Nürburgring: Gedanken vor dem 24h-Rennen 2021!

Eine neue Generation von Lesern kennt mich aus meinen Geschichten als Journalist, der nicht nur Fakten aneinander reiht, sondern sie auch mit einer Meinung verbindet und damit ab und an schon mal Hintergründe verdeutlicht, über die man heute gerne hinweg sieht. Wichtig scheint heute, wie sich etwas darstellt, nicht wie es dazu kam!

Ich habe darüber während eines gemütlichen Spaziergangs vom Parkplatz „Brünnchen“ hinüber zu „Posten 157“ („Wippermann“) nachgedacht. Das wenige Tage vor dem 24h-Rennen. Ich wollte mal nachschauen, wie weit denn die Vorbereitungen gediehen sind. Es werden zwar zum Rennen Zuschauer zugelassen sein, aber nicht an der eigentlichen Rennstrecke „Nordschleife“.

Eigentlich habe ich mir so nebenbei einen Eindruck verschaffen wollen, wie man denn als Spaziergänger im Waldgebiet um den Nürburgring daran gehindert werden sollte, auch einen Blick auf die „Nordschleife“ zu werfen. Denn viele Gebiete – nur wenige Meter von der Rennstrecke entfernt – sind gar nicht im Besitz des Nürburgrings. Mit einem Blick in die Unterlagen des Katasteramtes wird das jedem Interessierten deutlich, der zur Vorbereitung eines solchen „Spaziergangs“ einen entsprechenden zeitlichen Aufwand betreibt.

Im Bereich „Wippermann“ konnte man – auf dem Weg vom „Eschbach“ dorthin – z.B. eine Stelle ausmachen, von der man mit der Tele-Kamera einen sehr schönen, von keinem FIA-Zaun behinderten Blick auf die interessante Kurvenkombination am „Wippermann“ werfen und im Bild festhalten kann. - Ohne auf Grund und Boden des Nürburgrings zu stehen!

Hier habe ich schon gestanden, als noch Willi Bergmeister – leider schon verstorben – im Audi 80 oder vorher im NSU TT bei der ersten Links dort voll über die Curbs fuhr. Bei der folgenden Rechts-Bergab ist das eigentlich normal, zumal da das kurveninnere Vorderrad voll entlastet ist. - Wenn man schnell genug ist!

Aber ich war bei den 24h-Rennen der Vergangenheit (ab 1970) nicht immer nur Zuschauer. Ich war 1970 auch schon als Fahrer dabei. Damals mit dem wohl hubraumkleinsten Automobil, das jemals an einem 24h-Rennen teilgenommen hat: Mit einem Honda N 600. - Ich bin es zusammen mit meinem Bruder Bernd gefahren. (Leider auch schon verstorben.) Danach war ich noch elfmal am Start. (12 Starts, 10 Zieldurchfahrten.) Auf den unterschiedlichsten Tourenwagen, unterschiedlicher Fabrikate. Mit z.T. auch heute noch bekannten Fahrern und Journalisten-Kollegen.

Mit Rainer Braun und Luki Scheuer (auch schon tot), aber auch Heinz-Harald Frentzen, Marco Werner, die ich so auch besser kennen lernte. 1995 gab es zusammen mit meinem Bruder Bernd und Wolfgang Salvelsbergh dann auf einem Mühlner-Astra meine beste Platzierung: 10. im Gesamt. - Für das folgende 24h-Rennen in Spa ist dann zwar mein Bruder Bernd weggefallen, aber „Juppi“ Bermes hat dann zusammen mit Wolfgang und mir den Mühlner-Astra nicht nur zum Klassensieg, sondern auch auf den 2. Platz der Gruppe-N-Kategorie gesteuert.

  • So haben wir zusammen mit diesem Erfolg, beim 24h-Rennen in Spa für das Mühlner-Team – und Opel – dann die „European Community Challenge“ des Jahres 1995 und den entsprechenden Pokal gewonnen.

Es ist gut, wenn sich ein Spaziergang an einem schönen Streckenabschnitt der „Nordschleife“ mit so tollen Erinnerungen verbinden lässt. - „Juppi“ Bermes meinte noch vor Wochen, dass wir „damals wohl das lustigste Team“ dort waren, das sich der 24h-Herausforderung stellte. - Motorsport war für uns – trotz körperlicher Belastung – Entspannung vom beruflichen Alltag! - Wir hatten Spaß!

Wobei eigentlich meine Erinnerungen in Verbindung mit dem 24h-Rennen in der Eifel noch weiter – bis an die Anfänge – zurück reichen: Ein  großer Teil der ersten Ausschreibung ist von mir auf meiner Reiseschreibmaschine geschrieben worden. Die Idee zu einem 24h-Rennen hatte damals der 1. Vorsitzende des MSC Langenfeld, Peter-Paul Rutat (auch schon verstorben), der sie – weil da das Geld nicht reichte – zusammen mit dem damaligen Sportleiter des „reichen“ ADAC Gau Nordrhein, Willy Knupp (auch inzwischen tot) und mir zu einem funktionsfähigen Rennen entwickelte. Ich schrieb dann nieder, was uns so eingefallen war.

  • Zum Beispiel, dass so ein 24h-Rennen aus Sicherheitsgründen immer am längsten Tag (und der kürzesten Nacht!) des Jahres durchgeführt werden sollte!

Das ist später immer wieder vergessen worden. Weil eigentlich das „Geschäft“ immer mehr in den Vordergrund rückte und die sportliche Grundidee mehr und mehr „verwässert“ hat.

Schon 2019 habe ich mal eine Geschichte geschrieben, die mit „Motorsport in Deutschland: Von nun an geht's bergab!“ getitelt war. Die hatte den Breitensport – und damit die VLN – als Ausgangsbasis. - Aber die Entwicklung des 24h-Rennens verläuft auch nicht anders.

Was beim aktuellen 24h-Rennen der in den letzten Jahren erlebten Realität sehr nahe kommen wird, werden die Zuschauerzahlen sein.

  • Pro Veranstaltungstag dürfen in diesem Jahr 11.600 Zuschauer auf den Tribünen Platz nehmen, wenn sie nachweislich geimpft, genesen oder negativ getestet (Corona-) sind.

Denn um 200.000 zahlende Zuschauer beim 24h-Rennen waren bisher eine „Hochrechnung“ des  Veranstalters. - Noch niemals sind so viele Eintrittskarten verkauft worden.

Auch ich mache beim in den nächsten Tagen, dem vom 3. - 6. Juni ausgetragenen 24h-Rennen am Nürburgring lieber einen Spaziergang durch die wunderschönen Eifel-Wälder, werfe ab und an einen Blick ins Fernsehen – und mache mir so meine Gedanken!

MK/Wilhelm Hahne

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