Nicht an der Vernunft – aber am Profit orientiert!

Der eigentlich erste öffentlich gemachte Hinweis zu meinem Thema, habe ich gestern in der „Wirtschaftswoche“ gelesen, wo der – mal wieder – neue Audi-Chef vorsichtig ankündigt, dass man wohl in Zukunft als Käufer auf den Audi A1 verzichten muss. Markus Duesmann, der von BMW kommt, deutet bei der Audi-Modellpalette nicht nur eine „Verschiebung nach oben“ an, sondern verspricht auch:

„...(wir werden) in jedem Segment Highlights setzen.“

Damit macht er eine Entwicklung deutlich, die zumindest in vielen Vorstandsetagen derzeit schon diskutiert wird und einige Hersteller auf ihre Art schon umzusetzen versuchen:

  • Der Stadt- und Kleinwagen soll – da auch durch weniger Profit uninteressant – in absehbarer Zeit wegfallen! - Schließlich gibt es dann genug E-Stadtwagen. Die sind schwer, teuer und müssen unters Volks gebracht werden. - Die Politik fördert diese Entwicklung, die durch die Industrie auf diese „unauffällige Art“ unterstützt werden soll.

Dabei soll es – auch unauffällig – zu einer Verbesserung der Rendite kommen, da Kleinwagen – schon durch die entsprechende Preisgestaltung, die eine Differenz zu den größeren Modellen aufweisen muss – nicht immer so interessant sind. - So ist die aktuelle Situation in 2021.

Zur Erinnerung: 1958 kaufte ich einen Fiat 500 mit 13,5 PS als Neuwagen zum Preise von 2.990 Mark beim Autohaus Müller in Düsseldorf auf der Graf-Adolf-Straße. In der Folge habe ich noch weitere vier dieser Fiat 500 gekauft und gefahren. Sie waren in Leistung und Preis erhöht. Aber selbst 1961 gab es am Nürburgring – wie das Foto zeigt – noch ein „ADAC 500 KM RENNEN für Wagen bis 1000 ccm“. - Im Zeitalter der GT3 heute für viele Leser sicherlich nicht mehr vorstellbar.

Was mal als „Kleinwagen“ im Niedrigpreis-Segment begann, hat die Industrie in letzter Zeit langsam – und über die Zeit unauffällig – auf ein anderes Niveau gehoben. Leistungs- und ausstattungsmäßig z.B., was nicht nur „qualitatives Wachstum“, sondern auch eine Profitverbesserung bedeutet. Automobile werden heute nicht mehr an den eigentlich realen Ansprüchen der Käufer orientiert angeboten, sondern es wird ihnen durchs Marketing klar gemacht, dass „große Leute“, solche von Bedeutung, auch zur Außendarstellung „große Automobile“ brauchen.

Große Automobile sind auch schwere Automobile. Die brauchen dann kraftvolle Motoren. - So nimmt dann der Unsinn seinen Lauf, der dazu führt, dass in Parkhäusern für solche automobilen Ungeheuer und ihre z.T. damit überforderten Fahrerinnen und Fahrer, inzwischen XXL-Parkplätze eingerichtet werden müssen. - Aber an diesen Fahrzeugen verdient die Industrie entsprechend!

Es gibt Firmen, die rüsten geradezu unauffällig auf. Da ist ein Kleinwagen nicht mehr als Dreitürer lieferbar. Da wird ein Dreizylindermotor mit 1.000 ccm durch einen mit 1.200 ccm ersetzt. Argument: Bei gleicher Leistung ein besseres Drehmoment. Das gleichzeitig der Preis um rd. 2.500 Euro erhöht wird, ist dann den Preislisten zu entnehmen.

Wir bei Motor-KRITIK wären nicht erstaunt, wenn z.B. auch der VW Polo ein Opfer der neuen Geschäftspolitik wird, die sich an der Rendite, nicht an den Ansprüchen der vernunftorientierten Käufer ausrichtet. Und natürlich muss die Ausstattung digitaler werden, weil das dem Trend entspricht. Dabei reicht doch eigentlich ein Handy, dass man im Auto nicht nutzen darf und darum durch entsprechende Einbauten einer sinnvollen Nutzung im Automobil – z.B. bei der Navigation – zugeführt werden sollte – z.T. - in Kleinwagen - aber auch schon wird.

Fahrzeugbesitzer, die ihre übergroßén Displays im Auto inzwischen mit Sprachbefehlen auf ihre Ansprüche ausrichten, die berichten mir, dass sie noch niemals vorher so oft aufs Display geschaut haben – und damit vom Verkehr abgelenkt wurden – weil sie sich überzeugen mussten, ob das Display sie auch richtig verstanden habe. - Ein Fortschritt? - Auf dem Papier!

Genauso wie andere „Helfer“ auch, die oft nur ablenken und irritieren, aber nur bedingt der Sicherheit dienen. Aber so wurden sie der Politik verkauft, die sie schließlich z.T. gesetzlich vorschrieb. - Die vielen bei den Behörden umher schwirrenden Firmen-Lobbyisten müssen sich schließlich irgendwie bezahlt machen.

Derweil rechnet intern das Controlling den Ingenieuren vor, dass die Montage eines kleinen Kotflügel genauso teuer ist, wie die Montage eines großen Kotflügel. Nur dass der besser bezahlt wird.

Und so stirbt das kleine, leichte Automobil langsam seinen Fertigungs-Tod und macht Platz für unsinnig schwere PS-Ungetüme, die dann auch – hochpreisig angesiedelt – inzwischen als E-Stadtwagen zu kaufen sind. - Da reicht dann auch die Reichweite!

