Ein bißchen Spaß muss sein...

Rheinland-Pfalz hat mit rd. 45 Prozent einen hohen römisch-katholischen Anteil in der Bevölkerung. Der verteilt sich nicht gleichmäßig übers Land, sondern ist im rheinländischen Teil des Landes besonders groß. Dort liegt der Nürburgring. Klar ist, dass die Landesregierung die Pfalz, wo der evangelische Anteil in der Bevölkerung besonders hoch ist, auch in seiner Gesetzgebung berücksichtigt hat. Darum ist in RLP zwischen Karfreitag und Ostermontag Ruhe angesagt, was Vergnügungen wie z.B. Tanzveranstaltungen betrifft. Die SPD wird doch ihr Wählerpotential in der Pfalz nicht verärgern. Für evangelische Christen ist nämlich z.B. der Karfreitag ein besonders hoher Feiertag. Die Katholiken nehmen diesen Tag als Feiertag hin. Aber ein besonders hoher? - Nun, sogar deren Kirchenglocken schweigen. So genau hat das sicherlich der Marketingmann nicht empfunden, der bei der Nürburgring GmbH (inzwischen in Konkurs) die Idee zu einem „Car-Friday“ - andere schreiben „Car-Freitag“ - hatte. Er kam aus Bremen, muss denen zugerechnet werden, die hier in der Region als Teil der „Bremer Stadtmusikanten“ empfunden werden. - Und so ist hier der „Car-Friday“ am Nürburgring inzwischen mehr ein Tag für vergnügungssüchtige Jugendliche geworden, auf die sich die Verantwortlichen in Verwaltung und Polizei nach Negativerfahrungen in den letzen Jahren auch entsprechend vorbereiten. Auch in 2013. Denn der Start hinein in eine „Fröhliche Ostern“ kann sonst schnell in Krawall ausarten. - Wird Karfreitag am Nürburgring wie ein christlicher Feiertag begangen?

Ein bißchen Spaß muss sein...

...meinten viele junge Autofahrer schon im Jahr 2012. Und es kam z.T. zu chaotischen Zuständen auf den kleinen Eifelstraßen rings um den Nürburgring. Für 2013 hatten sich die Verantwortlichen in Polizei und Verwaltung gut vorbereitet. Und die „Rhein-Zeitung“ vermeldete im Vorfeld:

„Verwüstetes Brünnchen wie 2012 soll sich nicht wiederholen“.

Und man wurde an die Situation zu Karfreitag im Jahre 2012 noch einmal erinnert, indem die Zeitung anführte:

„Besonders betroffen war der berühmte wie beliebte Brünnchen-Parkplatz, der zu Herschbroich gehört. Mülltonnen brannten, nachts gab es Feuerwerk, überall nur Abfall, Szenen wie nach einer Straßenschlacht. Zehn Ring-Mitarbeiter brauchten fünf Tage, um den ganzen Dreck wegzuschaffen und die Plätze wiederherzustellen.“

2013 sollten sich diese Zustände nicht wiederholen. Und so hatten sich die Nürburgring-Verwaltung (neu: NBG, Nürburgring Betriebsgesellschaft m.b.H) und Polizei exakt abgestimmt. Auf dem Brünnchen-Parkplatz sollten keine Camper mehr zugelassen werden, die Polizei wollte verstärkt kontrollieren und das eingesetzte Personal der Betreibergesellschaft sollte verstärkt werden. Der Leiter der Adenauer Polizei-Dienststelle warnte:

„Wegen des Wetters war die Nordschleife dieses Jahr noch nicht offen. Da scharren sicher alle mit den Hufen.“

Umso gespannter durfte man diesem Karfreitag entgegensehen.

Nach dem Erwachen zeigte ein Blick aus dem Fenster...

 

...es hatte tatsächlich geschneit. Der Karfreitag präsentierte sich hier im Nürburgring-Umfeld „ganz in Weiß“.

Das war eigentlich keine Überraschung, denn ein Mitarbeiter der Wetterstation in Barweiler hatte mir am Vortag nicht nur erklärt, dass wir gerade den kältesten März seit 120 Jahren erleben, sondern auch den Schneefall vorhergesagt. Das war übrigens auch bei den Wettervorhersagen auf dem Computer zu sehen:

 

Als ich dann am Freitagmorgen mein iPad bemühte, da sah ich dies:

 

 

Also habe ich mal die Web-Cam's am Nürburgring aufgerufen. Die Situation „vor Ort“ wurde mir bestätigt:

 


Auch der GP-Kurs des Nürburgrings präsentierte sich mir am frühen Morgen in einem makellosen Weiß, mit einer zweispurigen Zierlinie, der Reifenspur eines Autos versehen:

 

Wie ich auf dem Bildschirm überprüfen konnte, hatte man sich am Nürburgring gut vorbereitet:


Wahrscheinlich glaubt man dort immer noch den Versprechungen der Landesregierung und der „alten“ Geschäftsleitung der landeseigenen Nürburgring GmbH, die der Öffentlichkeit „eine Ganzjahresdestination“ versprochen hatten. - Niemand hatte damals darüber gelacht. - Ich kann darüber inzwischen auch nicht mehr darüber lachen.

Gegen Mittag wurde die Situation – zumindest was den Schnee auf der Straße betrifft – besser:

 

Und als das Auto, das seit dem frühen Morgen sozusagen „in der ersten Startreihe“, auf der Zufahrt vor den Schranken zur Nordschleife stand plötzlich verschwunden war...

