Journalist & Schriftsteller: Gibt es Unterschiede?

Auf diese Frage kam ich erst beim Lesen einer Presse-Information aus dem Hause der Daimler AG. Dazu habe ich nichts spontan niedergeschrieben. Wäre ich ein normaler Journalist wäre das anders. - So habe ich mir nach dem ersten Durchlesen nur notiert: „Marketing bestimmt jetzt was wichtig und „wertvoll“ für den Konzern ist.“ - Schon beim ersten Lesen hatte ich aber begriffen, dass man dieses Thema nicht isoliert betrachten kann.

Dabei fiel mir ein, dass man von einem Motor-Journalisten auch mehr erwarten sollte, als von einem Journalisten. Der kann nur die reinen Fakten weiter verbreiten. Wenn es hoch kommt, wird der Chefredakteur in der Redaktions-Konferenz vielleicht – neben einer kleinen Meldung auf der Wirtschaftsseite zu veranlassen – auch noch einen Redakteur aus dem Feuilleton beauftragen, doch eine größere Geschichte mit dem Kern, „Ein Konzern der ohne Frauenquote das Richtige tut“, zu schreiben. - Für Seite 3. - Weil dieser Konzern auch ein guten Anzeigenkunde ist.

Beim Nachdenken darüber, was ich denn nun mit dieser Konzern-Information zu einer „Neuausrichtung“ unter einem Markentitel (Mercedes-Benz) machen sollte, habe ich einmal nachdenklich die handelnden Personen gezählt, die in der aktuellen Presse-Information vorkommen:

  • Vier Männer plus drei Frauen = 7 Personen!

Dazu ist mir dann eingefallen, dass man diesen Personenkreis – mit einer eigentlich schon interessanten Zusammensetzung – noch um einige Personen in einer Motor-KRITIK-Geschichte anreichern müsse, um Zusammenhänge für den Leser verständlich zu machen. - Eigentlich müsste man auch andere Handlungsstränge hinzufügen!

Und schon kam ich gedanklich zu der Feststellung, dass es ein Schriftsteller eigentlich leichter hat, als ein Motor-Journalist. Ein Journalist kann aus einer solchen Presse-Info eine kurze Meldung machen und die Meinung vertreten, dass er seine Leser gut informiert habe.

  • Ein Schriftsteller kann ein Buch, einen Roman schreiben!

Bei einem Motor-Journalisten muss daraus mindestens eine realistische Kurzgeschichte werden, die auch noch so spannend ist, dass der Leser – durch BILD „verwöhnt“ – beim Lesen bis zum Ende durchhält und – mindestens – eine Anregung erhalten hat, das Thema entsprechend seiner Einstellung so oder so gedanklich weiter zu führen. - Aber das wäre schon ein wirklich hoher Anspruch an einen Leser!

Da hätte es ein Schriftsteller, ein Buchautor leichter. Der könnte diese Pressemitteilung zu einem spannenden Wirtschaftskrimi verarbeiten. Er würde zunächst Kärtchen mit den handelnden Personen anlegen, deren Kreis aber vielleicht noch mit einem „Head of External Affairs“ und einem „Head of Digital Transformation“ angereichert werden sollte.

Dann müsste er Handlungstränge entwickeln, die die handelnden Personen zusammen führen, kann entstehende Spannungen darstellen, vielleicht noch – weil modern – ein wenig „Social Media“ untermischen, die Spannungen eskalieren lassen und… - Wahnsinn! - Er hätte auf vielen, vorher nicht exakt festgelegten Anzahl von Seiten die Möglichkeit, den Lesern schließlich eine spannende Freizeitlektüre anbieten zu können. Er könnte ein Stück Realität zu einem Roman werden lassen, ohne Persönlichkeitsrechte zu verletzen. - Denn Namen sind austauschbar, die Funktionen könnten bleiben.

  • Das würde so eigentlich schon in Verbindung mit dem beschriebenen Wirtschaftsunternehmen dann ein Stück Zeit-Satire sein!

Aber wie soll ein Motor-Journalist, der seine Aufgabe ernst nimmt, nun mit wenigen Sätzen diese aktuelle Pressemitteilung für seine Leser – auch in den Auswirkungen für die Zukunft – verständlich aufbereiten?

Es gibt übrigens zu der Pressemitteilung noch drei Fotos, die die Hauptdarsteller alle mit verschränkten Armen vor der Brust zeigen. - Was bedeutet das? - Es gibt verdammt viele Deutungsmöglichkeiten! - Sollte man das überhaupt erwähnen?

Ich denke, dass meine Geschichte, die ich demnächst auf diesen Seiten veröffentlichen werde, ohne viele Namen auskommen wird. - Denn: Namen sind Schall und Rauch! - Es kommt auf das Ergebnis einiger Entwicklungen an, die man zumindest in dieser Geschichte anreissen muss. Da spielt übrigens die „Damenwahl„ dann keine Rolle. Es kommt darauf an, dass etwas funktioniert!

Ein Journalist macht eine meinungsfreie Meldung, ein Schriftsteller bringt seine Phantasie mit ein und schreibt zum gleichen Thema ein spannungsreiches Buch, ein Motor-Journalist bindet die Vergangenheit mit ein, schaut in die Zukunft und versucht in einer Geschichte – so kurz wie möglich – seinen Lesern aufgrund seiner Erfahrung einen Eindruck von Inhalt und den Auswirkungen einer Presse-Info der Daimler AG zu vermitteln, die den schlichten Titel trägt:

„Neuausrichtung von Marketing und PR bei Mercedes-Benz“

MK/Wilhelm Hahne

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