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Eigentlich ist so eine Frage „von gestern“. Was soll das, wenn man heute Fragen „von gestern“ zu beantworten sucht, weil solche Antworten heute ohne jeden Wert sind? Aber das ist wohl „der Stil der neuen Zeit“, wenn man mit solchen Fragen von aktuellen Problemen – auch der Formel 1 – ablenkt. Von den oben genannten drei Rennfahrern hatte ich nur persönlichen Kontakt mit Heinz-Harald Frentzen. Die anderen zwei kenne ich nur vom aufmerksamen Beobacchten her. Mit Heinz-Harald zusammen – und Marco Werner – habe ich 1988 ein 24h-Rennen am Nürburgring bestritten. Damals war „H.-H.“ 21 Jahre jung. Heute ist er 57 Jahre alt! Trotzdem scheint die Frage nach seinem Talent immer noch aktuell zu sein. Sicherlich auch aus Sicht eines Heinz-Harald Frentzen aktuell eine unsinnige Frage. - Kann man Freude, den Spaß an einer Sache an dem messen, was in unserer Gesellschaft als „Erfolg“ bezeichnet wird? - Aber wenn die Frage „in“ ist, sei sie auch hier einmal gestellt und – aus meiner persönlichen Sicht - beantwortet:
Karl, H.-H. + Michael: Wer war der Schnellere?
Gemeint sind Karl Wendlinger, Heinz-Harald Frentzen und Michael Schumacher. Alle Drei waren hervorragende Rennfahrer. - Aber wer war der Bessere?
Diese Frage wird immer wieder versucht zu beantworten. Aktuell wird wieder einmal die Frage in einem Buch zu beantworten versucht, indem man jemanden befragt, von dem man annimmt, dass er es wissen muss: Peter Sauber.
- Sozusagen eine „Experten“-Meinung! - Denn ohne Experten geht heute gar nichts!
Unter seiner Oberleitung sind alle Drei schon gefahren. In dem Mercedes-Sportwagen-Team, das von Peter Sauber eingesetzt wurde. Er hat auch die ersten Testerfahrungen mit diesem drei ganz unterschiedlichen Rennfahrern gemacht.
Da war „damals“ dann Heinz-Harald der Schnellere. Aber, so sagt Peter Sauber: „Michael Schumacher fuhr die konstanteren Rundenzeiten“. - Das alles ist in einem Buch nachzulesen, über das gerade im Internet viel zu lesen ist, weil es vom Chefredakteur eines Internet-Motorsportdienstes verfasst wurde. Sein Titel:
- „Grand Prix Storys – Hinter den Kulissen der Formel 1“ von Christian Nimmervoll.
Irgendwie erscheint immer als Ergebnis aller Darstellungen ein Name, der auch von den Fans genannt werden würde, weil der eben 7 Formel 1-Weltmeistertitel errungen hat und 307mal in der Startaufstellung zu großen Grand-Prix zu finden war: Michael Schumacher.
Vergessen wird dabei meistens, das alle Drei zunächst einmal Menschen mit den unterschiedlichsten Anlagen waren. Dabei gab es - bei allen – durchaus auch die Anlage, ein Automobil schnell zu bewegen. Aber diese Anlage muss ergänzt werden durch weitere Anlagen, die dann erst einen Menschen zu einem besonders guten Rennfahrer machen.
Schauen wir mal zunächst auf den Österreicher Karl Wendlinger, der sehr leistungsorientiert in den Motorsport startete und der Wert darauf legte, ernst genommen zu werden.
Bei seinem Unfall 1994 in Monaco 1994 kam es dann – auch durch einen Luftröhrenschnitt, nach einem Unfall, nach dem er fast drei Wochen im Koma lag – zu einer Veränderung seiner Einstellung. Karl Wendlinger hatte praktisch seine Einstellung zum Wettbewerbssport verloren. Anders ausgedrückt: Er war langsam geworden. Er fuhr gut, aber das zu langsam. Er hat das selber sehr schnell begriffen und sich auf „die andere Seite“ des Motorsports begeben.
Bleiben Heinz-Harald Frentzen und Michael Schumacher. Michael war immer Realist. Er war eine Mischung von eigensinnig, schwierig, überzeugend, freundlich, wohlerzogen. - Wenn man ihn in der Boxengasse traf! Er war in Rennen vielleicht nicht ganz so „hart“ wie ein Alain Prost, aber ließ durchaus so etwas wie – vorsichtig ausgedrückt - „Durchsetzungsvermögen“ erkennen.
- Was immer wieder vergessen wird: Ein guter Rennfahrer muss auch über einen entsprechenden Charakter verfügen, um als Rennfahrer erfolgreich zu sein!
Was dazu nötig war, war bei Michael Schumacher vorhanden, aber es fehlte einem Heinz-Harald Frentzen. Der hatte – aus meiner ganz persönlichen Sicht – wirklich die besseren Anlagen. Michael Schumacher war z.B. im Kart ungeschlagen. Beim ersten Aufeinandertreffen der beiden in Kerpen, auf der „Hausbahn“ von Michael, wurde er aber von Heinz-Harald geschlagen!
Wenn dann später im Mercedes-Sportwagen bei Tests Michael schon mal schneller fuhr, als ihm vorgegeben war, so war das – aus Michaels Sicht – durchaus mit der Absicht verbunden, „Eindruck“ zu machen, den er – bei einem entsprechenden Vorwurf dann mit der Antwort begegnete:
„Wenn ich langsamer fahre, bin ich unkonzentriert. Und das ist mir zu gefährlich!“
Heinz-Harald haben „solche Spielchen“ niemals interessiert. Er machte was ihm gesagt wurde. Ihm war eigentlich auch dieses ganze „Theater“ zu viel. Er wollte eigentlich nur eines: „Ich will Formel 1 fahren!“ - Das hat er nicht nur so dahin gesagt. Er hat es so gemeint!
Und er ist dann von 1994 – 2003 insgesamt 157 Formel 1-Rennen gefahren. Er wurde da immer wie ein Rennfahrer behandelt. Leider hat sich niemand um den Menschen Heinz-Harald Frentzen bemüht, denn natürlich wäre der zu größeren Leistungen fähig gewesen, als er sie mit einem Vize-Titel in der Formel 1 erreicht hat.
Es ist kein Zufall, dass Heinz-Harald sich später dann – von eigenem Geld – einen E-Sportwagen bauen ließ, bei dem er – auch aus meiner persönlichen Sicht – dann auch gehörig „über den Tisch gezogen wurde“. Aber niemand hat ihn darüber jemals klagen hören.
- Heinz Harald Frentzen gehört zu den Menschen, die nicht umkrempeln, sondern die verbessern wollen!
Das zeigt er auch aktuell mit seinem Privat-Haus in Lank-Latum, das „nachhaltig“ angelegt ist. Und Heinz-Harald fährt ein E-Auto. - Aus Überzeugung!
Ich persönlich habe Karl Wendlinger verstanden, habe Michael Schumacher respektiert, aber mit einem Heinz-Harald Frentzen auch schon mal gelitten. Weil ich weiß, wie gut er eigentlich war.
Er hätte – bei entsprechender „Anregung“ - mehr aus seinen Anlagen machen können. Leider wurde von seiner damaligen Umgebung nur auf eine geachtet.
Aber hinter jedem Rennfahrer steckt auch ein Mensch!