Drängt der DMSB eine Kult-Rennstrecke ins Aus?

Dieser Verein ist Spezialist für Alibi-Aktionen. In diesem Fall: Man plant mehr Sicherheit auch für die Zukunft der Nürburgring-Nordschleife. - Mal wieder geplant ohne die Realität zu berücksichtigen? -  Dieses Mal hat man wohl vergessen sich z.B.die Frage zu stellen: Ist “digitale Sicherheit“ an der  Nordschleife umsetzbar? Mit Unterstützung des ADAC, bzw. dem Geld aus deren Stiftung will man eine Lösung finden. Für alle deutschen Rennstrecken! Für die Detail-Planung hat man in Frankfurt einen neuen Arbeitsplatz geschaffen. - So versucht man mit einem Arbeitsplatz mehr, die eigene Bedeutung zu erhöhen. - Eine schwache Planung, weil sie z.B. die Realitäten an der Nürburgring-Nordschleife, der wohl bedeutendsten Rennstrecke in Deutschland,   nicht berücksichtigt. - Aber das war hier schon vor Tagen Thema, aus Anlass einer anderen aktuellen „Sicherheitsmaßnahme“ des DMSB. - Dieses Mal kann Motor-KRITIK nur vorhersagen, dass auch die neue „Sicherheitsplanung“ zur digitalen Absicherung von Rennstrecken – also auch der Nordschleife  - eigentlich „ein Schuss in den Ofen ist“, so weit das die Eifel-Naturrennstrecke betrifft. - Weil wir die aktuellen Gegebenheiten kennen, die offensichtlich – trotz bester Kontakte zur Geschäftsführung der Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG – noch nicht bis Frankfurt durchgedrungen sind. - Oder gibt es noch einen anderen Hintergrund? - Es entsteht der Eindruck, dass man die Existenz der Nürburgring-Nordschleife als Rennstrecke – sozusagen unauffällig - beenden will. So wird noch einige – teuere – Planungszeit vergehen, bis man zu der Feststellung kommt, dass derzeit an der Nürburgring- Nordschleife einige Voraussetzungen zur Umsetzung von „digitaler Sicherheit“ nicht gegeben sind. - Am Grand-Prix-Kurs übrigens schon. - Das sollte nachdenklich machen!

Drängt der DMSB eine Kult-Rennstrecke ins Aus?

Wichtig ist die Ankündigung, dass es der DMSB ist, der – wieder einmal – die Entwicklung in Richtung von mehr Sicherheit mit den Mitteln der modernsten Technik – und dem Geld des ADAC - voran treibt:

„Kernidee ist die Entwicklung eines Systems zur elektronischen Signalgebung, das relevante Informationen direkt ins Fahrzeugcockpit überträgt.“

Das ist der für die Öffentlichkeitsarbeit des Frankfurter e.V. wichtigste Satz in einer Presse-Information, dessen erster Abschnitt - im Zusammenhang einkopiert - sich so liest:

„Der Deutsche Motor Sport Bund will im Rahmen eines neu gestarteten Projekts die Sicherheit auf Rennstrecken weiter erhöhen. Kernidee ist die Entwicklung eines Systems zur elektronischen Signalgebung, das relevante Informationen direkt ins Fahrzeugcockpit überträgt. Gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft und gefördert von der ADAC Stiftung sollen auf diese Weise Unfallgefahren im Motorsport vermindert und die Fairness erhöht werden. Erste Schritte sind bereits erfolgt – seit Mitte Juli 2019 wird das wichtige Zukunftsthema von einer neuen hauptamtlichen Mitarbeiterin in der DMSB-Geschäftsstelle in Frankfurt vorangetrieben.“

Dumme Frage eines alten Journalisten: Kann inzwischen sogar Fairness durch elektronische Signalgebung erhöht werden? - Toll!

In der gleichen Information wird an anderer Stelle ausgeführt:

„In einem von der ADAC Stiftung finanzierten Projekt sollen Möglichkeiten entwickelt werden, Flaggensignale in Echtzeit direkt ins Cockpit zu übertragen und der Rennleitung zusätzliche direkte Eingriffsmöglichkeiten auf das einzelne Teilnehmerfahrzeug zu geben. Ziel ist dabei vor allem, die Sicherheit an der Rennstrecke zu erhöhen. Insbesondere für die Sportwarte der Streckensicherung und eingesetzte Rettungskräfte, aber natürlich auch für Zuschauer und alle anderen Personen an der Strecke sollen potenzielle Gefährdungen damit weiter verringert werden.“

In der Folge ist dann weiter zu lesen:

„In einem ersten Schritt hat der DMSB gemeinsam mit Ansprechpartnern aus Wirtschaft und Wissenschaft Eckpunkte für die Entwicklung eines entsprechenden Systems abgesteckt. Im Rahmen eines Round-Table-Meetings tagten dazu in Frankfurt die Fachleute von DMSB und relevanten Institutionen.“

Das ist deshalb interessant, weil man sich fragen muss: Was sind „relevante Institutionen“? - Hat man mit Fachleuten aus der „digitalen Szene“ getagt, mit Vertretern der Bundesnetzagentur oder denen von Telefongesellschaften oder großer Elektronikhersteller?

