Mercedes-Benz AG: Fehlermeldungen nur noch positiv?

Die Automobilindustrie maskiert sich neu. In Corona-Zeiten kann das fast unauffällig geschehen. Trug man zunächst eine bunte, ablenkende Stoff-Maske mit dem Namen „Newsroom“, hat man aktuell die wirkungsvollere, besser filternde „FFP2“-Maske angelegt. Unter der „Newsroom-Maske“ konnte sich noch das Marketing verbergen. Aktuell versteckt sich der Newsroom hinter einer Marketing-Maske, die sich „Kommunikations-Strategie“ nennt. BMW hat schon vor Monaten die Maske gewechselt. Nun ist auch Daimler/Mercedes so weit. - Ein Säugling „zahnt“, Erwachsene „verzahnen“! - BMW und Mercedes empfinden sich als Vorreiter einer Entwicklung, die schon lange vorher begann und erst heute in den Vordergrund gerückt wird, weil eine junge, dynamische Generation keinen Bezug mehr zu einer sinnvollen Vergangenheit hat, in der noch deutlich zwischen Presse- und Marketing-Arbeit unterschieden wurde. Heute kommt „alles in einen Topf“! Man wärmt sich „am Lagerfeuer des Storytellings“ , wie Peter Groschupf - als „alter“ Journalist noch mit den Unterschieden vertraut - schon im Februar dieses Jahres zum „Sündenfall“ von BMW schrieb. - Inzwischen köchelt nicht nur BMW und Mercedes, sondern eigentlich die gesamte Industrie an einem Eintopf von Brand-Campaign, Brand-Experience, Brand-Content, Brand-Protection und Public-Relation.

Mercedes-Benz AG: Fehlermeldungen nur noch positiv?

Was aktuell bei Daimler/Mercedes geschieht, ist wirklich auch – aus Motor-KRITIK-Sicht -  „brand-gefährlich“. Um ins verständliche Deutsch zurück zu kehren. Es gefährdet die Marke. Was in der Öffentlichkeit derzeit unbeachtet scheint:

  • Der Daimler-Konzern wird seit einiger Zeit einer Operation unterzogen, die schon für sich betrachtet so risikobehaftet ist, wie die Operation am offenen Herzen beim Menschen.

In dieser Phase werden nach meiner Auffassung Entscheidungen getroffen, die schon einer gesunden Firma schaden könnten. Im Falle Daimler/Mercedes schwächen sie einen kranken und schwachen Konzern besonders. Man ist in Stuttgart gerade dabei, den Konzern in mehrere Teile zu zerlegen, ein Prozess, der schon von Zetsche eingeleitet wurde und nun – fast unheimlich heimlich – hinter den Kulissen dem Ende zugeführt wird. Das gefällt nämlich auch dem neuen Konzernchef, weil sich danach keine neue Statistik mehr mit den Daten einer alten Statistik vergleichen lässt.

Zur Operation gehört, dass man z.B. den Pkw-Bereich von dem Lkw-Bereich trennt. Das ist ähnlich schwierig, wie die Trennung von siamesischen Zwilllingen. - Hinzu kommt:

  • Der Daimler-Pkw-Bereich hatte schon in diesem Jahr Rückrufe in Millionen-Höhe!
  • Der Daimler-Lkw-Bereich ist von seiner Bedeutung im Markt her von gut 50 Prozent Marktanteil inzwischen auf um 30 Prozent abgerutscht!

Auch ohne die aktuelle Operation sind beide Daimler-Teile eigentlich krank. Der eine krankt an mangelnder Perfektion in der Produktion, der andere im Vertrieb, auch durch Mangel an menschlichen Kontakten!

Ich möchte meinen Lesern die Schwierigkeit der „Operation“ auch an den dadurch entstehenden Kosten verdeutlichen, indem ich erzähle – worüber sonst nicht gesprochen wird. In die Vorbereitung der „Operation“ waren/sind drei große internationale Management-Beratungsfirmen (McKinsey. KPMG, Roland Berger)  eingebunden, die für ihre „ärztlichen Bemühungen“ dem Daimler-Konzern bisher schon so viele  Rechnungen mit Millionenbeträgen eingereicht haben, dass inzwischen die Milliardengrenze in Euro (!) erreicht sein dürfte!

