Eine unendliche Story: 24h-Rennen und Naturschutz!

Natürlich hätte ich „Geschichte“ schreiben sollen und nicht „Story“. Aber mehr als 50 Anschläge passen nicht in eine Titelzeile. Auch als freier Journalist ist man „dramatischen“ Zwängen unterworfen. Da versteht man dann auch die rheinland-pfälzische Umweltministerin, Krista Eder, wenn die per „Rhein-Zeitung“ zwei Tage nach dem 24h-Rennen verkündet: „Der Erhalt und die Pflege des Artenreichtums trägt zur Resilienz unseres Ökosystems bei“. - Mal ehrlich: So ganz habe ich das nicht verstanden. - Zuvor wird sie mit „Klimakrise und Artenkrise können nur im Gleichklang bewältigt werden“ zitiert. - Da bin ich dann unsicher, ob die Dame nun Musik oder etwas anderes studiert hat. „Gleichklang“ ist ein Begriff den ich verstanden habe. Wahrscheinlich meint sie den auf der Basis von 440 Hz („Kammerton“). Bei „Resilienz“ habe ich nachschlagen müssen, um meine Leser nicht falsch zu informieren. Leider besitze ich nur einen Fremdwörter-“Duden“ von 1990, der auf dem Titel kundtut: „Notwendig für das Verstehen und den Gebrauch fremder Wörter“. - Aber wie gesagt: Wohl nur von denen, die vor 1990 in Gebrauch waren, denn ich finde „Resilienz“ nicht. - Bei „Google“ – im Internet - bin ich dann fündig geworden: „Der Begriff der Resilienz“ - so lese ich - „wird in verschiedenen Wissenschaften benutzt, unter anderem in der Physik, in der Soziologie und der Medizin.“ - Da musste ich dann erst mal nachschlagen, was die Dame wirklich studiert hat! Es ist u.a. – Soziologie! - Katrin Eder, die Umweltministerin hat aber auch gesagt: „Um die lebenswichtige Biodiversität in Rheinland-Pfalz zu erhalten, ist eine Stärkung des Naturschutzes nötig.“ - Wenn das so ist, dann mache jetzt mal einfach unter meinem obigen Titel weiter:

Eine unendliche Story: 24h-Rennen und Naturschutz!

Da steht z.B. seit einigen Wochen – ohne Baugenehmigung erstellt (!) - ein in Beton befestigter Stahlzaun auf einem Gebiet, das man als Parkplatz „Brünnchen“ kennt, der direkt an der B 412 liegt, von wo sich dann auch Rennen – oder die „Touristenfahrten“ – auf der Nürburgring-Nordschleife gut beobachten lassen. An der Zufahrt wird durch ein Schild deutlich gemacht:

Man betritt – befährt – ein „Landschaftsschutzgebiet“, sagt das dort aufgestellte Hinweis-Schild. Dort steht auch jetzt noch - nach dem 24h-Rennen - immer noch ein nicht genehmigter Bauzaun. Die hier gezeigten Fotos sollen einen Eindruck vermitteln. Schon seit Anfang April seht dieser Zaun hier! Immerhin liegt – sagt das Kreisbauamt – ein Bauantrag vor. - Seit Anfang März. -  Und auch etwas, das wohl ein Gutachten ersetzen soll. Was hier in dieser gewagten Kombination passiert, trägt selbstverständlich zur Resilienz unseres Ökosystems bei.

Das meine ich natürlich – irgendwie – medizinisch und bezogen auf den Menschen! - Da bedeutet „Resilienz“ nämlich lt. Auskunft im Internet:

„Als Resilienz bezeichnet man die ressourcenabhängige und individuell unterschiedliche Fähigkeit, krisenhafte Lebensumstände ohne gesundheitliche Einbußen physischer oder psychischer Art zu bewältigen.“

Richtig ist also nach dieser Definition:  Die Mitarbeiter des Kreis-Bauamtes haben eine mögliche Krise bewältigt. Und der nicht genehmigte Zaun aus Stahlstäben steht immer noch! - Die Beamten des Landkreises Ahrweiler haben das bisher ohne „gesundheitliche Einbußen physischer oder psychischer Art“ überstanden!

Zur Sicherheit bin ich heute noch mal zum Parkplatz „Brünnchen“ gefahren und habe – nach dem 24h-Rennen – den Zaun dort so vorgefunden, wie ich ihn dann auch fotografiert habe. Es ist alles so, wie es nun modern ist: Wer nichts zu sagen hat, ist selber schuld! Der Zaun steht, die Beamten in Ahrweiler verfügen über eine gute Resilienz. - Alles gut!

Der Zaun steht wirklich festgemauert in der Erde! - Dieses Mal lautet meine Definition von „Resilienz“ lt. Internet: „Systemische Widerstandsfähigkeit von Unternehmen gegenüber Störungen.“ - Klar! - Bei der Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG hat man noch niemals meine Arbeit als Journalist ernst genommen!

