Aktueller Kommentar: Es war einmal...

Die aktuelle Zauberformel lautet: Einzelgespräche. Von den Düsseldorfer „Privatiers“ Richter/Lindner instrumentualisiert, machte am 20. März 2013 (Frühlingsanfang) auch das SPD-Duo Dreyer/Lewentz davon Gebrauch. - Wie hätten Sie's denn gerne? - Es war einmal - ...ein Mainzer Wirtschaftsminister, der verantwortete „damals“ auch die Entwicklung in der Eifel mit. Er war gelernter Bäcker, hatte auch einen Meisterbrief und wusste darum nicht nur, wie man kleine Brötchen backt. Hans-Artur Bauckhage wusste schon 2004: „Die Erlebnisregion Nürburgring tut der Eifel gut.“ Er sprach in diesem Zusammenhang von einem „Leuchtturm“. Denn zunächst war das Projekt „Nürburgring 2009“ bei seiner Entstehung – sozusagen als Baby – mit dem Kosenamen „Erlebnisregion Nürburgring“ versehen. - Ich würde gerne noch mal zurück blicken, um den Blick und das Verständnis meiner Leser für aktuelle Aussagen von Politikern jeder Couleur – aber auch anderer Akteure - zu schärfen. - Nur Kinder sollten bei Märchen langsam einschlafen.

Aktueller Kommentar: Es war einmal...

...ein FDP-Wirtschaftsminister, der schon 2004 bekannte:

„Natürlich liebe ich den 'Mythos' Nürburgring. Ich finde es faszinierend, auf der Nordschleife lebendige Motorsportgeschichte zu erfahren und am Formel 1-Wochenende mit Schumi und seinen Rivalen mitzufiebern.“

Das war Anfang 2004. - Neun Jahre später, 2013, kann das der Vorsitzende der FDP in Rheinland-Pfalz, Dr. Volker Wissing, nachempfinden, wenn er sagt:

„Wer die Rennsportfans übergeht, nimmt dem Ring den Mythos und damit die Zukunft"

Wie könnte man Herrn Bauckhage (auch FDP!) vergessen? - Auch nicht seine Darstellung von 2004 wo er ausführte:

„Als Wirtschaftsminister habe ich aber auch ein Faible für Zahlen. Und die sagen mir: Die Erlebnisregion Nürburgring wird der gesamten Eifel gut tun.“

So ist das Erinnerungsvermögen Volker Wissing's (und das der FDP!) ziemlich kurz, wenn er in 2013 weiter ausführt:

„Der Nürburgring braucht keine sozialdemokratischen Freizeitparkvisionen, er war und ist vor allem eine Rennstrecke mit Weltrenommee.“

Das möchte nun auch in 2013 die neue Ministerpräsidentin des Landes, Malu Dreyer, so darstellen, die das kulturelle Erbe Nürburgring nicht nur von Kurt Beck (SPD), Kurt Bauckhage (FDP) und Dr. Pföhler (CDU) zu übernehmen versucht, wenn sie aktuell – unter Assistenz von Innenminister Lewentz erklärt:

„Unser Ziel ist es, den Ring gemeinsam in eine positive Zukunft zu führen. Die Landesregierung strebt zur Neuaufstellung des Rings eine nachhaltige Lösung im Einklang mit dem Insolvenz- und Beihilferecht an.“

Hans-Artur Bauckhage hatte 2004 versprochen:

„Und nicht zuletzt sind die nun vorgestellten Pläne auch ein entscheidender Beitrag zur langfristigen Sicherung des Standorts als Mekka des internationalen Motorsports.“

Malu Dreyer am 20. März 2013 im Duett mit Roger Lewentz:

„Unser Anliegen ist es, dass der Nürburgring auch in Zukunft der wirtschaftliche Impulsgeber der Region ist.“

Und das scheint zu klappen: Haushaltswaren-Behrens in Adenau hat z.B. gerade am Frühlingsanfang per Zeitungsanzeige verkündet, dass man das Geschäft in der Adenauer Hauptgeschäftsstraße aufgibt und lockt mit Ausverkaufspreisen. Und der CDU-Verbandsbürgermeister Romes (Adenau) versucht gerade das Adenauer Hallen- und Freibad nun - nachdem es wegen Baumängel zwangsweise geschlossen werden musste – an einen noch zu findenden Investor zu verkaufen. (Die Bäder befinden sich im Besitz der Verbandsgemeinde.)

