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Wer glaubt alles zu wissen – oder versucht alles zu begreifen, der sollte keine vom DMSB genehmigten Rennen besuchen. Ich war als normaler Besucher des o.g. Rennens vor Ort, war nicht akkreditiert, erfuhr keine Sonderbehandlung, habe zwar ein wenig Erfahrung im Motorsport – auch am Nürburgring - aber das war wohl der Motorsport „von gestern“. Ich habe in der „Motorsport-Neuzeit“ dieses Rennen besucht, weil es ein 3h-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife war, durchgeführt auf dem gleichen Kurs, der acht Tage vorher auch für die NLS bei Durchführung eines 4h-Rennen genutzt wurde. - Die Differenz war aber nicht nur eine Stunde! Es gab z.B. schon einen deutlichen Unterschied beim Meldeergebnis. - Beim Betrachten der Gesamtwertung wurde aber auch ein anderer Unterschied deutlich. - Alles vom DMSB genehmigt! - Die Zuschauer des RCN-3h-Rennens hat’s nicht gestört. Es herrschte „Wohnzimmer-Atmosphäre“. - Ich habe mich gewundert. - Aber insgesamt hat’s Spaß gemacht. Offensichtlich auch den Besuchern. - Man wurde auch nicht von grenzwertig-lauten GT3-Fahrzeugen und ihren supergeilen, erfolgsorientierten Lenkern erschreckt, die dann schon mal wegräumen müssen, was so als „Breitensport-Einsatzfahrzeug“ im Weg „steht“. Deren Chefs erwarten Siege. Die Fahrer beim RCN 3h-Rennen dachten sicherlich auch alle an Sieg, aber schienen dabei mehr Spaß zu haben. - Spaß, den die Veranstalter heute nicht mehr zu verstehen scheinen – weil dafür eigentlich auch kein Anlass besteht.
RCN-Rennen Schwedenkreuz: Einiges zum Nachdenken!
Waren zum letzten 4h-NLS-Lauf auf dem Nürburgring, dem mit der Nummer 8, 104 Teilnehmer gemeldet, so waren es zum aktuellen 3h-Stunden des RCN – nur acht Tage später - immerhin 159 Rennfahrzeuge. Aber wichtig ist nicht was gemeldet wird, sondern was schließlich in der Startaufstellung steht. Beim NLS-Rennen waren es schließlich 96 Fahrzeuge. - Zum 3-stündigen RCN-Rennen waren 159 Starter gemeldet, wovon dann 153 in der Startaufstellung zum Rennen zu finden waren. - Das war für die Zuschauer an der Strecke schon optisch ein deutlicher Unterschied.
- Mir schien, dass es auch ein akustischer Unterschied war. Die GT3 fehlten. Irgendwie wirkte alles harmonischer. Auch ohne „BoP“ gab es eine optisch harmonischere Dichte!
Nicht nur bei der Einführungsrunde war die vorhandene größere Starterzahl deutlich wahrnehmbar. Auch Runden später gab eine kleine Kampfgruppen, in denen jeder bemüht war, seine Position zu verbessern. Die am stärksten besetzte Klasse war die „V4“, wie sie auch bei der NLS – acht Tage vorher – ausgeschrieben war. Da waren 4 (in Worten: vier) Fahrzeuge am Start gewesen; davon beendete ein Fahrzeug das Rennen in Wertung. Jetzt beim RCN 3h-Rennen in der „V4“, waren 29 (in Worten: neunundzwanzig) Fahrzeuge am Start. - Wie viel davon über die Ziellinie fuhren, konnte ich leider nicht feststellen! (Dazu später mehr.)
Ich hatte den Parkplatz „Brünnchen“ angefahren, weil der – verkehrstechnisch günstig gelegen – von vielen Besuchern der Nürburgring-Nordschleife gerne genutzt wird. Man hatte dort auch offensichtlich viel Spaß beim Beobachten des Rennen, zumal dieser Parkplatz dann auch ein guter Ausgangspunkt für „Spaziergänge“ sein kann, bei denen man vom Rennen nichts verpasst, aber gleichzeitig etwas für die eigene Gesundheit tut.
Es gab natürlich auch Zuschauer, denen es genügte, beim Rauchen einer Wasserpfeife das Rennen zu beobachten. Bei vielen hatte aber auch das Handy als „Immer-dabei-Fotoapparat“ besondere Bedeutung. Selbst Hundebesitzer kamen auf ihre Kosten. Sie konnten ihre „Ausführpflicht“ mit einem Rennbesuch verbinden. Dabei mussten auch die Hunde wegen des „normalen“ Geräuschniveaus kaum leiden.
