Aktuell: Raue Winde am „Bilster Berg“

Jeder kennt die Schlacht im Teutoburger Wald, aber kaum jemand die Kämpfe, die aktuell gerade dort um – nicht auf – eine(r) Teststrecke ausgetragen werden. Die Strecke gibt es seit 2013 und wird als Trainings- und Testrecke nicht nur von Walter Röhrl sehr gelobt. Aber anders als am Nürburgring gab es dort zunächst die Anwohner und dann die Automobil-Teststrecke, während es in der Eifel genau umgekehrt ist. Wobei der Nürburgring auch noch die Funktion einer Rennstrecke hat. Darum gibt es gegen ein „Rennstrecke“ im Teutoburger Wald auch mehr Widerstand, obwohl das nur ein „Drive-Resort“ ist - so ist die offizielle Bezeichnung. Der Widerstand ist aber weniger geworden, weil nichts „so heiß gegessen, wie es gekocht wird“. Der Bau der Teststrecke war aber auch schon deshalb problematisch, weil es zunächst kaum private Investoren gab, die an dem Bau einer Teststrecke interessiert gewesen wären. Aber dann sind – mit entsprecher fachlicher Unterstützung - doch so um 170 zusammen gekommen, die in einen „geschlossenen Fonds“ eingestiegen sind. Mit „Paketen“ á 100.000 Euro. Diesen Gesellschaftern wurde natürlich Gewinn – und damit eine vernünftige Verzinsung des eingezahlten Kapitals versprochen. Das hat nicht geklappt. Und es gab so nicht nur Unstimmigkeiten in der Geschäftsführung, sondern auch Unmut unter den Gesellschaftern, die über einen Beirat Einfluss auf die Geschäftsführung nehmen können. Nachdem es schon im Dezember 2014 zu Auseinandersetzungen gekommen war, hat es nun bei der Gesellschafterversammlung in der letzten Woche richtig gekracht – und Überraschungen gegeben.

Aktuell: Raue Winde am „Bilster Berg“

Selbst wir bei Motor-KRITIK waren überrascht, als Ende Januar im Heft 2/2015 des „manager magazin“ ab Seite 106 eine Geschichte unter dem Titel „DIE FEUERFESTEN“ veröffentlicht wurde, die das war, was man unter Kollegen als „schöne Geschichte“ empfindet und zu der als Aufmacher ein Foto mit Marcus Graf von Oeynhausen-Sierstorpff genommen wurde, der in der Bildlegende dann auch sehr gut dargestellt ist. Einschliessĺich seines erfolgreichen Jaguar E-Type „aus den 60ern“.

Zu Beiden hätte man ausführlicher – und kritischer - informieren können. Zumal es ohne einen „Dritten Mann“ nicht immer zu so klaren Erfolgen gekommen wäre. Aber jemand der in der Redaktion das Ressort „Testwagen“ verantwortet, muss nicht unbedingt so umfassend informiert sein, wie man es sein müsste, um zu einer realistischen Darstellung zu finden, die man eigentlich in einer Zeitschrift wie „manager magazin“ erwarten kann.

Immerhin scheint der Titel „manager magazin“ selbst für einige Unternehmer und Manager eine Bedeutung zu haben, die sie veranlasst hat ihre sonstige Zurückhaltung aufzugeben, die sie bisher eigentlich im Hinblick auf ihr Hobby Motorsport gegenüber der Öffentlichkeit gepflegt haben. Das betrifft besonders Herrn Gustav Edelhoff, der – nicht zufällig – dem Beirat angehört, der die Geschäftsführung am „Bilster Berg“ mit kontrolliert.

Am Ende der ersten Dekade Dezember 2014 hatten sich die Gesellschafter über den Beirat mit dem damaligen Alleingeschäftsführer auf eine – wie sie meinten – positive Art der Weiterentwicklung der Strecke und des Unternehmens „Bilster Berg“ geeinigt. Dachte man.

Denn vorher hatte es doch eine gewisse Verärgerung gegeben, nicht nur weil man einen Verlust übers Jahr gesehen hinnehmen musste, sondern weil der z.B. auch durch Abschlagsrechnungen für „Projektsteuerungsleistungen“ über insgesamt 1,35 Millionen Euro (+ MWSt.) beeinflusst wurde. Die Leistungen des Herrn Grafen war wohl für die Gesellschafter nicht ohne weiteres ersichtlich und nachvollziehbar.

Denen hat auch nicht gefallen, dass der Herr Graf sich selbst dadurch zum Alleingeschäftsführer gemacht hatte, indem er seinen „Kollegen“, den zweiten Geschäftsführer, Hans-Jürgen von Glasenapp, entlassen hatte. Graf von Oeynhausen-Sierstorpff ließ damals offiziell mitteilen, dass er personelle Fragen nicht öffentlich kommentieren würde.