Vielleicht kann er sich ja mit den Insolvenz-Sachwaltern am Nürburgring verbünden und ein Paket schnüren. Denn wenn Malu Dreyer ihre Drohungen vom 20. März 2013 umsetzt, dann wird möglichen Käufern des Projekts Nürburgring sehr schnell das Wasser bis zum Hals stehen. Da könnte dann ein öffentlich nicht mehr nutzbares Hallen- und Freibad helfen. - Alles geht dann schneller.

Aber auch ohne Freizeitbad, nur mit Freizeitpark, ist das Ende einer evtl. vorhandenen Leidenschaft für ein Stück Kulturerbe, den Nürburgring, vorgezeichnet. Malu Dreyer machte am 20. März 2013 gegenüber dem SWR deutlich, was deren Redakteure dann so formulieren:

„Am krisengeschüttelten Nürburgring stehen rund 300 Jobs auf der Kippe. Jetzt hat sich Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) für den Erhalt der Arbeitsplätze ausgesprochen. Man stehe bei der Frage einer Beschäftigungssicherung bis 2016 auf Seiten der Gewerkschaften, sagte sie am Mittwoch.“

Wenn der Verkauf des Nürburgrings in seinem aktuellen Gesamtzustand (und nicht in „Stücken“ - auch davor würde der Insolvenz-Geschäftsführer von Mainzer Gnaden nicht zurückschrecken) bis Ende 2013 erfolgt, dann würde ein (oder die) Käufer mit 300 Mitarbeitern belastet sein. Man braucht für das Betreiben der Rennstrecken aber nur um 50 Mitarbeiter. - Die Differenz bei den evtl. zwangsweise verordneten Personalkosten würde so einen Käufer des Nürburgrings mit Freizeitpark ins Freibad treiben. Natürlich kann er sich auch – das wäre billiger – gleich einen Strick kaufen.

Er wäre für drei Jahre mit Personalkosten von insgesamt von 40 - 50 Millionen Euro (je nach Rechnung) belastet. Wie Dreyer/Lewentz versprochen haben. Politiker-Beruhigungsmedizin, die – obwohl rezeptfrei – sicherlich ihre Wirkung zeigt. Aktuell und später – dann etwas anders.

Auch der FDP-Mann, Hans-Artur Bauckhage hatte im Jahr 2004 zum Projekt „Erlebnisregion Nürburgring“ (aus der dann später „Nürburgring 2009“ wurde) gesagt?

„Die Landesregierung steht dahinter.“

Aber Politiker sagen eben viel – und begreifen wenig. - Da kann man dann eigentlich alle, ganz gleich ob von SPD, CDU, FDP und GRÜNE, in einen Sack stecken. Sie verstehen sich auf die Zusammensetzung von Worthülsen, weil sie da aktuell eine gewisse Unterstützung bei ihren Computern finden. Dort kann man Textbausteine speichern. - Moderne Zeiten eben.

Der Nürburgring, die Rennstrecken-Sektion, braucht die „Grüne Hölle“ nicht. Die ist und bleibt ein krankhaftes Geschwür, das hohe Behandlungskosten erfordert. Umsatzbelebende Richter-Anschübe (Mouton-Rothschild zum Geschäfts-Mittagimbiss) bleiben inzwischen aus. Und auf statistikbelebende Schlägereien können sowohl der Nürburger Bürgermeister, als auch die Adenauer Polizei und das Krankenhaus verzichten.

