immer wieder“. Während Zarah Leander’s Lied sich 1942 – im „Zweiten Weltkrieg“ - gut für die „Truppenbetreuung“ eignete, wurde das „Wunderlied“ von Katja Ebstein dann ein Stück Fernseh-Unterhaltung und belegte im „Eurovion Song Contest 1970“ gleich den dritten Platz. - Es war eine „neue Zeit“!
Und die Zeiten ändern sich weiter! - Von manchen Entwicklungen habe ich nichts gehabt. Ab 1972 hätte ich mit 18 wählen können. - Ich war zu alt! - 1974 aber alt genug, um in der Energiekrise wegen der nun vorgeschriebenen Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen mit 400 DM bestraft zu werden. Ich war mit dem Motorrad - von München kommend – zu schnell gewesen, um einer persönlichen Energiekrise zu entkommen. - Kein Wunder! - Es war Januar und die Temperatur lag bei Null Grad! - Trockener, weißer Pulverschnee wehte über die Autobahn bei Nürnberg, als ich „geblitzt“ wurde.
Ich musste bis 1997 warten, um das Wunder zu erleben, dass der große Zauberer ADAC einen DMSB aus dem Hut zog (ziehen ließ?), während man die ONS (Oberste Nationale Sportbehörde) als Vorgänger-Organisation scheinbar auflöste. Ein Wunder? - Ein “Zaubertrick“, der von Motor-KRITIK im Oktober 2020 entzaubert wurde, als auf diesen Seiten zu lesen war:
„ONS & DMSB: Motor-KRITIK enthüllt Zusammenhänge!“
Meine Leser können die Geschichte – wenn’s denn interessiert – mit einem Klick HIER noch mal nachlesen.
Ich war aber weiter am Thema interessiert und bin so darauf gestoßen, dass der ADAC, samt „Gefolge“, dann wahrscheinlich zur Vorbereitung des Zaubertricks, „Wie lasse ich die ONS von der Bühne verschwinden“, eine Gutachter- bzw. Prüfungsorganisation bemüht hatte.
Um dann feststellen zu müssen: Man hatte „nur“ den „Jahresabschluss 1997“ der ONS durch „Schitag Ernst & Young – Deutsche Allgemeine Treuhand – Wirtschaftsprüfungsgestellschaft“ überpüfen lassen. - Wirklich?
Mir war vorher nur eine „E&Y“ (Ernst & Young) bekannt gewesen, die wohl aus der Verschmelzung von Vorgänger-Organisationen erst 2013 zur heutigen Bezeichnung fand und mir später durch „hervorragende“ Gutachten zum „Nürburgring-Skandal“ bekannt wurde. (Auf der Basis von falschen Zahlen.)
Überraschenderweise ist der „E&Y“-Text im Prüfungsbericht für die ONS aber doch für einen Journalisten sehr „ergiebig“. - Wenn man ihn kennt! - So kann man dort u.a. lesen, was nachfolgend auszugsweise unter bestimmten „Stichworten“ - die auch im E&Y-Dokument zu finden sind - wiedergegeben wird:
„Gesellschaftliche Grundlagen
...Auf der Gesellschafterversammlung vom 20. Januar 1998 wurde beschlossen, die Firma in Deutsche Motor Sport Wirtschaftsdienst GmbH zu ändern. Die Änderung wurde am 31. März 1998 ins Handelsregister eingetragen. …Gesellschaftsvertrag
Der Gesellschaftsvertrag wurde vom Gesellschafter ADAC mit Wirkung zum 31. Dezember 1997 gekündigt. ...
Die Gemeinnützigkeit des DMSB als dem Spitzenverband für den deutschen Automobil- und Motorradsport darf für die Dauer der Gemeinnützigkeit-Anerkennung durch die Finanzverwaltung nicht durch die Tätigkeit der Gesellschaft gefährdet werden. …Vorjahresabschluss
Feststellung des von uns mit dem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk versehenen Jahresabschlusses zum 31. Dezember 1996
- Vortrag des Bilanzgewinnes von DM 1.141.336,65 auf neue Rechnung…Bilanzgewinn
Mit gleichem Beschluss der Gesellschafterversammlung vom 20.Januar 1998 wurde festgelegt, aus dem Bilanzgewinn zum 31. Dezember 1996 in 1998 einen Teilbetrag von DM 1.000.000.00 auszuschütten. Die Ausschüttung ist am 15. Februar 1998 erfolgt. Es wurde weiterhin beschlossen, dass der unter Berücksichtigung des Jahresergebnisses 1997 entstehende Gesamtgewinn per 31. Dezember 1997 in vollem Umfang ausgeschüttet wird. …
Von den Bilanzgewinnen entfallen auf die Gesellschafter:
- ADAC e.V., München DM 1.227.357,03
- AvD e.V., Frankfurt DM 1.227.357,04
(Anmerkung von Motor-KRITIK: Anders als im „Gutachten“ wurden die Summen hier nicht weiter spezifiziert, sondern nur jeweils als Gesamtsumme dargestellt.)