Es gibt bei einem solchen Langstreckenrennen, bei schönstem Herbstwetter, nicht nur Zeit zum Essen einer „Rennwurst“, ohne evtl. Verschiebungen im Klassement aus dem Auge zu verlieren, man hat auch Zeit, mal einen Blick „hinter sich“ in die Natur zu werfen. Leider werfen aber nicht alle Zuschauer nur einen Blick in die Natur.
Ich hatte derweil mal meine Kamera nicht nur durch „Foto-Scharten“ im FIA-Zaun blicken lassen, sondern auch fotografiert, wie ein normaler Besucher der Nordschleife bei einem Rennen durch den FIA-Zaun blicken muss. Nur dass das die Kamera – wie man am letzten Foto dieser Serie sieht – eigentlich besser kann.
Ich habe dann im Verlaufe des Rennens schon mal den „Schauplatz“ gewechselt, bin aber erst beim Blättern durch die Ergebnisse – nach dem Rennen – darauf gekommen, noch mal durch meine Fotos zu scrollen.
Damit meine Leser mich verstehen zitiere ich hier mal ein paar Zahlen aus dem Gesamtergebnis von NLS 8, vor acht Tagen und dann aus dem Gesamtergebnis des RCN 3h-Rennens vom letzten Wochenende:
- NLS 8 4h: Gestartet 96. gewertet 71, nicht gewertet 25, nicht gestartet 1
- RCN 3h: Gestartet 153, gewertet 149, nicht gewertet 4, nicht gestartet 2
Frage: Kann die Ausfallquote bei einem 4h-Rennen um so viel größer sein als bei einem 3h-Rennen? - Ich habe dann mal in die RCN-Ausschreibung geschaut. Dort ist dann unter „ Art. 14 Wertung“ zu lesen:
„Eine Wertung erfolgt nur, wenn das führende Fahrzeug mind. 75% der vorgeschriebenen Distanz/Dauer zurückgelegt hat.“
Immerhin ist das so vom DMSB genehmigt. - Ich erinnerte mich dann, dass es rd. 1,5 Stunden vor Ende des Rennens irgendwo „richtig gescheppert“ hatte. Ein Teilnehmer war mit seinem Fahrzeug in die Leitplanken eingeschlagen. Ich habe dann das „Beweisfoto“ gefunden:
Ich hatte es – im Auto sitzend – „richtig scheppern“ hören, hatte gedreht, war etwas zurück gefahren um das „eng an der Leitplanke geparkte“ Fahrzeug zu fotografieren. Dazu würde der Titel passen: „Hut ab, zum Gebet!“ - Ich bin dann noch ein wenig weiter – gegen die Fahrtrichtung der Rennfahrzeuge auf einem Nebenweg - gefahren, um auch die Reaktion des vorgelagerten Streckenposten zu fotografieren. Der schwenkte die „Gelbe Flagge“, um die nachfolgenden Fahrzeuge zu warnen. - In der Gesamtwertung des Rennens habe ich aber auch dieses an der Leitplanke gestrandete Fahrzeug als gewertet gefunden. - ??? -
- Nun - der DMSB wird schon wissen, was er für eine Breitensport-Veranstaltung genehmigt!
Weil ich nun gerade dabei war, habe ich mir auch die „Strafliste“ angeschaut und zur Kenntnis genommen, dass es durchaus eine Reihe von Startern gab, die sich gerne mit einem Zeitzuschlag von 8 min bestrafen ließen, weil sie offensichtlich nicht den – inzwischen auch - bei RCN-Veranstaltungen vorgeschriebenen „Einheitsreifen“ fahren wollten. Es waren bei diesem Rennen 6 Teilnehmer die offensichtlich gerne eine Zeitstrafe von 480 sec (= 8 min!) in Kauf nahmen, weil sie wahrscheinlich mehr von der „Freude am Fahren“ halten, als von dem Slogan, „Nur Siegen ist schöner!“
Interessant war auch beim Stöbern in der „Strafliste“ festzustellen, dass 9 Teilnehmer eine Zeitstrafe von 600 sec. (= 10 min!) in Kauf nahmen, weil sie bei einer Gesamtdistanz von 19 Runden, nur einen Reifenwechsel für notwendig und sinnvoll hielten, während der Veranstalter zwei „Pflicht-Boxenstopps“ vorgeschrieben hatte, deren Mindeststandzeit auf 120 sec beschränkt war. Dagegen hatten dann 21 Teilnehmer verstoßen! - Wieso so viele?
