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Es wird Frühling! - Da strömen dann nicht nur die VLN-Fans wieder gerne in die Wälder der Eifel um zu erleben, wie leistungsmäßig kastrierte und mit Zusatz-Schalldämpfern versehene GT3 im Gänsemarsch über die Nordschleife fahren. - Der 1. VLN-Lauf ist vorüber. Eigentlich hätte hier dann auch etwas darüber stehen sollen. - Aber das kommt – wegen „Nebel“ - später. - Beim Stöbern nach Details bin ich darauf gestoßen, dass die Nürburgring-Fans z.T. einseitig zum Thema Auspuffgeräusch informiert werden und sind. Da möchte Motor-KRITIK dann ein paar Anregungen zum Nachdenken über das Geräusch-Problem am Nürburgring anbieten. - Nicht nur über die Fahrgeräusche beim Rennen. Wer so beim Rennen am Zaun steht, bekommt auch Lust, selber mal ein paar Runden zu drehen. So war es auch am Sonntag nach dem Samstag-Rennen. Die „Call-Kerls“ der VLN zwitscherten am Samstag ihre „Stimmungslieder“. - In den Vogelschutzgebieten um die Nordschleife sangen am Sonntag wieder die Vögel. Da gab es dann auch wieder die lauteren Abrollgeräusche – gegenüber Slicks bei Rennen – bei den Touristenfahrten zu hören. Aber auch der Sound der PS-starken Serien-SUV‘s – zum Beispiel - „ist nicht von Pappe“. Man tobt sich gerne mal aus. Schließlich verfügt man – anders als bei den „zahnlosen“ GT3-Boliden – über die volle Motorleistung, braucht keine Zusatz-Schalldämpfer, hat evtl. nicht nur – serienmäßig (!) - ein „Klappensystem“ im Auspuff verbaut, sondern noch – gegen einen kleinen Aufpreis – einen Soundverstärker an Bord. - Das Motto lautet: Volle Kraft voraus!
Touri-Fahrten-Realität: Musik liegt in der Luft!
Im Fahrzeugschein steht die „amtliche“ Lautstärke. Aber die Automobilindustrie lässt die Disko-Fans, an Hipp-Hopp-Lautstärke gewöhnt, nicht hängen. Was bei den Dieselfahrern eine betrügerische Software, ist bei V8-Fans dann das Auspuff-„Klappensystem“. - Da gibt es dann bei Vollgas für die Umwelt „die volle Dröhnung“.
Man kann das sehr gut am Nürburgring erleben, wo sich selbst bei Rennen schon die Geister scheiden. Da wird z.B. auf „Facebook“ engagiert über das Thema Geräusch und Lautstärke der echten Rennfahrzeuge, z.B. der GT3 beim 1. VLN-Rennen diskutiert. - Hier ein kleiner Auszug:
„Grade gestern bei VLN 1 fand ich es wirklich erschreckend wie leise grade die GT3 Wagen geworden sind. Hier sind die Serienmodelle ja um ein vielfaches lauter als die Rennwagen.“
„Schön zu lesen dass das noch jemandem aufgefallen ist ich fand das gestern extrem leise. Also um mir kam es so vor als wären sie noch leiser als letztes Jahr.“
„Blödsinn. Vor Jahren ging noch alles anders. Wenn heute Natur, Tier oder Umweltschützer knatschen, wird direkt nachgegeben.“
„Also wer da von leise spricht, den verstehe ich überhaupt nicht…“
„Mag sein, dass die GT3 zu schnell sind - aber wenn ich so einen finanziellen Aufwand betreibe, dann soll wohl auch ein Unterschied da sein, zu den deutlich schwächeren Klassen.“
„Und ich dachte schon ich würde plötzlich schlecht hören. Ich fand es bei den Porsche 911 GT3 und Audi R8 am extremsten. Die waren viel zu leise; selbst die kleinen Clio waren lauter.“
„Bei Porsche und bei Audi hört man regelrecht dass sie eigentlich möchten aber nicht dürfen.“
„Auf jeden Fall ist das sehr schade . Aber liegt das nicht an ein paar Anwohnern aus Adenau ? Denen schmeckt das mit dem Lärm nicht und somit ist das alles sehr eingeschränkt.“
„Sehr schade. Seiner eigenen Gemeinde zu schaden.“
„Wo ist das Problem? An den 130dB hat sich nichts geändert?! Also an der Nordschleife selber liegt’s nicht. Könnt ja mal nach Spa Francorchamps fahren.“
„Das ist eine Schande für den Motorsport, bzw. all diejenigen die es in der Hand hätten es zu ändern bzw. es haben soweit kommen lassen.“
„Zum 24h sind andere DB Grenzen vorhanden. Das hat Oli Martini im Stream ganz gut erklärt.“
Dabei betrifft das Thema Geräusch, Lärm, in dB(A) gemessen nicht nur den Rennbetrieb auf der Nordschleife, sondern auch die Touristenfahrten. - Auch der Lärm bei den Testfahrten der Industrie findet Berücksichtigung bei den täglichen Lärmmessungen.