Da bin ich dann auch noch mal zum „Naturschutzgebiet“ im Umfeld des Streckenabschnitts „Flugplatz“ der Nürburgring-Nordschleife gefahren. Die erste hier gezeigte Aufnahme wurde kurz vor Beginn des 24h-Rennens gemacht, die folgenden Aufnahmen jetzt, aktuell, nach dem 24h-Rennen. - Hier wurde – wie man auch sehen kann – das Naturschutzgebiet mit hoher Frequenz von Shuttle-Bussen während der Rennveranstaltung durchfahren. Das Ziel, das so genannte „Götze-Haus“, mit Blick auf die Rennstrecke, liegt dann wieder außerhalb des Naturschutzgebietes, weil das in diesem Fall besonders bei der Grenzsetzung berücksichtigt wurde.

Weil ich nun mal gerade am „Flugplatz“ war, habe ich mich erinnert, das während der ganzen Renn-Veranstaltung konstant Flugzeuge über dem Naturschutzgebiet kreisten. So entstanden auf meinem Handy wundervolle Grafiken, von denen ich hier einmal zwei zeige:

Wie man den Internet-Informationen entnehmen konnte, waren es Flugzeuge die aus Lüttich kamen, wo man beim Abflug wohl als Flugziel Frankfurt-Hahn angegeben hatte. Dort sind sie aber niemals angekommen, weil sie ihr Flugbenzin als Relais-Station für einen Fernsehsender über dem Veranstaltungsgebiet Nürburgring-Nordschleife verflogen haben. Sie waren wohl als „Relaisstation“ zur Sicherstellung einer „ungestörten“ Fernsehübertragung eingesetzt. - Getankt wurde dann  – soweit ich das feststellen konnte – wieder auf dem Flughafen Lüttich.

Das nur als Erklärung für jene Leser, die mich nicht während der 24h-Veranstaltung angerufen haben, um sich vorsichtig zu erkundigen, ob mein Schlaf nicht auch durch diese ständige – unangenehme - Lärmkulisse gestört würde. - Nun, ich hatte dafür – für ein paar Anrufer - eine Erklärung und konnte ihnen aus Erfahrung sagen, dass Bomber-Geschwader in der Nacht unangenehmer sind.

Es gibt sicherlich leisere, angenehm klingendere Flugzeuge, als die von einem Fernsehsender offenbar als „Relaisstaition“ genutzten Turboprop-Maschinen, die wirklich ein unangenehmes Geräusch entwickeln. Aber sogar ich weiß – und das übrigens von Reinhard Mey:

„Über den Wolken
Muss die Freiheit wohl grenzenlos sein.“

Aber zurück zum Thema Naturschutz, den Erlebnissen im Umfeld des 24h-Rennens und dem was ich heute in der „Rhein-Zeitung“ von unserer Umweltministerin gelesen habe. Die hat große Pläne, die dann schon 2025 endgültig umgesetzt sein sollen. Aber irgendwie wirken die ein wenig weltfremd, so dass ich noch einmal in ihren Lebenslauf geblickt habe, um zu erfahren:

„Nach dem Abitur 1996 an der Maria-Ward-Schule in Mainz studierte sie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz die Fächer Politikwissenschaft, Soziologie und Öffentliches Recht. Abschluss: Magister Artium.“

Dumm ist nur, das ich schon wieder nicht weiß, was das heißt. Aber auch hier hilft mir dann das Internet, wo ich lesen kann:

„Der Titel magister artium, auch liberalium artium magister war im Mittelalter der akademische Grad, den Studierende nach dem Studium der artes liberales, der Sieben Freien Künste, erhielten. Dies waren Grammatik, Rhetorik und Dialektik, das sprachlich geprägte Trivium („Dreiweg“), und anschließend Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie, das mathematisch geprägte Quadrivium (‚Vierweg‘)“

Boh, man äh! - Aber leider leben wir nicht mehr im Mittelalter, so dass ich noch mal ein wenig im Internet herum stöbern musste, um festzustellen, was man denn so alles mit so einem Abschluss  anfangen kann. Dort fand ich dann die Empfehlung für Studenten mit dem Abschluss „Magister Artium“:

„Je nachdem, wie ihr euer Studium aufgebaut und welche Praktika ihr geleistet habt, stehen euch viele Wege im Berufsleben offen. Der erste Schritt besteht bei vielen aus einem Volontariat oder einer Trainee-Stelle, um qualifizierte Berufserfahrung zu sammeln.“

