Gespeichert von wh am
In den Tagen um meinen Geburtstag habe ich von „älteren Leuten“ - alle jünger als ich – oft die Klage gehört, dass man nicht mehr alles so gut behalte wie früher. Man hielt das für ein Leiden, das offensichtlich jeden mit zunehmendem Alter nicht erspart bleibt. - Wovon diese Herren sprachen ist tatsächlich eine Normalität, die tatsächlich umso deutlich wird, je älter man wird, die sich aber ganz einfach so erklärt: Je älter man wird, desto mehr hat man erlebt und desto mehr weiß man! - Eigentlich sollte man voraussetzen, dass jeder Mensch weiß wie sein Gehirn arbeitet. Aber man versucht heute nicht mehr Menschen – auch sich nicht selbst - zu verstehen, weil man doch mit dem Begreifen der neuen Abläufe in unserer „digitalen Welt“ voll beschäftigt ist. Und dann noch die „KI“, die künstliche Intelligenz! - Man fürchtet sich vor ihr, weil sie – sagt man – Arbeitsplätze vernichten soll. - Kann sein, aber dann die von Menschen, die wie Roboter arbeiten. - Ohne nachzudenken! - Wer beim Arbeiten noch denkt, Zusammenhänge herstellt, Ergänzungen vornimmt, ist – meine ich – nicht gefährdet. - Es gibt bis heute kein vom Menschen geschaffenes System oder technischen Gegenstand, der besser wäre als er selber! - Was das menchliche Gedächtnis, mit seinen oben geschilderten Eigenheiten betrifft, so ist das Gehrin so perfektioniert, dass es neu erlebte Ereignisse mit alten abgleicht. Sind die auf der „menschlichen Festplatte“ schon vorhanden, werden sie nicht zusätzlich abgespeichert. - Aber zuverlässigsten werden die Erlebnisse abgespeichert, die mit Emotionen verbunden sind. - Darum können wir uns auch im Alter noch sehr gut an Ereignisse der Jugendzeit erinnern. - Ich blicke – mal als Beispiel – nachstehend auf ein paar Jugenderlebnisse zurück.
Ein Rückblick macht Fortschritt und Unsinn deutlich!
In den frühen 50ern besaß ich eine Puch 125 SL. Ein wunderbares Motorrad, obwohl die nur mit – aus heutiger Sicht – lächerlichen 7,5 PS daher kam. Die hatte einen Schalenrahmen, einen Doppelkolbenmotor mit zwei Vergasern, die nacheinander öffneten. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei echten 90 km/h.
Auf den Fahrten vom Niederrhein zum Nürburgring lief die Kleine meist Vollgas. Natürlich hatte ich den Serien-Drehgriff gegen einen MAGURA-Sportdrehgriff getauscht und beide Vergaser öffneten sich nun gleichzeitig.
Auf der Nürburgring-Nordschleife, damals noch mit Hecken und ohne Leitplanken war ich – auch verglichen mit Fahrern einer 500er BMW – schon des Fahrwerks wegen – der König. Ich erinnere mich gut, dass mich damals auf der Streckenpassage hinunter nach „Breitscheid“ dann mal ein 300er Mercedes derart rasant überholte, wie ich das bis zu diesem Moment noch nicht erlebt hatte.
Der Mercedes – es war die große Limousine – wurde geradezu perfekt gefahren. Als ich an Start- und Ziel ankam, stand das Fahrzeug dort und der Fahrer, gerade ausgestiegen, unterhielt sich mit Monteuren. Der Fahrer war Rudolf Uhlenhaut, damals Entwicklungschef bei Mercedes und später Vorstand. - Ich habe in den Jahrzehnten danach niemals mehr einen Spitzen-Manager aus der Automobilindustrie erlebt, der so perfekt Automobile seines Fabrikats bewegen konnte!
Vor der Puch 125 SL hatte ich – aber nur kurze Zeit – eine BMW R 51/2. Die fuhr sich auf der Nürburgring-Nordschleife so, dass ich schon mal angehalten habe, weil ich dachte, der Rahmen wäre gebrochen. Aber diese „Wackelei“ ist über Jahrzehnte eine Eigenheit der BMW-Boxermotorräder gewesen, die ich damals – als Neuling – noch nicht kennen konnte.