 

...da schien die Zeit gekommen...

 

...sich an den Ort zu begeben, wo sichtbar sein sollte, was sich denn unter diesen miserablen Wetterbedingungen rings um den Nürburgring abspielte. So habe ich mich in meinen Wagen gesetzt, bin über die B 258 ein paar hundert Meter nach Döttingen auf die B 412 abgebogen, um den Parkplatz „Brünnchen“ zu erreichen.

 

Und stand im Stau.

 

Es ging Meter für Meter voran. Manchmal stand man auch für 10 – 20 Sekunden. - Oder waren es schon mal Minuten?

 

Die Polizei kam rechts auf dem Standstreifen vorbei und links von mir standen Gruppen von jungen Leuten, die am Grill hantierten und gleichzeitig den Verkehr auf der Straße beobachteten. Sie schauten nicht zur Nordschleife. Da war nichts los. - Die Nordschleife war für den Touristenverkehr auch gegen Mittag immer noch gesperrt. Und so warteten die Zuschauer auf einen „Burn-out“ auf der Bundesstraße. - Oder mindestens ein Reifenquietschen beim Anfahren der im Stau befindlichen Fahrzeuge.

 

Andere Nürburgring-Besucher gingen zu Fuß auf dem Standstreifen rechts in die Richtung, wo sie offensichtlich mehr „Action“ vermuteten.

 

Als Autofahrer kam man langsamer voran als die Fußgänger.

 

An besonderen Stellen, an denen die Nordschleife besonders gut zu erreichen ist, war die Straße – zugeparkt. - Die Polizei hatte schon im Vorraus mit Abschleppen gedroht. Aufmerksame Autofahrer standen darum rechts von den weißen Linien, sozusagen abseits der Straße.

 

Und dann kam der Parkplatz „Brünnchen“ ins Blickfeld.

 

Der stockende Verkehr wurde noch stockender, weil offensichtlich immer noch Fahrnezeuge versuchten auf den Parkplatz „Brünnchen“ abzubiegen. - Was leider nicht ging. - Voller als voll geht nicht.

 

Nach dieser Stelle ging es auf der B 412 praktisch „locker“ weiter.

 

Ich habe dann meine auch bei VLN-Veranstaltungen übliche Runde – zunächst hinunter nach Adenau – gedreht. Der Parkplatz dort, kurz vor der NordschleifenAuffahrt in „Breidscheid“ (bei Lidl) war vollbesetzt und man grillte auch dort. Und am Hang, dem Rand der Rennstrecke zur Brücke hinunter, standen die Zuschauer in einer Dichte, wie man sie auch bei einem normalen VLN-Lauf erleben kann. - Erstaulich! - Denn auf der Nordschleife waren keine Fahrzeuge unterwegs!

Auch der Parkplatz nach dem Ort Quiddelbach war – wie bei VLN-Läufen – voll besetzt. Von dort aus hat man Zugang zur „Hatzenbach“.

 

Noch nie gesehen: Oben am Nürburgring, dort wo man auch zum Eingang des „Boulevard“ finden kann (der natürlich leer war), war die Fußgängerbrücke voller junger Leute, die auf irgendetwas zu warten schienen, was dann – soweit ich das beurteilen kann – nicht häufig passierte. - Es gab schon mal einen Autofahrer, der „sportlich“ beschleunigte, aber... - es passierte wenig.

 

Ich habe dann den Kreisverkehr hin zum Ort Nürburgring passiert, der sich nun zu Ostern 2013 repräsentativ so darstellt und wohl zum Abbiegen ins Dorf Nürburg annimieren soll:

 

Ein kurzer Stopp bei der Tankstelle „Döttinger Höhe“ vermittelte einen Eindruck von vollen Parkplätzen...

 

...und Menschen, die auf die B 258 blickten...

 

...wo man – wenn man das Wetter berücksichtigt – einen regen Verkehr registrieren konnte. - Aber: Fährt man deswegen in die Eifel?

Aber was blieb den zum „Car-Friday“ in die Eifel Angereisten schon anderes übrig? - Auf dem Computer-Bildschirm konnte ich es mir nach meiner Rückkehr an den heimischen Herd bestätigen lassen:

 

Die Nordschleife war für den Touristenverkehr gesperrt – und blieb es auch. Natürlich der GP-Kurs auch. Da hatten manche der Angereisten dann auch noch genügend Bargeld übrig, um die Abschleppkosten aus den Parkverbotszonen zu bezahlen.

 

Wie ich beobachten konnte, waren zwei Abschleppwagen im Einsatz, die sich aber auch immer mit im Stau befanden. Es ist halt noch Winter in der Eifel und schon schwer ein wenig Geld zu verdienen. Immerhin hatten wir den kältesten März seit 120 Jahren. - Sagte das Wetteramt.

Ich kann das bestätigen. - Ich habe einen ähnlich kalten März noch nicht erlebt. :-)

MK/Wilhelm Hahne

PS: Vor Ostern haben wir übrigens noch schnell eine neue Umfrage gestartet. Schauen Sie mal auf den rechten Bildschirmrand. - Manchmal ist einem selbst nicht klar, warum man dieses oder jenes Auto kauft oder gekauft hat. - Also fragen Sie sich einmal selbst und machen an der richtigen Stelle - „klick“. - Wir sind auf das Ergebnis gespannt!

 

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