Doch das ist eigentlich ein kleiner Aufwand, wenn man daran denkt, dass die „Hochzeit im Himmel“ 1998 mit Chrysler den Stuttgartern bis zur endgültigen Trennung (2009) einen Verlust von ungefähr 40 Milliarden Euro beschert haben dürfte. - In diesem Zusammenhang sind auch die jährlichen Millionenbezüge der Vorstände (einschl. Bonus) ein Klacks!

  • In dieser aktuellen – eigentlich kritischen - Phase der Zerlegung des Konzerns in einzelne „Profit-Center“, verbindet man nun auch noch die Presse- mit der Marketing-Kommunikation.

Die Manager des Stuttgarter Konzerns empfinden beide Ressorts wohl als „ein einziges Stück Reklame“, die man dann auch – schon aus Kostengründen – von einer einzigen Abteilung vermitteln lassen  kann. So versucht man ganz einfach – wie man meint – die Außendarstellung zu verbessern, vergisst dabei leider, dass ein wenig konstruktive Kritik auch positiv sein kann.

  • Die Entscheidung spricht eigentlich für ein falsches Selbstverständnis!

Ausgangspunkt für die neue Kommunikationslösung: Die Zeit scheint für eine solche Lösung reif, da wirkliche Journalisten, die auch die Dinge mal kritisch und kenntnisreich durchleuchten (sollten), mit der Zeit  immer weniger geworden sind, bzw. durch ihr Umfeld so „dressiert“ wurden, dass sie „lammfromm“ jede Art von Informationen schlucken. - Wenn sie nur von jemandem stammen, der zitierfähig ist. Da scheint es dann auch unwichtig, ob die Informationen aus der Marketing- oder Presse-Abteilung kommen. - Oder aus der Pförtnerloge. - Hauptsache: Eine „harte Info“ aus einer zitierfähigen Quelle!

So wird nun aus dem durch die Zusammenlegung entstandenen „Performance Marketing“ eine Abteilung, mit der lt. Ola Källenius:

...„die wertvollste Luxus-Automarke der Welt“ … ihren „Führungsanspruch bei elektrischen Antrieben und Fahrzeugsoftware mit noch mehr Schlagkraft“ der Welt vermitteln soll!

Diesen Effekt – Schlag-Kraft - kann jeder Elektriker bestätigen, der ungeschützt die Zusammenlegung von „Plus und Minus“ jemals in Form eines elektrischen Schlages verspürt hat!

Wenn die neue Entscheidung im Daimler-Konzern wirklich richtig ist,  warum belastet man dann den „abgetrennten“ Lkw-Teil – die Truck AG – die nach der Operation einer besonderen unterstützenden Behandlung bedarf, dann mit einer Entscheidung, die den bisherigen Kommunikationschef des Konzerns in einem Alter, das nahe dem Pensionsalter liegt, und ohne besondere Kenntnisse des Lkw-Geschäfts (ohne Lkw-Führerschein?) dann aus einer Position heraus unterstützen soll, die seiner bisherigen im Konzern nahe kommt?

Sein neuer Titel, der dann auch seine Aufgaben im Lkw-Bereich verdeutlicht ist:

„Generalbevollmächtigter für Außenbeziehungen und Kommunikation“.

Wenn die dem Pkw-Bereich gerade verordnete Fusion von Presse- und Marketing-Kommunikation die allein selig machende wäre – wovon man übrigens auch bei BMW überzeugt ist – dann wäre es doch wohl richtiger, auch den nun abgetrennten Lkw-Teil auch mit einer eben solchen „schlagfähigen“ Abteilung – wie für den Pkw-Bereich als optimal empfunden - auszustatten!

Statt dessen wird sie nun von einem Manager ohne jeden Bezug zum Produkt und ohne jede Erfahrung im Lkw-Geschäft für eine wahrscheinlich nur kurze Zeit – bis zur Pensionierung (!) – aber immerhin dann doch „belastet“? - Diese Entscheidung wird nur dadurch scheinbar verständlicher, dass der neue Leiter der Mercedes Truck AG  auch der Pensionierung nahe ist und sich seine neue Aufgabe bestimmt auch nicht ausgesucht hat, sondern zur Führung „abgestellt“ wurde.

Es gibt in der Vergangenheit Beispiele dafür, dass Mercedes-Manager auch schon mal „hoch- und weg-befördert“ wurden. - So taucht dann die Frage auf:

  • Hat man bei Mercedes/Daimler inzwischen das Lkw-Geschäft abgeschrieben? - Es gibt bedeutende Spediteure, die aufgrund ihrer Behandlung in jüngerer Vergangenheit – in der sie praktisch ohne direkte Ansprechpartner waren - eine solche Entscheidung schon verstehen würden!