Ich weiß nicht was ein Oli Martini zu den dB(A)-Grenzen beim 24h-Rennen erklärt hat, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass der schon mal die letzte – zumindest mir bekannte - „Anordnung“ der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord in Koblenz vom 22. Mai 2017 überhaupt gesehen, noch viel weniger gelesen hat.
Und dann muss man sie auch noch verstehen! - Damit meine Leser zumindest einen Eindruck vermittelt bekommen, zum Thema eine Basisunterlage kennen, um sich eine eigene Meinung bilden zu können, habe ich die pdf-Datei dieser „Anordnung“ in den „Anhang“ zu dieser Geschichte gestellt.
Selbstverständlich sind darin Höchstwerte in dB(A) genannt, aber eigentlich geht es für die Rennstrecken - Grand-Prix und Nordschleife – um Lärm-Kontingente, die beim Betrieb der Anlage mit all‘ ihren Möglichkeiten (auch z.B. Musik!) nicht überschritten werden dürfen.
Selbstverständlich sind da die Rennen von Bedeutung, aber ganz wesentlich sind auch die Touristenfahrten, schon aufgrund der Vielzahl der Tage.
Wenn man das weiß begreift man auch, dass die Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG hier höllisch aufpassen muss, wenn sie keinen Ärger bekommen will.
Natürlich liegt die Rennstrecke in einem nicht nur landschaftlich schönen, sondern auch schützenswerten Gebiet. Wer schon mal die Nordschleife umwandert ist – ich habe das in meinem Leben mehrfach getan - wird immer wieder auf die oben gezeigten Schilder stoßen, die so „nebenbei“ eine Erklärung dafür bieten, warum Zuschauer bei Rennveranstaltungen auf der Nordschleife freien Eintritt haben.
Da müssen dann die Parkgebühren oder der Profit, der von dem Nürburgring-Pächter aus den Würstchenbuden rings um die Strecke (insgesamt: Pacht + Gewinn aus verpflichtendem Verkauf bestimmter Artikel) gezogen wird, für einen Ausgleich sorgen. Es gibt nur zwei Würstchenbuden im direkten Einzugbereich der Nordschleife, bei denen die Pächter dieser Verpflichtung enthoben sind, weil ihr Standort nicht auf den Liegenschaften des neuen Nürburgringbesitzers (unter Vorbehalt einer noch ausstehenden Entscheidung des EU-Gerichts!) liegt.
Dieses Foto vermittelt nicht nur einen Eindruck von den Vorstellungen, die man am Nürburgring von Sicherheit und Schutz des direkten Umfeldes z.B. vor Lärm hat. Dieses Foto wurde aber nicht aus diesem Grund hier eingestellt. Es ist noch eine – unauffällige (!) - Besonderheit zu sehen, die bis heute unbekannt, aber auch eine Erklärung dafür ist, warum die Frage,
- Ist die Nordschleife eine Privat- oder eine Öffentliche Straße?
bis heute niemals endgültig geklärt wurde. Glaubt man dem Mainzer Innenministerium, ist es eine Privatstraße. Glaubt man der Polizei, ist es eine „Öffentliche Straße“, die man gegen eine Art „Mautgebühr“ befahren kann. Wäre das tatsächlich so, wäre von Seiten des Nürburgring-Pächters in Zukunft mit weiteren zusätzlichen Schwierigkeiten zu rechnen.
