Gespeichert von wh am
Ich erinnere mich, dass ich zusammen mit einem Kollegen einer Autozeitschrift zum Nürburgring fuhr, um dort einem jungen Rennfahrer sein Honorar für eine Kolumne in bar zu überbringen, weil der dringend „Bares“ brauchte. Das war noch in der wenig erfolgreichen Zeit eines Rennfahrers, der später nicht nur durch Siege glänzte, sondern auch bei seinen Rennfahrer-Kollegen nicht gerade beliebt war, weil er – wenn es um seine Vorteile ging – sehr „anpassungsfähig“ war. - Es wird immer wieder übersehen, dass ein erfolgreicher Automobil-Rennfahrer nicht nur Talent haben sollte. Er muss auch ein besonders durchsetzungsfähiger Mensch sein. - Jeder auf seine Art! - Nicht jede Art ist sympathisch, weil sie immer wenig rücksichtsvoll ist. - Sie wird nur dann von den Fans akzeptiert, wenn sie „gut verkauft“ wird.
Klaus Ludwig ist 75: „König“ oder „Schmierwurst“?
Die Rennfahrer-Kollegen (Konkurrenten?) nannten Klaus, wenn „intern“ über ihn gesprochen wurde, meistens „die Schmierwurst“! - Dabei trat er wie ein „König“ auf, was dann auch eine Zeitschrift dazu anregte, Klaus Ludwig in einer Foto-Montage als „König Ludwig“ darzustellen. Das entsprach durchaus – nach der „bitteren“ F2-Zeit – seinem selbstherrlichen Auftreten.
Nur einer hat sich, wenn man im „Team“ mit ihm vielleicht eine Konkurrenz darstellte, klar und deutlich gegen ihn durchsetzen können: Hans Heyer! Das war in den Jahren 1975 und 1976, als er sich jeweils Hans Heyer in der Deutschen Rennsport-Meisterschaft beugen musste.
- Hans Heyer gewann diese Meisterschaften vor Klaus Ludwig. Beide waren mit einem Ford-Escort unterwegs!
Aber Klaus Ludwig hat dazu gelernt. Sein Auftreten in der Öffentlichkeit vermittelte dann stets eine Art von „königlicher“ Überlegenheit. Die spielte er auch gegenüber seinen Fahrer-Kollegen aus, was ihn „intern“ nicht gerade beliebter machte.
- Klaus Ludwig war – und ist? - einer jener Typen, die „mit allen Mitteln“, aber wie selbstverständlich an ihrer Karriere gearbeitet haben!
Das ist kein Vorwurf, sondern nur eine Feststellung! - Klaus Ludwig war ein hervoragender Rennfahrer, aber niemals der „nette Kollege von nebenan“!
Ich erinnere mich, dass sein Team-Kollege Klaus Niedzwiedz mal am Nürburgring zu mir kam, um mich zu fragen, was er wohl falsch mache.
„Wilhelm, der Klaus macht mich fertig. Der ist in jeder Runde schneller als ich. Kannst du mir vielleicht sagen, was ich falsch mache?“
Wie ich feststellen konnte, war Klaus Ludwig auch in diesem Fall einfach der Rennfahrer mit der besseren Übersicht, mit dem besseren Gefühl für das, was allgemein als „Ideallinie“ empfunden wird. Er fuhr an einer bestimmten Stelle des GP-Kurses eine andere Linie, als das von anderen Rennfahrer-Kollegen empfunden wurde.
Er wusste auch immer, die richtigen – wichtigen – Leute „auf seine Seite zu bringen“. Einem so erfolgreichen Rennfahrer wie Klaus Ludwig wurde – auch im Sinne der jeweiligen Marke – gerne „geholfen“. Wenn z.B. dem Klaus die „Qualifyer“ (die „weichsten“ Reifen) im Training ausgingen, dann wurden eben – schon morgens vor dem Frühstück – die Start-Nummern auf den Team-Fahrzeugen umgeklebt. Sein Fahrerkollege hatte noch neue Qualifyer, die so von Klaus Ludwig – und natürlich erfolgreich - genutzt wurden.
- Und niemand hat’s gemerkt! - Noch nicht einmal die Konkurrenz!
Nicht nur im Motorsport ist es von Vorteil, wenn man „Kollegen“ - nicht gerade rücksichtsvoll - aussteigen lässt. Klaus Ludwig war darin ein Meister!
- Klaus Ludwig wurde wegen seiner Erfolge – völlig zu Recht – in der Öffentlichkeit als „König Ludwig“ empfunden!
„Damals“ war es so nicht nur chic, sondern für Klaus Ludwig auch selbstverständlich, dass er als einer der erfolgreichsten Tourenwagenfahrer – und mehrfacher Le Mans-Gewinner – auch einen Wohnsitz in Monte Carlo hatte. Da brannte dann schon mal wochenlang das Licht! (Insider wissen warum.) Während Klaus Ludwig morgens in Bornheim mit seiner Harley Brötchen fürs Frühstück holte.
- Wer weiß schon, dass diese Brötchen dann sehr teuer für Klaus Ludwig geworden sind?
Auch privat hat es dann später „mal gekracht“! - Das kommt in den besten Familien vor. - Aber seltener ist schon, dass seine Frau dann nicht nur ihn, sondern alle seine – auch ihre Freunde (!) – „vor die Tür gesetzt“ hat. - Alle wussten von einer „Escapade“, mit der er inzwischen bis heute, schon lange in Kalenborn/Eifel zusammen lebt. - Mit einem herrlichen Blick übers Tal!
Ich habe auch mit erlebt, wie Klaus Ludwig dann um die Zuneigung seines Sohne Luca gekämpft hat, der sich zunächst klar auf der Seite seiner Mutter platziert hatte.
Aber Luca wollte auch gerne ein Rennfahrer sein. - Und er ist es nach seinem Studium in Bonn auch geworden! - Mit Vaters Hilfe!
Lieber Klaus,
auch von mir die besten Wünsche zu Deinem 75. Geburtstag – einen Tag nach dem 5. Oktober! Du weißt, dass ich weiß, was ich weiß! Aber ich weiß natürlich auch, dass es im Leben nicht immer nur bergauf geht. Das Leben ist – wie Du es auch erleben konntest – ein ständiges Bergauf, Bergab!
Die „stürmische Zeit“ ist vorbei! Du lebst – wie ich – nun in den ruhigen, gesunden Gefilden der Eifel, die jetzt in einem – vielleicht - sonnigen Oktober, wie ein Stück Toscana wirkt!
Vielleicht würdest du heute – schon aufgrund der erlangten langjährigen Erfahrung – das Eine oder Andere ein wenig anders machen, als du es „damals“ gemacht hast!
Aber per Saldo warst du erfolgreich! Wobei andere darunter schon mal etwas leiden mussten!
Aber so ist das nun mal im Leben! - Für den Optimisten ist das Leben kein Problem, sondern schon die Lösung!
Beste Grüße,
sozusagen „von Haus zu Haus“!
Wilhelm