In diesem Zusammenhang denke ich auch an die Änderungen, die dem für die Mercedes-Lkw-Produktion wichtigen Standort Mannheim bevorstehen. Der wird bald – aus welchen Gründen auch immer – von amerikanischen Managern unter anderem Namen (!) geführt werden. - So ist jedenfalls die interne Planung! - Das sollte eigentlich auch den Betriebsrat – aber aus anderen Gründen – interessieren!

Im Daimler/Mercedes Pkw-Bereich strebt man dagegen ein Optimum an, das dann von leitenden Managern so verstanden wird, dass man verbindet, was nicht zusammen gehört! Um diese Fehlentscheidung noch zu überhöhen – lässt man die neue Chefin der „Super-Abteilung“ dann an die Vorstandsdame des Pkw-Vertriebs berichten!

  • Ähnlich unverständlich wäre, wenn der Regierungssprecher der Bundesregierung keinen Zugang zu Angela Merkel mehr hätte und deren Entscheidungen erst aus zweiter und dritter Hand erfahren würde!

Diese unverständliche Entwicklung bei Daimler/Mercedes war eigentlich abzusehen, nachdem der Kommunikationschef des Konzerns als neues Aushängeschild für die Anpassungsfähigkeit des Konzerns - dessen „Mitschwimmen im Mainstream“ – schon vor Jahren einen Influencer von einem Marketingchef verordnet bekommen hatte. - Ein Versuch? - Der international bekannte Influencer hat den Daimler-Konzern aber schon zum Jahresende 2020 wieder verlassen. - Unauffällig! - Bei mir entstand dieser Eindruck, weil sein Abgang werksseitig nicht vermeldet wurde.

  • Da hat der „Head of Digital Transformation“ sein Ausscheiden aus dem Konzern dann selber vermelden müssen.

Sein Abgang passte sicherlich nicht so recht ins Bild, das man der Öffentlichkeit von „der wertvollsten Luxusautomarke der Welt“ (Ola Källenius) und seiner „dynamischen Anpassungsfähigkeit“ vermitteln wollte.

Auch der Marketingchef, der den Influencer  (engl. = Beeinflusser) dem Kommunikationschef „unterjubelte“, hat inzwischen die Firma verlassen. Er war es auch, der  – weil in Stuttgart IT und digitale Lösungen ganz groß geschrieben werden - Mercedes-Benz von den Kosten für die Erstellung von Prospekten der Pkw-Reihe befreit hat. Weil die Konfiguration eines Mercedes-Luxus-Modells für den künftigen Käufer an seinem Heim-Computer für den Stuttgarter Hersteller billiger ist?

  • Wer so denkt, hat keine Vorstellung von dem, wie man bei Menschen den Kaufwunsch nach einem „Luxus-Automobil“ auslösen bzw. vertiefen kann!

Nach Weggang des Marketing-Chef verbessert nun seit Oktober 2020 eine neue Marketing-Chefin die „Frauen-Quote“ in Führungspositionen bei Daimler weiter. Dazu sollte man auch die Pläne des Vorstandes kennen, diese Quote weiter zu erhöhen. In einem Daimler-Papier ist das so festgehalten:

„Der Vorstand der Daimler AG hat sich auch für die kommenden Jahre das Ziel gesetzt, den Anteil von Frauen im Topmanagement weiter zu steigern. Mit Beschluss vom 25. November 2020 hat er deshalb eine Zielgröße für den Frauenanteil vom 20 Prozent für die erste und 25 Prozent für die zweite Ebene des Vorstands und eine Frist bis zum 31. Dezember 2025 bestimmt.“

So wird die Wahl auch verständlich. Die neue Chefin, die - zumindest mir - bisher nur durch ihre Vorliebe für „verbrannte Finger“ auffiel, übernimmt nun praktisch die Führung in der Gesamt-Kommunikation des Herstellers. Ihr gemeinsamer  Auftritt mit der Vorstands-Dame Britta Seeger bei der Verleihung der „Laureus Sport for Good Awards 2020“ in Berlin machte aus meiner Sicht einen besonders „schlanken Fuß“ und erlaubt mir heute schon die Vorhersage, dass die Damen in Zukunft sicherlich gut zusammen arbeiten werden. - Zumal die neue Marketing-Chefin über eine „ Zero-Filter-Policy“ verfügt. - Auch bei der Erstellung von Presse-Informationen?