Aber gerade mit – und von – Motorrädern habe ich eine Menge gelernt. Wenn mir beim Zylinderaufsetzen bei der Doppelkolben-Puch wegen des angelenkten 2. Pleuel (Gabelpleuel) dann ein Kolbenring abbrach, dessen Stück in das Kurbelgehäuse fielen, dann wusste ich, wie man es nicht machen sollte.
Mit der Puch fuhr ich an Sonntagen nachmittags immer auf die Autobahn, damit ich Geld fürs Benzin erhielt. Auf dem Stück zwischen Duisburg und Düsseldorf – und zurück - gab es immer mindestens zwei, drei Vespa, die seitlich abgestellt waren und dessen Fahrer oder die Fahrerin sich nicht zu helfen wussten.
Für solche Fälle hatte ich immer einen Kerzenschlüssel im Stiefel stecken (man sollte das aber nicht machen, da es bei einem Sturz zu Verletzungen führen kann), weil meistens nur eine Überbrückung an den Kerzendioden zu beseitigen war. - Das gab dann immer ein kleines Trinkgeld.
Das reichte dann insgesamt wieder für einen vollen Tank. - Sonntagvormittags fuhr ich meistens nach Düsseldorf auf die Graf-Adolf-Straße. Dort gab es an einer Kreuzung einen großen Motorradladen, vor dem sich immer ein paar Motorradfahrer trafen. Darunter war z.B. Karl Julius Holthaus mit einer NSU, der damals schon – Anfang der 50er – mit einem Sturzhelm im Straßenverkehr unterwegs war. Es wurden sonst meistens Mützen getragen.
Auch ich fuhr zu dieser Zeit schon mit Sturzhelm, was dann - in heimatlichen Gefilden unterwegs – dazu führte, dass ich häufig bis zu drei Mal am Tag von der Polizei angehalten und kontrolliert wurde. Mit einem Sturzhelm im normalen Straßenverkehr unterwegs, wurde man von der Polizei „wie ein Rennfahrer“ behandelt. - Ich bin damals niemals von der Polizei meines Sicherheitsdenkens wegen gelobt, sondern – wegen Tragen eines Sturzhelms – immer als „Rowdy“ behandelt worden.
Ich war zu vielen Motorradrennen der damaligen Zeit unterwegs. Natürlich am Nürburgring, wo die Motorradrennen noch auf der Nordschleife stattfanden. Ich kannte die „Eilenriede“ bei Hannover, das „Hamburger Stadtparkrennen“, das „Glockenspitzrennen“ in Krefeld, war bei Motorradrennen durch Monschau dabei, bei „Rund um Schotten“ und natürlich auch am „Grenzlandring“.
Die großen Rennfahrer dieser Zeit nach dem 2. Weltkrieg habe ich alle „live“ erlebt. Den Walter Zeller, den Heiner Fleischmann, „Schorch“ Meier, Hans Baltisberger, Werner Haas; Fritz Kläger – der im Fahrerlager beim Montieren immer ein Zigarillo im Mund hatte. Mit Baltisberger, der neben seiner 350er AJS auch noch eine Werks-BMW fuhr, habe ich in Francorchamps zusammen im Gras gesessen und wir haben uns über die Fahrwerkunterschiede AJS/BMW unterhalten.
Meine Traummotorräder waren damals übrigens die „AJS Boy Racer“ und die „Federbett-Norton“.
Am „Grenzlandring“ habe ich 100 Meter von der Unfallstelle entfernt mit Vater und Bruder gestanden. Mein Vater hat uns geraten weg zu gucken und mit seinem Körper die Sicht versperrt. Das war, als Helmuth Niedermayr mit seinem Rennwagen nach innen in die Zuschauer flog. - Es gab viele Tote. - Und das Rennen wurde nicht abgebrochen.