- Haben Sie erkannt, was auf dem Foto oben wirklich wichtig ist?
Denn es gibt die Datenschutz-Verordnung (DSGVO) der Europäischen Union seit dem 25. Mai 2018. Mit ihr werden die Verarbeitung personenbezogener Daten durch private Unternehmen- aber auch öffentlicher Stellen – geregelt.
Diese Fotos machen deutlich, das in der „Anordnung“, wie sie im „Anhang“ zu finden ist, diese Position an der tiefsten Stelle der Rennstrecke, in „Breidscheid“, nicht verzeichnet ist. Das deshalb nicht, weil sie nur bei den Touristenfahrten ständig im Einsatz ist und – wie man auf dem dritten Foto deutlich sehen kann – nicht nur die Lautstärke der auf der Rennstrecke vorbei fahrenden Fahrzeuge misst, sondern auch mit der Kamera – wie deutlich zu erkennen – dann die Kennzeichen aller auf der Strecke vorbei fahrenden Automobile festhält und aufzeichnet.
Was auf einer Privatstraße möglich wäre, ist lt.DSGVO auf einer „Öffentlichen Straße“ eigentlich unmöglich. Die Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG wird sicherlich dafür eine Erklärung haben, bzw. finden. - Müssen!
Um das Thema „dB(A)-Messungen mit Kamera-Aufzeichnungen“ auf der Nürburgring-Nordschleife abzurunden, sieht man hier eine Messtelle an der „Quiddelbacher Höhe“, wie sie bei den Touristenfahrten am 24. März 2019 zum Einsatz kam. Auch hier ist deutlich neben dem „Lärm-Messgerät“ eine Kamera auszumachen, die jeweils die Kennzeichen der vorbei fahrenden Fahrzeuge festhält. (Das Foto dokumentiert die Messstation am 24. März 2019!)
Die Bewohner in Quiddelbach wird es freuen, dass man am Nürburgring scheinbar so um den Immissionschutz bemüht ist, denn Quiddelbach – nicht Adenau – gehört zu besonders vom Lärm auf der Nordschleife betroffenen Orte. Quiddelbach liegt quasi im Zentrum der Nordschleife, ist also praktisch alle Tage vom Lärm der Touristen- und Industrie-Tage, nicht nur der Rennen belastet. Hinzu kommt, dass der Grand-Prix-Kurs sich nur in rd. 1,5 Kilometer Luftlinie entfernt befindet.
Was dann auch bei Rennen, wie DTM oder Truck-Grand-Prix, für eine kräftige Beschallung der Quiddelbacher Bürger sorgt.
Sicherlich Grund genug für Viele, nach einer Lösung für (relativ) Wenige zu suchen!
Was aber derzeit auf diesem Gebiet geschieht, dient eigentlich nur der Sicherstellung von bedeutsamen Einnahmen durch Touristenfahrten auf der Nordschleife des Nürburgrings für die neuen Besitzer.
Motor-KRITIK-Leser erhalten durch die Lektüre der derzeit geltenden Lärmvorschriften, wie sie in der „Anordnung“ (im Anhang) dargestellt sind, die Möglichkeit, zu einer eigenen Meinungsbildung.
Zumal sie nun auch weitere Details kennen, die bisher der Öffentlichkeit unbekannt waren.
MK/Wilhelm Hahne
Übrigens: Am Sonntag, dem 24. März 2019, wurde als lauteste Serienfahrzeug bei den Touristenfahrten, eine Chevrolet Corvette, mit 133 dB (A) gemessen!
Kategorie:
Anhang | Größe |
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Lärm-Anordnung für die Nürburgring-Rennstrecken vom 22. Mai 2017 | 387.66 KB |