  • Kann eine solche „harmonische“ Detailentwicklung im Sinne des Gesamtunternehmens sein?

Sollte mir die vorherige Arbeit der aktuellen Marketingchefin als „Sales Planning Analyst“ bei smart aufgefallen sein? Ihre Zusammenarbeit dort mit Frau Dr. Winkler war sicherlich gut, aber unauffällig. Auch die Verkaufserfolge von smart, bzw. die Verkaufsentwicklung: Unauffällig! Dass sie im Herbst 2020 dann Nachfolgerin eines Marketing-Chefs wurde, der die Prospekte für Mercedes-Personenwagen abschaffte, hat meine Aufmerksamkeit auch nicht besonders auf ihre bisherige Arbeit gelenkt.

Nun zählen nach Darstellung der Daimler AG neben der strategischen Markenführung, die weltweite Konzeption, Umsetzung und Steuerung aller Kommunikationsmaßnahmen und Werbestrategien – sowohl für die einzelnen Baureihen als auch für übergreifende Themen der Marke Mercedes-Benz zu ihren Aufgaben. - Auffällig viel! - Da hat sie nun doch schon ein wenig Aufmerksamkeit verdient. Zumal sie in dieser Funktion noch nicht einmal an den Vorstandsvorsitzenden, sondern „nur“ direkt an die Vertriebs-Vorstands-Dame, Britta Seeger, berichtet!

Man muss sich bei dieser Gelegenheit aber fragen, an wen denn nun ein bei der Daimler AG als Head of External Affairs und Vice President geführte leitende Mitarbeiter des Konzerns - mit Sitz in Berlin - berichtet? Da passt dann die jetzt für die Kommunikation gewählte Berichtslinie kaum.

Es wird offiziell zwar die Kommunikation verschlankt, aber ohne Personalkürzungen, wie man intern versichert.

  • Zumindest ich bin davon überzeugt, dass man schon Einsparungen beim bisher beschäftigten Personal vornehmen wird. - Unauffällig!

Das Mitglied des Vorstands der Daimler AG und der Mercedes-Benz AG, für den Vertrieb verantwortlich, sieht dagegen nur positive Auswirkungen:

"Diese organisatorische Zusammenführung stellt sicher, dass Mercedes-Benz mit einer Stimme gegenüber diversen Zielgruppen und Stakeholdern spricht. Mit der intelligenten Bündelung der Presse- und Marketingkompetenzen unterstreicht Mercedes-Benz seine Vorreiterrolle bei der Gestaltung einer kundenzentrierten, progressiven und globalen Kommunikation"

Der durch die Fusion der Abteilungen erfolgte Effekt wird sich kaum „nach draußen“ verdeutlichen und wenn, dann dürfte er aus den genannten Gründen, zunächst also einmal in der Lkw-Sparte negativ auffallen.

Bei der Daimler AG scheint derzeit tatsächlich einiges im Umbruch zu sein. Eigentlich sind die Pkw-Produkte auch längst keine Premium-Produkte mehr. - Man schaue nur auf die Rückrufzahlen in den ersten vier Monaten dieses Jahres. Aber wahrscheinlich gehört das auch zu den neuen – unverständlichen - Maßnahmen des Konzerns, den Kontakt zu den Kunden zu intensivieren!

Das ist eine neue Art der Kontaktbindung, die noch durch eine weitere – auch von einer Dame geleiteten – großen Abteilung unterstützt wird, die weltweit um 2.000 Mitarbeiter beschäftigt. Ihr aktueller Titel:

„Vice President Digital & IT Marketing/Sales Mercedes Benz“

Schon aus der Entwicklung dieser Abteilung in den letzten Jahren, die eigentlich auch unauffällig erfolgte, kann man schon aus der Bezeichnung des Titels als „Leiterin“ dieser Abteilung ableiten, der „damals“ noch „Leiterin Digital und IT für Marketing & Sales Mercedes-Benz PKW“ lautete und als Führungspersönlichkeit den Personal-Vorstand gerne akzeptierte. Der führte/leitete diese Abteilung quasi so nebenbei.