Da fehlt natürlich der Hinweis, dass man eine „qualifizierte Berufserfahrung“ auch als Ministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität des Landes Rheinland-Pfalz nur noch ergänzen muss, wenn man zwischen 2011 und 2021 als Dezernentin für Umwelt, Grün, Energie und Verkehr der Landeshauptstadt Mainz u.a. den Bau der Mainzelbahn betreut hat. Aber auch Stadtumbauprojekte und z.B. die Renaturierung des Gonsbaches. (Man kennt diesen Namen durch die „Gonsbach-Lerchen“. ) - „Mainz, wie es singt und lacht!“

Also Erfahrung hat unsere Umweltministerin schon. Leider hat sie wohl noch nichts von den Naturschutz-Problemen am Nürburgring gehört, wie sie jetzt gerade wieder im Zusammenhang mit dem 24h-Rennen deutlich wurden. Krista Eder (46), unsere Umweltministerin, hält sich wahrscheinlich an die Worte unserer Regierungschefin, die gerne „nach vorne schaut“, immer die Zukunft im Blick hat und nichts aus den Geschehnissen der Vergangenheit – und Gegenwart – lernt.

  • Man hat als Politikerin eben lieber Visionen, mit denen man die Zukunft „verzuckern“ kann. Die Gegenwart, die Realität, ist oft einfach nur lästig!

Bevor ich meinen Fremdwörter-“Duden“ der 5. Auflage von 1990 wieder zurück ins Regal stelle, habe ich schnell noch einmal nachgeschlagen, wie man denn da den Begriff „gendern“ definiert. Ich stelle frustriert fest:

  • Das Fremdwort „gendern“ gab es 1990 auch noch nicht!

Und das 24h-Rennen 2023 ist auch nicht mehr das, was es einmal war. Ich muss es wissen, war ich doch nicht nur beim ersten Rennen 1970 schon als Fahrer dabei. Auch ein Teil der ersten Ausschreibung zu diesem Langstreckenrennen ist auf meiner Reiseschreibmaschine entstanden. Wenn ich die damalige Ausschreibung mit der heutigen vergleichen würde, dann würde die letzte ADAC-Fassung für 2023 von mir sicherlich als eine „von gestern“ empfunden werden. - Auch beim ADAC ist man wohl irgendwie resilient!

Meine Leser mögen sich die dazu passende Definition irgendwo aus dem Internet „fischen“. Da findet sich eigentlich irgendwo immer etwas Passendes. - Zu meinem Erstaunen habe ich den Begriff „Resilient“ aber z.B. nicht im „Lexikon der Entwicklungspolitik“ des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefunden!

Wahrscheinlich ist dieses „Lexikon“ auch schon so „überholt“, wie die Regierung insgesamt! - In diesem lückenhaften Lexikon habe ich aber einen anderen, mir bisher – auch – unbekannten Begriff entdeckt: „vulnerabel“. Der wird so erklärt:

„Das Adjektiv ‚vulnerabel‘ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet ‚verwundbar‘ oder ‚verletzlich‘. Als vulnerable Bevölkerungsgruppen versteht man in der Entwicklungszusammenarbeit Menschen, die nicht in der Lage sind, Herausforderungen aus eigener Kraft zu bewältigen, und daher unter Krisen besonders leiden.“

Ach so! - Vielleicht hat mir nach dem 2. Weltkrieg mit seinen – mich sehr beeindruckenden – Bombenangriffen durch unsere heutigen „amerikanischen Freunde“, eine psychologische Betreuung gefehlt! - Die gab es damals ebenso wenig, wie heute eine Erklärung von modernen Fremdworten in alten „Duden“. - Die Sprache lebt! - Ich auch!

Da sollte ich mich lieber an die Fortsetzung des Liedtextes von Reinhard Mey erinnern:

„Alle Ängste, alle Sorgen
Sagt man
Blieben darunter verborgen
Und dann
Würde was uns groß und wichtig erscheint
Plötzlich nichtig und klein“

Nun sagen Sie bitte nicht, ich wäre vulnerabel!

MK/Wilhelm Hahne
Durchschnitt: 4.7 (bei 54 Bewertungen)

Kategorie: 

+ Hinweis für Leser – nicht nur an einem Abonnement Interessierte! +

 

Lieber Leser,

 

Motor-KRITIK ist vollkommen werbefrei, aber – darum – auch ein wenig abhängig von seinen Lesern. - Oder anders: Von Einnahmen. - Nicht alle Leser mögen sich gleich für ein Abo entscheiden.

Wenn Sie ab und an mal auf diesen Seiten vorbei schauen und Ihnen der hier gebotene investigative Journalismus gefällt, dann machen sie doch einfach ihre Zustimmung durch eine kleine Spende deutlich. - Auch kleine Beträge können – per Saldo – eine große Hilfe und Unterstützung sein!

Meine Kontendaten – auch wenn Sie Abonnent werden wollen - finden Sie HIER.

 

Danke!