Aus Kriegsberichterstatter wurde Korrespondent:in!

Wir sind fortschrittlich geworden. Über die Jahre wurde in Berlin aus einem „Propaganda-Ministerium“ das „Bundes-Presseamt“. Aus funktionierenden Presseabteilungen der Automobilindustrie, die sich als Dienstleister empfanden, wurden reine „Firmen-Propaganda“-Abteilungen. Es gibt auch keine „Weltkriege“ mehr, nur noch viele, kleine (?), regionale Kriege. - Welch ein Fortschritt! - Marketingabteilungen würden heute gerne die Funktion der Vertriebsabteilung übernehmen. Aus sinnvollen Statistiken wurden längst verlogene Erfolgsnachweise. Man soll nur noch nach vorne blicken! Man darf aber – das aber bitte nur in bestimmten Fällen – nicht vergessen sich zu erinnern! - Was denn nun?

Aus Kriegsberichterstatter wurde Korrespondent:in!

Als alter Mann wundert man sich schon – weil man sich erinnert - wenn Kriege heute immer nur von einer Seite betrachtet werden. Die Kämpfe dort werden dann von „Experten“ beurteilt, die vorher noch niemals einen Krieg „live“ erlebt haben. - Dazu sind sie auch zu jung!

  • Kriege verlangen immer Menschen-Opfer, sind immer „menschenverachtend“!

Aber die „Experten“ beurteilen mehr die Kampfhandlungen, Drohnen- und Raketenangriffe. Immer aus der richtigen Perspektive. Im Zweiten Weltkrieg gab es dafür „Kriegsberichterstatter“! So lange ich in Deutschland lebe – immerhin seit 1933 – habe ich überwiegend eine Kriegsberichterstattung  (Zweiter Weltkrieg) aus „der richtigen Perspektive“ erlebt. - Ganz gleich von wem! - Ich hörte auch mal – verbotener Weise – BBC!

„Damals“, nach dem Zweiten Weltkrieg, als es z.B. „nur“ einen „wichtigen“ Krieg, den Korea-Krieg gab, da habe ich mich schon mal gewundert, wenn ich die 20 Uhr-Nachrichten nicht in der ARD, sondern die auf einem holländischen Fernsehsender gehört habe.

  • Bei beiden Sendern wurde über den gleichen Krieg berichtet. Aber die Schilderungen von aktuellen Ereignissen unterschieden sich deutlich. - Alles eine Sache der Perspektive!

Mit Kriegen wird schließlich auch Politik gemacht. Jeder hat seine Freunde und solche, die er nicht mag. Das scheint auch bei Politikern – auf andere Länder bezogen – nicht anders zu sein.

  • Wenn „Freunde“ einen Krieg führen, ist deren Gegner in der Berichterstattung immer der Böse!

Daran hat sich über Jahrzehnte nichts geändert! - Wenn nach dem Zweiten Weltkrieg viele der damals „Erwachsenen“ der Meinung waren, dass es wohl nun keinen Krieg mehr geben würde, weil nun eigentlich alle „die Schnauze voll“ haben dürften, so war das ein Irrtum.

Es wurde bei solch menschlichen „Wunsch-Betrachtungen“ eines übersehen:

  • Jeder Krieg hat auch eine wirtschaftliche Bedeutung! - Anders formuliert: Der Krieg ist ein Geschäft!

Politiker schätzen so manchen Krieg auch deshalb, weil er normale Bürger ängstlich und damit „gefügiger“ macht!

Einiges zum Thema Krieg habe ich auch gelernt, indem ich überwiegend in der Auto-Branche unterwegs war. Das waren auch schon mal „Rüstungsbetriebe“ – oder sind es gewesen!

Ich erinnere mich z.B. an einen Besuch bei „Matra“ in Paris, eine Firma, die ich vorher nur durch das Beobachten von Formel 2-Rennen oder deshalb kannte, weil „Matra“ auch – so nahe 1970 – ein interessantes Automobil baute. - Den Matra M530.

  • Das war ein zweisitziges Mittelmotor-Fahrzeug (+ zwei „Gastsitze“) mit einer Kunststoffkarosse und einem sparsamen V4-Motor, der von Ford kam. Das Fahrzeug wog unter 1.000 Kilogramm!