Wenn ich an irgendeiner deutschen Rennstrecke Sicherheitslücken sehe, dann an der Nürburgring-Nordschleife, wo auch ein „Streckenmarshal-Nordschleifen-Permit“ nicht reichen wird, die Realität zu schönen.

  • Es gibt immer weniger Motorsport-Fans die bereit sind, für ein Taschengeld An- und Abfahrtskosten und Verantwortung zu tragen.
  • Die dazu bereit sind, sind z.T. allein wegen ihrer altersbedingten körperlichen Möglichkeiten  nicht unbedingt eine Idealbesetzung.

Wenn bei einem Trackday, wie zuletzt vom DSK mit 300 Teilnehmern durchgeführt – obwohl in zwei Gruppen geteilt -  die gut 20 Kilometer lange Nordschleife aber nur geradezu notdürftig mit Streckenposten besetzt ist, dazu die Kommunikation untereinander – aus welchen Gründen auch immer – nicht so funktioniert, wie mit Lehrgängen der Anschein vermittelt wird, dann erhält Motor-KRITIK z.B. aus den Trackday-Teilnehmerkreisen des DSK u.a. folgende Information, die die Realität schildert:

„Es gab (wie von Ihnen beschrieben) zu wenige Streckenposten, die :

  • teilweise keine Fahnen geschwenkt haben sondern nur da gesessen sind
  • eine Varianz an Fahnen geschwenkt haben (einmal sah ich grün, rot und gelb)
  • vor dem Unfall teilweise gelb, teilweise rot, teilweise keine Fahne geschwenkt haben
  • die Aufhebung der Gelbphase durch grün nur selten angewendet haben. Damit war die Absicherung vor dem Unfall meiner Ansicht nach nicht ausreichend, man konnte schließlich selbst interpretieren.
  • keine gelb/rot vor dem Bellof-S gezeigt haben (Anmerkung: Wo ausgelöst durch ausgelaufene Betriebsmittel der „Massencrash‘“ erfolgte.)
  • sich über Funk scheinbar nur ungenügend abgestimmt haben
  • Durch die diffuse Fahnensituation hat sich im Fahrbetrieb des Öfteren ein Stau gebildet bei dem es zu ein paar brenzligen Auffahrsituationen kam.“

Zur Umsetzung eines Systems zur elektronischen Signalgebung – und dann noch direkt in die einzelnen Fahrzeuge – müsste zunächst eine Infrastruktur geschaffen werden, deren Kosten – im Falle z.B. eines Glasfasernetzes um die Nordschleife – bei um 25 Millionen Euro liegen würde. Auch der Einsatz von 5G würde die Gesamtkosten kaum mindern.

Jeder an Rennen auf der Nordschleife teilnehmende Renntourenwagen  - z.B. der Breitensportserie VLN – müsste Zusatzgeräte mit Kosten in vierstelliger Höhe (Euro) aufwenden, um dann der Millionen-Investition der Nürburgringbesitzer einen Sinn zu geben.

  • Aber der aktuelle Besitzer denkt nicht daran, eine solche Investition vorzunehmen!

Selbst wenn, so wäre dann eine Realisierung der vom DMSB angedeuteten neuen Sicherheitslösung technisch kaum möglich, weil praktisch jedes Teilnehmerfahrzeug individuell von außen an den unterschiedlichsten Stellen der Nordschleife mit unterschiedlichsten Informationen erreicht werden müsste, um die für dieses Fahrzeug geltenden Flaggensignale oder Geschwindigkeitsbeschränkungen ins Cockpit übertragen zu bekommen.

Wie stellt sich der DMSB denn z.B. die Umsetzung der in der Presseinfo angedachten Idee vor:

„...und der Rennleitung zusätzliche direkte Eingriffsmöglichkeiten auf das einzelne Teilnehmerfahrzeug zu geben.“

Will man, nachdem man schon an der Nordschleife die unterschiedlichsten Arten von Geschwindigkeitsbegrenzungen versucht hat, nun „von außen“ eine neue Art von zwangsweiser  Geschwindigkeitslimitierung vornehmen?