So kann die Industrie dann auch der Politik mal „ein Zückerchen“ bieten. Unauffällig für den naiv-gläubigen Käufer. - Herr Markus Duesmann (Audi) glaubt z.B. daran und verkündet gleichzeitig die Einstellung der Fertigung von Verbrennungsmotoren bei Audi für einen Zeitpunkt, an dem er dann – wahrscheinlich – in Rente ist.

Moderne Welt! - Mit so glaubhaften Versprechen wie „damals“ bei der Einführung der Computer, als man uns das „papierlose Büro“ versprach!

MK/Wilhelm Hahne

Tags: 

Durchschnitt: 4.8 (bei 56 Bewertungen)

Kategorie: 

1 Kommentar

Duesmann Audi BMW

Ein gutes neues Jahr @all noch auf diesem Wege! Nach Lesen des Artikels habe gedacht "Soso, der Duesmann kommt also von BMW zu Audi", und ich habe mich an einen Fernsehbeitrag erinnert, in dem davon berichtet wurde, dass die Deutsche Umwelthilfe Fahrzeuge im Alltagsbetrieb getestet hat, wobei festgestellt wurde, dass der CO2- und NOx- Ausstoß nicht mit den angegebenen Messwerten aus den Laboren übereinstimmt. Was ja erstmal nicht verwunderlich ist. Als es jedoch darum ging, den BMW nachrüsten zu lassen, hieß es in Deutschland, dafür gäbe es keine Hardware. In den USA gab es jedoch Bodenplatten, in denen der dafür vorgesehene Platz durchaus vorhanden war, jedoch nicht für den deutschen Markt! Was ein Wahnsinn. Selbstverständlich haben sich auch die anderen Hersteller nicht mit Ruhm bekleckert, was man diversen Tabellen und Berichten entnehmen kann: https://www.duh.de/projekte/eki-kontrollen/ Dann in der SZ noch dieser Artikel zum Thema und zum Zeitraum des Herrn Duesmann bei BMW: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/autoindustrie-bmw-spielte-falsche-abgas-software-auf-tausende-diesel-1.3881269 Sinngemäß runtergebrochen: "Es war ein versehen, man hat einfach vergessen, die teuren Harnstoff-Katalysatoren einzubauen"!!! Und dann muss ich im Manager-Magazin lesen, dass die arme Autoindustrie - und das fängt im ersten Satz gleich an!- durch "die LANGE Schließung...bla bla bla". Da platzt mir die Hutschnur (und noch mehr), wenn dann ein Abschnitt später steht:"...seit 22. Juni produzieren wir wieder an allen Standorten"!!! Fragt mal die Schüler...Eltern mit Kindern...Kurzarbeiter...Musiker und Künstler...u.s.w. und so fort, was "LANGE Schließung" bedeutet! Nicht nur, dass fast die gesamte Industrie von den zur Zeit harten Kontaktverboten absolut nicht betroffen ist - es muss weiter produziert werden, der Rubel bzw. Euro muss rollen, denn - wie ebenfalls im MM hier https://www.manager-magazin.de/unternehmen/autoindustrie/audi-ag-der-comebackplan-des-markus-duesmann-a-6da9fcef-49fb-45d2-b0b3-993d1ada72b8 zu lesen, "...will Duesmann dann schon wieder 4,2 Milliarden Euro operativen Gewinn einfahren, 2022 sollen es mehr als im Vor-Krisen-Jahr sein - und 2023 gar 6 Milliarden Euro. Die Umsatzrendite läge dann mit 9,2 Prozent wieder auf dem 2019 vorausgesagten Kurs. Als Zielkorridor nimmt er sich 9 bis 11 Prozent vor." Das ist meiner Meinung nach einfach nur noch "widderlich", wie man he in Kölle säht! Zum guten Schluss muss man bei Audi auch noch die Kleinstaktionäre per squeeze-out rauswerfen: "Die freien Aktionäre hatten unzählige kritische Fragen zu unterschiedlichen Themen eingereicht, von der Angemessenheit der Barabfindung bis zur Klage, dass es auf einer Online-Hauptversammlung kein Modellauto als Aktionärsgeschenk gebe." Mein Gedankenfazit: diese ach so arme Autoindustrie, an der ja ach so viele Jobs hängen, bekommt zur Zeit Geldgeschenke in Milliardenhöhe, was schon genug Anlass wäre, wütend zu sein! Sondern statt ein wenig Demut im Angesicht der weltweiten Krise zeigen sie ihr wahres Gesicht: Kapitalismus ohne Rücksicht: auf Umwelt...Gesundheit...mich?...und DICH??? Schönes Wochenende @all, Uwe

+ Hinweis für Leser – nicht nur an einem Abonnement Interessierte! +

 

Lieber Leser,

 

Motor-KRITIK ist vollkommen werbefrei, aber – darum – auch ein wenig abhängig von seinen Lesern. - Oder anders: Von Einnahmen. - Nicht alle Leser mögen sich gleich für ein Abo entscheiden.

Wenn Sie ab und an mal auf diesen Seiten vorbei schauen und Ihnen der hier gebotene investigative Journalismus gefällt, dann machen sie doch einfach ihre Zustimmung durch eine kleine Spende deutlich. - Auch kleine Beträge können – per Saldo – eine große Hilfe und Unterstützung sein!

Meine Kontendaten – auch wenn Sie Abonnent werden wollen - finden Sie HIER.

 

Danke!