Waren diese 21 Teilnehmer evtl. von folgender Formulierung in der Ausschreibung irritiert worden, die so – wie folgend einkopiert – formuliert war:
„Die Mindestzeit für den Pflichtboxenstopp zwischen Ein- und Ausfahrt der „erweiterten Boxengasse“ (weiße Linien) beträgt 120 Sekunden.“
Richtig – und eindeutig - wäre gewesen, wenn dort gestanden hätte: ...für jeden der vorgeschriebenen Boxenstopps… -
Wer bei einem 3h-Rennen Reifen von einer Qualität fährt, die er bei 19 Rennrunden zwei Mal wechseln muss, der sollte besser bei der NLS mit einem GT3 starten. Da werden mehr Runden gefahren und selbst ein sehr guter Satz Rennreifen hält garantiert auf einem GT3 keine 10 Runden Nordschleife!
Um den Reifenverschleiß bei einem Rennen, auf einem modernen GT3 einmal mit einem Beispiel aus dem Verkehrsalltag zu verdeutlichen:
Wer mit einem solchen Fahrzeug eine Strecke sehr schnell zurücklegen möchte, die in etwa der von Nürburg nach Brüssel entspricht, der müsste schon eine zweistellige Anzahl von Kilometern vor Brüssel einen Reifenwechsel vornehmen, wenn er eine „Rennreifen-Qualität“ montiert hat! - Auf der Hinfahrt!
- Eine tolle Entwicklung! - Die inzwischen auch eine „Breitensportserie“ für Automobile, die RCN, betrifft!
Die Reifenhersteller aber „trifft“! - Die Marketing-Abteilungen dieser Firmen finden vielleicht die Entwicklung hin zu einem Vorschreiben von Einheitsreifen bei einer Rennserie gut, aber sie ist genau so ein Blödsinn – sage ich – wie Pflicht-Boxenstopps, Mindestzeiten bei Boxenstopps, die „BoP“ oder auch ein DMSB-Nordschleifen-Permit! - Vor allen Dingen dann, wenn man – wahrscheinlich aus „Sicherheitsgründen“ – inzwischen beim Zurücklegen von 19 Runden Nürburgring Nordschleife „zwei Pflichtreifenwechsel“ vorschreiben muss! - Oder ist das etwa „Vorschrift“ des Reifenherstellers?
Die RCN verdient - verglichen mit der NLS - inzwischen zwar mit gutem Grund den Titel „Breitensportserie“, aber auch hier ist inzwischen die Endwicklung negativ!
- Verderben schlechte Beispiele gute Sitten?
Weil ich beim Lesen am Ende jeder Seite im Gesamtergebnisses zur RCN-Veranstaltung darauf aufmerksam gemacht wurde, hat mich natürlich interessiert, in der „Strafliste“ nach dem Grund für die Disqualifikation eines Teilnehmers wegen „Verstoß Reifenvorgabe“ zu suchen. - Ich habe leider dort nichts gefunden. Das Fahrzeuge mit der # 343 hatte aber – wie ich feststellen konnte - das Rennen ordnungsgemäß nach 17 Runden beendet, zwei Boxenstopps absolviert, auch die Mindeststandzeiten eingehalten.- Was denn nun noch?
Es gibt da nur noch eine Möglichkeit. Das Team hat – vielleicht – in der Ausschreibung einen Satz übersehen:
„Nur Gaststarter, die weniger als 3 Starts -Drei- in der RCN 2022 hatten, dürfen Fremdreifen benutzen. Das muss allerdings mit Abgabe der Nennung beim Rennleiter angemeldet werden.“
Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass dieser Teilnehmer vielleicht seine Reifen z.B. mit Luft gefüllt hatte, die er vorher in Katar in Dosen füllen ließ. - Als Motorsportler – nicht als Fußballer! - hätte er da schon verdient, wenn… -
Motorsport in Deutschland, vom DMSB „gepflegt“, hat heute schon ein besonderes Qualität-Niveau erreicht. - Da sollte man sich eigentlich über gar nichts mehr wundern.
Ich will mich als stiller Beobachter des RCN-Rennens aber nicht beschweren. Ich habe die gute Eifelluft genießen können und - die bunte Pracht der heimischen, herbstlichen Wälder. - Ich war sozusagen ein freier Journalist!