Damals war ich wegen diesem, später dann mit diesem Fahrzeug mehrfach in Paris. Ich war erstaunt von einem Matra-Mitarbeiter zu hören:

„Wenn wir gewusst hätten, dass es einen „Sechstagekrieg“ geben würde, der nur deshalb so schnell entschieden wurde, weil die Israelis Matra-Raketen einsetzten, dann hätten wir das ganze Theater mit dem Automobil-Bau- und -Sport nie begonnen!“

Weil ich ein wenig dumm „aus der Wäsche schaute“, hat er mir erklärt:

„Matra“ ist eigentlich ein Waffen-Konzern, baut vornehmlich Raketen. Aber in den Kriegs-Ministerien dieser Welt waren wir – bis zum „Sechstagekrieg“ – ein Niemand. Man kannte uns nicht. Wir sind nur ins Automobilgeschäft eingestiegen, um die Marke „Matra“ ein wenig populärer zu machen.“

Übrigens: Der Matra M530 war auch nach einer Matra-Rakete benannt!

Wenn man heute mal unter „Wikipedia“ nach dem „Sechstagekrieg“ sucht, dann liest man u.a., dass der vom 5. bis zum 10. Juni 1967 dauerte. Weiter ist zu lesen:

„Der Krieg begann am 5. Juni mit einem Präventivschlag der israelischen Luftstreitkräfte gegen ägyptische Luftwaffenbasen, der einem befürchteten Angriff der arabischen Staaten zuvorkommen sollte. Jordanien, das am 30. Mai 1967 einen Verteidigungspakt mit Ägypten geschlossen hatte, griff daraufhin Westjerusalem, Ramat Rachel und Netanja an. Im Verlauf des Krieges erlangte Israel die Kontrolle über den Gazastreifen, die Sinai-Halbinsel, die Golanhöhen, das Westjordanland und Ostjerusalem. Der Ausgang des Krieges beeinflusst die Geopolitik der Region bis zum heutigen Tag.“

Das mit dem „Präventivschlag“ ist übrigens eine tolle Formulierung. Warum wird die heute nicht auch bei anderen Kriegen verwendet? - Da spricht man dann von „Angriffskrieg“!

Andere Erkenntnis – jetzt beim Schreiben: Vielleicht sollte ich mit meinen Informationen bei einer Berichterstattung aus der Welt der Motoren und des Motorsports bleiben! - Immerhin ist das ein Teil des großen, bunten Puzzlespiels, der Welt in der wir leben.

Heute ist es so, dass man die Berichte von Kollegen – aus dieser Sparte des Puzzle – auch schon mal ein wenig kopfschüttelnd liest. - Wegen der Perspektive!

  • Es gab auch schon mal bei mir „Präventivschläge“. Ich denke da z.B. an eine Hausdurchsuchung. - Oder an Prozesse der Automobilindustrie gegen mich.

Ich habe oft Monate gebraucht, um solche „Präventivschläge“ abzuwehren oder auch einen Prozess – teuer (!) - zu verlieren! - Ich habe es aber immer ohne „Matra“-Raketen geschafft! - Einmal mit Hilfe des Deutschen Journalisten Verbandes!

Jetzt höre ich beim Fernsehen interessiert z.B. einer Korrespondent:in zu, die versucht, die ganze  Dramatik eines Krieges den Fernsehzuschauern damit zu erklären, dass sie die letzte Nacht kaum geschlafen habe, weil der Kriegslärm bis in ihr Schlafzimmer drang!

Nein, ich werde jetzt nicht über lange „ Bombennächte“ in Luftschutzkellern – immer und immer wieder – im Zweiten Weltkrieg klagen. Die da „bomten“, das waren ja unsere heutigen „Freunde“! - Es ging da auch „nur“ um „kriegswichtige Ziele“. - Wie in Dresden z.B. - ??? -

  • Wer hat schon „damals“ bei einem Krieg an die so genannte „Zivil-Bevölkerung“ gedacht?

Es ist alles lange her! - Nun geht es, wenn es nicht gerade um einen Krieg geht, um eine Klimakrise! - Natürlich eine weltweite! (Was schon mal vergessen wird!)

Dazu werden dann wohl wieder „Kriegsberichterstatter“ gebraucht!

MK/Wilhelm Hahne
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