NLS: Eine Breitensportserie hat keine Basis mehr!

Am Wochenende – 21.+ 22. Juni 2024 – wird am Nürburgring der NLS-Lauf 3 über die Bühne gehen. Per 19. Juni gab es – kurz vor Nennungsschluss – 113 Starter. In Gesprächen mit Verantwortlichen musste der Eindruck entstehen, dass man damit „sehr zufrieden“ ist. Denn immerhin – so hört man – gab es bei einem ersten VLN- oder NLS-Lauf nach einem 24h-Rennen immer einen kleinen „Nennungseinbruch“. - Das ist richtig! - Aber warum? - Eigentlich lässt sich alles erklären. Auch damit, dass der Motorsport von heute eben nicht mehr der von gestern ist! - Und dann kommt das tolle Argument, dass eben alles teurer geworden ist! - Dabei ist der Niedergang der VLN/NLS nicht allein darin begründet, sondern auch darin, dass Alle beim Versuch sich einen guten Teil des Kuchens zu sichern, dabei übersehen haben, dass ein Kuchen nicht unendlich viele Stücke hat und die Zutaten stimmen müssen, damit der Kuchen schmeckt!

NLS: Eine Breitensportserie hat keine Basis mehr!

Empfehlung: Der Teig zum NLS-Kuchen muss neu angerührt werden! Es kommt nicht auf die Garnierungen an, wenn der Teig „nicht stimmt“. Dazu braucht man auch keine teuren Zutaten! Es geht schließlich um den Basis-Motorsport!

Da spielen nun mal die GT3 inzwischen eine große Rolle! - Schnell, laut und durch ihre Aerodynamik ein wenig exotisch und eigentlich „weltfremd“, begeistern sie die Fans. Die waren vorher auch ohne GT3 von der Breitensportserie begeistert und säumen inzwischen den Streckenrand der Nordschleife auch dann, wenn nur „Touristenfahrer“  die Nordschleife umkreisen. Dabei sieht und erlebt man dort - überwiegend -  die Automobile, die „Herr und Frau Jedermann“ auch selber fahren.

Wenn das Nennungsergebnis zu NLS 3 ein wenig „soft“ wirkt, so lässt sich das tatsächlich damit erklären, dass nach einem 24h-Rennen… - Wenn man ein Abt-Video auf „youtube“ zur Kenntnis genommen hat, nachdem ein „modernes“ 24h-Rennen mit einem GT3 heute um 1 Million Euro kostet, versteht man, dass zu NLS 3 nur 11 GT3-Renner zum Start antreten.

Tatsächlich sind Langstreckenrennen bei einem Einsatz mit GT3-Fahrzeugen selbst bei einer Dauer von nur 4 Stunden inzwischen kaum noch bezahlbar. Die Industrie- Interessen haben das Preis-Niveau erhöht. Schon durch die „einfühlsame“ Kalkulation für einen GT3-Renner, mit dem man dann gerne Privatfahrer beglückt und deren Erfolge – auch mit Werksunterstützung – dann den Marketing-Abteilungen ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

  • Aber ein Industrie-Engagement im so genannten „Basis-Motorsport“ ist – und war – immer nur ein „Strohfeuer“.

Ein aktuelles Beispiel ist Audi, wo man nach einem gerichtlich verfolgten Kundenbetrug beim „Diesel-Skandal“ nun einer F1-Teilnahme als „Sauber“-Mann zusteuert. Dafür löst man praktisch eine mühsam und über lange Zeit aufgebaute „Kundensport-Abteilung“ auf. Auch auf „Werksfahrer“, die den „Kundensport“ mit unterstützten, glaubt man in Zukunft verzichten zu können.

Unter Leitung eines Herrn Rupert Stadler hat Audi auf mich wahrhaftig noch niemals wahrhaftig gewirkt. Ein Gericht bestrafte ihn für „Betrug auf Unterlassen“.

Ein anderes - schönes - Beispiel für die aktuelle Audi-“Leistung“ wird am kommenden Wochenende die Start-Nummer 5 sein, ein Porsche GT3 des „Herberth-Teams“, auf dem Vincent Kolb und Frank Stippler als Fahrer genannt sind.