Bis dann dem damaligen Firmenchef und Vorstandsvorsitzenden, Dieter Zetsche, die Leitung dieser Abteilung zugeordnet werden musste! - Was die Bedeutung dieser Abteilung zwar nach außen erhöhte, aber eigentlich einen mehr privaten Hintergrund hatte.

Heute ist diese Entwicklung längst vergessen, die Bedeutung dieser Abteilung aber deutlich größer geworden. - Darum muss auch die Entwicklung auf dem Kommunikationssektor aktuell  besonders ernst genommen werden.

Grundsätzlich ist die Digitalisierung der Marke keine Spielerei, sondern der Versuch, Gewinne zu maximieren. So sollen Kunden auch enger an die Marke gebunden werden.

"Wenn wir maßgeschneiderte Angebote für unsere Kunden einsetzen, generieren wir eine noch höhere Kundenzufriedenheit und somit auch mehr Umsatz."

Das sagt die in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannte IT-Dame mit Prokura im Konzern, die auch auf eine öffentliche Darstellung mit ihrem eigentlich vorhandenen Doppel-Namen verzichtet.

In einem modernen Automobilkonzern ist eine IT-Chefin von besonderer Bedeutung. Man wird aktuell auch durch die „Hangelei“ auf diesem Sektor bei VW daran erinnert. Bei Daimler/Mercedes scheint das kein Problem zu sein, aber insgesamt betrachtet gehört es wohl zu den Absichten des neuen Vorstandsvorsitzenden, die Gewinnmarge auf dem Pkw-Sektor nicht nur durch IT, Digitalisierung und KI zu erhöhen, sondern auch dadurch, dass er in Zukunft „kleine Modelle“ aussortieren möchte, da sie eigentlich nicht darstellen, was einen Premiumhersteller auszeichnet und auch nur eine geringe Gewinnmarge generiert: „Kleinwagen“!

So ist zumindest „aus Stuttgarter Insider-Kreisen“ zu hören. Källenius setzt in Zukunft – auch - auf die größeren Gewinn-Margen bei S-Klasse, Maybach und AMG! - Natürlich wird das auch nicht gerade in Presse-Informationen verbreitet, weil solche Interna die Öffentlichkeit nicht zu interessieren haben.

Wenn man aber die Grundeinstellung des Konzernchefs kennt, fallen einem auch die ersten aktuell wahrzunehmenden Anzeichen zur Umsetzung in die Praxis auf. Da gibt es in diesen Tagen z.B. die Ankündigung einer neuen Kampagne mit der Frage:

„Are you AMG-ready?
Die Kampagne zur neuen Markenpositionierung von Mercedes-AMG
Die neue Kampagne „Are you AMG-ready?“ bildet den Auftakt zur Positionierung der Marke Mercedes-AMG als Sub-Marke von Mercedes-Benz mit dem Anspruch, das Produktportfolio als Performance Luxury Brand zu stärken. Die Kampagne führt nicht nur eine neue Markenidentität und Haltung von AMG ein, sie bildet auch den kommunikativen Auftakt für alle kommenden Produktkampagnen. Sie soll bestehende Kunden an die Marke binden und neue Zielgruppen erobern. Dabei konzentriert sie sich auf den zeitlosen AMG Spirit.“

Und die neue Marketing-Chefin der Mercedes-Benz AG stellt dazu in einer anderen Information fest:

„Unsere strategische Neuausrichtung erfordert mehr denn je einen global konsistenten Markenauftritt. Dafür sorgen die globalen und regionalen Teams in engster Zusammenarbeit und bieten unseren Kunden und Fans ein nachhaltiges Luxus-Erlebnis an allen Kontaktpunkten – weltweit.“

Bei „weltweit“ fällt mir dann ein: Addiert man den immer größer werdenden Einfluss der chinesischen Aktionäre – man könnte sie auch „Mitinhaber“ nennen – bei Daimler/Mercedes hinzu, vergisst nicht, dass der smart – den es in Zukunft nur noch „emissionsfrei“ als Elektro-smart geben wird -  ausschließlich in China gebaut werden soll und denkt weiter daran, dass die Vierzylindermotoren die dann in Deutschland verbaut,  in Zukunft ausschließlich in China gefertigt sein werden, dann erscheint die neue Bündelung der Kommunikation wie ein weiterer Baustein, einen ehemaligen Vorzeigekonzern für den Bau von besonderen Automobilen, zu einem von austauschbaren Produkten zu machen, denen das Marketing durch eine geschickte Kommunikation erst ein Gesicht geben muss..