Aus der Pressemitteilung der Landesregierung RLP vom 20. März zum Verkauf des Nürburgrings:

„Dem Ziel, den Nürburgring für den Renn- und Breitensport offen zu halten, dient neben der notwendigen politischen Flankierung ein sorgfältig vorbereiteter und fachlich konzentrierter Verhandlungsprozess mit den zuständigen Stellen der Europäischen Kommission. In diesem Prozess nimmt die Landesregierung unvoreingenommen alle Anregungen auf, die aus dem Kreis der Betroffenen und Interessenten vorgebracht werden. Aus diesem Grunde wird die Landesregierung einen gemeinsamen Gesprächstermin bei der Kommission mit dem Verein ‚Ja zum Nürburgring’, dem ADAC und den Gewerkschaften anstreben, um erneut und konzertiert den Wunsch nach der Verwirklichung eines privilegierten Modells für die Rennstrecke vorzutragen.“

Schön finde ich, dass man den Begriff „konzertiert“ verwendet. Da bin ich gespannt, wer in dieser „Kleinen Besetzung“ dann falsch spielt. - Ob Einzelgespräche geholfen haben?

Die einzelnen Gruppen und ihre Reihenfolge bei den Einzelgesprächen:

1) „JA zum Nürburgring mit Otto Flimm, Dr. Frey und RA Meyersrenken
2) die Insolvenz-Sachwalter Jens Lieser und Prof. Schmidt mit NBG-Geschäftsführer Dr. Schmidt
3) ver.di-Funktionäre und Betriebsratsvorsitzende
4) Verbandsgemeindechefs der Region

Immerhin wurde wohl all' den einzelnen Interessengruppen der Eindruck vermittelt, dass die Landesregierung allzeit gesprächsbereit ist. Die „Rhein-Zeitung“ vom 21. März 2013 gibt die in einem Gespräch mit dem Betriebsratsvorsitzenden (der insolventen Nürburgring GmbH!) Heinz Hoffmann, aufgenommene Aussage z.B. so wieder:

„Die Landschefin habe ihm für die Zukunft weitere Gespräche zugesagt.“

So sieht also die Zukunft aus: Weitere Gespräche. Es werden dann keine Märchen der Gebrüder Grimm, sondern „grimmige Märchen“ zu hören sein.

Die Realität stellt sich so dar:

„Es ist sicherlich richtig, dass die Region Nürburgring von der Rennstrecke (den Rennstrecken GP-Kurs und Nordschleife) profitiert, aber sicher nicht von den Gründungs-Phantasien eines 'modernen' Geschäftsführers, der Subventionen, Zuschüsse (am liebsten 'verlorene') geradezu spielerisch zu nutzen weiß. - Und die 'Futtertröge' kennt.

Hier ist dann auch das Beteiligungscontrolling des Landes gefordert, dessen Zielsetzung u.a. die 'Vermeidung wirtschaftlicher und finanzieller Risiken' ist.

Ich möchte in diesem Zusammenhang daran erinnern, dass es eine Reihe von europa- und bundesrechtlichen Regelungen gibt, 'die die Beteiligung der öffentlichen Hand, insbesondere unter dem Aspekt der Schaffung von unzulässigen Wettbewerbsvorteilen gegenüber Konkurrenzunternehmen der freien Wirtschaft durch Gewährung von offenen bzw. versteckten Subventionen zum Gegenstand haben“, als nicht erwünscht bezeichnen. - Um es vorsichtig zu formulieren.

Da fällt dann das 'Zukunft gestalten' schon etwas schwerer.“

Das war „meine Realität“ von 2004! - Ich habe die vorstehenden Zeilen als Zitat gekennzeichnet, weil ich die – und das ist für meine Leser nachprüfbar – schon am 29. April 2004 auf diesen Internetseiten (heute unter „Motor-KRITIK-Classic“ zu finden) veröffentlicht habe. - 2004! -

Es war einmal... -

MK/Wilhelm Hahne

PS: Um die FDP – und nicht nur die – zu erinnern, füge ich die Dokumentation einer Nürburgring-Veröffentlichung aus dem Jahr 2004 als pdf-Datei an, in der man auch die von mir verwendeten Bauckhage-Aussagen findet. - Und dann noch ein Erinnerungsanstoß für einige Pragmatiker mit Unternehmer-Hintergrund: Der Wiederaufbau im Deutschland nach dem 2. Weltkrieg erfolgte nicht auf den Trümmern der Bomben-Nächte, sondern erst, nachdem die Trümmer beseitigt worden waren.

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