Frank Stippler ist vertraglich bis zum Jahresende eigentlich an Audi gebunden, aber es ist heute nicht nur ihm, sondern allen „Insidern“ klar, dass dieser Vertrag nicht verlängert wird. Audi wird sich von ihm trennen. Wahrscheinlich hat der im nächsten Jahr – dann immerhin 50 Jahre alt – zu viel Erfahrung!

Audi hat die Fertigung der GT3-Version des Audi R8 inzwischen eingestellt. - Ende im Gelände! - Eigentlich hätte man einen Nachfolger auf der Basis eines Serienmodells fertig in der Schublade  liegen, aber - man strebt nach Höherem! - Dabei hatte man in der Vergangenheit noch nicht einmal die Probleme der gerne verkauften sportlichen RS-Modelle für die Straße im Griff. - Die Bremsen-Probleme!

Wer aktuell mal im Fernsehen einen Blick auf die neuen Hyper-Cars geworfen hat, wie sie vor einer Woche in Le Mans eingesetzt wurden, der weiß auch, woran vor Jahren die RS-Modelle bei Audi krankten:

Es kommt nicht nur auf die Bremsenbelüftung an, sondern auch auf die Abführung der Wärme aus den Radhäusern der Fahrzeuge, die inzwischen über sau-teure Kohlefaser-Scheiben verfügen, die nicht nur eine relativ hohe Betriebstemperatur benötigen, wenn die Bremsleistung gut sein soll, sondern auch gegen überhohe Temperaturen besonders empfindlich sind.

Daran krankten vor Jahren auch die Audi RS-Modelle, bei denen man inzwischen einen Wärmestau durch eine ausreichende Abfuhr aus den Radhäusern zu vermeiden sucht

„Damals“ war ich recherchemäßig dem Grund für die Überhitzung auf der Spur. Da ließ Audi dann einen Verantwortlichen (Herrn Reil) von der offiziellen Bühne verschwinden! - Der antwortet dann auch auf eine e-Mail-Anfrage von mir nicht mehr, obwohl er noch im gleichen Büro (mit der gleichen Sekretärin) für Audi arbeitete. - Er war selbst für Audi-Mitarbeiter – wie man mir mitteilte – damals nicht auffindbar, da ihm gerade eine neue Position zugewiesen wurde.

Inzwischen gibt es Herrn Reil wieder bei Audi.  Herrn Rupert Stadler – den ich „damals“ auch informiert hatte - aber nicht mehr!

Die Hyper-Cars in Le Mans erinnerten mit den oben offenen Radabdeckungen an die Problematik bei modernen Bremsanlagen mit Kohlefaser-Bremsscheiben, wie sie „damals“ bei den Audi RS-Modellen durch „Rauchzeichen“ bei rennmäßiger Belastung deutlich wurden!

Aus Motor-KRITIK-Sicht ist übrigens die Entwicklung hin zu einer Kohlefaser-Bremsscheibe etwas, was in einem Serien-Automobil niemand braucht, nur teuer ist und im Normalverkehr keinerlei Vorteile bringt.

Unter der Audi-Grundsatzentscheidung – hin zur Formel 1 - werden nicht nur Fahrer, wie etwa Frank Stippler zu leiden haben, sondern auch ein Team ,wie z.B. das von „Scheerer Sport PHX“, das aus dem Phoenix-Team hervorging, das für Audi – in Verbindung mit Frank Stippler – den Audi R8 LMS GT3 - erst zu einem konkurrenzfähigen Rennautomobil fertig entwickelte.

Leider passen solche GT3-Renner aus vielerlei Gründen nicht in eine Basis-Motorsportserie. Darum passen sie auch nicht in die aktuelle NLS-Serie.

  • Die NLS-Serie müsste eigentlich – wenn sie überleben soll – vollkommen neu ausgerichtet werden. Sie muss vollkommen losgelöst von allen GT3-Interessen gestaltet werden und braucht ein vollkommen neues Reglement!

Man muss sich in diesem Fall ganz klar an den Interessen der Amateur-Motorsportler orientieren und darf nicht versuchen die Interessen der Hersteller und Klubs damit zu verbinden! - Auch nicht in einer modifizierten Form!