Geschäftsverlauf
...Die wirtschaftliche Stabilität der ONS GmbH hat sich im Berichtsjahr 1997 fortgesetzt. …Besondere Vorgänge nach dem Bilanzstichtag
Die ONS GmbH hat ihren Firmennamen geändert in Deutsche Motor Sport Wirtschaftsdienst GmbH. Die GmbH hat eine neue Satzung erhalten. Sie wird ab 1998 als Dienstleistungsunternehmen wirtschaftliche Aufgaben für den DMSB e.V. durchführen.
Die Gesellschafter der ONS GmbH und OMK erwägen, in 1998 die OMK auf die ONS GmbH zu verschmelzen. ...“
So war ich – als Journalist bei der letzten mündlichen Verhandlung beim OLG Düsseldorf vor Ort – nicht überrascht, wenn dann im abschließenden Urteil vom 2. Juni 2022 festgehalten wird, dass der DMSB kein Rechtsnachfolger der ONS sein kann, weil die ONS zwar unter einer neuen Bezeichnung, aber mit alter Handelsregisternummer weiter besteht. - Nicht anderes lässt sich auch nach Studium des Prüfungsberichts von E&Y aus dem Jahre 1998 nicht feststellen. - Eine Unterlage, die den ADAC – aus den verschiedensten Gründen - entzaubert!
Im Urteil des OLG Düsseldorf sind aber noch andere „rechtliche Wahrheiten“ zu lesen:
- In Absatz 64 des Urteils wird festgehalten, dass der DMSB „keine hoheitlichen Befugnisse“ besitzt.
Auch das ist eigentlich nichts Neues, denn hier in Motor-KRITIK wurde schon am 18. April 2017 eine gutachterliche Bewertung durch eine Frankfurter Rechtsanwaltsbüro veröffentlicht, nach dem der DMSB über keinerlei Befugnisse verfügte, für das Befahren der Nürburgring-Nordschleife ein spezielles „Permit“ vorzuschreiben, das aber von den Veranstaltern weiter gefordert wird, die glauben, vom DMSB und seinen Beschlüssen in Sachen Motorsport abhängig zu sein.
Diese „alte“ Geschichte trägt den Titel:
„DMSB-Willkür mit ADAC-Segen?“
...und ist mit einem Klick HIER zu erreichen. - Wenn es interessiert!
In diesem Zusammenhang ist interessant, dass sich der DMSB als nationaler Vertreter der internationalen Organisation FIA (Fédération Internationale de l’Automobile) darstellt. Als diese Weltorganisation des Motorsports im Jahre 2016 aber eine eigene Veranstaltung im Rahmen eines 24h-Rennen auf dem Nürburgring durchführte, wurde von den dort startenden Fahrern kein DMSB-Permit verlangt, weil die FIA dieses Permit quasi als nationale Facette empfand, die für sie als internationale Organisation ohne Bedeutung ist!
Aber der „Permit-Wahn“ des DMSB ist auch in 2022 ungebrochen, obwohl dieses Permit den gleichen Sinn hat, wie eine 2015 vom DMSB – vorüber gehend – eingeführte Geschwindigkeitsbegrenzung auf dem Nürburgring-Streckenabschnitt „Döttinger Höhe“ von 250 km/h. Dessen Begrenzungsschilder sorgen heute noch für viele Lacher in Party-Kellern, in denen die „geklauten“ Original-Schilder oder aber Nachbildungen oft zu finden sind, wie sie aktuell auch noch als spaßige Aufkleber-Souvenir z.B. in einer Tankstelle in Nürburgring-Nähe zu kaufen sind.
- Der DMSB scheint in einer eigenen Wunderwelt zu leben, die aktuell gerade gerichtlich – mehr als - weiter angekratzt wird! - Es ist nun ein Loch im Ballon! - Die Luft entweicht!
Da hat es beim Frankfurter OLG eine Berufungsverhandlung in einer Sache gegeben, bei der schon im Frühjahr dieses Jahres klar wurde, dass hier der DMSB eine weitere gerichtliche Schlappe – nach der beim OLG Düsseldorf – erleiden würde. Die Verkündung des Urteils wurde mit 15. November 2022 festgelegt.
- Dumme Frage: Wer zahlt eigentlich die nicht unbedeutenden Rechtsanwalt- und Prozesskosten all dieser „dummen“ Prozesse?