Aber diese Frage wurde von den Gesellschaftern - und dann auch im Beirat - am 10. Dezember 2014 nicht nur erörtert, sondern man kam auch in einem Gespräch, das vom Vorsitzenden des Beirats mit Graf von Oeynhausen-Sierstorpff geführt wurde, zu einem Vorschlag an die Gesellschafter, der die Differenzen in aller Interesse beizulegen schien.

Dazu gehörte, dass der ausgeschiedene Geschäftsführer, Hans-Jürgen von Glasenapp, seine Tätigkeit am „Bilster Berg“ wieder aufnimmt, die Firma als Träger der Teststrecke von bisher einer GmbH & Co KG in eine – wie man es bezeichnete - „Einheits-KG“ umgewandelt würde, in der dann nicht nur die Gesellschafter in Zukunft mehr Einfluss haben würden, sondern es wurde auch vereinbart, dass Graf von Oeynhausen-Sierstorpff nicht nur Vorsitzender eines neuen „Aufsichtsrates“ wird, sondern auch in diesem Zusammenhang auf sein bestehendes gesellschaftsvertragliches Recht auf die Geschäftsführung in der KG verzichtet.

Alles schien – wie man so schön sagt - „in Butter“, zumal der Herr Graf bei dieser Gelegenheit noch vorgeschlagen hatte, das Aufsichtsgremium mit einem „externen Dritten mit Fach-Knowhow“ zu besetzen. Zusätzlich sollte auch noch ein weiterer Geschäftsführer zur Stärkung des Vertriebs eingesetzt werden.

Vor Weihnachten 2014 erhielt das“Drive Resort“ dann noch die behördliche Genehmigung, die die Rahmenbedingungen zum Betrieb der Teststrecke wesentlich begünstigen könnte: Der dB(A)- Grenzwert wurde realistischer gefasst, so dass auch das „Lärmkontiengent“, das nun aktuell zur Verfügung steht, eine bessere Nutzung der Strecke „Bilster Berg“ erlaubt.

Damit ist ein Verein, Bürgerinitiative „Ruhe am Bilster Berg“ gar nicht einverstanden. Man möchte die Erholungsfunktion der Landschaft gefördert sehen, sieht den Tourismus durch „die Rennstrecke“ (wie man sie nennt) gefährdet. Am „Bilster Berg“ werden aber keine Rennen ausgetragen, sie ist als Test- und Trainingsstrecke geplant und soll auch in Zukunft so genutzt werden.

So waren eigentlich die Positionen der Gruppierungen, als am letzten Mittwoch bei der offiziellen Gesellschafterversammlung dann eine „kleine Bombe platzte“. Der Herr Graf ließ zur Überraschung aller Gesellschafter und des bisherigen Beirats mitteilen:

„ Um weiteren Schaden von der Gesellschaft abzuwenden, hat sich der Ideengeber und Initiator des Bilster Berg Drive Resorts, Marcus Graf von Oeynhausen-Sierstorpff, heute dazu entschlossen, die Geschäftsführung des Bilster Berg Drive Resorts zu verlassen. Die vom derzeitigen Beirat zuletzt vorgeschlagene rechtliche und personelle Konstellation macht für Graf Oeynhausen eine weitere Zusammenarbeit unmöglich.“

Die offizielle Pressemitteilung des Grafen, aber auch die der neuen Geschäftsführung des „Bilster Berg“ finden die Leser im Anhang als pdf-Dateien.

Tatsächlich war Marcus Graf von Oeynhausen-Siestorpff „Ideengeber und Initiator“ des „Drive Resorts“ am „Bilster Berg“. Aber nicht unbedingt uneigennützig, wie sich aus seinen Rechnungen für „Projektsteurungsleistungen“ ergeben könnte, sondern er hat auch mit dem in seinem Besitz befindlichen Hotel „Gräflicher Park“ vom Bau der Teststrecke profitiert, da dadurch dessen Auslastung klar verbessert wurde.

Der Grundbesitz, der Basis der Strecke ist, gehört einem Freund des Grafen, dem er zur Nutzung durch eine Teststrecke geraten hat. Eine seiner – nicht laut geäußerten – Ideen war es wohl auch aktuell, in irgendeiner Form mit der H.I.G., die auch (nicht erfolgreicher) Bieter für den Nürburgring war, irgendwie zu einem „Deal“ zu kommen, da diese Gesellschaft schon immer noch an einem Kauf oder einer Beteiligung an einer Strecke wie Nürburgring oder „Bilster Berg“ interessiert scheint.

In Kenntnis all' dieser Zusammenhänge scheint es für Motor-KRITIK nicht uninteressant für die derzeitige Nürburgring-Geschäftsführung, einmal mit der des „Bilster Berg“ in Kontakt zu treten. Es scheint zumindest eine Zusammenarbeit möglich, die sogar zu einem interessanten Verbund werden könnte.

Wie man in „manager magazin“ nachschlagen kann, gehören zu den Gesellschaftern und einflussreichen „Ausichtsratsmitgliedern“ dort Unternehmer und Manager, die nicht nur etwas vom Geldverdienen, sondern auch vom Motorsport verstehen.

MK/Wilhelm Hahne

 

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