Man sollte auch nicht vergessen, gedanklich den Verkauf einiger wichtigen ostdeutschen Mercedes-Niederlassungen an chinesische Investoren dem „aktuellen Bild“ hinzu zu rechnen. Das war – aus meiner persönlichen Sicht - eine besondere Leistung des aktuellen  Vorstandsvorsitzenden auf seinem Weg über die Vertriebsabteilung weiter nach oben! Er hatte dabei wohl die Existenz einer Gruppen-Freistellungsverordnung nicht bedacht, wodurch dieser Verkauf an chinesische Investoren  erst besonders delikat wird. - Damit haben chinesische Hersteller praktisch den Fuß in der Tür zum deutschen Markt!

Aber muss man nicht China, wenn man deutscher Automobilhersteller ist, auch dankbar sein? Jörg Wuttke, Präsident der Europäischen Handelskammer in China, sagt zur aktuellen Situation:

„Im Automobilsektor hilft die chinesische Nachfrage bei der Erholung. Für viele Firmen stellt die Volksrepublik 45 bis 50 Prozent des Absatzmarktes dar.“

Also scheint auch diese Pro-China-Entscheidung der Mercedes-/Daimler AG verständlich. Da rundet die neue „Kommunikations“-Entscheidung das Bild nur ab, das in letzter Zeit bei uns in der Provinz durch eine Häufung von nicht verständlichen Entscheidungen in Stuttgart entstanden ist.

Viele Entscheidungen des Daimler-Vorstandes in letzter Zeit, scheinen mehr der Selbstdarstellung durch so kurzfristig darstellbare Positiv-Ergebnisse zu dienen, als einer langfristig auf Erfolg angelegten Firmenpolitik.

So sollte man auch das derzeitige Zusammenfügen von Abteilungen verstehen, die eigentlich nur dann sinnvoll funktionieren können, wenn sie in ihrem Für und Wider von Argumenten und Plänen sich gegenseitig nicht nur befruchten, sondern auch kontrollieren, sich gegenseitig kritisch anstoßen, um sich zu neuen Höchstleistungen aufzuschwingen!

  • Aus der Sicht eines „Motor-Journalisten vom Land“ scheinen die neuen „Fügungen“ leider nur auf einen kurzfristig vorzeigbaren Vorteil ausgerichtet.

Daimler/Mercedes geht einen Weg, der wieder einmal (!) von den abgehobenen Vorstellungen einer besonderen Bedeutung eines modern und weltoffen ausgerichteten Konzerns bestimmt wird. Das hatten wir schon mal – aber anders – als man sich u.a. Chrysler einverleibte, eine Vergrößerung der eigenen Bedeutung im Weltmarkt darzustellen versuchte, die schließlich nur neue Probleme geschaffen hat. - Und Verluste!

Auch die neue Zerlegung des ursprünglichen Konzerns, die noch nicht vollkommen abgewickelt scheint, hat bisher nur gewaltige Zusatzkosten beschert, wird den Konzern auch nicht zukunftssicherer machen.

  • Dafür bietet man der Konkurrenz nun eine immer offener werdende Flanke ‘gen Osten!

Eine primär vom Marketing bestimmte Kommunikation ist da auch nur ein weiterer Schritt in die falsche Richtung.  Einer Marketing-Abteilung wird man nicht übel nehmen, wenn sie „Reklame“ macht, aber einer Presseabteilung dann schon, wenn ihre Arbeit ausschließlich dem Marketing dient!

Aber die Herrin über das, was den Konzern in Zukunft nach außen glänzen lassen soll meint:

„Deshalb schlagen wir neue Wege in der Kommunikation ein. Wege, die nicht alleine ein Produkt oder einen Service in den Fokus rücken, sondern vielmehr unsere Marke und die damit verbundenen Werte.“

Sie vertritt auch die Meinung:

„Vertrauen, Leichtigkeit, Respekt und Liebe. Das sind die Gefühle, die wir bei unseren Kunden erzeugen wollen.”

Schade, dass ich kein Mercedes-Kunde bin. - Mir fehlt eben die Leichtigkeit zu Fehlentscheidungen!

Oder rechnet die Dame jetzt schon – vorausschauend - die Journalisten den Kunden zu?

MK/Wilhelm Hahne
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