Man muss den Basis-Motorsport wieder auf die Ebene zurück führen, woher er kam, obwohl er heute, schon aufgrund der technischen Weiterentwicklung über die Zeit, sich aktuell schon ein wenig anders darstellen würde als „damals“.  Er darf auch nicht zu einem Schaukampf von Geschäftsinteressen verkommen. Auch das Zuschauerinteresse wird – nach einem ersten Schock – wieder wachsen, wenn Motorsport mit den Automobilen betrieben wird, wie man sie auch auf der Straße täglich nutzt. - Es müssen ja nicht unbedingt SUV’s sein!

Dazu gehören aber leider nun mal keine Elektro-Automobile! - Selbst mit Spitzenmodellen dieser Sparte lassen sich kaum mehr als maximal vier Runden Nordschleife – im Renntempo (!) - realisieren. - Wenn dabei die verbaute Elektronik nicht auch noch überhitzt!

  • Und alle bisher vorhandenen „Korsett-Stangen“ im Reglement müssen wegfallen! - Wer braucht dann noch die BOP? - Wer braucht dann noch ein Nordschleifen-Permit? - Wer braucht Mindeststandzeiten bei Boxenaufenthalten?

Die haben übrigens inzwischen dazu geführt, dass in solchen „zwangsweisen“ Pausen, nicht nur Bremsklötze, sondern ganze Bremsanlagen gewechselt werden! - Was soll am auch sonst mit der unnötig langen Standzeit machen?

All das verwässert den Charakter des Langstreckensports, der sich als eine Teamleistung darstellen sollte. Da spielt die perfekte Arbeit des Boxenteams genauso eine wichtige Rolle, wie die Fähigkeiten von maximal zwei Fahrern bei einem 4h-Rennen! - Und kürzere Standzeiten, für die eine gute technische Konzeption des Fahrzeugs eine Voraussetzung ist. Alles sind eigentlich kleine Bausteine, hin zum Gesamtsieg – oder auch Klassen-Sieg – bei einem Langstreckenrennen!

Natürlich haben die inflationär gestiegenen Kosten eine andere Linie erzwungen, weil sich jeder in der Kette einer Rennveranstaltung zu einem Mehr-Verlangen hinreißen ließ.

Vielleicht war Porsche der Auslöser, weil dieser Hersteller der erste Automobilhersteller – zumindest in Deutschland – war, der mit dem Motorport Geld verdiente. Dem haben dann die anderen Hersteller nachgeeifert. Aber inzwischen ist z.B. das GT3-Pferd tot geritten! Nicht nur Audi steigt bei den GT3 ab und aus, sondern auch weitere Firmen werden neue Serien aufleben lassen – oder das zumindest versuchen. Die GT4 wird z,B, weiter wachsen, auch weil sie billiger ist!

  • Motorsport-Interessenten mögen einmal die Anschaffungs- und Einsatzkosten eines LMP2 mit denen eines GT3 vergleichen!

Es wird beim NLS-Veranstalter liegen, mit einer „Gewalt-Kur“ wieder zum Basis-Motorsport zurück zu finden und dabei die Entwicklung von „vernünftigen“ Verbrennermotoren (!) anzuregen. Über ein neues Reglement! - Der aktuell eingeschlagene Weg ist der falsche!

Das sollte man spätestens dann begreifen, wenn man einmal ein Blick auf die VLN-Seite im Internet wirft, wo zum aktuellen NLS 3-Lauf z.B. folgende Anmerkung zu finden ist:

„Ergänzung zur BoP
Fahrzeuge mit Turbomotoren / Cars with turbocharged engines
Klassen / classes : SP9, SP10, SP11, SP-X, SP pro
Pamb
944
Gemessen an der Wetterstation Nürburgring am 01.06.2024 um 14:45 Uhr“

Wer das versteht, der darf auch ein modernes 24h-Rennen nach 7,5 Stunden beenden! - Egal wie!

Aber sollte man solchen „Fachleuten“ wirklich Platz in einer Serie des Basis-Motorsports auf der Nürburgring-Nordschleife einräumen?

MK/Wilhelm Hahne
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