Geschwindigkeitsbegrenzungen sind wohl aus DMSB-Sicht das Allheilmittel im Motorsport. Als nach Einführung des DMSB-Nordschleifen-Permit zunächst der Besitzer einer solchen DMSB-Bestätigung von Wissen um die Schwierigkeiten dieser Strecke durch einen Fahrfehler einen Zuschauer in den Tod schickte, da hat der DMSB – welche Überraschung – eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf einzelnen Streckenabschnitten angeordnet. - Angeblich unter dem Druck der FIA, bzw. unter dem Druck des FIA-Präsidenten, der ein Freund des DMSB-Präsidenten ist.

Der Eine wurde vom Anderen als Alibi für eine unsinnige Entscheidung – nach Einschätzung von Motor-KRITIK – genutzt; der Eine hat dann auf eine entsprechende Rückfrage von Motor-KRITIK in seiner Sprache (französisch) niemals geantwortet! - Freunde eben!

Dann wurde mit Wissen und Zustimmung des DMSB vom Besitzer des Nürburgrings der  Streckenabschnitt „Flugplatz“ entschärft, glatt gebügelt, schneller gemacht. Inzwischen hat man nun auch noch die Anfahrt zum „Schwedenkreuz“ entschärft und wundert sich dann, dass die Rennautomobile nun die Nordschleife noch schneller umrunden als vorher.

Zwar hat man die Geschwindigkeitsbegrenzungen – auf einer Rennstrecke (!) - aufgehoben, aber inzwischen eine neue eingeführt, indem man die Motorleistung der schnellsten Fahrzeuge (GT3)  auf der Nordschleife um 5 Prozent senkte. - Und jetzt möchte man „von außen“ die Geschwindigkeiten der Fahrzeuge bestimmen?

Auch dieser neue „Vorschlag“ - eine neue Idee des DMSB oder des ADAC? - mit „digitalen Mitteln“ mehr Sicherheit im Motorsport herzustellen, hat keinen wirklich realen Wert, sondern  mehr eine Alibi-Funktion, mit der man darauf hinweisen kann, dass man schon in wenigen Jahren… - Und man arbeitet intensiv daran! -  Mit dem Geld des ADAC! - Schließlich hat man dafür auch extra einen  Arbeitsplatz in Frankfurt geschaffen!

Aus der für Uninformierte „eindrucksvollen“ Presseinformation des DMSB ein weiterer Auszug:

„Im zunehmend komplexen Renngeschehen sind die Anforderungen an die Wahrnehmung und Informationsverarbeitung bei den Teilnehmern immer größer. Parameter, wie lange Renndistanzen, fehlende Konzentrationspausen, extremes Klima im Fahrzeug, Lärm und schwierige Witterungsbedingungen sind Faktoren, die die volle Aufmerksamkeit des Piloten erfordern. Dazu kommt ein umfangreicher Input an relevanten und schnell zu verarbeitenden Informationen wie Funksprüche, die Beobachtung des Fahrerfelds sowie Licht- und Flaggensignale. Die Folgen sind hohe physische und psychische Belastungen.

In dieser Situation müssen Informationen wie etwa Flaggensignale von Sportwarten der Streckensicherung vom Fahrer erkannt, verarbeitet und in entsprechende Handlungsmuster umgesetzt werden. Eine wichtige Herausforderung ist dabei, relevante von nicht-relevanten Informationen zu trennen – das Übersehen, aber auch eine Fehlinterpretation kann sich negativ auf die Sicherheit an der Strecke auswirken.“

Ich frage mich:

  • Was ist ein „zunehmend komplexes Renngeschehen“?
  • Waren die Anforderungen an einen Rennfahrer früher geringer?

Früher traf der Fahrer seine Entscheidungen auf der Rennstrecke selber, wurde allerdings nicht durch Funksprüche abgelenkt. Heute hat er eine Trinkwasserversorgung an Bord, in der GT3 fahren die „Herren Fahrer“ inzwischen mit Klimaanlagen, müssen nicht mehr selber Entscheidungen treffen, weil sie die von der Box erhalten, müssen allerdings dafür angelernt werden, im richtigen Moment die richtigen Knöpfe zu bedienen, damit die „Assistenzsysteme“ im richtigen Moment das Richtige tun. - „Die Folge sind hohe physische und psychische Belastungen“? - Und dann müssen sie noch „relevante von nicht-relevanten Informationen trennen“?