In Kenntnis aller Details hatte der DMSB – darum? - schon für den 21. November 2022 zu einer „Außerordentlichen Präsidiums-Sitzung“ geladen, deren Tagungsordnung ausschließlich dem Thema des wieder mal verlorenen OLG-Prozess gewidmet sein sollte:
- Was machen wir nun? - Welchen Standpunkt (interne Sprachregelung!) vertreten wir „nach draußen“?
Ich habe mich erst in diesen Tagen mit dem OLG Frankfurt in Verbindung gesetzt, um zu erfahren, dass das Urteil nicht am 15. November 2022, sondern erst am 22. November 2022 ergangen ist. Es ist beim OLG – nach deren Auskunft – gerade dort in Bearbeitung, um „anonymisiert“ zu werden. Es soll dann auch über das Internet ein allgemeiner Zugriff auf das Urteil möglich werden!
- Wenn es so weit ist, wird es hier in Motor-KRITIK mehr nur einen Hinweis auf die Internet-Adresse geben!
Weil die Auswirkungen dieses Urteils sicherlich größer sein werden und die bisherige Arbeit des DMSB durchaus in der einen oder anderen Weise in Frage stellen könnten, gab es wohl auch die Einladung zu einer „Außerordentlichen Präsidiumssitzung“. In Kenntnis aller Zusammenhänge bin ich auch nicht überrascht gewesen, dass der natürlich auch eingeladene Präsident des DMSB, Dr. Hans-Gerd Ennser (57), dem DMSB eine kurzfristige Absage erteilte, da er durch „eine private Terminüberschneidung“ verhindert sei.
Man muss wissen: Dr. Hans-Gerd Ennser ist auch Vorstandsvorsitzender des ADAC und hat – als ehemaliger Richter – sicherlich die Auswirkungen der letzten beiden OLG-Urteile auch ohne „Meeting“ begriffen. Er hat wohl vermeiden wollen, auf der DMSB-Sitzung direkt Stellung nehmen zu müssen, zumal er auf dieser „geheimen“ Sitzung auch den ADAC durch zwei weitere Repräsentanten gut vertreten sah.
In diesem Zusammenhang ist interessant, dass der DMSB – aktuell auch auf seinen Seiten einzusehen – nach juristischer Unterstützung durch einem
„Koordinator*in Recht (m/w/d)“
sucht. Die bisherige Justiziarin, Silke Langhorst, war Mitte Juli 2021 zur stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden des DMSB berufen worden und empfindet sich nun offenbar mit ihrer Doppelaufgabe überlastet.
Ebenso sind es wohl die bisher für diesen e.V. tätigen Rechtsanwälte, von deren „unglaublicher“ Arbeit z.B. in der mündlichen Verhandlung für dem Düsseldorf OLG hier schon berichtet wurde. Wenn meine Leser auch hier noch einmal sich erinnernd nachlesen wollen: Bitte HIER klicken! (Den „Gerichtsanteil“ finden Sie mehr im unteren Bereich der Geschichte.)
Der wundersame Einfluss des ADAC auf den deutschen Motorsport geht also weiter. Es überrascht darum auch nicht, wenn nun die „DTM“ – irgendwie – in die „ADAC GT Masters“ aufgehen soll. Vorher im Verhalten wie direkte Gegner, hat der Sohn des ehemaligen ADAC-Sportpräsidenten in seiner Funktion bei der DTM hier wohl vermittelnd eingegriffen. Gerhard Berger wird’s sicherlich recht sein, weil der mit Bestimmtheit nicht gerne „Rot“ sieht!
- Die Motorsportwelt in Deutschland ist zur Zeit voller wundersamer Entwicklungen!
Man denke nur an die VLN/NLS, über deren Entwicklung in Motor-KRITIK fortlaufend berichtet wird! - Nun unter einem neuen Geschäftsführer & Berater!
Es ist schwer diesen Entwicklungen zu folgen und zu einem Bild zusammen zu fügen, das dann auch – nicht nur von Insidern – verstanden wird. Aber man sollte auch nicht auf Wunder hoffen. - Obwohl ich schon einige erlebt habe. - Hatte Katja Ebstein nicht schon 1970 gesungen:
„Wunder gibt es immer wieder. Heute oder morgen können sie geschehn?“
Ich würde mich nicht darauf verlassen, sondern möchte diese Geschichte nun einfach – und platt – mit der Erinnerung an den Titel eines Liedes beenden, der auch bei einer exakten Prüfung durch eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft – wie „E&Y“ - Bestand hat:
„Dreimol Null es Null, bliev Null!“
Weil auch in den Motorsport nur das eingebracht werden kann, was im Portemonnaie ist! - Im Moment scheint nur das Münzfach gefüllt!
Hilft da ein Wunder?