Damals – auch das ist von mir unvergessen, habe ich meine erste Coca Cola getrunken. Und ich erinnere mich noch genau an den Gesang von Bully Buhlan aus dem Lautsprecher:
„Der Vater sagt es zu dem Sohn,
jedoch der Sohn der wusste schon:
Aus gutem Grund ist JUNO rund!“
Weil mir dabei gerade noch einfiel, dass es dort auch die Lautsprecher-Werbung gab:
„Vielen Dank singt man im Chor,
vielen Dank Sarotti-Mohr.“
...habe ich dann gerade noch mal ins Internet geschaut. Tatsächlich: Seit 2004 ist der Sarotti-Mohr „weiß geworden“, wurde zum „Magier“! Aber – auch geprüft: Es gibt noch die „Mohrenstraße“ in Berlin. Weil „Sarotti“ dort seinen Stammsitz hatte, war man auf das Markenzeichen „Mohr“ verfallen.
Immerhin kann man heute noch „Zigeunerschnitzel“ bestellen, aber es gibt nur noch „Schokoküsse“.
Und es gibt Sturzhelmzwang und Motorräder unter 150 PS gelten als untermotorisiert. - Weil die eigentlich übermotorisiert sind, wird die zu hohe Leistung in bestimmten Situationen „weg geregelt“. - Von „Sicherheitssystemen“. - Sehr sinnvoll!
Ich habe auf einem Mercedes 170 V mit 38 PS, unter 1200 Kilogramm wiegend, meinen Führerschein Klasse 3 gemacht, der in diesem Jahr zusammen mit dem im gleiche Jahr gemachten Führerschein der Klasse 1 (auf einer Horex SB 35 mit Steib-Seitenwagen) dann seinen 70. Geburtstag feiert.
Der Mercedes hatte damals schon hydraulisch betätigte Trommelbremsen, während ich dann – nach bestandener Führerscheinprüfung – mit einem VW Standard (24 PS) mit durch Seilzug betätigten Trommelbremsen unterwegs war. Beim Mercedes waren alle Gänge synchronisiert, beim VW nur zwei.
Heute müsste ich eigentlich einen SUV mit 500 PS und über 2 Tonnen Gewicht fahren. Aus Sicherheitsgründen, wie gerne argumentiert wird. - Und weil es „in“ ist. - Aber ich fahre seit mehr als 10 Jahren Kleinwagen mit einem 998 ccm-Dreizylindermotor. - Ich wollte nicht auf den Durchbruch der E-Automobile warten.
Ein Automanager sagte zu diesem E-Thema aktuell einem meiner Leser:
„Es zu machen ist billiger, als es nicht zu machen; es ist sinnlos aber es kostet weniger.“
Man braucht eigentlich auch nicht mehr, als heute ein moderner Kleinwagen bietet. - Mit einer kleinen Familie! - Diese Kleinwagen – manche bezeichnen sie auch als „Kleinstwagen“ - sind übrigens – entgegen der Meinung der Fachpresse – für Langstreckenfahrten sehr wohl geeignet!
Auch aktuell passiert – selbst für mich – immer noch viel Neues. Davon ist dann manches auch mit großen Emotionen verbunden, so dass es zuverlässig auf „meiner Festplatte“ abgelegt wird.
Man wird also auch in nächster Zeit sowohl von mir Neues, als auch auch Altes lesen können. Das Neue wird gerne auch von mir – abgeglichen mit meiner Erfahrung – bewertet. Diese Bewertung ist dann nicht einer Presse-Information entnommen. - Meine Leser müssen sie auch nicht übernehmen, aber sie kann Anregung zu eigenen Überlegungen sein.
Zu meinem Geburtstag habe ich u.a. die Glückwünsche eines Lesers erhalten, die mich geradezu verpflichten auch in Zukunft weiter so zu schreiben, wie schon bisher. Der Motor-KRITIK-Leser schreibt dazu:
...“Sie lassen die Hoffnung nicht sterben, dass es noch aufrechte und unbeeinflusstbare Journalisten gibt, die zum einen intellektuell in der Lage, zum anderen aber auch gewillt sind, die Wahrheit zu finden und aus zu sprechen. Um jeden Preis. Für jede Ihrer investierten Mühen und "Umwege", Danke!!!“
Ich freue mich darüber und hoffe noch lange beweisen zu können, dass das menschliche Gehirn im Ergebnis aller „KI“ überlegen ist.
Wenn man – gerade als Journalist – seinen Beruf ernst nimmt und seinen Kopf wirklich nutzt!