Da bietet der DMSB dann scheinbar die einzig richtige Lösung an:

„In diesem komplexen Umfeld soll künftig eine elektronische Signalgebung helfen, wichtige Informationen direkt und unverzüglich wahrzunehmen.“

Könnte es sein, dass dabei – mal wieder – der geschäftliche Gedanke im Vordergrund steht? -  Des DMSB oder des ADAC? - Aber mit solchen und ähnlichen Ideen zerstört man den Motorsport, macht den inzwischen schon unbezahlbar gewordenen „Breitensport“ noch unbezahlbarer!
Damit hat eine wirkliche Rennstrecke, die nicht nur eine Prüfstrecke für Rennfahrzeuge sondern auch -Fahrer war - die Nürburgring-Nordschleife - dann endgültig ausgedient!

Macht man so den Weg frei für den e-Sport? - Da braucht man dann auch keine Fahrerpersönlichkeiten mehr, sondern nur viele (!) Männer und Frauen, junge und alte, die noch in der Lage sind den Resetknopf zu drücken. - Und Lizenzen zu ordern. - Denn ohne DMSB-Lizenzen wird auch dieser „Sport“ (?) in Zukunft nicht durchführbar sein Dazu hat sich der DMSB schon in Stellung gebracht. - Er braucht Masse statt Klasse!

Dass der DOSB, der Deutsche Olympische Sportbund den e-Sport nicht als Sportart anerkennt, stört den DMSB wenig. Obwohl er dort Mitglied ist! - Wenn der DOSB nicht sein Gesicht verlieren will, sollte er sich schnellstens vom DMSB trennen, zumal der auch nicht mehr den Motorsport allein in Deutschland repräsentiert!

Der DMSB ist ausschließlich daran interessiert, nicht nur seine Bedeutung, sondern auch seine Gewinnmöglichkeiten zu verbessern. Er sichert sich die Zustimmung der Industrie, indem er deren Gewinnmöglichkeiten durch entsprechende Reglementierungen auch zu verbessern sucht. - Und handelt, so weit ich das beobachten konnte, immer in enger Abstimmung mit dem ADAC.

So werden z.B. ab 2020 bei der VLN, alle Teammitglieder, die sich in der Boxengasse aufhalten, mit feuerfester Kleidung ausgestattet sein müssen! Da machen dann die entsprechenden Firmen schon heute die entsprechenden „Sonderangebote“.  Der Motorsport wird zum Geschäftsmodell, bei welchem der DMSB mit seinen Vorgaben die Rendite steuert!

Der DMSB schaufelt dem Breitensport mit seinen neuen Plänen so nicht nur an der Nürburgring-Nordschleife ein Grab, sondern macht die Nordschleife selbst zu einer Grabstätte!

  • Wer in Frieden ruht, braucht auch keine Geschwindigkeitsbegrenzungen mehr!

Auch die Industrie wird dann allen Grund haben, die Nordschleife als „Testground“ zu verlassen. Schließlich hat man ihm durch überflüssige Baumaßnahmen seine ursprünglich vorhandene Härte beim Testen genommen, es aber versäumt die vorhandene Basis mit einem Testumfeld auszustatten, das die Automobilindustrie gebraucht hätte, um die Testzeit am Nürburgring optimaler – kostengünstiger – nutzen zu können.

Die Nürburgring-Nordschleife ist so für die Industrie als Teststrecke immer „wertloser“ geworden. Schließlich gibt es inzwischen auch in Europa genügend andere, optimaler ausgestattete Teststrecken als der Nürburgring, die sich dazu auch noch z.T. im Besitz der Automobilfirmen befinden. - Wo man auch bei deren Nutzung keine Rücksichten auf Zeiten für „Touristenfahrten“ nehmen muss!

Die neue DMSB-Planung strahlt – je nach Betrachtung – entweder mehr oder weniger Naivität aus - oder ist bewusst auf das Ausschalten der Nürburgring-Nordschleife als Rennstrecke angelegt.

Dabei sollte man nicht übersehen, dass der ADAC beim DMSB insgesamt schon „sehr stark“ ist, auf der anderen Seite - nachdem ein Prozess in Sachen Nürburgring vor dem EU-Gericht verloren ging - auch noch „eine Rechnung in Millionenhöhe offen hat“.

Muss diese Rechnung nun von den aktuellen Nürburgring-Besitzern, den Eifel-Bewohnern im Nürburgring-Umfeld und den Motorsportlern bezahlt werden?

MK/Wilhelm Hahne
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