„Bob“ Lutz feierte zwar schon am 12. Februar seinen 90. Geburtstag, aber auch Ende März sind immer noch Geschichten über ihn erschienen, die diesen Geburtstag zum Anlass nehmen, über sein Buch „Idole und Idioten“ zu schreiben, das aber bereits 2014 erschienen ist und in dem „Bob“ Lutz, ein gebürtiger Schweizer, z.B. auch etwas über einen seiner Lehrer schreibt. Aber darüber wird jetzt kaum geschrieben, sondern mehr über das, was dann der jeweilige Journalist gerne zitiert, weil es ja die Aussagen eines anderen, über die „Idioten“ in der Automobilindustrie sind. - Das ist ohne jedes Risiko für ihn selbst! - Dabei hat es diese „Idioten“ wirklich gegeben! - Es gibt auch heute noch solche!
Es gab auch bei den ersten Rezessionen des Buches – damals 2014 – schon mal die Feststellung, dass man gerne auch mal kritische Anmerkungen zu seinem eigenen – zu „Bobs“ Leben – gelesen hätte und nicht nur „Enthüllungen“ über andere „Führungspersönlichkeiten“.
Es ist in diesem Buch z.B. aber auch zu lesen:
„Ich war zu ehrgeizig, zu sprunghaft, zu unberechenbar, zu undiplomatisch und neigte viel zu stark dazu, im falschen Moment das Falsche zu sagen.“
Aber das ist wohl überlesen worden. - Welcher Mensch - auch Journalisten sind Menschen - ist schon vollkommen? - Ich finde auch interessant, dass ich nichts gefunden habe, was die Erlebnis-Schilderungen von „Bob“ Lutz in seinem Buch bestätigt. Höchstens mal den Hinweis, dass die Buchbesprechung auf einer Buchversion beruht, die nicht mehr erhältlich ist? - Wurde also die erste Übersetzung noch einmal übersetzt? - Wurde eine moderne, zeitgemäße, angepasste Form gesucht?
„Bob“ Lutz war eigentlich auch – wie andere, die er beschrieben hat – ein normaler Mensch. Aber zur richtigen Zeit immer in der richtigen Position. Bei Ford, bei BMW, bei Opel, bei GM, bei Chrysler. Er hat dabei nichts verdrängt, sondern aus allem gelernt. Sonst hätte er es auch für mögliche Leser später nicht so präzise beschreiben können. - Aber „so etwas macht man heute nicht mehr“! -
Sucht man im Internet nach Details aus seinem Leben, die – z.B. mir – aus eigenem Erleben bekannt sind, dann gibt es schon mal Lücken in seiner Biographie. Ich kann mich z.B. erinnern, ihn bei Ford in Köln schon erlebt zu haben, als auch Jochen Neerpasch bei Ford war. Es wird wohl aber darüber geschrieben, dass Jochen Neerpasch von „Bob“ Lutz von Ford zu BMW geholt wurde, als „Bob“ Lutz dann bei BMW – wie ich aktuell lesen konnte – dort „Marketing“-Chef wurde. Aus meiner Sicht war er „damals“ Vertriebschef! - Das war eine Zeit, in der nur wenige Marketing-Spezialisten ein Teil der Vertriebsabteilung waren. Heute überwuchert das Marketing mit einer übergroßen eigenen Abteilung jeden Vertrieb! - Aus meiner Sicht eine „ungesunde“ Entwicklung!
In seiner ersten Ford-Zeit trug „Bob“ Lutz einen „Sturzhelm“ beim Motorradfahren – auch so etwas „Verrücktes“ hat er gemacht - den ich einem anderen Ford-Vorstandsmitglied, der mich um meine Meinung bat, empfohlen hatte. Es sollte nach Wunsch von „Bob“ Lutz ein „leiser Helm“ sein. Wie selbstverständlich ist er wohl davon ausgegangen, dass alle Motorradhelme im Hinblick auf die Sicherheit gleich sind. - Was natürlich nicht stimmt!
Bei BMW hatte er nicht nur die Idee, die Motorradentwicklung nach Spanien zu verlegen, weil das Wetter dort weitaus bessere Testmöglichkeiten bot, als sie in München vorhanden waren. Lutz hat „damals“ auch dafür gesorgt, dass ich ein BMW-Motorrad zum Testen erhielt, was mir vorher von der Münchner Presseabteilung abgelehnt worden war.
Später - wieder bei Ford – hat mir „Bob“ Lutz dann – in einem „vertraulichen Gespräch“ - vorgeschwindelt, dass er neben dem Foto seiner damaligen Freundin, auch immer das Foto eines noch geheimen neuen Ford-Modells in seiner Brieftasche tragen würde.
Wie ich dann festgestellt habe, hatte er dieses Märchen auch anderen „wichtigen“ Motor-Journalisten erzählt – und durch Zeigen bestätigt!. „Bob“ Lutz wusste also auch immer, was er zu tun hatte.
Aber recht hat er auch, wenn er über seine damaligen Chefs „böse Wahrheiten“ veröffentlichte, die in diesem Fall der Teil der „Geschichte“ sind, die bis dahin den meisten Menschen verborgen bleiben musste.
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„Bob“ Lutz beschreibt den „idiotischen Teil“ der „Idiole“ nicht nur klar, sondern auch gut!
Ich kann mich noch erinnern, dass „Bob“ Lutz – mit seiner damaligen Freundin – als Ford Europa-Chef zu einem Kurzbesuch beim Genfer Salon anreiste und die dort anwesenden leitenden deutschen Ford-Mitarbeiter in einer „Frühabstimmung“ (ca. 7:00 Uhr) beschlossen hatten, die mit anreisende Freundin ihres „Über“-Chefs einfach zu „übersehen“. - Chef mit Freundin? - Das ging bei solchen „Spießbürgern“ doch gar nicht!
„Bob“ Lutz kam um 11 Uhr. Ich sehe ihn noch mit wehendem, offenen Mantel auf den Ford-Stand zu eilen, seine Freundin war ein paar Schritte zurück. Aber als sie auch den Ford-Stand erreichte, schienen alle Ford-Mitarbeiter ihre morgendliche Absprache vergessen zu haben. - Die Dame wurde wie eine Dame behandelt. - „Küss’ die Hand, gnäd’ge Frau!“
Typisches deutsches Management! - Das habe ich mir damals gedacht. Da kannte ich mich aus. Darum empfinde ich nicht nur das Buch von „Bob“ Lutz als ehrlich und gut, sondern habe auch „Bob“ Lutz in seinen damaligen Industrie-Funktionen immer als „passend“ empfunden!
Er hat z.B. auch einen Eberhard von Kuenheim (BMW) in seinem Buch gut und richtig beschrieben. Der war z.B. ein Vorstandsvorsitzender, der in seinem Urlaub mit seiner Frau, in einem 7er-BMW selber am Steuer, dann durch Deutschland fuhr, um die Gräber seiner Vorfahren zu besuchen.
Aber das konnte selbst ein „Bob“ Lutz nicht wissen, als er sein Buch schrieb! - Aber ein Mann wie er hat es verdient – lange zu leben!
Herzlichen Glückwunsch zum 90. Geburtstag nachträglich!
Wilhelm Hahne